Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
BUCH / SACHBUCH
An Modh Conghaileach
Cuid Sóisialachais Shéamais
Uí Chonghaile
von Aindrias O'Cathasaigh
(SB) ­ Das hundertjährige Jubiläum
des Osteraufstands von 1916 hat die
gesellschaftlichen Spannungen in Irland deutlich zutage treten lassen:
Auf der einen Seite die pompösen
Staatsakte, welche die Politelite mit
viel Militär und Medien - aus vermeintlichen Sicherheitsgründen faktisch unter Ausschluß des Souveräns, sprich der Bürger, abfeierte, auf
der anderen Seite landesweit die vielen Volksfeste, historischen Führungen, Musikkonzerte, Lesungen und
Seminare, mit denen die einfachen
Menschen an die Ideale der etwa
2500 Männer und Frauen anzuknüpfen versuchten, die am Ostermontag
1916 die Irische Republik ausriefen,
Teile Dublins besetzten und sich
sechs Tage lang den personell und
waffentechnologisch überlegenen
Streitkräften des British Empire widersetzten ... (S. 4)
SCHACH - SPHINX
Spukhaus der Astrologie
(SB) ­ Es besteht kein Zweifel daran,
daß eine Vielzahl der Schachmeister
abergläubisch ist, und sie machen
auch keinen Hehl daraus. So werden
bestimmte Wege vermieden, die unheilschwanger wirken. Auch zuckt
beim 13. Zug so manchem Meister
das Herz in der Brust zusammen. Andere fallen in einen ohnmachtsähnlichen Zustand, wenn sich gewisse
Zeichen aus ihren Träumen ... (S. 3)
Elektronische Zeitung Schattenblick
Sonntag, 24. April 2016
Hauptsache Frei-Festival 2016 - nur Träume kosten nichts ...
Die andere Vernunft
Hauptsache Frei­Festival der darstellenden Künste Hamburgs
vom 27. bis 30. April 2016
Wir glauben, dass
Klagen falsch ist. Du
weinst, gehst traurig
nach Hause, sagst: Wie
habe ich schön geweint
und schläfst erleichtert
ein. ­ Nein wir wollen
Euch zum Lachen brin­
gen. Es öffnet sich nicht
nur der Mund beim La­
chen, sondern das Ge­
hirn. Und in das Gehirn
können die Nägel der
Vernunft eintreten. Ich
hoffe, dass heute Abend
einige Leute mit Nägeln
im Kopf heimgehen.[1]
Franka Rame
Foto: © 2016 by
Schattenblick
Seit der Mitteilung der
neuen Förderergebnisse
für die Spielzeit 2016/17 durch die
Kulturbehörde Anfang Februar muss
die freie Theaterszene als Boxbirne
der Kulturlandschaft Hamburgs wieder einmal Nehmerqualitäten beweisen. Die Fördermittel für die Freien
sollen allen politischen Zielsetzungen entgegen um 60.000 Euro gekürzt werden. Der erste Satz des
Grußwortes der parteilosen Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler
für das vom 27. bis zum 30. April in
vier Spielstätten der Elbmetropole
stattfindende Hauptsache Frei-Festi-
val liest sich vor diesem Hintergrund
wie eine fadenscheinige Beruhigungsfloskel: "Hauptsache Frei ist
eine, in diesen Zeiten, ideologisch
angehauchte Forderung, ist ein ambitioniertes Lebensmotto, ist ein Ziel
- ist ein Festival."[2] Denn allein
schon die konsequente Missachtung
der meisten Empfehlungen aus der
dem Senat seit 2011 bekannten Potentialanalyse 2010 der freien Tanzund Theaterszene Hamburgs, die die
Kulturbehörde dem Institut für
Theaterforschung der Universität
Elektronische Zeitung Schattenblick
Hamburg in Auftrag gegeben hatte,
beweist, wem eigentlich ein ideologisches Vorgehen im Sinne der Wortbedeutung einer "Immunität für Argumente von außen" bescheinigt
werden kann.
