SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 WISSEN - Manuskriptdienst „Was heißt schon öko? Umweltschutz mit Nebenwirkungen“ Autorin und Sprecherin: Stefanie Peyk Redaktion: Sonja Striegl Sendung: Mittwoch, 27. November 2013, 08.30 Uhr, SWR2 ___________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen/Aula (Montag bis Sonntag 08.30 bis 09.00 Uhr) sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 € erhältlich. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030! SWR2 Wissen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml Manuskripte für E-Book-Reader: E-Books, digitale Bücher, sind derzeit voll im Trend. 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Wir sind ja ein rohstoffarmes Land in Deutschland.“ / Atmo: Supermarkt, darauf Frau vom Anfang: „Da steht so ein Zeichen drauf ‚Pfandflasche‘, von daher gehe ich davon aus, dass es Mehrwegflaschen sind. … Mehrwegflaschen, oder?“ / Mann: Der eine Fernseher kann effizienter sein, aber wenn er effizienter ist und vielleicht sogar in den Kosten sinkt, dann gönnen sich die Menschen zwei Fernseher.“ / Atmo: elektrische Zahnbürste, Ausspucken, Spülen, darauf Mann: „Wenn wir in Deutschland beim Zähneputzen das Wasser zudrehen, dann hilft das nicht unbedingt in den wasserknappen Gebieten der Erde.“ Sprecherin: „Was heißt schon öko? - Umweltschutz mit Nebenwirkungen“. Eine Sendung von Stefanie Peyk. Atmo 1: Frühstück Atmo Tee einschenken / Mutter: „Darf ich bitte mal die Butter haben?“ / Sohn: „Ja.“ / Mutter: „Dankeschön.“ / Atmo Frühstück Sprecherin: Samstagvormittag in Stuttgart-Sillenbuch, eine vierköpfige Familie - wir nennen sie hier Familie Brettschneider - beim gemütlichen Frühstück. Es gibt Brötchen und Croissants mit Butter, Marmelade und Nuss-Nugat-Creme, außerdem Eier, Joghurt und Obst. Atmo 2: Äpfel essen Mutter: „Mag jemand von euch ein paar Äpfel mit Joghurt essen? Beide?“ Kinder: „Ja.“ Atmo Äpfel schneiden, Geklapper, Joghurtbecher auskratzen, essen. Sprecherin: Schmecken soll das Essen, das ist das Wichtigste. Aber Jeanette Brettschneider, die Mutter, achtet beim Einkauf auf mehr: O-Ton 1 - Jeanette Brettschneider: Ich versuche schon, frisches Obst und Gemüse auf dem Markt zu kaufen. Ich geh dann davon aus, dass es auch aus der Region ist. Sprecherin: So weit, so einfach. Doch Produkte aus der Region zu kaufen, reicht nicht aus, um die Umwelt wirksam zu schützen - zum Leidwesen vieler. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt attestiert den Deutschen ein recht hohes Umweltbewusstsein. Umweltschutz halten die Bürger für ähnlich wichtig wie die Wirtschafts- und 2 Finanzpolitik. Im Alltag aber erleben die Deutschen, dass es oft extrem schwierig ist, das ökologisch Richtige zu tun. Denn wer nicht auf Konsum verzichten will, muss fast zwangsläufig Abstriche machen beim Umweltschutz. Eine große Wohnung, der Geländewagen, Fernreisen - das alles belastet die Umwelt. Viele unserer Kaufentscheidungen haben ungewollte, manchmal auch ungeahnte Folgen. Atmo 3: Milch aufschäumen Vater: „Mag jemand die Milch aufgeschäumt?“ / Mutter: „Ja, ich gerne. Ihr auch, für den Kakao?“ /Junge: „Ich auch.“ Atmo Milch aufschäumen, darauf: Sprecherin: Wenn Jeanette Brettschneider Milch kauft, denkt sie dabei nicht ans Wassersparen, obwohl es einen Zusammenhang gibt. Denn für die Produktion unserer Lebensmittel wird viel Wasser verbraucht, auch in heißen und trockenen Ländern. Forscher am Institut für Technischen Umweltschutz der TU Berlin haben ausgerechnet, wie viel Wasser benötigt wird, bis ein Liter Milch im Kühlschrank steht. Der Umweltingenieur Markus Berger spricht vom „Wasserfußabdruck“ der Milch: O-Ton 2 - Markus Berger: Das geht zum einen darum, dass die Kuh natürlich etwas trinken muss und geputzt und gemolken werden muss, aber vorrangig geht’s um die Nahrungsmittel für die