Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
SPORT / BOXEN
Dem Puertoricaner in die Parade
fahren
Wassyl Lomatschenko fordert Roman
Martinez heraus
Der Federgewichtler Wassyl
Lomatschenko, gefeierter Olympiasieger 2008 und 2012, stellte einen 39
Jahre alten Rekord ein, als er 2014 in
seinem dritten ProfikampfWeltmeister wurde. Nun eröffnet sich dem
Ukrainer die Möglichkeit, in seinem
siebten Auftritt unter professionellen
Bedingungen einen Titel in einer
zweiten Gewichtsklasse zu gewinnen. Lomatschenko steigt ins Superfedergewicht auf, wo er am 11. Juni
im Theater des New Yorker Madison
Square Garden auf Roman Martinez
trifft, der den Gürtel des Verbands
WBO verteidigt. Dieser Hauptkampf
der Veranstaltung wird vom Sender
HBO übertragen ... (S. 4)
(SB) ­
SCHACH - SPHINX
Rächender Beelzebub
(SB) ­ Ein Schachfreund bekam eines
Tages ein Buch über das Königliche
Spiel von seinem Onkel geschenkt,
darin fehlten jedoch einige Seiten.
Da er nicht wissen konnte, was er zu
lernen versäumte, studierte er das
Vorhandene und glaubte sich zuletzt
im Besitz aller Regeln. Wie erstaunt
war er jedoch, als sein erster
Turniergegner nach einigen Zügen
zum König griff und die Rochade
ausführte. Just die Seiten über den
doppelten Königszug hatten in seiner
Schachfibel nämlich gefehlt.
(Fortsetzung Seite 6)
Elektronische Zeitung Schattenblick
Freitag, 22. April 2016
Die Zwischentürkei - nicht sicher, nicht frei ...
Pakt der Teilhaber zu Lasten der Kriegsflüchtlinge
Veranstaltung "Sicherer Drittstaat Türkei?" am 11. April 2016 in Kiel
(SB) ­ Am türkischen Staatspräsiden-
ten Recep Tayyip Erdogan scheiden
sich die Geister. Das gilt für die Türkei selbst, in der die eine Hälfte der
Menschen im Land mit seiner Politik der starken Hand das paternalistische Versprechen aufWohlergehen
und Sicherheit assoziiert, während
die andere Hälfte in ihm den Despoten fürchtet, der Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt, freiheitliche
Bestrebungen unterdrückt und jegliche Opposition mit Repression überzieht. Es gilt aber auch für die Europäische Union und die Bundesrepublik, wo die Kritik an Erdogan hohe
Wogen schlägt, während ihm zugleich auf politischer Ebene eine Unterstützung gewährt wird, die an
einen Freibrief zur Etablierung eines
Regimes mit diktatorischen Tendenzen grenzt.
Sowohl in der Türkei als auch in der
EU bedient sich die Durchsetzung
der menschenfeindlichen Sicherung
und Fortschreibung der Herrschaftsverhältnisse einer Teilhaberschaft in
der Gesellschaft, die den eigenen Besitzstand mit Zähnen und Klauen gegen vermeintliche Konkurrenten
verteidigt. Unter Ausblendung des
Grundverhältnisses, daß der relative
Vorsprung des Lebensstandards im
eigenen sozialen Umfeld und im nationalen Kontext darauf gründet,
schlechter gestellte Menschen hierzulande wie auch weltweit mittels
Handel und Krieg um so nachhalti-
ger der Ausbeutung und Zurichtung
zu unterwerfen, um ihren Rückstand
zu vertiefen und zu verewigen, wird
der maßgebliche gesellschaftliche
Frontverlauf entlang der sozialen
Frage für obsolet erklärt.