"Die Unsichtbaren" nennt die Potentialanalyse 2010 jene Künstler, die
sich dazu entschließen, auf jegliche
Förderung für ihre Stücke zu verzichten. Sie schaffen es scheinbar, auf
welchen Wegen auch immer, eine Idee
von Theater zu leben, die sich adelnder Förderbewilligungen und gesinnungspolitischen Vorabbewertungen
Hamburgischer Kulturexperten entzieht. Die sogenannten Unsichtbaren
knüpfen dabei an eine alte Tradition
freier Theatergruppen an, ihren Zuschauern die staatlich organisierten
Hierarchien als viel zu enges Korsett
für die freien Künste - und damit für
Jedermann - zu entlarven.
Dass ausgerechnet die Potentialanalyse 2010 den sogenannten Unsichtbaren die Sichtbarkeit abspricht,
trägt bereits einen verräterischen
Beigeschmack, der den Analysten
zwar keine Parteilichkeit unterstellen
soll, jedoch einen Hinweis auf schon
von der Szene selbst unhinterfragt
übernommene defizitäre Begrifflichkeiten geben könnte. Besonders,
wenn im Weiteren ausgeführt wird,
dass zu den "Unsichtbaren" auch die
"noch Unsichtbaren" zu zählen seien, "Nachwuchskünstler, die erste
Gehversuche im Bereich der freien
Szene machen und dort zunächst auf
zahlreiche Blockaden stoßen, weil
sie mit den Gepflogenheiten der Antragstellung nicht vertraut sind und
einer persönlichen Beratung oder eines Mentorings bedürften, um ihre
Projektideen in Erfolg versprechende Anträge zu verwandeln".[3]
Für alle "sichtbaren" Theaterschaffenden der freien Szene, die sich
"frei" nennen, weil sie außerhalb von
festen Produktionsstrukturen arbeiten, sind diese Bedingungen normal,
sie sind von oben festgelegte Elemente, die den künstlerischen ProSeite 2
zess von unten bereits früh prägen
und der kreativen Ideenfindung der
jungen "nicht mehr Unsichtbaren"
mit in die Wiege gelegt werden, bis
kein Platz mehr da ist, die im Wachstum befindlichen Glieder in die ursprünglich gewünschte Richtung zu
strecken. Das konventionelle, von
Restriktionen für die freie Szene und
ihre Verbündeten durchtränkte Programm einer kulturpolitischen Ordnung, die sich in Hamburg auf prestigeträchtige Leuchtturmprojekte
wie die Elbphilharmonie verlegt und
ausgerechnet die lebendigsten und
changierendsten Bereiche kultureller
Innovation mit Missachtung straft,
demontiert sich auf lange Sicht
selbst, wenn es glaubt, es könne auf
seine kreative Basis verzichten.
Das Hauptsache Frei-Festival, das
von Sarah Theilacker und Anne
Schneider nur aufgrund der Auslobung eines über drei Jahre verteilten
Fördertopfes der Kulturbehörde von
insgesamt 180.000 Euro 2015 gegründet werden konnte, ist als Forum
von der freien Theaterszene für die
freie Theaterszene mit einigem Erfolg gestartet. Unter dem Motto "Ermächtigungsstrategien" soll das Festivalrahmenprogramm im zweiten
Jahr verdeutlichen, wie wichtig es
ist, dass der Finanzknebel endlich
gelockert wird und zeigen, dass
künstlerischer Freiheit kein Zaumzeug angelegt werden kann. - Aber
trifft das auf die von Fördergeldern
abhängigen Freien wirklich zu?
Stellt sich das erleichternde Gefühl,
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wenn wir in der Potentialanalyse von
2010, die nach sechs Jahren sicherlich längst einer Aktualisierung bedürfte, von hierarchieimmunen "Unsichtbaren" lesen, auch ein, wenn wir
von Sarah Theilacker hören, dass
aufgrund der unzureichenden Förderung des Festivals durch Stadt und
Stiftungen vor allem eine Menge
"Herzblut" aller Beteiligten in die
Festivalarbeit geflossen ist? Wird das
Hauptsache Frei mit Unterstützung
der Zuschauer 2016 der Möglichkeit
näherkommen, dieses Bluten endlich
zu stillen?