Kuh, die Futtermittel, die beregnet werden müssen. Das sind zum Beispiel Mais und Kraftfuttermittelzusätze, die zum Teil beregnet werden müssen. Da kommt man ungefähr auf eine Zahl von fünfzehn Litern Wasser, die schon erst mal für die Futtermittel aufgewendet werden müssen, und wenn man dann noch dazu zählt, dass auch noch Düngemittel von den Feldern ausgewaschen werden und Wasser verschmutzen, dann kommt man sogar auf eine Zahl von weit über hundert Litern Wasser, die verbraucht werden, um einen Liter Milch herzustellen. Sprecherin: Viele deutsche Bauern füttern ihre Rinder auch mit Futter aus Übersee, etwa mit Soja. Werden die Futterpflanzen in einer trockenen Gegend angebaut, verschärft die Bewässerung der Pflanzen den Wassermangel vor Ort. Leider sieht man der Milch im Supermarkt nicht an, wo auf der Welt wie viel Wasser für ihre Produktion verbraucht wurde. Markus Berger empfiehlt, im Zweifel Biomilch zu kaufen. O-Ton 3 - Markus Berger: Möglichst sollten Sie Milch kaufen, die von Kühen kommt, die mit regionalen Futtermitteln versorgt werden, die auch nicht mit Pestiziden behandelt worden sind und auch nicht mit Kunstdünger gedüngt worden sind - also da ist die Biomilch schon ganz gut, weil man sich da doch sicher sein kann, dass die Futtermittel überwiegend regional produziert werden und weniger mit Pestiziden oder Kunstdünger behandelt werden. 3 Sprecherin: Bei Milch wie bei frischem Obst und Gemüse ist die ökologischste Kombination: bio, regional und saisonal. Aber wer ernährt sich im Winter schon von Bio-Kraut und Schwarzwurzel aus der Heimat, wenn er auch importierte Tomaten und Zucchini kaufen kann? Für die Umwelt immerhin dürfte eine solche Art von Öko-Patriotismus sinnvoller sein, als zu Hause Wasser zu sparen. Auch, wenn die Deutschen das mit großer Begeisterung tun. Atmo 4: Klospülung Sprecherin: Inzwischen gibt es in Deutschland kaum mehr eine Toilette ohne Wasserspartaste auch bei den Brettschneiders in Stuttgart sind die Toiletten mit Spartasten ausgerüstet. O-Ton 4 - Rupert und Jeanette Brettschneider im Wechsel: Jeanette Brettschneider: Dann versuche ich schon auch, in der Küche nicht permanent Wasser laufen zu lassen. Was wir für den Garten haben, ist eine Regentonne, wo wir das Regenwasser aufsammeln. Im Sommer gießen wir damit unsere Blumen. Trotzdem ist unsere Rechnung ziemlich hoch. / Rupert Brettschneider: Für einen Vier-Personen-Haushalt über 600 Euro im Jahr, finde ich schon ziemlich viel. / Jeanette Brettschneider: Keine Ahnung, woran’s liegt. Atmo 5: Kläranlage Wasser fließt, darauf: Sprecherin: Die Erklärung findet sich wenige Kilometer von Brettschneiders Haus entfernt im Klärwerk Plieningen. Es liegt idyllisch im Tal des Flüsschens Körsch. Hartmut Klein, Vize-Chef der Stadtentwässerung Stuttgart, zeigt auf den Zulauf der Anlage: O-Ton 5 - Hartmut Klein: Das gesamte Abwasser kommt hier in einem großen Schacht an. In diesem Klärwerk wird das Abwasser verschiedener Stadtteile von Stuttgart gereinigt. Das Wasser enthält natürlich sehr viele Feststoffe, die Toilettenpapiere, Fette, Kohlehydrate, Stickstoff, und alle diese Stoffe bilden dieses trübe Abwasserbild. Sprecherin: Wegen der Fäkalien riecht’s auch eher streng. Jeden Tag wird in Plieningen so viel Abwasser geklärt, wie in vier bis fünf olympische Schwimmbecken passt, bei Regenwetter noch weit mehr. Eine Menge Wasser also, allerdings deutlich weniger als früher. Der Wasserverbrauch der Deutschen ist in den letzten Jahrzehnten merklich gesunken - von fast 150 Litern pro Tag und Person auf rund 120 Liter. Für die sparsamen Kunden wird’s trotzdem nicht billiger. Schuld sind unter anderem die hohen Fixkosten der Wasserbetriebe. 