Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag BUCH / SACHBUCH An Modh Conghaileach Cuid Sóisialachais Shéamais Uí Chonghaile von Aindrias O'Cathasaigh (SB) Das hundertjährige Jubiläum des Osteraufstands von 1916 hat die gesellschaftlichen Spannungen in Irland deutlich zutage treten lassen: Auf der einen Seite die pompösen Staatsakte, welche die Politelite mit viel Militär und Medien - aus vermeintlichen Sicherheitsgründen faktisch unter Ausschluß des Souveräns, sprich der Bürger, abfeierte, auf der anderen Seite landesweit die vielen Volksfeste, historischen Führungen, Musikkonzerte, Lesungen und Seminare, mit denen die einfachen Menschen an die Ideale der etwa 2500 Männer und Frauen anzuknüpfen versuchten, die am Ostermontag 1916 die Irische Republik ausriefen, Teile Dublins besetzten und sich sechs Tage lang den personell und waffentechnologisch überlegenen Streitkräften des British Empire widersetzten ... (S. 4) SCHACH - SPHINX Spukhaus der Astrologie (SB) Es besteht kein Zweifel daran, daß eine Vielzahl der Schachmeister abergläubisch ist, und sie machen auch keinen Hehl daraus. So werden bestimmte Wege vermieden, die unheilschwanger wirken. Auch zuckt beim 13. Zug so manchem Meister das Herz in der Brust zusammen. Andere fallen in einen ohnmachtsähnlichen Zustand, wenn sich gewisse Zeichen aus ihren Träumen ... (S. 3) Elektronische Zeitung Schattenblick Sonntag, 24. April 2016 Hauptsache Frei-Festival 2016 - nur Träume kosten nichts ... Die andere Vernunft Hauptsache FreiFestival der darstellenden Künste Hamburgs vom 27. bis 30. April 2016 Wir glauben, dass Klagen falsch ist. Du weinst, gehst traurig nach Hause, sagst: Wie habe ich schön geweint und schläfst erleichtert ein. Nein wir wollen Euch zum Lachen brin gen. Es öffnet sich nicht nur der Mund beim La chen, sondern das Ge hirn. Und in das Gehirn können die Nägel der Vernunft eintreten. Ich hoffe, dass heute Abend einige Leute mit Nägeln im Kopf heimgehen.[1] Franka Rame Foto: © 2016 by Schattenblick Seit der Mitteilung der neuen Förderergebnisse für die Spielzeit 2016/17 durch die Kulturbehörde Anfang Februar muss die freie Theaterszene als Boxbirne der Kulturlandschaft Hamburgs wieder einmal Nehmerqualitäten beweisen. Die Fördermittel für die Freien sollen allen politischen Zielsetzungen entgegen um 60.000 Euro gekürzt werden. Der erste Satz des Grußwortes der parteilosen Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler für das vom 27. bis zum 30. April in vier Spielstätten der Elbmetropole stattfindende Hauptsache Frei-Festi- val liest sich vor diesem Hintergrund wie eine fadenscheinige Beruhigungsfloskel: "Hauptsache Frei ist eine, in diesen Zeiten, ideologisch angehauchte Forderung, ist ein ambitioniertes Lebensmotto, ist ein Ziel - ist ein Festival."[2] Denn allein schon die konsequente Missachtung der meisten Empfehlungen aus der dem Senat seit 2011 bekannten Potentialanalyse 2010 der freien Tanzund Theaterszene Hamburgs, die die Kulturbehörde dem Institut für Theaterforschung der Universität Elektronische Zeitung Schattenblick Hamburg in Auftrag gegeben hatte, beweist, wem eigentlich ein ideologisches Vorgehen im Sinne der Wortbedeutung einer "Immunität für Argumente von außen" bescheinigt werden kann. "Die Unsichtbaren" nennt die Potentialanalyse 2010 jene Künstler, die sich dazu entschließen, auf jegliche Förderung für ihre Stücke zu verzichten. Sie schaffen es scheinbar, auf welchen Wegen auch immer, eine Idee von Theater zu leben, die sich adelnder Förderbewilligungen und gesinnungspolitischen Vorabbewertungen Hamburgischer Kulturexperten entzieht. Die sogenannten