Flieht man die Auseinandersetzung
mit den Machtverhältnissen und deren Protagonisten, wächst zwangsläufig der Drang, sich in nationalistischer, rassistischer und sozialchauvinistischer Manier an der Drangsalierung all jener abzuarbeiten, die
man angesichts ihrer Unterlegenheit
als die handgreiflichsten Opfer erachtet. Ein Bündnis der Schwachen,
das staatlicher Stärke und gesellschaftlichem Druck die Stirn bietet,
wie es im türkischen Juni-Aufstand
vor drei Jahren und im Aufbruch der
kurdisch dominierten HDP hoffnungsvoll kurze Blüten trieb, konnte nicht allein durch massive Repression unterworfen werden. Dies bedurfte auch implementierter Spaltungsprozesse, die in der Türkei wie
auch der EU auf fruchtbaren Boden
eigener Vorteilsnahme in Gestalt der
Ab- und Ausgrenzung fielen.
"Verabredung zum
Menschenhandel"
Auf Einladung des Flüchtlingsrats
Schleswig-Holstein e.V., des Landesbeauftragten für Flüchtlings-,
Asyl- und Zuwanderungsfragen
Elektronische Zeitung Schattenblick
beim schleswig-holsteinischen
Landtag und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein fanden am
11. April im Kieler Landeshaus eine
Pressekonferenz sowie eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung
zum Thema "Sicherer Drittstaat Türkei?" statt. Der Untertitel "Zwischen
syrischer Kriegsbeteiligung, Repression gegen kurdische Bevölkerung
und türkische Opposition, Flüchtlingstransit und EU-Interessen" umriß das breite Spektrum gravierender
Verwerfungen, denen sich die türkische Bevölkerung wie auch die gegenwärtig im Land lebenden Flüchtlinge durch den politischen Kurs der
EU auf der einen und der Regierung
Erdogan auf der anderen Seite ausgesetzt sehen.
Aus Sicht der Europäischen Union
und der Bundesregierung spielt die
Türkei eine wichtige Rolle in der
Flüchtlingspolitik, da sie als Schlüssel zur Reduzierung der Zahlen der
Schutzsuchenden betrachtet wird. In
diesem Zusammenhang haben sich
EU und türkische Regierung am 17.
März auf ein umfassendes Abkommen geeinigt, das den beiderseitigen
Interessen, nicht jedoch denen der
Flüchtlinge dient. Der Vorsitzende
des Flüchtlingsrats, Martin Link,
sprach auf der Pressekonferenz von
einer Verabredung zum Menschenhandel, die nicht den Menschen und
ihren Fluchtgründen gerecht werde,
sondern einem innenpolitischen Kalkül geschuldet sei. Die EU schließe
schon seit Jahrzehnten derartige Verträge mit den klassischen Herkunftsländern ab, um Flüchtlinge, die es allen Hindernissen zum Trotz doch
nach Europa geschafft haben, leichter abschieben zu können, weil ihre
Rücknahme vorgebahnt ist.
Die Veranstaltung zur brisanten Situation in der Türkei verfolge das
Ziel, die innengekehrte flüchtlingspolitische Diskussion in der Bundesrepublik wieder auf die Motive und
Fluchtgründe wie auch die tatsächlichen Verhältnisse in den für sicher
erklärten Drittländern zu lenken. Der
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aktuelle Rollback im türkisch-kurdischen Konflikt, sekundiert durch ein
organisiertes Wegschauen der EU,
füge den Hindernissen für syrische
Flüchtlinge über kurz oder lang eine
neue kurdische Fluchtbewegung in
Richtung EU hinzu.
schen Fraktion aus der HDP ausschied, folgte Tüzel nicht dem Beispiel seiner ehemaligen Partei, sondern blieb Parlamentarier der HDP.
Im Juni 2015 wurde er als Abgeordneter für Istanbul bestätigt. Da keine
Regierung gebildet werden konnte,
wurden für November 2015 NeuZu diesen und anderen Problemkom- wahlen angesetzt. Für diese Nachplexen referierten und diskutierten wahl wurde Tüzel seitens der HDP
unter Moderation von Astrid Willer nicht wieder aufgestellt.