Das Festivalteam, bestehend aus
(von links) Ulrike Steffel, Francoise
Hüsges, Maria Isabel Hagen, Ker­
stin Evert, Matthias Schulze­Kraft,
Clara Bosse, Sarah Theilacker,
Anne Schneider und
Susanne Reifenrath
Foto: © 2016 by Schattenblick
Dem kulturpolitischen Subventionszwang ein Schnippchen schlagend,
bietet das Festival zum ersten Mal
bislang unbekannten Nachwuchskünstlern wie Leo Hofmann, Jivan
Frenster oder der Sticky Trace Company, die noch nie eine Förderung
erhalten haben, mit dem neuen Format "Schaufenster" ein Forum, das
zwar bedauerlicherweise nur auf jeweils zehn Minuten Spielzeit angelegt ist - aber immerhin. Ausgelotet
werden außerdem die "Sicht- und
Herangehensweisen erotisch aufgeladener Tanzstile" in "Temptress"
von Angela Kecinski oder die Vielschichtigkeit vogelhafter "BalztänSo, 24. April 2016
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ze" von Annika Scharm und Hannah Wischnewski. Den "Eintritt in
eine neue Realität" ermöglichen die
Spielberaterin Sarah Klöfer, die
Kommunikationsstrategin Kathia
von Roth und der Installationskünstler Torben Spieker mit ihrer
Performance für nur einen Besucher
oder eine Besucherin im Monsun
Theater und das Theaterstück
"Gier" von Sarah Kane findet unter
Regie von Julius Jensen im Tiefbunker am Steintorwall statt. Dass
drei der elfWettbewerbsproduktionen, die allesamt Wiederaufnahmen
bereits geförderter und auf die Bühne gebrachter Werke sind, am Ende
des Festivals entweder mit dem Publikumspreis, dem Nachwuchspreis
oder dem Jurypreis in Höhe von jeweils 1500 Euro ausgezeichnet
werden, wirkt für Außenstehende
zwar etwas irritierend, da es den
Kampf um die Fördermittel auch
auf das Festival auszudehnen
scheint, ist aber im Programmzusammenhang möglicherweise eher
als Spannungsspiel zu verstehen,
bei dem auch das Publikum ein größeres Wörtchen als sonst mitzureden hat.
Die Beharrlichkeit der Macher des
Hauptsache Frei-Festivals, trotz allem an ihren Kommunikationsversuchen und Diskussionsrunden mit den
kulturpolitischen Vertretern der Parteien und den Mitgliedern der Expertenjurys festzuhalten und immer
weiter an das Verständnis des Hamburger Senats zu appellieren, doch
mehr Fördermittel an die freie Szene
umzuverteilen, ist bewundernswert.
Ihre möglicherweise größte Fessel
aber ist der Glaube an den von der
Kulturpolitik
vorgegaukelten
Zwang, die freie Szene müsse ständig ihre unbestreitbar wichtige Existenz rechtfertigen. Zu hoffen bleibt,
dass diese Gespräche das Rebellionspotential der Freien nicht befrieden, sondern, im Gegenteil, anfachen, dass sie das bestehende Kommunikationsproblem als Kommunikationsverweigerung erkennen und
benennen, dass sie sich ihrer störerischen Ursprünge entsinnen und es
wagen, den aufoktroyierten Hierarchien wieder mit der konsequenten
Entschlossenheit und opferlosen
Dreistigkeit des "Da bin ich!"Sprungs eines Harlekins zu begegnen, damit endlich die Nägel einer
Das Lichthof Theater ­ neben Kampnagel, Monsun Theater und Sprechwerk
eine der Spielstätten des Hauptsache Frei Festivals 2016
Foto: © 2016 by Schattenblick
So, 24. April 2016
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anderen Vernunft in das Gehirn der
Kulturpolitik getrieben werden können.
Anmerkungen:
[1] http://www.thealozzi.de/stahlhausen-enterprises.html, Abruf am
18.04.2016.
[2] Programmheft Hauptsache FreiFestival 2016, S. 2.
[3] Potentialanalyse 2010, S. 28.
http://www.schattenblick.de/
infopool/theater/report/
trpb0067.html
SCHACH - SPHINX
Spukhaus der Astrologie
(SB) ­ Es besteht kein Zweifel daran,
daß eine Vielzahl der Schachmeister
abergläubisch ist, und sie machen
auch keinen Hehl daraus. So werden
bestimmte Wege vermieden, die unheilschwanger wirken. Auch zuckt
beim 13. Zug so manchem Meister
das Herz in der Brust zusammen.