Unsichtbaren knüpfen dabei an eine alte Tradition freier Theatergruppen an, ihren Zuschauern die staatlich organisierten Hierarchien als viel zu enges Korsett für die freien Künste - und damit für Jedermann - zu entlarven. Dass ausgerechnet die Potentialanalyse 2010 den sogenannten Unsichtbaren die Sichtbarkeit abspricht, trägt bereits einen verräterischen Beigeschmack, der den Analysten zwar keine Parteilichkeit unterstellen soll, jedoch einen Hinweis auf schon von der Szene selbst unhinterfragt übernommene defizitäre Begrifflichkeiten geben könnte. Besonders, wenn im Weiteren ausgeführt wird, dass zu den "Unsichtbaren" auch die "noch Unsichtbaren" zu zählen seien, "Nachwuchskünstler, die erste Gehversuche im Bereich der freien Szene machen und dort zunächst auf zahlreiche Blockaden stoßen, weil sie mit den Gepflogenheiten der Antragstellung nicht vertraut sind und einer persönlichen Beratung oder eines Mentorings bedürften, um ihre Projektideen in Erfolg versprechende Anträge zu verwandeln".[3] Für alle "sichtbaren" Theaterschaffenden der freien Szene, die sich "frei" nennen, weil sie außerhalb von festen Produktionsstrukturen arbeiten, sind diese Bedingungen normal, sie sind von oben festgelegte Elemente, die den künstlerischen ProSeite 2 zess von unten bereits früh prägen und der kreativen Ideenfindung der jungen "nicht mehr Unsichtbaren" mit in die Wiege gelegt werden, bis kein Platz mehr da ist, die im Wachstum befindlichen Glieder in die ursprünglich gewünschte Richtung zu strecken. Das konventionelle, von Restriktionen für die freie Szene und ihre Verbündeten durchtränkte Programm einer kulturpolitischen Ordnung, die sich in Hamburg auf prestigeträchtige Leuchtturmprojekte wie die Elbphilharmonie verlegt und ausgerechnet die lebendigsten und changierendsten Bereiche kultureller Innovation mit Missachtung straft, demontiert sich auf lange Sicht selbst, wenn es glaubt, es könne auf seine kreative Basis verzichten. Das Hauptsache Frei-Festival, das von Sarah Theilacker und Anne Schneider nur aufgrund der Auslobung eines über drei Jahre verteilten Fördertopfes der Kulturbehörde von insgesamt 180.000 Euro 2015 gegründet werden konnte, ist als Forum von der freien Theaterszene für die freie Theaterszene mit einigem Erfolg gestartet. Unter dem Motto "Ermächtigungsstrategien" soll das Festivalrahmenprogramm im zweiten Jahr verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass der Finanzknebel endlich gelockert wird und zeigen, dass künstlerischer Freiheit kein Zaumzeug angelegt werden kann. - Aber trifft das auf die von Fördergeldern abhängigen Freien wirklich zu? Stellt sich das erleichternde Gefühl, www.schattenblick.de wenn wir in der Potentialanalyse von 2010, die nach sechs Jahren sicherlich längst einer Aktualisierung bedürfte, von hierarchieimmunen "Unsichtbaren" lesen, auch ein, wenn wir von Sarah Theilacker hören, dass aufgrund der unzureichenden Förderung des Festivals durch Stadt und Stiftungen vor allem eine Menge "Herzblut" aller Beteiligten in die Festivalarbeit geflossen ist? Wird das Hauptsache Frei mit Unterstützung der Zuschauer 2016 der Möglichkeit näherkommen, dieses Bluten endlich zu stillen? Das Festivalteam, bestehend aus (von links) Ulrike Steffel, Francoise Hüsges, Maria Isabel Hagen, Ker stin Evert, Matthias SchulzeKraft, Clara Bosse, Sarah Theilacker, Anne Schneider und Susanne Reifenrath Foto: © 2016 by Schattenblick Dem kulturpolitischen Subventionszwang ein Schnippchen schlagend, bietet das Festival zum ersten Mal bislang unbekannten Nachwuchskünstlern wie Leo Hofmann, Jivan Frenster oder der Sticky Trace Company, die