** Cooler heiraten Designer entdecken die Ja-Sager Lügen mit Zahlen Wie die Politik Statistiken frisiert 24. APRIL 2016 DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG S. 66 NR. 17 B ** S. 18 Richtig gekünstelt 23 Regeln für den Galeriebesuch S. 57 Ballermann lebt Das neue Mallorca ist das alte S. 23 GEGRÜNDET 1948 PREIS D € 3,90 IN DIESER AUSGABE Kaum zu bezahlen Geringes Angebot, horrende Mieten: Für Studenten wird es schwer, eine Wohnung zu finden Politik S. 2 Kind von Tschernobyl Ein Reaktor explodiert, eine Schwangere soll abtreiben, flüchtet aber. Ihre Tochter wird leben Politik S. 10 Schreckgespenst FREIHANDEL Hoffnung für Hoffenheim Julian Nagelsmann ist 28 und der jüngste Trainer, der je in der Bundesliga gearbeitet hat Sport S. 25 GETTY IMAGES (2); MONTAGE WELT AM SONNTAG Auf Banker-Jagd Der Widerstand gegen das Freihandelsabkommen TTIP ist ausgerechnet in Europas Exportnation Nummer eins am heftigsten. Damit riskieren die Deutschen ihren künftigen Wohlstand Thema, Seite 13 Eine Oberstaatsanwältin lässt nicht locker. Ihr Ziel: Die Deutsche Bank. Ein Porträt Wirtschaft S. 40 Warm, aber teuer Warum das Heizen mit Wärmepumpen weder ökologisch sinnvoll noch günstig ist Finanzen S. 43 Hand aufs Herz Ist es Liebe, gibt es Streit oder ist alles nur Theater? Was Gesten über prominente Paare verraten Stil S. 65 Nordsee oder Ostsee? SPD BELGISCHE MEILER Rufe nach Steuersenkungen Grüne fordern Mitspracherecht In ihren letzten Wahlkämpfen forderten die Genossen stets höhere Steuern. Nun ruft der Präsident des SPD-Wirtschaftsforums, Michael Frenzel, seine Partei dazu auf, „die Abgeltungsteuer von bisher 25 Prozent zu erhöhen – und im Gegenzug die Einkommensteuer für die Mittelschicht zu senken“. Das sei „ein Gerechtigkeitssignal“. Warum Arbeit höher besteuert werde als Kapital, sei „heute nicht mehr zu erklären“, sagte der frühere TUI-Vorstandschef. Statt die Riester-Rente schlechtzureden, solle man sie „attraktiver gestalten“. Außerdem könne man Beamte und Unternehmer in die Rentenversicherung integrieren. Während SPD-Chef Sigmar Gabriel derzeit vor allem die Kernklientel umgarnt, hält Frenzel ihm entgegen: „Allein mit der Ansprache von Geringverdienern kommen wir aus dem 20Prozent-Tief nicht heraus.“ Seite 4 Sicherheitsbedenken wegen zweier belgischer Atommeiler an der deutschen Grenze sorgen für Nachbarschaftsstreit. Die Grünen drängen auf ein grundsätzliches Mitspracherecht der Bundesregierung, wenn von Atomkraftwerken in Nachbarländern Gefahren ausgehen könnten. Der „Welt am Sonntag“ liegt ein entsprechender Antrag vor, den die Grünen am Dienstag beschließen und dann in den Bundestag einbringen wollen. „Die radioaktive Wolke macht nicht vor der Landesgrenze halt“, heißt es in dem Antrag. Seite 9 8,66 Prozent der Staatseinnahmen wurden 2015 von Haushalten mit einem Einkommen von über 200.000 Euro finanziert. Das zeigt eine neue Studie des Forschungsinstituts RWI. 2010 lag der Anteil deutlich niedriger, nämlich bei 5,67 Prozent. Der Beitrag, den Haushalte mit bis zu 60.000 Euro Einkommen leisten, ist dagegen rückläufig. Seite 41 ANTON SCHLECKER Fahnder erwarten Mammutprozess Die Anklageschrift umfasst nicht weniger als 270 Seiten, die Ermittlungsakten 204 Leitz-Ordner: Der erwartete Prozess gegen den einstigen Drogeriekönig Anton Schlecker wird wohl zu einem der aufwendigsten Wirtschaftsprozesse