4 O-Ton 6 - Hartmut Klein: Wir müssen diese Anlagen bauen. Diese Anlagen können wir nicht verkleinern, nur wenn weniger Wasser kommt. Wir können auch das Personal nicht so einsetzen, dass es dem Abwasserstrom angepasst wird. Diese Fixkosten müssen wir dann eben auf die geringere Abwassermenge umlegen. D. h. die Pro-Kubikmeter-Preise steigen dann. Sprecherin: Das ist im ganzen Land so. Wenn die Deutschen seltener baden, erhöhen die Wasserbetriebe den Preis pro Kubikmeter, das Wasser wird teurer. Die Kunden wollen dann erst recht sparen - ein Teufelskreis. Außerdem schadet Wasser-Sparen den Leitungen. Damit die nicht verkeimen und korrodieren, werden Rohre und Kanäle von Wasser- und Abwasserbetrieben regelmäßig mit Wasser gespült. O-Ton 7 - Hartmut Klein: Wir reinigen unser Kanalnetz mit Hochdruckfahrzeugen. Das ist sehr wichtig, damit über die Schächte wenig Gerüche austreten. Diese Reinigung versuchen wir natürlich wirtschaftlich zu gestalten, aber je weniger Wasser drin fließt, umso häufiger müssen wir auch reinigen. Sprecherin: Der Eifer der Deutschen beim Wassersparen schafft also neue Probleme. Ein Beispiel dafür, wie Umweltschutz nach hinten losgehen kann. Diese Erfahrung machen nicht nur die privaten Haushalte, auch gut gemeinte Umweltpolitik kann scheitern - aus unterschiedlichen Gründen. Einen davon nennt Harald Heinrichs, Professor für Nachhaltigkeit und Politik an der Leuphana Universität Lüneburg. O-Ton 8 - Harald Heinrichs: Es gibt einfach Wissensgrenzen. Man hat angezielte Folgen. Aber jede Handlung, jede Entscheidung hat auch Nebenfolgen. Einige Nebenfolgen könnte man vielleicht vorher kennen, wenn man sich genug damit beschäftigt, andere Nebenfolgen sind aber wirklich auch überraschend. Sprecherin: Wie das Beispiel Dosenpfand zeigt. Das Pfand sollte eigentlich vom Kauf von Dosen und Einweg-Flaschen abschrecken. Stattdessen hat es Einweg aufgewertet. Solche Überraschungen sind kein Grund, auf Umweltschutz zu verzichten. Politiker genauso wie Bürger müssen nur bereit sein, dazu zu lernen. Wie beim Wassersparen. In einem regenreichen Land wie Deutschland sind Spartasten auf dem Klo überflüssig, beim Zähneputzen den Hahn zudrehen ist unnötig. Trotzdem bleibt es vernünftig, die Ressource Wasser zu schonen. Der Umweltingenieur Markus Berger rät, weniger warmes Wasser zu verbrauchen. Denn fürs Erhitzen wird Energie eingesetzt. Die liefern häufig Öl, Gas oder Strom. 5 O-Ton 9 - Markus Berger: Warmes Wasser sparen ist sehr sinnvoll. Um einen Kubikmeter warmes Wasser zu erzeugen, werden ungefähr 10 Kilogramm CO2 emittiert, insbesondere durch die Aufheizung des Wassers, und demzufolge bedeutet Wassersparen CO 2-Sparen. Sprecherin: Warmes Wasser zu sparen ist also gut fürs Klima. Außerdem sollten wir das Wasser nicht unnötig verschmutzen, zum Beispiel alte Medikamente nicht ins Klo werfen, sondern in die Restmüll-Tonne. Und wir können Wasser sparen, indem wir anders einkaufen und stärker auf die Herkunft der Produkte achten. Einen großen Teil unseres Wasserbedarfs haben wir längst ins Ausland verlagert. Wo Dürre herrscht, ist aber selbst die Bio-Landwirtschaft kaum nachhaltig. O-Ton 10 - Markus Berger: Das sind so Beispiele wie die Tomaten, insbesondere auch die Bio-Tomaten, die aus Spanien in der Regel kommen, wo ungefähr fünfzehn Liter Wasser pro Kilo Tomaten in sehr trockenen Regionen verwendet werden. Oder das könnte auch die Baumwolle sein, die zum Beispiel aus Ägypten kommt und dort 3000 Liter Wasser pro Kilogramm verbraucht, das sind durchaus enorme Mengen, die auch in leider sehr trockenen Gebieten verbraucht werden. Sprecherin: Die Herstellung all der Baumwoll-Jeans, T-Shirts, Handtücher und anderer BaumwollTextilien, die die Deutschen in einem Jahr kaufen, verschlingt mehr als doppelt so viel Wasser wie die privaten Haushalte im gleichen Zeitraum zum Waschen, Kochen und Baden benötigen. Das geht aus Berechnungen des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2010 hervor. Ein T-Shirt weniger