Andere fallen in einen ohnmachtsähnlichen Zustand, wenn sich gewisse Zeichen aus ihren Träumen an der
Wirklichkeit reflektieren. Die Astrologie zu Rate ziehen allerdings nur
die wenigsten, wenn sie sich für eine Partie vorbereiten. Was in den
Sternen wie dunkel verborgen oder
auch lesbar geschrieben steht, aufs
Geratewohl der Prophezeiungen
schwören sie nicht. Anders der
Schussenrieder Meister Emil Josef
Diemer. Vor seiner Partie gegen
Meister Gereben las Diemer mit interessiertem Eifer sein eigenes Tageshoroskop und auch das seines
Gegners und leitete daraus ab: "Daß
mir dieses Kunststück glückte, stand
sozusagen in den Sternen geschrieben. Denn die Partie begann kurz
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
nach 14.00 Uhr. Und laut StundenHoroskop waren eben die beiden
Stunden von 14.00 bis 16.00 Uhr
meine besten Stunden an diesem Tage. Aber es hätte trotzdem noch
schiefgehen können. Denn um 17.00
Uhr begannen die beiden guten
Stunden für Gereben. Ich mußte also unter allen Umständen danach
trachten, bis spätestens 17.00 Uhr
meinen Gegner auf undeckbar Matt
zu stellen." Also, Wanderer, das
Blackmar-Diemer-Gambit gilt unter
Schachtheoretikern zwar als zweifelhaft, aber mit Hilfe der Sterne gelang dem Wegbereiter dieses Gambits im heutigen Rätsel der Sphinx
dennoch ein schöner Sieg. Sein Gegner hatte zuletzt 1...c5xd4 gezogen,
dabei jedoch etwas übersehen.
Diemer - Gereben
Zwolle 1959
Auflösung des letzten
Sphinx­Rätsels:
Zwei Drohungen zusammenleimen
und entmachten, so dachte sich Miles und zog 1.Dd3-d5!, worauf
1...Lf6xc3 mit 2.Dd5xf7+ Kg8-h8
3.Lg3-e5!! bestraft wurde. Genial,
und sein Kontrahent Pritchett gab
auch unverzüglich auf, denn auf
3...Te8xe5 wäre sofort 4.Df7xg7#
und auf 3...Lc3xe5 4.Df7xe8+ Matt
in wenigen Zügen gefolgt.
http://www.schattenblick.de/
infopool/schach/schach/
sph05815.html
Seite 4
BUCH / SACHBUCH / REZENSION
An Modh Conghaileach
Cuid Sóisialachais Shéamais Uí Chonghaile
von Aindrias O'Cathasaigh
(SB) ­ Das hundertjährige Jubiläum
des Osteraufstands von 1916 hat die
gesellschaftlichen Spannungen in Irland deutlich zutage treten lassen:
Auf der einen Seite die pompösen
Staatsakte, welche die Politelite mit
viel Militär und Medien - aus vermeintlichen Sicherheitsgründen faktisch unter Ausschluß des Souveräns, sprich der Bürger, abfeierte, auf
der anderen Seite landesweit die vielen Volksfeste, historischen Führungen, Musikkonzerte, Lesungen und
Seminare, mit denen die einfachen
Menschen an die Ideale der etwa
2500 Männer und Frauen anzuknüpfen versuchten, die am Ostermontag
1916 die Irische Republik ausriefen,
Teile Dublins besetzten und sich
sechs Tage lang den personell und
waffentechnologisch überlegenen
Streitkräften des British Empire widersetzten.
In Irland fühlt sich eine deutliche
Mehrheit der Bevölkerung von den
eigenen Politikern verraten und verkauft, weil diese nach dem Platzen
der Immobilienblase 2008 deren
Verursacher, nämlich die Banken,
Bauunternehmer und Grundstücksspekulanten, gerettet und dafür dem
Volk gigantische Staatsschulden von
mehr als 86 Milliarden Euro aufgebürdet haben, deren Bedienung brutale Kürzungen in den Bereichen
Bildung, Gesundheit und Soziales
sowie drastische Steuererhöhungen
nach sich zog und weiterhin zieht.
Eine ganze Generation junger Iren ist
frustriert durch die Perspektivlosigkeit in den letzten Jahren ausgewandert, um in der Fremde Arbeit zu finden. Ein Drittel aller Kinder wächst
in Armut auf. Überschuldete Eigenheimbesitzer bringen sich aus Scham
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reihenweise um. In Dublin hat das
Problem der Obdachlosigkeit ein
skandalöses Ausmaß angenommen.