noch nie eine Förderung erhalten haben, mit dem neuen Format "Schaufenster" ein Forum, das zwar bedauerlicherweise nur auf jeweils zehn Minuten Spielzeit angelegt ist - aber immerhin. Ausgelotet werden außerdem die "Sicht- und Herangehensweisen erotisch aufgeladener Tanzstile" in "Temptress" von Angela Kecinski oder die Vielschichtigkeit vogelhafter "BalztänSo, 24. April 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick ze" von Annika Scharm und Hannah Wischnewski. Den "Eintritt in eine neue Realität" ermöglichen die Spielberaterin Sarah Klöfer, die Kommunikationsstrategin Kathia von Roth und der Installationskünstler Torben Spieker mit ihrer Performance für nur einen Besucher oder eine Besucherin im Monsun Theater und das Theaterstück "Gier" von Sarah Kane findet unter Regie von Julius Jensen im Tiefbunker am Steintorwall statt. Dass drei der elfWettbewerbsproduktionen, die allesamt Wiederaufnahmen bereits geförderter und auf die Bühne gebrachter Werke sind, am Ende des Festivals entweder mit dem Publikumspreis, dem Nachwuchspreis oder dem Jurypreis in Höhe von jeweils 1500 Euro ausgezeichnet werden, wirkt für Außenstehende zwar etwas irritierend, da es den Kampf um die Fördermittel auch auf das Festival auszudehnen scheint, ist aber im Programmzusammenhang möglicherweise eher als Spannungsspiel zu verstehen, bei dem auch das Publikum ein größeres Wörtchen als sonst mitzureden hat. Die Beharrlichkeit der Macher des Hauptsache Frei-Festivals, trotz allem an ihren Kommunikationsversuchen und Diskussionsrunden mit den kulturpolitischen Vertretern der Parteien und den Mitgliedern der Expertenjurys festzuhalten und immer weiter an das Verständnis des Hamburger Senats zu appellieren, doch mehr Fördermittel an die freie Szene umzuverteilen, ist bewundernswert. Ihre möglicherweise größte Fessel aber ist der Glaube an den von der Kulturpolitik vorgegaukelten Zwang, die freie Szene müsse ständig ihre unbestreitbar wichtige Existenz rechtfertigen. Zu hoffen bleibt, dass diese Gespräche das Rebellionspotential der Freien nicht befrieden, sondern, im Gegenteil, anfachen, dass sie das bestehende Kommunikationsproblem als Kommunikationsverweigerung erkennen und benennen, dass sie sich ihrer störerischen Ursprünge entsinnen und es wagen, den aufoktroyierten Hierarchien wieder mit der konsequenten Entschlossenheit und opferlosen Dreistigkeit des "Da bin ich!"Sprungs eines Harlekins zu begegnen, damit endlich die Nägel einer Das Lichthof Theater neben Kampnagel, Monsun Theater und Sprechwerk eine der Spielstätten des Hauptsache Frei Festivals 2016 Foto: © 2016 by Schattenblick So, 24. April 2016 www.schattenblick.de anderen Vernunft in das Gehirn der Kulturpolitik getrieben werden können. Anmerkungen: [1] http://www.thealozzi.de/stahlhausen-enterprises.html, Abruf am 18.04.2016. [2] Programmheft Hauptsache FreiFestival 2016, S. 2. [3] Potentialanalyse 2010, S. 28. http://www.schattenblick.de/ infopool/theater/report/ trpb0067.html SCHACH - SPHINX Spukhaus der Astrologie (SB) Es besteht kein Zweifel daran, daß eine Vielzahl der Schachmeister abergläubisch ist, und sie machen auch keinen Hehl daraus. So werden bestimmte Wege vermieden, die unheilschwanger wirken. Auch zuckt beim 13. Zug so manchem Meister das Herz in der Brust zusammen. Andere fallen in einen ohnmachtsähnlichen Zustand, wenn sich gewisse Zeichen aus ihren Träumen an der Wirklichkeit reflektieren. Die Astrologie zu Rate ziehen allerdings nur die wenigsten, wenn sie sich für eine Partie vorbereiten. Was in den Sternen wie dunkel verborgen oder auch lesbar geschrieben steht, aufs Geratewohl der