der Nachkriegszeit. „Wir gehen davon aus, dass es zu einem sehr umfangreichen Verfahren kommt“, sagte der mit dem Fall befasste Stuttgarter Staatsanwalt Jan Holzner der „Welt am Sonntag“. Schlecker wird vorgeworfen, vor der Pleite seines Unternehmens Geld Seite 37 abgezweigt zu haben. Kritik an Erdogans Predigern in Deutschland Die Türkei entsendet fast 1000 konservative Imame in hiesige Moscheen. Der Protest gegen diese Praxis wächst in allen Parteien D ie neue deutsch-türkische Nähe zeigt Wirkung. Dinge kommen zur Sprache, die bisher eher ungesagt blieben. Während Angela Merkel die Türkei besucht, entbrennt in Deutschland eine Debatte um die Ditib – die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. kontrolliert rund 900 Moscheen in Deutschland. Die türkische Religionsbehörde sagte auf Anfrage, sie habe derzeit rund 970 Imame nach Deutschland entsandt, für je fünf Jahre. Ditib als vom türkischen Staat gelenkter Verband und aus der Türkei entsandte Imame, die kein Deutsch sprechen, prägen Millionen türkische MusVON CLAUS CHRISTIAN MALZAHN, FREIA PETERS UND DENIZ YÜCEL lime hierzulande. Die deutsche Politik sieht das zunehmend kritisch. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sagte, es gebe in Ditib-Moscheen zwar „viele engagierte Gemeindemitglieder“, oft werde „tolle Arbeit“ gemacht. Doch der Dachverband selbst „ist nichts anderes als der verlängerte Arm des türkischen Staates. Statt zu einer echten Religionsgemeinschaft zu werden, macht die türkische Regierung die Ditib immer mehr zu einer politischen Vorfeldorganisation der AKP in Deutschland“, warnt Özdemir und fordert: „Die Türkei muss die Muslime endlich freigeben.“ Die Neuköllner Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte dieser Zeitung, sie sehe es kritisch, „wenn Moscheevereine fremdgesteuert sind und dort Imame predigen, die nicht nach dem deutschen Werteverständnis ausgebildet und nicht hier aufgewachsen sind“. Imame hätten „eine Vorbildfunktion“ und „vor allem auf junge Leute großen Einfluss“. Die Ditib werde „von der Türkei gesteuert und vermittelt das türkische politische Verständnis – nicht das unseres Landes“. Das führe zwangsläufig zu Konflikten. Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist die Entsendung der Imame „nicht akzeptabel“. Deren Ausbildung dürfe nicht von der Türkei ausgehen, sie müsse „in der Hand der für Bildung und Kultus zuständigen Bundesländer liegen“. Islamunterricht solle Lehrfach an staatlichen Schulen werden. Für „kritisch“ hält Herrmann die Nähe des türkischen Staates zur Ditib, etwa Auftritte von Präsident Erdogan bei deren Großkundgebungen. „Alle politisch-religiösen Missionierungsversuche aus dem Ausland in Deutschland lehne ich ab. Sie behindern letztlich eine vorurteilsfreie Integration von Zuwanderern in das Leben unserer Gesellschaft.“ Das Bundesinnenministerium lobt die Ditib. Der Verband arbeite „kontinuierlich und konstruktiv in der Deutschen Islamkonferenz mit“, sagte ein Sprecher der „Welt am Sonntag“. Die türkische Behörde für Religionsangelegenheiten erhält in diesem Haushaltsjahr rund 6,4 Milliarden Türkische Lira (rund 1,8 Milliarden Euro). Davon baut und unterhält sie Moscheen und beschäftigt aktuell 120.000 Mitarbeiter. 