Angesichts dererlei beschämender
Realitäten kam vielen Iren, als sie in
diesem Frühjahr der Erhebung von
1916 gedachten, die Oster-Proklamation, derzufolge das neue, von
Großbritannien unabhängige Irland
"alle Kinder der Nation auf gleiche
Weise umsorgen" würde, wie der
reine Hohn vor. Zu groß war und ist
der Widerspruch zwischen dem, wofür die sieben Unterzeichner der
Proclamation of Independence Thomas Clarke, James Connolly,
Pádraig Pearse, Seán Mac Diarmada,
Thomas MacDonagh, Joseph Plunkett und Eamonn Ceannt - gekämpft
haben und gestorben sind, und dem,
was aus Irland nach der Erlangung
der Unabhängigkeit in 26 von 32
Grafschaften geworden ist. Ein vereinigtes Irland, in dem das wichtigste kulturelle Erbe - die gälische
Sprache - gepflegt wird und niemand
unter materieller oder existentieller
Not leidet, erscheint ferner denn je.
Der Widerstand gegen die von den
Blockparteien Fianna Fáil, Fine Gael
und Labour im irischen Parlament
getragene Austeritätspolitik à la
IWF, EU-Kommission und EZB, der
zuletzt seinen bisherigen Höhepunkt
in den landesweiten Massenprotesten gegen die drohende Privatisierung des Wassersystems gefunden
hat, hat viele Iren das revolutionäre
Erbe von 1916 wiederentdecken lassen. Zu den Wegbereitern des Wiedererstarkens der radikalen Linke Irlands gehört der Historiker Aindrias
O'Cathasaigh, der zwar zahlreiche
Bücher, die meisten von ihnen auf
So, 24. April 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
der Allmende, dem Gemeinschaftsbesitz bei den irischen Klans, wirft
O'Cathasaigh Connolly vor, die Verhältnisse auf der grünen Insel vor der
Ankunft der Engländer etwas idealisiert zu haben. Ihm zufolge war im
Irland der frühchristlichen Ära die
Entwicklung vom Clan- zum Feudalsystem und damit eventuell zum Kapitalismus, wenn auch vielleicht weniger ausgeprägt als in dem von den
Für die linke Handschrift der iri- Normannen beherrschten England,
schen Unabhängigkeitserklärung schon längst im Gange.
war in erster Linie James Connolly
verantwortlich [1]. Der 1868 als O'Cathasaigh erläutert ausführlich
Sohn irischer Einwanderer in ärm- auch den heftigen Disput, den sich
sten Verhältnissen im schottischen Connolly 1904 in den USA mit DaEdinburgh geborene und aufgewach- niel DeLeon, dem Chef der Internasene Gewerkschafter und Autodidakt tional Workers of the World (IWW),
gilt als wichtigster marxistischer lieferte. Es ging hier um die EffektiTheoretiker der 2. Internationale im vität des Kampfes um Lohnerhöhunenglischsprachigen Raum. In dem gen sowie um die angemessene Halauf Gälisch verfaßten, faszinieren- tung des Sozialismus zur Religion.
den Buch "An Modh Conghaileach" Während DeLeon unter Verweis auf
("Connollys Way") setzt sich O'Ca- die Preisentwicklung wenig von
thasaigh mit den umfangreichen Streiks mit Lohnerhöhungen als Ziel
Schriften jenes Mannes auseinander, hielt, widerlegte Connolly, ohnehin
dessen Drohung 1916, mit der von ein Verfechter der betrieblichen
ihm drei Jahre zuvor gegründeten Selbstorganisation, diesen StandArbeiterformation Irish Citizen Ar- punkt mit Argumenten aus den Wermy (ICA) eigenmächtig den Auf- ken von Marx. Auch die kirchenstand gegen Großbritannien anzuzet- feindliche Sicht DeLeons, der sich
teln, die Irish Volunteers um Pearse dabei auf die Position August Bebels
und Clarke zur raschen Umsetzung und der Sozialdemokratischen Partei
der eigenen revolutionären Pläne Deutschlands berief, kritisierte Connolly als Verstoß gegen das Prinzip
zwang.
der Glaubensfreiheit. In beiden
Connolly war ein an der Geschichte Punkten wurde Connolly von Lenin
stark interessierter Mensch. Sein unterstützt.