zu kaufen kann der Umwelt mehr bringen als die dickste Spartaste an der Toilettenspülung. Umweltschutz ist nicht nur kompliziert: gelegentlich widersprechen sich die hehren Ziele auch: O-Ton 11 - Markus Berger: Es ist oft so, dass Produkte, die aus Klimaschutzsicht sehr günstig sind, eben einen relativ hohen Wasserverbrauch haben und umgekehrt. Ein Beispiel wäre Biokraftstoffe. Biokraftstoffe haben natürlich eine etwas günstigere CO2-Bilanz, verbrauchen natürlich viel mehr Wasser. Da gibt es Zahlen, die sagen, bis zu einem Faktor 10.000 mehr an Wasserverbrauch für die Biokraftstoffe. Sprecherin: Wer die Umwelt wirksam schützen will, muss mehrere Dinge gleichzeitig im Auge behalten. Damit tun sich nicht nur die Verbraucher schwer, sondern auch die Politik. Der Soziologe Harald Heinrichs beobachtet das zum Beispiel bei der Energiewende. 6 O-Ton 12 - Harald Heinrichs: Da stehen die Klimaschützer den Naturschützern gegenüber. Wir haben die unangenehmen Nebeneffekte, dass die Energiewende wirtschaftliche negative Begleiterscheinungen hat, über die klagt die Industrie, Strompreise, auf der anderen Seite stellt sich aber auch die soziale Frage. Der Grund dafür ist tatsächlich aus meiner Sicht, dass die Politik immer auf ein Thema sich konzentriert, versucht, da eine Lösung auch zu finden, dass man aber nicht das breitere Nachhaltigkeitsverständnis, wo man Wechselwirkungen zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen in den Blick kriegen müsste, dass das tatsächlich nicht vorhanden ist oder nicht genutzt wird. Atmo 6: Tisch abräumen Mutter: „Jeder trägt bitte was in die Küche.“ / Vater: „Wischt du mal den Tisch ab?“ / Junge: „Darf ich das machen?“ / Rupert Brettschneider: „Ja.“ / Atmo Wasser in der Spüle. Sprecherin: Die Stuttgarter Familie Brettschneider bemüht sich, die Umwelt zu schützen, so gut es eben geht. Sie bezieht Ökostrom, sie heizt mit Biogas, einen Teil der Energie fürs warme Wasser liefert eine kleine Solaranlage. Brettschneiders erleben aber auch fast täglich, dass beim Umweltschutz der Teufel im Detail steckt. Energiesparlampen etwa sollen helfen, das Klima zu retten. Leider enthalten sie giftiges Quecksilber. Die quecksilberfreien sehr effizienten Leuchtdioden dagegen sind teuer. Anderes Beispiel: Mülltrennen. O-Ton 13 - Jeanette und Rupert Brettschneider im Wechsel: Jeanette Brettschneider: Also bei diesem Joghurtbecher haben wir eigentlich eine Kombination aus Alu, Plastik, Papier, und ich müsste eigentlich das Papier abmachen schon mal (man hört, wie sie’s abmacht), was ich ehrlich gesagt nicht mache. Ich schmeiß immer alles zusammen weg in den Gelben Sack. Da achtet man dann doch nicht so drauf, ganz ehrlich gesagt. / Rupert Brettschneider: Warum ist auf dem Nutella-Glas der Grüne Punkt, hab ich mich letztens gefragt, ist das jetzt ein Glas oder tu ich’s in den Gelben Sack? / Jeanette Brettschneider: Wir tun’s ins Altglas und den Deckel in den Gelben Sack. / Rupert Brettschneider: Ja. Sprecherin: Eine gute Lösung. Den Deckel mit in die Altglastonne werfen wäre aber auch in Ordnung. „Grüner Punkt“ heißt nicht automatisch „Gelber Sack“. Der Grüne Punkt ist das Zeichen und gängiger Name des Dualen Systems Deutschland, kurz DSD, des Marktführers unter den Entsorgern von Verpackungsmüll. Das Zeichen bedeutet lediglich, dass hier ein Hersteller Gebühren an den Grünen Punkt zahlt. Der verwertet auch Altglas und Altpapier. Dem Verbraucher kann das runde Zeichen mit den zwei ineinander greifenden Pfeilen egal sein, für ihn ist nur wichtig: Glas gehört in den Glascontainer, Papier in den Papiercontainer, leere Verpackungen kommen in den Gelben Sack - egal, ob darauf ein Grüner Punkt prangt oder nicht. Damit fängt das MüllTrennen und Sortieren erst an. 7 Atmo 7: Laster lädt Müll ab, darauf: Sprecherin: Die Anlieferungshalle einer Müll-Sortieranlage - sie gehört den Mittelbadischen Entsorgungs- und Recyclingbetrieben in Bietigheim südwestlich von Karlsruhe. Ein Laster lädt tonnenweise Verpackungsabfälle ab, lose und in gelben Säcken. In der Halle riecht es leicht faulig, der Müll stapelt sich viele Meter hoch: darunter leere Milchkartons, Waschmittelflaschen, Zahnpasta-Tuben und Plastiktüten - aber auch Blumentöpfe und ein Regenschirm. Atmo 8: Radlader Sprecherin: Ein Radlader schaufelt die Abfälle auf ein Förderband - und schickt den Müll auf seine Reise durch die Sortieranlage. Ende Atmo 8, Beginn Atmo 9 Tetra Trenner, darauf: Sprecherin: Einen Großteil der Sortier-Arbeit übernehmen Maschinen, erklärt Norbert Völl vom Grünen Punkt. Hier in Bietigheim wird etwa ein Drittel der Abfälle im Auftrag seines Unternehmens sortiert. O-Ton 14 - Norbert Völl: Hier werden die Kunststoffe und die Getränkekartons aussortiert. Man bestrahlt die Verpackungen auf dem Fließband mit starken Lampen, und eine Kamera fängt dann das reflektierte Licht auf, und ein Computer analysiert das, und der weiß dann: liegt da ein Getränkekarton oder liegt da eine Shampoo-Flasche aus Polyethylen. Und so kann man dann der Maschine sagen, sie soll mir zum Beispiel alle Getränkekartons herausholen. Dann wird das Ganze noch mal von Hand nachkontrolliert, um da die Reinheit zu vergrößern. Sprecherin: Am Ende werden die sortierten Abfälle zu großen Ballen gepresst. Auf dem Hof der Bietigheimer Sortieranlage sieht es aus, als hätte ein Riese mit bunten Bauklötzen gespielt und daraus Mauern gebaut … Mauern aus Wertstoffen, bares Geld in QuaderForm. Denn aus Alu-Abfällen lassen sich zum Beispiel neue Gehäuse für Haushaltsgeräte gießen, Bleche oder Folien. Aus alten PET-Einwegflaschen können neue Flaschen gemacht werden oder Polyesterfasern für die Textilindustrie. An der Behauptung, dass viele Abfälle aus dem Gelben Sack gemeinsam mit dem Restmüll in der Müllverbrennungsanlage landen, sei nichts dran, beteuert der Entsorgungsfachmann Helmut Grießer, der auch für die Mittelbadischen Entsorgungsund Recyclingbetriebe arbeitet. 8 Was sich an Wertstoffen ohne größeren Aufwand nutzen lasse, das werde auch genutzt, schon aus wirtschaftlichen Gründen. O-Ton 15 - Helmut Grießer: Kunststoffprodukte, die haben, je nach Marktlage, zwischen 100 und 250 Euro Erlöse pro Tonne. Jetzt können Sie sich vorstellen, dass kein Wirtschaftsunternehmen Material in die Müllverbrennung gibt, um Euro 80 zu bezahlen, wenn’s beim sortierten Produkt 200 Euro im Schnitt erlöst. Sprecherin: Manche Misch-Kunststoffe, Plastik-Schnipsel und Folien-Fetzen aber lassen sich schwerer recyceln - das Recycling ist dann meist nicht mehr lukrativ. Solcher Kunststoff-Müll wird dann tatsächlich oft verbrannt, gibt Norbert Völl vom Grünen Punkt zu. Allerdings nicht in der Müllverbrennungsanlage. O-Ton 16 - Norbert Völl: Aus den Resten wird alles herausgezogen, was einen Heizwert hat und wenig oder keine Schadstoffe enthält, und daraus entsteht dann ein Brennstoff für die Industrie, zum Beispiel für Zementwerke oder auch für Kraftwerke und ersetzt dort Öl oder Kohle, die man ansonsten als Brennstoff einsetzen müsste. Sprecherin: Wer Plastik-Pellets verbrennt, braucht entsprechend weniger Öl, die Umwelt profitiert. In die Müllverbrennungsanlage wandert am Ende fast nur der Abfall, der im Gelben Sack sowieso nichts verloren hat: die Damenbinde, der Gartenschlauch, der Kochlöffel oder der Turnschuh. Private Haushalte entlasten und das Sortieren und Trennen einfach ganz den Sortieranlagen überlassen - davon hält der Fachmann vom Grünen Punkt, wie zu erwarten, gar nichts: O-Ton 17 - Norbert Völl: Sie können nicht alles in eine Tonne werfen und so eine Anlage wie hier wird’s dann auseinander sortieren, das wird nicht funktionieren. Das wäre viel zu aufwändig, viel zu teuer, und die Wertstoffe