(Flüchtlingsrat) nach einer Einführung von Torsten Döhring (Stellver- Levent Tüzel läßt keinen Zweifel
tretender Landesflüchtlingsbeauf- daran, daß die Türkei keinesfalls ein
tragter Schleswig-Holstein) der Ju- sicherer Drittstaat ist - weder für
rist und ehemalige Parlamentsabge- Flüchtlinge noch die einheimische
ordnete Levent Tüzel aus Istanbul, Bevölkerung, da Chaos und Ungeder Jurist und stellvertretende Vorsit- wißheit herrschten. Nach drei Jahren
zende der Rechtsanwaltskammer Waffenstillstand habe der türkische
Diyarbakir Cihan Ipek und der Lei- Staat im Juni 2015 den Krieg gegen
ter des Büros der Heinrich-Böll-Stif- kurdische Städte eröffnet. Soldaten
tung in Istanbul, Kristian Brakel.
und Polizisten treiben die Menschen
in die Flucht, wer sein Haus
nicht verlassen wollte, wurde im Keller ermordet. Millionen von Menschen sind
von dieser neuen Dimension
des Angriffs auf die kurdischen Gebiete betroffen, im
hereinbrechenden Bürgerkrieg werden Menschenrechte mit Füßen getreten,
die Opposition unterdrückt,
die Demokratie demontiert.
Die seit November 2002 reLevent Tüzel
gierende AKP hat Zug um Zug eine
Foto: © 2016 by Schattenblick
aggressive Außen- und autoritäre Innenpolitik vorangetrieben. Die AntEntschiedener Widerstand gegen wort auf den Wahlerfolg der HDP
war die Eröffnung des Krieges gegen
das autokratische Regime
die Kurden, auf die verhinderte ReAbdullah Levent Tüzel arbeitet seit gierungsbildung folgte die Neuwahl
1985 als freier Rechtsanwalt und war am 1. November 2015 mit dem Wie1996 Mitbegründer der linksgerich- dererstarken der AKP. Diese geht
teten Partei der Arbeit (EMEP). Er nun daran, mit einer Politik von Retrat 2007 aus der EMEP aus, um als ligion und Nationalismus, Krieg und
unabhängiger Kandidat in einem Ausbeutung, ein Regime zu schafBündnis für die Parlamentswahlen fen, das ihre Position und die Erdoanzutreten, konnte aber nicht genug gans endgültig sichern soll, so der
Stimmen erringen. Daraufhin kehrte Referent.
er wieder in die EMEP zurück. Bei
der Wahl 2011 gewann Tüzel als Un- Die expansionistische Außenpolitik
abhängiger ein Mandat im dritten in der Region habe maßgeblich dazu
Wahlkreis von Istanbul. 2013 trat er beigetragen, daß Flüchtlinge als ein
der HDP bei. Als die EMEP später Produkt des Krieges Syrien verlaswegen Differenzen mit der kurdi- sen und von der Türkei als Mittel powww.schattenblick.de
Fr, 22. April 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
litischer Erpressung benutzt werden.
In Reaktion auf den Krieg haben
1128 Akademiker in einem gemeinsamen Appell gefordert, Kinder zu
schonen und Frieden zu schaffen.
Gegen sie wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, viele von ihnen
wurden suspendiert, vier inhaftiert.
Den beiden Journalisten, die von
Waffenlieferungen des türkischen
Geheimdienstes an den IS berichteten, wird der Prozeß gemacht. Erdogan tritt in diesem Verfahren persönlich als Nebenkläger auf, um harte
Strafen sicherzustellen. Wer die Politik des Staatspräsidenten kritisiert,
wird mit einer Klage überzogen.
Menschen, die im Rahmen der Verfassung und des parlamentarischen
Systems als Lösung der kurdischen
Frage Selbstverwaltung und Autonomie vorschlagen, werden als Verfechter des Separatismus und Anhänger einer terroristischen Organisation angeklagt. Die Immunität von
HDP-Abgeordneten soll aufgehoben
werden, die AKP stellt kurdische Politiker als Staatsfeinde dar, so Tüzel.