Prophezeiungen schwören sie nicht. Anders der Schussenrieder Meister Emil Josef Diemer. Vor seiner Partie gegen Meister Gereben las Diemer mit interessiertem Eifer sein eigenes Tageshoroskop und auch das seines Gegners und leitete daraus ab: "Daß mir dieses Kunststück glückte, stand sozusagen in den Sternen geschrieben. Denn die Partie begann kurz Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick nach 14.00 Uhr. Und laut StundenHoroskop waren eben die beiden Stunden von 14.00 bis 16.00 Uhr meine besten Stunden an diesem Tage. Aber es hätte trotzdem noch schiefgehen können. Denn um 17.00 Uhr begannen die beiden guten Stunden für Gereben. Ich mußte also unter allen Umständen danach trachten, bis spätestens 17.00 Uhr meinen Gegner auf undeckbar Matt zu stellen." Also, Wanderer, das Blackmar-Diemer-Gambit gilt unter Schachtheoretikern zwar als zweifelhaft, aber mit Hilfe der Sterne gelang dem Wegbereiter dieses Gambits im heutigen Rätsel der Sphinx dennoch ein schöner Sieg. Sein Gegner hatte zuletzt 1...c5xd4 gezogen, dabei jedoch etwas übersehen. Diemer - Gereben Zwolle 1959 Auflösung des letzten SphinxRätsels: Zwei Drohungen zusammenleimen und entmachten, so dachte sich Miles und zog 1.Dd3-d5!, worauf 1...Lf6xc3 mit 2.Dd5xf7+ Kg8-h8 3.Lg3-e5!! bestraft wurde. Genial, und sein Kontrahent Pritchett gab auch unverzüglich auf, denn auf 3...Te8xe5 wäre sofort 4.Df7xg7# und auf 3...Lc3xe5 4.Df7xe8+ Matt in wenigen Zügen gefolgt. http://www.schattenblick.de/ infopool/schach/schach/ sph05815.html Seite 4 BUCH / SACHBUCH / REZENSION An Modh Conghaileach Cuid Sóisialachais Shéamais Uí Chonghaile von Aindrias O'Cathasaigh (SB) Das hundertjährige Jubiläum des Osteraufstands von 1916 hat die gesellschaftlichen Spannungen in Irland deutlich zutage treten lassen: Auf der einen Seite die pompösen Staatsakte, welche die Politelite mit viel Militär und Medien - aus vermeintlichen Sicherheitsgründen faktisch unter Ausschluß des Souveräns, sprich der Bürger, abfeierte, auf der anderen Seite landesweit die vielen Volksfeste, historischen Führungen, Musikkonzerte, Lesungen und Seminare, mit denen die einfachen Menschen an die Ideale der etwa 2500 Männer und Frauen anzuknüpfen versuchten, die am Ostermontag 1916 die Irische Republik ausriefen, Teile Dublins besetzten und sich sechs Tage lang den personell und waffentechnologisch überlegenen Streitkräften des British Empire widersetzten. In Irland fühlt sich eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung von den eigenen Politikern verraten und verkauft, weil diese nach dem Platzen der Immobilienblase 2008 deren Verursacher, nämlich die Banken, Bauunternehmer und Grundstücksspekulanten, gerettet und dafür dem Volk gigantische Staatsschulden von mehr als 86 Milliarden Euro aufgebürdet haben, deren Bedienung brutale Kürzungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales sowie drastische Steuererhöhungen nach sich zog und weiterhin zieht. Eine ganze Generation junger Iren ist frustriert durch die Perspektivlosigkeit in den letzten Jahren ausgewandert, um in der Fremde Arbeit zu finden. Ein Drittel aller Kinder wächst in Armut auf. Überschuldete Eigenheimbesitzer bringen sich aus Scham www.schattenblick.de reihenweise um. In Dublin hat das Problem der Obdachlosigkeit ein skandalöses Ausmaß angenommen. Angesichts dererlei beschämender Realitäten kam vielen Iren, als sie in diesem Frühjahr der Erhebung von 1916 gedachten, die Oster-Proklamation, derzufolge das neue, von Großbritannien unabhängige Irland "alle Kinder der Nation auf gleiche Weise umsorgen" würde, wie der reine Hohn vor. Zu groß war und ist der