Buch "Labour in Irish History" hatte
im 20. Jahrhundert international Vor- O'Cathasaigh spricht Connolly vom
bildfunktion, was die dialektisch- Vorwurf frei, er hätte wegen seiner
materialistische Analyse der gesell- kategorischen Feindschaft dem britischaftlichen Entwicklung im eigenen schen Empire gegenüber in seiner
Land betrifft. Connolly hob hierbei Kapitalismuskritik den deutschen
die Andersartigkeit des irischen Imperialismus ausgespart. Wie viele
Clanwesens hervor und stellte sie als linke Intellektuelle damals glaubte
humaner im Vergleich zum Feudal- auch Connolly, daß vom industrialisystem dar, das sich in Irland ab 1602 sierten Deutschland, wo die Arnach dem Sieg der Tudor-Dynastie beiterschaft besser als in jedem anunter Königin Elizabeth I. über die deren Staat der Welt organisiert war,
beiden letzten großen gälischen am ehesten die Impulse zur ÜberHäuptlinge Hugh O'Neill und Hugh windung des Kapitalismus zu erwarO'Donnell durchsetzte. Bei aller An- ten seien. Tatsächlich erstreckte sich
erkennung der um sozialen Aus- Connollys anti-imperialistische Eingleich bemühten Brehon Laws und stellung auch aufdas Wilhelminische
Gälisch, veröffentlicht hat, jedoch
vor allem wegen seiner Mitarbeit bei
der preisgekrönten, siebenteiligen
Dokumentationsreihe "Seachtar na
Cásca" des gälischsprachigen Fernsehsenders TG4 von 2010 bekannt
ist, in der jeweils in einer einstündigen Folge Leben und Werk eines der
Unterzeichner der Osterproklamation geschildert werden.
So, 24. April 2016
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Reich. Nicht umsonst ließ er nach
Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf
der Vorderseite der Liberty Hall, dem
Gewerkschaftshaus im Herzen Dublins, ein großes Transparent mit der
eindeutigen Aufschrift: "We serve
neither King nor Kaiser, but Ireland!" anbringen.
Die Bereitschaft der Arbeiterschaften Europas ab August 1914, sich im
Dienste ihrer kapitalistischen Herrscher gegenseitig abzuschlachten,
hat Connollys Glauben an den Internationalismus schwer erschüttert.
Dennoch blieb er bis zu seinem Lebensende der Überzeugung treu, daß
nur derjenige, der sich für die
Schwächsten der Gesellschaft einsetzt, der wahre Patriot ist. Darum
hat er, als er mit der Irish Citizen Army am frühen Ostermontag zum
Aufstand ausrückte, den Kameraden
geraten, sie sollten ihre Pistolen und
Gewehre gut im Griff behalten. Connolly war klar, daß nach dem Ende
der britischen Kolonialherrschaft der
Kampf der Arbeiterschaft gegen die
irische Geldaristokratie anstand. Er
ist auch derjenige, der vor dem Easter Rising erklärte, es gehe nicht
darum, den Union Jack gegen die irische Trikolore auszutauschen, sondern um eine gesellschaftliche
Transformation einschließlich der
Beseitigung der Ausbeutung der vielen durch die wenigen.
Bis heute hält sich hartnäckig die
These, die britischen Militärbehörden hätten nach der Niederschlagung
des Osteraufstands einen kapitalen
Fehler gemacht, als sie im Mai 1916
15 Anführer der Rebellion, darunter
alle sieben Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, von einem
Kriegsgericht als Landesverräter aburteilen und standesrechtlich erschießen ließen. Man könnte es auch
anders sehen. Die drastischen Maßnahmen haben die Sympathie für die
Rebellen zwar steigen lassen, gleichwohl hat sich London all dieser Personen, allen voran Connolly, die sich
am wenigsten mit einer Rolle eines
nominell unabhängigen Irlands als
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Elektronische Zeitung Schattenblick
Lars Schall
DIE BRILLE / VERANSTALTUNGEN / LESUNG
Mordanschlag 9/11
Eine kriminalistische Recherche
zu Finanzen, Öl und Drogen
Schild­Verlag, Elbingen, 2011
335 Seiten
ISBN: 97838694013
Rohstoff- und Lebensmittellieferanten Großbritanniens abgefunden hätten, entledigt. Damit war der Weg für
die Restauration der alten Verhältnisse frei, wie sie nach dem Unabhängigkeitskrieg 1919-1921 und
dem Bürgkerkrieg 1922-1923, wenn
auch "grün" gefärbt, tatsächlich eintrat.