Murat Kaya übersetzt für Levent Tüzel
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Er erinnert daran, daß im Juni 2013
Millionen Menschen gegen die willkürliche und unterdrückende AKPAdministration auf die Straße gegangen sind. Nach diesen geschichtsträchtigen Ereignissen des Gezi-AufFr, 22. April 2016
stands habe die wankende ErdoganRegierung ihre Versprechen aufWohlstand und Demokratisierung endgültig
entsorgt und statt dessen versucht, die
Opposition mit massiven Angriffen in
die Knie zu zwingen. Die Ermittlungsverfahren wegen Korruption und
Amtsmißbrauch wurden gestoppt, die
Gülen-Gemeinschaft zur Terrororganisation erklärt. Zugleich wurden die
Militärs, denen Erdogan zuvor Putschgelüste vorgeworfen hatte, in einem
rasch geschmiedeten Pakt gegen Kurden und Opposition in Stellung gebracht. "Entweder für uns oder für den
Terror", lautet die Parole, mit der die
gesamte Gesellschaft in Haft genommen werden soll, um sie zu beugen.
Erdogans Reden triefen von Haß und
Wut, so der Referent. Er erklärt sich
zum Oberbefehlshaber und praktiziert
längst ein Präsidialsystem an der Spitze von Partei und Staat. Er will die
Kurden in Syrien vernichten, die dort
eine freie Zukunft durchsetzen, und
strebt gesetzliche Immunität für verübte Kriegsverbrechen in den kurdi-
schen Wohngebieten an. Der Präsident droht der demokratischen Opposition und der säkularen Gesellschaft
mit einem religiösen Staat und erteilt
der Gleichberechtigung der Frau eine
Absage, was am Welttag der werktätigen Frauen, dem 8. März, zu schweren Übergriffen gegen die Demonstrantinnen führte. Zugleich werden
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Menschen, die ihr Land, das Wasser
und die Natur vor dem Raubbau des
Kapitalismus schützen wollen, unterdrückt. Eine wachsende Zahl von Arbeitslosen, eine verarmende Bevölkerung und eine durch den Krieg verursachte Massenflucht sind die verheerende Bilanz, spart Tüzel nicht mit
umfassender Kritik an der Regierung
Erdogan.
Zu einem Leben auf der Straße gezwungene Flüchtlinge, bankrotte
Kleinunternehmen, geschlossene Läden, Massenwanderungen aus den
Dörfern und ländlichen Regionen in
die Städte prägten das aktuelle Bild
des Landes. Der Würgegriff werde
immer enger, angekündigte demokratische Reformen blieben in der
Schublade, der Staatspräsident erkenne die Urteile des Verfassungsgerichts
nicht an und fordere seine Mitarbeiter
im Verwaltungsapparat auf, geltende
Gesetze zu ignorieren, sofern sie es
für notwendig erachteten. Der Terminus "notwendig" schließe das Verhängen von Ausgangssperren, das Beschießen von Städten mit Artillerie,
den Einsatz von Tränengas, Demonstrationsverbote und selbst das Töten
von Kindern, Frauen und alten Menschen ein. Die Grenze zum Polizeistaat sei erreicht.
Was den Pakt zwischen der EU und
der türkischen Regierung betreffe,
halte er das Rückführungsabkommen
für verwerflich und inakzeptabel. Die
europäischen Länder sähen in den
Flüchtlingen eine Last, die sie von ihren Territorien fernhalten wollten. Die
Regierung Erdogan wolle mit ihnen
sechs Milliarden Euro sowie Visafreiheit für seine Bürger erpressen. Die
Europäer trügen eine große Verantwortung für die Situation in der Türkei wie auch die schlimmen Bedingungen, die die Flüchtlinge erleben
müssen. Die imperialistischen Staaten
hätten mit ihrem Vorhaben, das Regime von Assad zu stürzen, die
Flüchtlingsbewegung aus Syrien hervorgerufen. Zugleich werde in den
Fortschrittsberichten der EU stets
formale Kritik an der Türkei geübt,
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
während man die Augen vor den Verhältnissen im Land verschließe.