Widerspruch zwischen dem, wofür die sieben Unterzeichner der Proclamation of Independence Thomas Clarke, James Connolly, Pádraig Pearse, Seán Mac Diarmada, Thomas MacDonagh, Joseph Plunkett und Eamonn Ceannt - gekämpft haben und gestorben sind, und dem, was aus Irland nach der Erlangung der Unabhängigkeit in 26 von 32 Grafschaften geworden ist. Ein vereinigtes Irland, in dem das wichtigste kulturelle Erbe - die gälische Sprache - gepflegt wird und niemand unter materieller oder existentieller Not leidet, erscheint ferner denn je. Der Widerstand gegen die von den Blockparteien Fianna Fáil, Fine Gael und Labour im irischen Parlament getragene Austeritätspolitik à la IWF, EU-Kommission und EZB, der zuletzt seinen bisherigen Höhepunkt in den landesweiten Massenprotesten gegen die drohende Privatisierung des Wassersystems gefunden hat, hat viele Iren das revolutionäre Erbe von 1916 wiederentdecken lassen. Zu den Wegbereitern des Wiedererstarkens der radikalen Linke Irlands gehört der Historiker Aindrias O'Cathasaigh, der zwar zahlreiche Bücher, die meisten von ihnen auf So, 24. April 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick der Allmende, dem Gemeinschaftsbesitz bei den irischen Klans, wirft O'Cathasaigh Connolly vor, die Verhältnisse auf der grünen Insel vor der Ankunft der Engländer etwas idealisiert zu haben. Ihm zufolge war im Irland der frühchristlichen Ära die Entwicklung vom Clan- zum Feudalsystem und damit eventuell zum Kapitalismus, wenn auch vielleicht weniger ausgeprägt als in dem von den Für die linke Handschrift der iri- Normannen beherrschten England, schen Unabhängigkeitserklärung schon längst im Gange. war in erster Linie James Connolly verantwortlich [1]. Der 1868 als O'Cathasaigh erläutert ausführlich Sohn irischer Einwanderer in ärm- auch den heftigen Disput, den sich sten Verhältnissen im schottischen Connolly 1904 in den USA mit DaEdinburgh geborene und aufgewach- niel DeLeon, dem Chef der Internasene Gewerkschafter und Autodidakt tional Workers of the World (IWW), gilt als wichtigster marxistischer lieferte. Es ging hier um die EffektiTheoretiker der 2. Internationale im vität des Kampfes um Lohnerhöhunenglischsprachigen Raum. In dem gen sowie um die angemessene Halauf Gälisch verfaßten, faszinieren- tung des Sozialismus zur Religion. den Buch "An Modh Conghaileach" Während DeLeon unter Verweis auf ("Connollys Way") setzt sich O'Ca- die Preisentwicklung wenig von thasaigh mit den umfangreichen Streiks mit Lohnerhöhungen als Ziel Schriften jenes Mannes auseinander, hielt, widerlegte Connolly, ohnehin dessen Drohung 1916, mit der von ein Verfechter der betrieblichen ihm drei Jahre zuvor gegründeten Selbstorganisation, diesen StandArbeiterformation Irish Citizen Ar- punkt mit Argumenten aus den Wermy (ICA) eigenmächtig den Auf- ken von Marx. Auch die kirchenstand gegen Großbritannien anzuzet- feindliche Sicht DeLeons, der sich teln, die Irish Volunteers um Pearse dabei auf die Position August Bebels und Clarke zur raschen Umsetzung und der Sozialdemokratischen Partei der eigenen revolutionären Pläne Deutschlands berief, kritisierte Connolly als Verstoß gegen das Prinzip zwang. der Glaubensfreiheit. In beiden Connolly war ein an der Geschichte Punkten wurde Connolly von Lenin stark interessierter Mensch. Sein unterstützt. Buch "Labour in Irish History" hatte im 20. Jahrhundert international Vor- O'Cathasaigh spricht Connolly vom bildfunktion, was die dialektisch- Vorwurf frei, er hätte wegen seiner materialistische Analyse der gesell- kategorischen Feindschaft dem britischaftlichen Entwicklung im eigenen schen Empire gegenüber in