Kulturcafé Komm du ­ Juni 2016
"Untepetu"
Eine phantastische Traumreise für große und kleine Kinderseelen
gelesen von Bea H. Cremer
Musikalische Begleitung: Tom Jack ­ Classical Guitar
Donnerstag, 2. Juni 2016, 20:00 bis 22:00 Uhr
Die Lesung im Kulturcafé Komm du beginnt um 20:00 Uhr.
Platzreservierungen per Telefon: 040 / 57 22 89 52
oder E­Mail: [email protected]
Eintritt frei / Hutspende
den. Liebevoll und mit großer
Freude antworten die Bewohner
von Untepetu auf die Fragen von
Peter. Es sind Tiere, die nach ihrem
Aufenthalt auf der Erde zu ihrem
Heimatplaneten zurückkehren und
den Jungen zu dieser Reise eingeladen haben. Peter lernt, sich wieder an die Sprache des Herzens zu
erinnern. Eine Geschichte für die
"Kinderseele im Erwachsenen",
einfühlsam untermalt und begleitet
durch Gitarrenklänge von Tom
Jack.
Anmerkung:
[1] REZENSION/017: Donal Nevin
- James Connolly "A Full Life"
http:\\www.schattenblick.de/infopool/buch/biograph/bubir017.html
Aindrias O'Cathasaigh An Modh
Conghaileach Cuid Sóisialachais
Shéamais Uí Chonghaile (Connollys
Weg - Einblick in den Sozialismus
James Connollys) Coiscéim Verlag,
Dublin, 1996 285 Seiten
http://www.schattenblick.de/
infopool/buch/sachbuch/
busar656.html
Weitere Informationen auf der
"Untepetu" Homepage:
http://www.untepetu.com
Das Komm du lädt ein zu einer Le­
sung mit Musik am Donnerstag, den
02.06.2016, 20.00 bis 22.00 Uhr:
"Untepetu"
Liste der neuesten und
tagesaktuellen Nachrichten ...
Kommentare ... Interviews ...
Reportagen ... Textbeiträge ...
Dokumente ... Tips und
Veranstaltungen ...
http://www.schattenblick.de/
infopool/infopool.html
Seite 6
Bea H. Cremer liest eine zauberhaf­
te Geschichte über den Heimatpla­
neten der Tiere
Musikalische Begleitung: Tom Jack
­ Classical Guitar
Eine Traumreise entführt die Zuhörer auf einen wunderschönen, friedlichen Planeten mit einem riesigen
Urmeer, träumenden Gärten, Heilpyramiden und immergrünen Weiwww.schattenblick.de
Das Hörbuch "Untepetu"
von Bea H. Cremer
CD­Cover: © by Adam Holbrook
So, 24. April 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
begleitung, Beziehungsklärung,
Traumarbeit etc. an. Außerdem lehrt
und praktiziert sie Quantenheilung in
UNTEPETU ist ein wunderschöner, der von ihr entwickelten KISS-U²
Methode ® für Tiere und Menschen.
friedlicher Planet
mit einem riesigen Urmeer, träumenden Gärten, Heilpyramiden und ewigen Weiden.
Über das Buch "UNTEPETU"
von Bea H. Cremer:
im Komm du exzellente Kaffeespezialitäten, täglich wechselnden frischen Mittagstisch, hausgemachten
Kuchen, warme Speisen, Salate und
viele Leckereien während der Veran-
UNTEPETU ist der Heimatplanet
der Tiere. Von dort kommen sie zu
uns auf die Erde - und dorthin kehren sie nach ihrem Leben auf der Erde wieder zurück.
Liebevoll, geduldig, mit viel Verständnis und großer Freude antworten
die Tiere von UNTEPETU auf die erstaunten Fragen von Peter, der als junger Erdenbürger von den Tieren zu einer Reise nach Untepetu eingeladen
worden ist. Er erfährt, daß die Tiere in Kinderveranstaltung im Kulturcafé
tiefer Achtung und Liebe mit der Komm du
Schöpfung und dem Schöpfer verbun- Foto: © 2016 by Schattenblick
den sind, den sie hingebungsvoll "den
großen Geist des Universums" nennen
und er lernt, sich wieder an die Spra- Das Kulturcafé Komm du
in Hamburg-Harburg:
che des Herzens zu erinnern ...