Die Hoffnung auf eine Stabilisierung
der Verhältnisse in der Türkei könne
er nicht teilen, so Tüzel. Er sehe im
Gegenteil noch schlimmere und
chaotischere Zustände heraufziehen,
sofern man dieser Regierung nicht
Einhalt gebiete. Es gelte, die Rechte
aller Menschen zu verteidigen, ob sie
nun türkische Bürger oder Flüchtlinge seien. Angesichts der verhängnisvollen Entwicklung rufe er alle demokratischen Kräfte eindringlich auf,
sich gemeinsam gegen die Willkür
der AKP-Regierung zu wehren. Der
Krieg könne nur durch entschiedenes
Bemühen im Verbund mit einer internationalen Unterstützung und Solidarität beendet werden. Und ohne Frieden werde es keine Lösung geben.
(wird fortgesetzt)
Sitzungssaal im Kieler Landeshaus
Foto: © 2016 by Schattenblick
http://www.schattenblick.de/infopool/
politik/report/prbe0234.html
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Dem Puertoricaner in die Parade fahren
Wassyl Lomatschenko fordert Roman Martinez heraus
(SB) ­ Der Federgewichtler Wassyl
Lomatschenko, gefeierter Olympiasieger 2008 und 2012, stellte
einen 39 Jahre alten Rekord ein, als
er 2014 in seinem dritten ProfikampfWeltmeister wurde. Nun eröffnet sich dem Ukrainer die Möglichkeit, in seinem siebten Auftritt
unter professionellen Bedingungen
einen Titel in einer zweiten Gewichtsklasse zu gewinnen. Lomatschenko steigt ins Superfedergewicht auf, wo er am 11. Juni im
Theater des New Yorker Madison
Square Garden auf Roman Martinez trifft, der den Gürtel des Verbands WBO verteidigt. Dieser
Hauptkampf der Veranstaltung
wird vom Sender HBO übertragen.
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Lomatschenko gilt als einer der besten Amateurboxer aller Zeiten. Er
gewann nicht weniger als 396
Kämpfe und verlor nur ein einziges Mal gegen den Russen Albert
Selimow, an dem er später zweimal erfolgreich Revanche nahm.
Auf eine Silbermedaille bei den
Weltmeisterschaften 2007 folgte
Gold in den Jahren 2009 und 2011.
Bei den Olympischen Spielen
2008 in Beijing gewann er im Federgewicht in so überzeugender
Manier, daß er als bester Boxer des
gesamten Turniers ausgezeichnet
wurde. Vier Jahre später feierte er
in London seinen zweiten Olympiasieg, wobei er dort im Leichtgewicht antrat.
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Danach wechselte er ins Profilager
zu Top Rank und gab am 12. Oktober 2013 sein erfolgreiches Debüt.
Bereits bei seinem nächsten Auftritt
forderte er im März 2014 den WBOWeltmeister im Federgewicht, Orlando Salido, heraus. Der Mexikaner
behielt zwar knapp mit 2:1 die Oberhand, doch waren sich die Experten
einig, daß der Ukrainer unter fragwürdigen Umständen verloren hatte,
wenn nicht gar gezielt mit unlauteren Mitteln geschlagen worden war.
Salido hatte beim offiziellen Wiegen
den Titel verloren, weil er die Gewichtsgrenze überschritt. Beim
Kampf selbst war er rund fünf Kilo
schwerer als Lomatschenko, was in
dieser leichten Gewichtsklasse zweiFr, 22. April 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
fellos für irreguläre Verhältnissen
sorgte. Daher munkelte man, der
Mexikaner sei absichtlich mit Übergewicht angetreten, da er sich andernfalls keine Chance ausgerechnet hätte. Hinzu kam eine unerklärlich schwache Leistung des
Ringrichters, der Salido sämtliche
schmutzigen Tricks durchgehen
ließ und Tiefschläge des Mexikaners in Serie ignorierte.