seiner Land betrifft. Connolly hob hierbei Kapitalismuskritik den deutschen die Andersartigkeit des irischen Imperialismus ausgespart. Wie viele Clanwesens hervor und stellte sie als linke Intellektuelle damals glaubte humaner im Vergleich zum Feudal- auch Connolly, daß vom industrialisystem dar, das sich in Irland ab 1602 sierten Deutschland, wo die Arnach dem Sieg der Tudor-Dynastie beiterschaft besser als in jedem anunter Königin Elizabeth I. über die deren Staat der Welt organisiert war, beiden letzten großen gälischen am ehesten die Impulse zur ÜberHäuptlinge Hugh O'Neill und Hugh windung des Kapitalismus zu erwarO'Donnell durchsetzte. Bei aller An- ten seien. Tatsächlich erstreckte sich erkennung der um sozialen Aus- Connollys anti-imperialistische Eingleich bemühten Brehon Laws und stellung auch aufdas Wilhelminische Gälisch, veröffentlicht hat, jedoch vor allem wegen seiner Mitarbeit bei der preisgekrönten, siebenteiligen Dokumentationsreihe "Seachtar na Cásca" des gälischsprachigen Fernsehsenders TG4 von 2010 bekannt ist, in der jeweils in einer einstündigen Folge Leben und Werk eines der Unterzeichner der Osterproklamation geschildert werden. So, 24. April 2016 www.schattenblick.de Reich. Nicht umsonst ließ er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf der Vorderseite der Liberty Hall, dem Gewerkschaftshaus im Herzen Dublins, ein großes Transparent mit der eindeutigen Aufschrift: "We serve neither King nor Kaiser, but Ireland!" anbringen. Die Bereitschaft der Arbeiterschaften Europas ab August 1914, sich im Dienste ihrer kapitalistischen Herrscher gegenseitig abzuschlachten, hat Connollys Glauben an den Internationalismus schwer erschüttert. Dennoch blieb er bis zu seinem Lebensende der Überzeugung treu, daß nur derjenige, der sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt, der wahre Patriot ist. Darum hat er, als er mit der Irish Citizen Army am frühen Ostermontag zum Aufstand ausrückte, den Kameraden geraten, sie sollten ihre Pistolen und Gewehre gut im Griff behalten. Connolly war klar, daß nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft der Kampf der Arbeiterschaft gegen die irische Geldaristokratie anstand. Er ist auch derjenige, der vor dem Easter Rising erklärte, es gehe nicht darum, den Union Jack gegen die irische Trikolore auszutauschen, sondern um eine gesellschaftliche Transformation einschließlich der Beseitigung der Ausbeutung der vielen durch die wenigen. Bis heute hält sich hartnäckig die These, die britischen Militärbehörden hätten nach der Niederschlagung des Osteraufstands einen kapitalen Fehler gemacht, als sie im Mai 1916 15 Anführer der Rebellion, darunter alle sieben Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, von einem Kriegsgericht als Landesverräter aburteilen und standesrechtlich erschießen ließen. Man könnte es auch anders sehen. Die drastischen Maßnahmen haben die Sympathie für die Rebellen zwar steigen lassen, gleichwohl hat sich London all dieser Personen, allen voran Connolly, die sich am wenigsten mit einer Rolle eines nominell unabhängigen Irlands als Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick Lars Schall DIE BRILLE / VERANSTALTUNGEN / LESUNG Mordanschlag 9/11 Eine kriminalistische Recherche zu Finanzen, Öl und Drogen SchildVerlag, Elbingen, 2011 335 Seiten ISBN: 97838694013 Rohstoff- und Lebensmittellieferanten Großbritanniens abgefunden hätten, entledigt. Damit war der Weg für die Restauration der alten Verhältnisse frei, wie sie nach dem Unabhängigkeitskrieg 1919-1921 und dem Bürgkerkrieg 1922-1923, wenn auch "grün" gefärbt, tatsächlich eintrat. Kulturcafé