SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE, SWR2 DIE BUCHKRITIK Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz Verlag Kiepenheuer und Witsch 564 Seiten 22,99 Euro Rezension von Martina Groß Freitag, 27.05.2016 (14:55 – 15:00 Uhr) Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de Benjamin von Stuckrad-Barre, der It-Boy der Popliteratur und Medienbranche der 1990er Jahre, er hat ein neues Buch veröffentlicht, Panikherz, seine Autobiographie. Dabei ist er gerade einmal 41 Jahre alt, ganz schön früh für einen Rückblick auf das eigene Leben. Martina Groß hat es gelesen. Autorin: Panikherz beginnt mit einem charmanten Einstieg, Stuckrad-Barres gemeinsamer Einreise mit seinem Idol, Freund und Panikvertreiber Udo Lindenberg am Flughafen von Los Angeles. Lindenberg, auf neongrünen Socken wandelnd, entwaffnet nuschelnderweise selbst die härtesten US-Grenzbeamten. Der Autor wird gleich mit Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT durchgewunken. Er gehört zu Lindenberg dazu. Stuckrad-Barre ist gekommen, um endlich zur Ruhe zu kommen, im legendären Chateau Marmont im Herzen Hollywoods, Sehnsuchts- und Überlebensort von Emigranten, das Versprechen auf Glamour, Ruhm und südkalifornische Leichtigkeit. Die Begegnungen und Erlebnisse in der Stadt der Engel - mit eben soviel analytischer Reflektion wie eitlem Name Droping - fungieren immer wieder als Gegenblende zu Stuckrad-Barres chronologisch aufgeblättertem Leben: Kindheit in der Provinz, der Vater Pastor, die Familie grün-korrekt, passend ist Benjamin das Jüngste von vier Kindern. Manchmal vergisst die Mutter ihn vom Musikunterricht abzuholen. Kleinstadtblues, die jugendlich-romantische Sehnsucht nach dem richtigen Leben, also Sex, Drugs and Rock‘n Roll. In der Schule eher Außenseiter, weswegen es anderer Strategien braucht, um in den angesagten Kreisen Anerkennung zu finden. Zum Beispiel die Organisation eines spontanen Punkkonzerts zur Abifeier. Ausgestattet mit einer bewundernswerten Chuzpe, der Gabe, Menschen mit irrwitzigen Vorschlägen für sich einzunehmen und dabei ziemlich kunstseiden, gelingt ihm ein rasanter Aufstieg aus dem als eng empfundenem bürgerlichem Umfeld: Mit seinem Buch Soloalbum schreibt er sich 1998 auf Anhieb in die erste Riege der deutschen Popliteraten. Hinzu kommen zahlreiche Auftritte in Funk und Fernsehen, sowie Tätigkeiten als Autor u.a. für taz und FAZ oder als Gagschreiber für die Harald-Schmidt-Show. Anfang der 2000er Jahre ist Stuckrad-Barre omnipräsen. Dabei wirkt es, als ginge es ihm weniger darum, etwas sagen zu wollen oder sagen zu haben, als mittendrin zu sein, da wo die Musik spielt, also mitten im Leben, oder was er dafür hält. Der junge Stuckrad-Barre liefert, was sich die Medienindustrie wünscht, die Quadratur des Kreises: die Energie Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT und den Größenwahn eines 20-Jährigen, eines jungen Mannes der brennt, gepaart mit der Lebenserfahrung eines 40 Jährigen. Die sammelt er rasant. Was folgt - ist nicht ganz unvorhersehbar - ein ebenso tiefer Fall, psychisch und physisch. Stuckrad-Barre brennt vor allem für sich, Drogen-, Fress- und Kotzorgien, gefolgt von Klinikaufenthalten und Rückfällen. All das beschreibt er in seiner Autobiographie sehr plastisch, drastisch und wahrscheinlich auch realistisch. Mutig und gleichermaßen exhibitionistisch. Ein einziger Ich-Exzess, in dem die Welt nur im Hinblick auf das Ego des Autors interessiert und Bedeutung gewinnt. Mittendrin taucht immer wieder Stuckrad-Barres Sehnsuchts- und Lichtgestalt Udo Lindenberg auf, dessen Songs Erweckungserlebnis für den Zwölfjährigen waren und dessen Texte zum Mantra seines Lebens werden. Lindenberg ist es gelungen, eins mit seiner Kunstfigur zu sein. Authentisch. Der Selfmademan, der dafür weder Herz noch Seele verkaufte. Schließlich klappt es dann doch mit dem Entzug, und es folgt ein wackliger Weg zurück in die Welt. Anders als einigen seiner engen Weggefährten gelingt es ihm. Ganz klassisch folgt die Läuterung, die Rastlosigkeit und Schnelligkeit, die bei Lichte besehen ein auf der Stelle treten waren, sie weichen unter dem ewigen südkalifornischen Sommer, einem mit sich selbst sein können. Nach den endlos rauschhaft-delierenden Beschreibungen von Aufstieg und Absturz wird die Lektüre hier wieder spannender, auch wenn die Selbstverliebtheit des Autors, die natürlich das Gegenteil ist, bleibt. Nur scheint er anders damit umgehen zu können. Panikherz ist ein Buch, das über weite Strecken großartig geschrieben ist, in dem wunderbar formulierte Sätze neben ziemlich Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT aufgeblasenen Phrasen stehen. Mitunter stellt es die Geduld des Lesers auf eine harte Probe, nicht zuletzt weil es nichts gibt, das über das Beschriebene, die Erlebnisse des Autors hinausweist, es fehlt so etwas wie ein Echoraum. Aber vielleicht ist das ja auch ein Phänomen des Pop. Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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