Wozu Lomatschenko unter regulären Bedingungen fähig ist, unterstrich er am 22. Juni 2014 im
Kampf um den vakanten WBO-Titel im Federgewicht. Er besiegte
den zuvor ungeschlagenen USAmerikaner Gary Russell einstimmig nach Punkten und wurde damit
in seinem dritten ProfikampfWeltmeister. Er verteidigte seinen Gürtel dreimal erfolgreich, doch gingen
ihm die namhaftesten Akteure
wohlweislich aus dem Weg, so daß
ihm die erhofften spektakulären
Duelle und weitere Gürtel in dieser
Gewichtsklasse versagt blieben. Als
sich ihm dann die Gelegenheit eines
Titelkampfs im Superfedergewicht
eröffnete, griffen er und sein Manager Egis Klimas sofort zu.
Der 28jährige Lomatschenko lebt
im kalifornischen Oxnard, boxt in
der Rechtsauslage und hat fünfAuftritte gewonnen sowie einen verloren. Für den 33 Jahre alten Puertoricaner Roman Martinez stehen 29
Siege, zwei Niederlagen und drei
Unentschieden zu Buche. Er ist damit im Profilager wesentlich erfahrener als der Ukrainer und hat zudem dessen Bezwinger Orlando Salido im April 2015 in einem spannungsgeladenen Kampf nach Punkten besiegt. Dabei sicherte er sich
den WBO-Titel und verteidigte ihn
bei der nicht minder hochklassigen
Revanche, die im September unentschieden endete. Lomatschenko
wagt also wiederum einen großen
Sprung voran, wenn er den Sieger
über den einzigen Gegner, der ihn
selbst bezwungen hat, herausfordert.
Fr, 22. April 2016
Die Verhandlungen zwischen den
beiden Lagern über die Konditionen
des Kampfes zogen sich mehrere
Wochen hin, bis schließlich vor wenigen Tagen der Interimsweltmeister Javier Fortuna als ernsthafte Alternative ins Spiel kam. Dann ging
alles plötzlich ganz schnell, da sich
der Vizepräsident von Lomatschenkos Promoter Top Rank, Carl Moretti, in Puerto Rico aufhielt, wo der
talentierte Leichtgewichtler Felix
Verdejo in den Ring stieg. Dort traf
Moretti mit Martinez und Peter Rivera von den Best Boxing Promotions zusammen, um die letzten Einzelheiten zu klären.
Wie Moretti im Gespräch mit ESPN.com berichtete, hätten ihn Roman Martinez und Peter Rivera
nach dem offiziellen Wiegen am
Freitag in seinem Hotelzimmer
aufgesucht, wo man dann in einer
Konferenzschaltung mit dem Vorsitzenden von Top Rank, Bob
Arum, alles unter Dach und Fach
gebracht habe. Als Martinez zu
Wochenbeginn mit den Konditionen noch nicht einverstanden und
damit eine Übereinkunft ungewiß
gewesen sei, habe man Javier Fortuna ins Gespräch gebracht. Er
danke Fortuna und dessen Promoter Sampson Lewkowicz für deren
professionelles Verhalten und könne sich vorstellen, daß der Interimschampion in absehbarer Zeit eine
Chance gegen den Sieger des bevorstehenden Titelkampfs bekomme, so Moretti.
Lomatschenko und Egis hätten
stets hervorgehoben, daß sie nur an
bedeutenden Kämpfen interessiert
seien. In der Welt von heute sei das
jedoch nicht gerade einfach. Zunächst habe der Ukrainer geplant,
die Titel im Federgewicht zusammenzuführen, was jedoch daran gescheitert sei, daß keiner der anderen Weltmeister dazu bereit war.
Nun versuche Lomatschenko dasselbe im Superfedergewicht, wofür
er sofort das größtmögliche Risiko
eingehe.