Komm du Juni 2016 "Untepetu" Eine phantastische Traumreise für große und kleine Kinderseelen gelesen von Bea H. Cremer Musikalische Begleitung: Tom Jack Classical Guitar Donnerstag, 2. Juni 2016, 20:00 bis 22:00 Uhr Die Lesung im Kulturcafé Komm du beginnt um 20:00 Uhr. Platzreservierungen per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder EMail: [email protected] Eintritt frei / Hutspende den. Liebevoll und mit großer Freude antworten die Bewohner von Untepetu auf die Fragen von Peter. Es sind Tiere, die nach ihrem Aufenthalt auf der Erde zu ihrem Heimatplaneten zurückkehren und den Jungen zu dieser Reise eingeladen haben. Peter lernt, sich wieder an die Sprache des Herzens zu erinnern. Eine Geschichte für die "Kinderseele im Erwachsenen", einfühlsam untermalt und begleitet durch Gitarrenklänge von Tom Jack. Anmerkung: [1] REZENSION/017: Donal Nevin - James Connolly "A Full Life" http:\\www.schattenblick.de/infopool/buch/biograph/bubir017.html Aindrias O'Cathasaigh An Modh Conghaileach Cuid Sóisialachais Shéamais Uí Chonghaile (Connollys Weg - Einblick in den Sozialismus James Connollys) Coiscéim Verlag, Dublin, 1996 285 Seiten http://www.schattenblick.de/ infopool/buch/sachbuch/ busar656.html Weitere Informationen auf der "Untepetu" Homepage: http://www.untepetu.com Das Komm du lädt ein zu einer Le sung mit Musik am Donnerstag, den 02.06.2016, 20.00 bis 22.00 Uhr: "Untepetu" Liste der neuesten und tagesaktuellen Nachrichten ... Kommentare ... Interviews ... Reportagen ... Textbeiträge ... Dokumente ... Tips und Veranstaltungen ... http://www.schattenblick.de/ infopool/infopool.html Seite 6 Bea H. Cremer liest eine zauberhaf te Geschichte über den Heimatpla neten der Tiere Musikalische Begleitung: Tom Jack Classical Guitar Eine Traumreise entführt die Zuhörer auf einen wunderschönen, friedlichen Planeten mit einem riesigen Urmeer, träumenden Gärten, Heilpyramiden und immergrünen Weiwww.schattenblick.de Das Hörbuch "Untepetu" von Bea H. Cremer CDCover: © by Adam Holbrook So, 24. April 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick begleitung, Beziehungsklärung, Traumarbeit etc. an. Außerdem lehrt und praktiziert sie Quantenheilung in UNTEPETU ist ein wunderschöner, der von ihr entwickelten KISS-U² Methode ® für Tiere und Menschen. friedlicher Planet mit einem riesigen Urmeer, träumenden Gärten, Heilpyramiden und ewigen Weiden. Über das Buch "UNTEPETU" von Bea H. Cremer: im Komm du exzellente Kaffeespezialitäten, täglich wechselnden frischen Mittagstisch, hausgemachten Kuchen, warme Speisen, Salate und viele Leckereien während der Veran- UNTEPETU ist der Heimatplanet der Tiere. Von dort kommen sie zu uns auf die Erde - und dorthin kehren sie nach ihrem Leben auf der Erde wieder zurück. Liebevoll, geduldig, mit viel Verständnis und großer Freude antworten die Tiere von UNTEPETU auf die erstaunten Fragen von Peter, der als junger Erdenbürger von den Tieren zu einer Reise nach Untepetu eingeladen worden ist. Er erfährt, daß die Tiere in Kinderveranstaltung im Kulturcafé tiefer Achtung und Liebe mit der Komm du Schöpfung und dem Schöpfer verbun- Foto: © 2016 by Schattenblick den sind, den sie hingebungsvoll "den großen Geist des Universums" nennen und er lernt, sich wieder an die Spra- Das Kulturcafé Komm du in Hamburg-Harburg: che des Herzens zu erinnern ... Kunst trifft Genuss In den einfachen, schlichten Antworten schwingt unverkennbar die groß- Hier vereinen sich die Frische der artige Weisheit, die den Tieren in ih- Küche mit dem Feuer der Künstler rer unendlichen Liebe zum "großen und einem Hauch von Nostalgie Geist des Universums" eigen