Kunst trifft Genuss
In den einfachen, schlichten Antworten schwingt unverkennbar die groß- Hier vereinen sich die Frische der
artige Weisheit, die den Tieren in ih- Küche mit dem Feuer der Künstler
rer unendlichen Liebe zum "großen und einem Hauch von Nostalgie
Geist des Universums" eigen ist. Es
sind Antworten, die wir alle kennen, Das Komm du in Harburg ist vor aldenn wir alle tragen den Liebesfun- lem eines: Ein Ort für Kunst und
Künstler. Ob Live Musik, Literatur,
ken des Schöpfers in uns ...
Theater oder Tanz, aber auch PantoSo berührt UNTEPETU aufganz beson- mime oder Puppentheater - hier hadere Art und Weise die tief in uns ben sie ihren Platz. Nicht zu vergesschlummernde Kinderseele und ermutigt sen die Maler, Fotografen und Obuns, aufdie Stimme des Herzens zu hö- jektkünstler - ihnen gehören die
ren und ihrer Wegweisung zu folgen ... Wände des Cafés für regelmäßig
wechselnde Ausstellungen.
Über die Autorin:
Von Kind an sensitiv, hellsichtig und
medial veranlagt, hatte Bea H. Cremer schon immer eine ganz besondere Verbindung zu Pflanzen und
Tieren. Seit Anfang der 80er Jahre
beschäftigt sie sich sehr intensiv mit
Meditation, Homöopathie, alternativen Heilweisen und bietet neben medialer Lebensberatung auch TrauerSo, 24. April 2016
Britta Barthel und Mensen Chu geben mit ihrem Kulturcafé der Kunst
eine Bühne und Raum. Mit der eigenen Erfahrung als Künstler und Eindrücken aus einigen Jahren Leben in
der Kulturmetropole London im Gepäck, haben sie sich bewusst für den
rauen und ungemein liebenswerten
Stadtteil Harburg entschieden. Für
Künstler und Kulturfreunde, für
hungrige und durstige Gäste gibt es
www.schattenblick.de
staltungen und vor allem jede Menge Raum und Zeit ...
Das Komm du ist geöffnet von Montag bis Freitag 7:30 bis 17:00 Uhr,
Samstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und
an Eventabenden open end.
Näheres unter:
http://www.komm-du.de
http://www.facebook.com/KommDu
Kontakt:
Kulturcafé Komm du
Buxtehuder Straße 13
21073 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Telefon: 040 / 57 22 89 52
Komm du­Eventmanagement:
Telefon: 04837/90 26 98
E-Mail: [email protected]
Das Kulturcafé Komm du lädt ein ...
Die aktuellen Monatsprogramme des
Kulturcafé Komm du mit Lesungen,
Konzerten, Vorträgen, Kleinkunst,
Theater und wechselnden Ausstellungen finden Sie im Schattenblick unter:
Schattenblick → Infopool → Bildung
und Kultur → Veranstaltungen → Treff
http://www.schattenblick.de/infopool/
d­brille/veranst/dbvl5296.html
Seite 7
Elektronische Zeitung Schattenblick
______I n h a l t____________________________________Ausgabe 1804 / Sonntag, den 24. April 2016____
THEATER UND TANZ - REPORT
SCHACH-SPHINX
BUCH - SACHBUCH
VERANSTALTUNG
DIENSTE - WETTER
Hauptsache Frei-Festival 2016 - nur Träume kosten nichts ... Die andere Vernunft
Spukhaus der Astrologie
Aindrias O'Cathasaigh - James Connollys Weg
Bea H. Cremer, "Untepetu" - eine phantastische Traumreise, 2.6.2016
Und morgen, den 24. April 2016
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DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Und morgen, den 24. April 2016
+++ Vorhersage für den 24.04.2016 bis zum 25.04.2016 +++
© 2016 by Schattenblick
IMPRESSUM
Den April mit Abschiedsgrüßen,
graupelnaß mit Sonnenschuß
präsentiert auf eig'nen Füßen
Jean-Luc Frosch, weil er es muß.
Elektronische Zeitung Schattenblick
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So, 24. April 2016