wären auch einfach zu verschmutzt von all dem Restmüll, der da drin ist. Sprecherin: Sinnvoll wäre eine Wertstofftonne, in die nicht nur Verpackungen geworfen werden, sondern zum Beispiel einfach alles, was Plastik oder Metall ist. In Städten wie Hamburg und Berlin gibt es solche Tonnen bereits, eine bundeseinheitliche Regelung steht noch aus. Bis dahin bleibt der Gelbe Sack Standard. In den dürfen nur Verpackungen, manchmal verirrt sich in den Sack aber auch unerlaubt ein Salatsieb oder ein Schraubenzieher. Fachleute sprechen dann von einem „intelligenten Fehlwurf“. 9 Einen solchen entdeckt Norbert Völl in einem Kunststoff-Ballen im Hof der Bietigheimer Sortieranlage. O-Ton 18 - Norbert Völl: Da guckt die Schnute einer Gießkanne raus, das ist ein typischer intelligenter Fehlwurf, weil der Verbraucher sich sagt: Das ist Plastik, das kann genauso gut recycelt werden wie mein Joghurt-Becher, und das stimmt im Prinzip auch. Die Gießkanne besteht aus denselben Kunststoffen, aus denen auch Verpackungen gemacht sind. Das heißt, es ist überhaupt kein Problem, sie hier mit zu sortieren und sie nachher auch mit zu verwerten und was Neues draus zu machen. Aber sie ist keine Verpackung, deswegen gehört sie eigentlich nicht in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack. Sprecherin: Am umweltfreundlichsten ist, Müll zu vermeiden. Das Recycling von Wertstoffen ist immerhin die zweitbeste Lösung - allerdings könnte das Sammeln und Sortieren besser organisiert sein. Und Mischkunststoffe könnten häufiger recycelt werden anstatt sie im Zementwerk zu verheizen - das ist technisch möglich, die Politik setzt aber keine entsprechenden finanziellen Anreize. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Umweltpolitik zu kurz greifen kann. Viel zu häufig werden Umweltschutz-Ziele auch von Wirtschaftslobbies unterlaufen, klagen Fachleute wie der Soziologe Harald Heinrichs. Als Beispiel führt er den vorerst gescheiterten europaweiten Handel mit Emissionszertifikaten an. Auf Druck der Wirtschaft hat die Politik deutlich zu viele CO2-Verschmutzungsrechte auf den Markt gegeben. Das Ergebnis: Zuletzt waren die Zertifikate viel zu billig, um noch eine Wirkung zu haben. O-Ton 19 - Harald Heinrichs: Man ist sich einig, ein Instrument wäre gut und ist es wahrscheinlich auch, beispielsweise Zertifikate, aber im politischen Kompromiss kommen denn so viele Zertifikate raus, weil man der Industrie nicht weh tun möchte, dass dann das gute Instrument Zertifikate und Emissionshandel ad absurdum geführt wird und nicht mehr funktioniert. Sprecherin: Die EU will die Verschmutzungsrechte nun zeitlich befristet verknappen. Ob das aber ausreicht für wirksamen Klimaschutz, ist umstritten. Harald Heinrichs betont, dass es durchaus auch erfolgreiche Umweltpolitik gibt. O-Ton 20 - Harald Heinrichs: Angefangen vom internationalen Schutz der Ozonschicht über die Gewässerqualität, Gewässerschutzpolitik, da hat sich einiges zum Positiven verändert, oder auch die Filter, die in den 80er Jahren eingebaut worden sind in Industrieanlagen, um Schwefeldioxid zu senken und damit auch den sauren Regen zu vermeiden. 10 Sprecherin: Manchmal wählen die Verantwortlichen aber auch Instrumente, die sich als von vornherein ungeeignet erweisen. Ein Beispiel ist das Einweg-Pfand auf Dosen und Einwegflaschen. Atmo 10: Flaschenautomat im Supermarkt, Jeanette Brettschneider zu Tochter: „So, leg mal rein … legst du die auch rein?