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Der Kampf gegen Martinez macht
aus mehreren Gründen Sinn, worunter dessen WBO-Gürtel der
wichtigste, doch beileibe nicht der
einzige ist. Das Duell findet am
Wochenende der alljährlichen puertoricanischen Parade in New York
statt, die sich enormer Popularität
erfreut. Top Rank veranstaltet an
diesem Termin stets einen Kampfabend mit mehreren Puertoricanern,
was letztendlich den Ausschlag für
Lomatschenkos Team gab, diese
Option zu wählen.
Wie Moretti dazu anmerkt, genieße
Roman Martinez unter diesen Umständen einen haushohen Heimvorteil. Zudem sei er ein erfahrener Veteran, der über eine gefährliche
Rechte verfüge. Lomatschenko gehe daher wieder einmal ein enormes
Wagnis ein, wie es nun einmal seine Art sei. Sollte er die Oberhand
behalten, würde dies die lange Liste
seiner außergewöhnlichen Leistungen komplettieren und ihn als herausragenden Akteur im Feder- und
Superfedergewicht etablieren. [1]
Anmerkung:
[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/15213106/vasyl-lomachenko-move-challenge-rocky-martinez-junior-lightweight-title
http://www.schattenblick.de/
infopool/sport/boxen/
sbxm1949.html
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Elektronische Zeitung Schattenblick
Entrüstet erhob er sich und eilte zum __I n h a l t___________Ausgabe 1802 / Freitag, den 22. April 2016__
Schiedsrichter, um sich über das regelwidrige Spiel seines Kontrahenten
1 POLITIK - REPORT:
zu beschweren. Dieser lachte jedoch
Die Zwischentürkei - nicht sicher, nicht frei ...
amüsiert auf und bald schon sprach
1
SCHACH-SPHINX:
sich in der Turnierrunde herum, daß
Rächender Beelzebub
einer unter ihnen war, der an diesem
4
SPORT - BOXEN:
Wettkampfteilnahm, aber das AlphaDem Puertoricaner in die Parade fahren
bet des Regelwerks nicht beherrschte.
6 DIENSTE - WETTER:
Die ersten vier Runden hatte er die
Und morgen, den 22. April 2016
Lacher gegen sich, später dann, nachdem er sich rasch Aufklärung verschafft hatte, ließ er die Spötter verstummen. Denn er verlor daraufhin
nicht eine einzige Partie und belegte
DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
zuletzt den zweiten Platz. Man lerne
daraus, daß erstens kein Meister vom
Und morgen, den 22. April 2016
Himmel fällt und zweitens: Fällt einer
doch vom Himmel auf die Erde, dann
+++ Vorhersage für den 22.04.2016 bis zum 23.04.2016 +++
wird aus dem Engel rasch ein rächender Beelzebub. Auf dem Londoner
Lloyds Bank Master-Turnier von 1982
traf beispielsweise der englische
Großmeister Tony Miles auf den
Amateur Johansson, der über keine
FIDE-Rating verfügte. Doch ausgeSonnenschein und frischer Wind,
rechnet dieses unbeschriebene Blatt
Gänsehaut am kleinen Teich,
fügte Miles die einzige Niederlage des
wie kalt die Gewässer sind,
weiß Jean-Luc beim Schwimmen gleich.
Turniers bei. Also, Wanderer, Schwarz
hatte im heutigen Rätsel der Sphinx
zwar eine Figur mehr, den Todesstoß
gab jedoch Weiß dank seiner beiden
vorgerückten
© 2016 by Schattenblick
Freibauern.
Johansson Miles
London
1982
Auflösung letztes Sphinx­Rätsel:
Die heillose Lage des weißen Königs
inspirierte Meister Johansen zum
folgenden schlau eingefädelten
Gewinnweg: 1...Ld7xg4! 2.Dd1xg4
Dg6-e4+ 3.Dg4-f3 De4xf3+ 4.Kg2xf3
g5-g4+ und Weiß gab auf, da er nach
5.Kf3-g2 Te8-e2# mattginge.
http://www.schattenblick.de/
infopool/schach/schach/
sph05813.html
Seite 6
IMPRESSUM
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Fr, 22. April 2016