2004 waren es 72.000, 2008 schon 83.000. Seit 2008 hat sich ihr Etatposten verdreifacht. Wie viel Geld aus Ankara die Ditib erhält, wollte die Behörde nicht mitteilen. Heute übersteigt das Budget der Religionsbehörde den Etat von zwölf türkischen Ministerien, darunter den des Innenministeriums (ohne den Polizeietat) und des Außenministeriums. Einen so hohen Stellenwert hat die türkisch-islamische Diaspora für PräSeiten 6 und 7 sident Recep Tayyip Erdogan. ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG vanlaack.com ANZEIGE Von Autos und anderen Tieren E ndlich zeigen die Autobauer Flagge und beweisen, dass nicht nur VW die neuesten Betrugstechnologien anwenden kann. Daimler, Porsche oder Audi beherrschen ebenfalls ihr Handwerk. Die Verbraucher sind zufrieden, nur BMW macht Sorgen. Die Bayerischen Motoren Werke sind anscheinend nicht mal in der Lage, ihre Werte zu manipulieren. Das kommt beim Kunden nicht gut an, deshalb will BMW eine halbe Million Wagen mit neu entwickelter Schummel-Software oder dem stark nachgefragten „Thermo-Fenster“ kostenlos nachrüsten. Ein wenig enttäuscht reagierte Autobauminister Dobrindt. Er und seine Amtsvorgänger haben alles getan, um die Autoindustrie vor übertrie- bener Reglementierung zu schützen. Da hätte er erwartet, dass die Unternehmen wenigstens in der Lage sind, ihre Manipulationen geheim zu halten. Mobilitätsexperten erklärten, es zeige sich, dass die ständige Reduzierung von Abgaswerten und Benzinverbrauch Grenzen hat. Ein Auto will einfach Schadstoffe ausstoßen und seine Umgebung mit Feinstaub markieren, alles andere ist gegen seine Natur und kann nur durch nicht artgerechte Haltung erzwungen werden. Deutsche Hühner haben inzwischen mehr Auslauf als das deutsche Auto. Aber das Automobil lässt sich auf Dauer nicht in seinem Bewegungsdrang einschränken, und wenn wir alle mit dem Huhn zur Arbeit fahren, wird die Welt auch nicht besser. KUNDENSERVICE: 0800-926 75 37 Gebührenfrei aus dem deutschen Festnetz und von allen deutschen Mobiltelefonen A 4,10 € • B 4,10 € • CH 5,50 CHF • CZ 160 CZK • DK 34,00 DKK DIGITALE ANGEBOTE: 0800-951 5000 MA 50 MAD • N 42,00 NOK • NL 4,10 € • P 4,60 € (Cont.) E-MAIL: [email protected] PL 20 PLN • S 50 SEK • TN 6,50 TD • ZA 70,00 ZAR E 4,60 € / I. C. 4,60 € • F 4,60 € • FIN 5,90 € • GB 3,70 GBP GR 4,60 € • H 1280 HUF • I 4,60 € • IRL 4,50 € • L 4,10 € ISSN 0949 – 7188 Der eine mag’s rau und salzig, der andere eher seicht und unprätentiös. Zwei Liebeserklärungen Reise S. 76 ANZEIGE USA Top Secret: Der Secret Service Heute um 13.05 Uhr BUNDESLIGA FC Bayern kurz vor Titelgewinn Der FC Bayern München steht kurz vor dem Gewinn der vierten deutschen Meisterschaft in Folge. Das Team von Trainer Pep Guardiola landete einen ungefährdeten Auswärtssieg in Berlin und kann im nächsten Heimspiel gegen Gladbach den ersten Titel der Saison perfekt machen. Hannover 96 steht mit neun Punkten Rückstand unmittelbar vor dem Abstieg. Dem Klub gelang in Ingolstadt nur ein Remis, obwohl die Gastgeber 74 Minuten in Unterzahl Seiten 25 bis 27 spielen mussten. Freitag Hamburg – Bremen............................ 2:1 Samstag Wolfsburg – Augsburg ..................... 0:2 Stuttgart – Dortmund ..................... 0:3 Köln – Darmstadt ...............................4:1 Berlin – München ................................ 0:2 Ingolstadt – Hannover ..................... 2:2 Schalke – Leverkusen ....................... 2:3 ANZEIGE
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