“ / Tochter: „Mhm…“ Sprecherin: Jeanette Brettschneider und ihre Tochter schieben leere Plastik-Wasserflaschen in den Pfand-Automaten im Supermarkt. Das Einweg-Pfand wurde vor über zehn Jahren eingeführt, um umweltfreundliche Mehrweg-Flaschen zu fördern. Nach Angaben des Umweltbundesamts hat das nur beim Bier geklappt. Ansonsten aber schrumpfen die Marktanteile von Mehrweg-Getränken. Ein Grund ist, dass viele Kunden Getränke beim Discounter kaufen, und die großen Discounter meist nur Einwegflaschen führen. Ein zweiter Grund: die Kunden sind schlicht verwirrt. Viele glauben, jede Pfandflasche sei automatisch eine Mehrwegflasche. Atmo 11: Supermarkt, Jeanette Brettschneider: „Das sind Mehrwegflaschen … Mehrwegflaschen, oder? … steht nicht drauf …“ Sprecherin: Pfandflaschen können beides sein: Mehrweg, aber auch Einweg. Atmo 12: Supermarkt, Jeanette Brettschneider: „Dann sind’s Einwegflaschen, oder was? Ich hab keine Ahnung …“ Sprecherin: Eine deutliche Kennzeichnung mit MEHRWEG- und EINWEG-Schildern am Supermarkt-Regal war schon geplant, ist im politischen Hickhack aber zunächst gescheitert. Die Kunden sind also auf sich gestellt. Ein Anhaltspunkt ist die Höhe des Pfands: bei Einweg beträgt das Pfand immer 25 Cent, bei Mehrweg wird für gewöhnlich weniger verlangt. Wer das nicht weiß, verliert leicht den Überblick. Die Folge: Mehrweg verliert statt - wie eigentlich politisch gewünscht - zu gewinnen. Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt verteidigt das Einweg-Pfand trotzdem: O-Ton 21 - Gerhard Kotschik: Eine Wirkung ist, dass die zurückgegebenen Getränkeverpackungen sehr gut verwertet werden, die Kunststoffflaschen. Das ist eine sehr reine Fraktion, die ist nicht 11 verschmutzt. Das PET kann zu neuen Getränkeflaschen oder zu anderen Produkten sehr hochwertig recycelt werden, viel reiner als Kunststoffe, die aus anderen Materialströmen gewonnen werden können. Andere Vorteile sind zum Beispiel: man sieht so gut wie keine bepfandeten Einweggetränkeverpackungen in der Umwelt, und wenn sie doch da sind, dann sammelt sie irgendjemand auf, um sich die 25 Cent Pfand zu holen, und sie bleiben nicht in der Umwelt liegen. Atmo 13: Pfand-Automat spuckt Bon aus Sprecherin: Wer Mehrweg kauft, dem empfiehlt der Fachmann, möglichst Mehrweg-Flaschen aus der Region zu wählen, aus einem Umkreis von etwa 250 Kilometern rund um den Wohnort. Denn je weiter Mehrweg-Flaschen transportiert werden müssen, umso geringer ihr Umwelt-Vorteil, besonders, wenn es schwere Glasflaschen sind. Mit dem Einweg-Pfand wollte die Politik die Bürger sanft zu mehr Umweltschutz bewegen und hat stattdessen vor allem Verwirrung gestiftet. Gelegentlich erinnert Umweltpolitik auch an den Horaz-Vers vom Berg, der kreißte und eine Maus gebar: Enorm viel Aufwand, geringe Wirkung. Ein Beispiel sind die Umweltzonen, die viele Kommunen eingerichtet haben. Atmo 14: Anschnallen, Atmo Autofahren O-Ton 22 - Jeanette Brettschneider: Wir haben zwei Autos. Beide Autos haben grüne Plaketten, können damit also in diese Umweltzone in Stuttgart reinfahren, es soll eine Verbesserung für die Luft sein, inwiefern das tatsächlich hilft, vielleicht bringt’s ein bisschen was, aber ich glaube, nicht ausreichend. Atmo 15: Verkehr Neckartor Sprecherin: Die B14 am Stuttgarter Neckartor, eine sechsspurige Ausfallstraße, auf der Tag für Tag an die 70.000 Autos fahren. Hier, auf der Rückseite des Amtsgerichts, steht ein mannshoher, weißer Kasten mit grünem Dach, aus dem Stangen mit Metall-Töpfen ragen. Das ist eine Mess-Station für Luftschadstoffe der LUBW, der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Atmo 16: Klappern mit Filtern Sprecherin: Werner Altkofer, Leiter der Abteilung Messtechnik und Analytik, wechselt bei geöffneter Tür die Feinstaub-Filter im Innern des Kastens. 