ist. Es sind Antworten, die wir alle kennen, Das Komm du in Harburg ist vor aldenn wir alle tragen den Liebesfun- lem eines: Ein Ort für Kunst und Künstler. Ob Live Musik, Literatur, ken des Schöpfers in uns ... Theater oder Tanz, aber auch PantoSo berührt UNTEPETU aufganz beson- mime oder Puppentheater - hier hadere Art und Weise die tief in uns ben sie ihren Platz. Nicht zu vergesschlummernde Kinderseele und ermutigt sen die Maler, Fotografen und Obuns, aufdie Stimme des Herzens zu hö- jektkünstler - ihnen gehören die ren und ihrer Wegweisung zu folgen ... Wände des Cafés für regelmäßig wechselnde Ausstellungen. Über die Autorin: Von Kind an sensitiv, hellsichtig und medial veranlagt, hatte Bea H. Cremer schon immer eine ganz besondere Verbindung zu Pflanzen und Tieren. Seit Anfang der 80er Jahre beschäftigt sie sich sehr intensiv mit Meditation, Homöopathie, alternativen Heilweisen und bietet neben medialer Lebensberatung auch TrauerSo, 24. April 2016 Britta Barthel und Mensen Chu geben mit ihrem Kulturcafé der Kunst eine Bühne und Raum. Mit der eigenen Erfahrung als Künstler und Eindrücken aus einigen Jahren Leben in der Kulturmetropole London im Gepäck, haben sie sich bewusst für den rauen und ungemein liebenswerten Stadtteil Harburg entschieden. Für Künstler und Kulturfreunde, für hungrige und durstige Gäste gibt es www.schattenblick.de staltungen und vor allem jede Menge Raum und Zeit ... Das Komm du ist geöffnet von Montag bis Freitag 7:30 bis 17:00 Uhr, Samstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und an Eventabenden open end. Näheres unter: http://www.komm-du.de http://www.facebook.com/KommDu Kontakt: Kulturcafé Komm du Buxtehuder Straße 13 21073 Hamburg E-Mail: [email protected] Telefon: 040 / 57 22 89 52 Komm duEventmanagement: Telefon: 04837/90 26 98 E-Mail: [email protected] Das Kulturcafé Komm du lädt ein ... Die aktuellen Monatsprogramme des Kulturcafé Komm du mit Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Kleinkunst, Theater und wechselnden Ausstellungen finden Sie im Schattenblick unter: Schattenblick → Infopool → Bildung und Kultur → Veranstaltungen → Treff http://www.schattenblick.de/infopool/ dbrille/veranst/dbvl5296.html Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick ______I n h a l t____________________________________Ausgabe 1804 / Sonntag, den 24. April 2016____ THEATER UND TANZ - REPORT SCHACH-SPHINX BUCH - SACHBUCH VERANSTALTUNG DIENSTE - WETTER Hauptsache Frei-Festival 2016 - nur Träume kosten nichts ... Die andere Vernunft Spukhaus der Astrologie Aindrias O'Cathasaigh - James Connollys Weg Bea H. Cremer, "Untepetu" - eine phantastische Traumreise, 2.6.2016 Und morgen, den 24. April 2016 Seite Seite Seite Seite Seite 1 3 4 6 8 DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 24. April 2016 +++ Vorhersage für den 24.04.2016 bis zum 25.04.2016 +++ © 2016 by Schattenblick IMPRESSUM Den April mit Abschiedsgrüßen, graupelnaß mit Sonnenschuß präsentiert auf eig'nen Füßen Jean-Luc Frosch, weil er es muß. Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. Verantwortlicher Ansprechpartner: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Elektronische Postadresse: [email protected] Telefonnummer: 04837/90 26 98 Registergericht: Amtsgericht Pinneberg / HRA 1221 ME Journalistisch-redaktionelle Verantwortung (V.i.S.d.P.): Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth ISSN 2190-6963 Urheberschutz und Nutzung: Der Urheber räumt Ihnen ganz konkret das Nutzungsrecht ein, sich eine private Kopie für persönliche Zwecke anzufertigen. 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