Helaba Volkswirtschaft/Research DEVISENFOKUS 27. Juli 2016 US-Dollar AUTOR Christian Apelt, CFA Telefon: 0 69/91 32-47 26 [email protected] REDAKTION Patrick Franke HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 In den letzten Wochen beruhigte sich der Devisenmarkt wieder. Der Japanische Yen gab nach, während der Australische Dollar sowie einige Schwellenländerwährungen z.T. deutlich aufwerteten – eine Ausnahme war die Türkische Lira. Die US-Präsidentschaftswahlen können auf den US-Dollar erheblichen Einfluss ausüben. Unter einer demokratischen Präsidentin Clinton hielten sich die Impulse wohl in Grenzen. Bei einer Wahl des Republikaners Trump treten zwar gegensätzliche Faktoren auf, in diesem Fall spricht jedoch mehr für eine Dollar-Abwertung. Da ein Sieg Clintons aber derzeit wahrscheinlicher ist und die Fed ihre Zinserhöhungen vermutlich fortsetzen wird, dürfte der Euro-Dollar-Kurs bis Jahresende fallen. Helaba Währungsprognosen Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 27.06. bis zum 26.07.2016) US-Dollar 0,4 Japanischer Yen -2,2 Britisches Pfund -0,4 Schweizer Franken -1,1 Kanadischer Dollar -0,5 Australischer Dollar 2,7 Neuseeland-Dollar 1,2 Schwedische Krone -0,9 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. 0,4 Norwegische Krone 0,5 Tschechische Krone Polnischer Zloty 2,3 Ungarischer Forint 1,6 Russischer Rubel -0,2 Türkische Lira -3,2 Koreanischer Won 4,4 Chinesischer Yuan -0,3 Indische Rupie 1,1 8,0 4,0 2,5 Südafrikanischer Rand Brasilianischer Real Mexikanischer Peso ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 7 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 DEVISENF OKUS US- DOLLAR USD: Trump-Dollar in Sicht? Thema dieser Tage an den Finanzmärkten ist die Politik – nicht nur nach dem Brexit-Votum. Im Herbst könnte noch ein anderes politisches Ereignis für Unruhe sorgen: die Präsidentschaftswahlen in den USA. Ergeben sich Folgen für den US-Dollar? Wenn ja, wäre die favorisierte Demokratin Hillary Clinton oder doch der republikanische Kandidat Donald Trump positiver für den Greenback? Demokratische Präsidenten positiver für US-Dollar Früher waren Wechselkurse reine politische Entscheidungen, bis sie in den siebziger Jahren flexibel wurden. Zwar ist in den USA formell das Finanzministerium für die Währungspolitik zuständig, konkret greift die Regierung jedoch kaum ein. Vielmehr hängt die Entwicklung des US-Dollar von der Geldpolitik ab, wobei die unabhängige Federal Reserve nicht völlig frei von politischem Druck ist. Die Wirtschaftspolitik der Regierung übt mittelbar über den Haushaltssaldo oder durch Wachstumsimpulse Einfluss auf die US-Währung aus. Ob die Regierung einen stärkeren oder schwächeren US-Dollar wünscht, spielt indirekt eine Rolle. Die Historie zeigt, dass der US-Dollar nach der Einführung flexibler Wechselkurse im Durchschnitt unter demokratischen Präsidenten besser abgeschnitten hat als unter republikanischen Amtsinhabern. Gegenüber Industrieländerwährungen wertete der Greenback, gemessen am Dollar-Index der Fed, unter Demokraten um knapp 5 % auf, unter Republikanern verlor er gut 3 %. Ausnahmen bestätigen die Regel – in der ersten Amtszeit des republikanischen Präsidenten Ronald Reagan verzeichnete die US-Währung den größten Zuwachs. Der US-Dollar liebt demokratische Präsidenten Budgetdefizit nicht ohne Einfluss auf den US-Dollar Veränderung US-Dollar-Index in % von Wahltag zu Wahltag bzw. bis 22.07.16 Index 40 40 30 30 20 % am BIP 20 Ø Demokrat 10 0 10 0 Ø Republikaner -10 -10 -20 -20 -30 -30 -40 -40 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research „Weiter so“ mit Clinton? Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Hillary Clinton hat sich mit Aussagen über den US-Dollar zurückgehalten. Insgesamt möchte sie Staatsausgaben anheben, diese aber mit höheren Steuern gegenfinanzieren. Allerdings ist es eher fraglich, ob sich eine Präsidentin Clinton im Kongress – Senat und Repräsentantenhaus sind zurzeit beide in republikanischer Hand – damit durchsetzen könnte. Über den Freihandel äußerte sie sich zuletzt eher skeptisch. Eine weitere Amtszeit der demokratischen Fed-Präsidentin Yellen ist nicht unwahrscheinlich. Alles in allem wirken bei Clinton die Unterschiede zu Präsident Obama nicht gravierend. Donald Trump plädiert zwar für einen starken Dollar, meint jedoch nicht unbedingt den Außenwert. So wirft Trump China und Japan Währungsmanipulation vor und droht mit Handelszöllen. Seine Einschätzung zum Freihandel deutet an, dass ihm Währungsabwertungen zum Vorteil der Exportwirtschaft nicht ungelegen kommen. Dabei ist das US-Defizit in der Leistungsbilanz mit knapp 3 % am BIP zwar merklich, aber keinesfalls kritisch. Die These der Benachteiligung der USA im Außenhandel erhärtet sich dadurch nicht. Des Weiteren empfiehlt Trump deutliche Steuersenkungen, die er wohl durch den Kongress bringen könnte. Ausgabenkürzungen strebt der Kandidat weniger an. Das höhere Haushaltsdefizit belastet nicht unmittelbar den US-Dollar. Langfristig stellt ein wachsender Fehlbetrag aber durchaus eine Hypothek für die US-Währung dar, wie die Historie zeigt. Trump wird die Fed-Präsidentin Yellen nicht wieder nominieren, die Nachfolge ist völlig offen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 7 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 DEVISENF OKUS US- DOLLAR Trumps Handelspolitik spricht gegen US-Dollar Die Reaktion des US-Dollar auf einen Präsidenten Trump hängt vor allem von der Geldpolitik ab. Aufgrund der expansiven Finanzpolitik könnte sich die Fed gezwungen fühlen, ihren Leitzins deutlicher als geplant anzuheben. In diesem Fall könnte die US-Währung sogar profitieren. Wenn die Notenbank aber auch auf politischen Druck nur sehr zögerlich agiert, dürfte der US-Dollar leiden – besonders bei schärferen Handelskonflikten. Insgesamt spricht mehr für einen schwächeren Trump-Dollar. Mäßiges Leistungsbilanzdefizit trotz teuerem Dollar US-Dollar mit wachsendem Renditevorteil % am BIP USD Index Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Euro-Dollar-Kurs in Richtung Parität %-Punkte Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Das wahrscheinlichere Szenario ist jedoch ein Sieg von Hillary Clinton. Die Fed wird ihre Zinserhöhungen nach den Wahlen vorsichtig fortsetzen, zumal sich die US-Konjunktur verbessert. Da andere Notenbanken wie die EZB weiter einen sehr expansiven Kurs fahren, dürfte die USWährung nach der leichten Durststrecke wieder zulegen. Nach dem Brexit-Votum bestehen in der EU ohnehin einige politische Unsicherheiten, die die Gemeinschaftswährung belasten. Der EuroDollar-Kurs dürfte daher von rund 1,10 in Richtung Parität fallen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 7 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 3 DEVISENF OKUS US- DOLLAR Helaba Währungsprognosen Veränderung seit 31.12.15 1 Monat gg. Euro aktueller Stand* Q3/2016 Prognose Ende Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 (jew eils gg. Euro, %) US-Dollar -1,1 0,4 1,10 1,05 1,00 1,00 1,00 Japanischer Yen 13,6 -2,2 115 105 105 110 110 Britisches Pfund -11,9 -0,4 0,84 0,90 0,90 0,90 0,90 Schweizer Franken -0,2 -1,1 1,09 1,05 1,00 1,05 1,05 Kanadischer Dollar 3,8 -0,5 1,45 1,39 1,34 1,34 1,34 Australischer Dollar 1,9 2,7 1,46 1,48 1,47 1,47 1,47 Schwedische Krone -3,6 -0,9 9,51 9,20 9,00 8,80 8,80 Norwegische Krone 2,1 0,4 9,41 9,20 9,00 8,90 8,90 Chinesischer Yuan -3,2 -0,3 7,33 7,14 6,80 6,85 6,80 14,9 -2,5 105 100 105 110 110 1,0 -1,4 0,99 1,00 1,00 1,05 1,05 Kanadischer Dollar 4,9 -0,9 1,32 1,32 1,34 1,34 1,34 Schwedische Krone -2,5 -1,2 8,66 8,76 9,00 8,80 8,80 Norwegische Krone 3,2 0,0 8,57 8,76 9,00 8,90 8,90 Chinesischer Yuan -2,7 -0,4 6,67 1,57 6,80 6,80 6,85 6,80 -10,9 -0,7 1,31 1,17 1,11 1,11 1,11 3,0 2,3 0,75 0,71 0,68 0,68 0,68 gg. US-Dollar Japanischer Yen Schweizer Franken US-Dollar gg. … Britisches Pfund Australischer Dollar (jew eils gg. USD, %) (jew eils gg. USD, %) *26.07.2016 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 7 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 4
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