12 O-Ton 23 - Werner Altkofer (auf Atmo): Das sind jetzt unterschiedliche Schwärzungsgrade. Sonntags ist üblicherweise nicht so viel Verkehr, dann ist auch weniger Feinstaub in der Luft, und werktags ist’s halt mehr. (Klappern) Das war ein Mittwoch, mitten in der Woche, voller Berufsverkehr, und der Filter ist kohlrabenschwarz. Sprecherin: Hier ist deutlich sichtbar, wie viel Feinstaub Passanten am Neckartor einatmen müssen trotz Umweltzone. Die gibt es in Stuttgart seit März 2008, seit Anfang 2012 dürfen nur noch Autos mit grüner Plakette ins Stadtgebiet. Auch zahlreiche andere Städte haben auf Druck der EU Fahrverbote für Dreckschleudern erlassen. Da wurden Schilder aufgestellt, Plaketten ausgegeben und Kontrollen organisiert. Trotzdem werden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide regelmäßig überschritten. Das Stuttgarter Neckartor ist längst berüchtigt für seine schlechte Luftqualität. O-Ton 24 - Werner Altkofer: So eine Umweltzone bewirkt natürlich die Kappung der Spitzen, das heißt, es geht kontinuierlich zurück, aber nicht: ich führe eine Umweltzone ein, und die Welt ist in Ordnung. Ideal wäre, wenn nur noch Null-Emissionsautos hier durchfahren würden. Das wird aber so schnell nicht passieren können. Das zweite ist: warum müssen hier 70.000 Autos durchfahren. Auch im eigenen Verhalten müssten Änderungen eintreten. Das ist alles sehr schwierig zu erreichen. Wir arbeiten momentan an technischen Lösungen, das ist die Euro-6-Norm, das heißt, dass praktisch ein kleiner Chemie-Reaktor im Auto drin ist, der die Stickoxide vernichtet. Sprecherin: Die öffentlichen Verkehrsmittel zu stärken wäre eine weitere Möglichkeit, für bessere Luft in den Städten zu sorgen. Aber vielen Deutschen ist ihr Auto heilig. Familienvater Rupert Brettschneider fasst sich da auch an die eigene Nase: O-Ton 25 - Rupert Brettschneider: Es ist eine sehr zwiespältige Sache. Einerseits fahre ich sehr gerne einen 6-Zylinder, zugegebenermaßen. Andererseits versuche ich dann, wenn’s geht, mich aufs Fahrrad zu schwingen, vom Brötchen holen, ich kauf mal hier was um die Ecke, mache ich alles mit dem Fahrrad, auch wenn’s Wetter nicht so glänzend ist. Aber … / Jeanette Brettschneider: Das Auto vor der Tür muss sein. / Rupert Brettschneider: Es ist nicht durchgängig, also da ist viel Potential. Sprecherin: Ausgerechnet umweltbewusste Akademiker schaden dem Klima oft mehr als andere Haushalte, egal, wie viel Biomilch sie kaufen, denn sie haben in der Regel größere Wohnungen, die im Winter beheizt werden müssen, sie fahren die dickeren Autos und fliegen öfter in Urlaub. Als besonders umweltfreundlich dagegen gilt der Lebensstil von 13 Schrebergärtnern. Sie verreisen kaum und verbringen die Freizeit lieber im Garten. Da wird Bescheidenheit zur Öko-Tugend. Denn wer konsumiert, belastet damit automatisch sein Öko-Konto. Oder anders ausgedrückt: für die Umwelt wäre es am besten, wir würden zu Fuß gehen. Aber ein 3lAuto ist immer noch besser als ein spritfressender Geländewagen. Der Soziologe Harald Heinrichs will die Verantwortung auch nicht ausschließlich den Verbrauchern aufbürden. O-Ton 26 - Harald Heinrichs: Politik und Wirtschaft natürlich sind mindestens im gleichen Maße gefordert, ihre Beiträge zu leisten, die Wirtschaft durch ihre Angebote, die Politik durch ihre Rahmenbedingungen, es den Konsumenten so einfach wie möglich zu machen, dass sie ihr Umweltbewusstsein, was vorhanden ist, auch tatsächlich in konkretes Handeln übersetzen können. Sprecherin: Darauf bauen auch die Brettschneiders aus Stuttgart. Umweltschutz ist ihnen ein Anliegen - auch wenn manchmal fraglich ist, wie viel er im Einzelnen bringt. O-Ton 27 - Jeanette und Rupert Brettschneider (nacheinander): Jeanette Brettschneider: Ich würd‘ jetzt nicht anfangen zu sagen: hey, ist eh alles völlig Wurscht, ich hau jetzt alles in eine Tonne rein, könnt‘ ich vom Gewissen auch nicht machen. / Rupert Brettschneider: Ich denke auch, es ist so ein Stück weit eine Abwägung zwischen Aufwand und geglaubtem Nutzen. Solange der Aufwand sich in Grenzen hält, und das tut er ja, ist es, denke ich, absolut vertretbar und hat man auch ein gutes Gefühl, wenn man sich so verhält. ******************** 14
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