und so finanzieren sie sich

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9. August 2016
So agieren Erdogans Handlanger
in Deutschland - und so
finanzieren sie sich
The Huffington Post | von Lennart Pfahler
Veröffentlicht: 09/08/2016 00:01 CEST
Aktualisiert: 09/08/2016 06:41 CEST
Der Islamische Dachverband Ditib steht derzeit in der Kritik. Kritiker sehen in ihm ein
Propagandainstrument des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Doch stimmt
das? Wer steckt hinter Ditib und wie finanziert sich der Verein?
Hier die 4 wichtigsten Fragen und Antworten.
1. Wer oder was ist eigentlich Ditib?
Ditib ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion. Der bundesweite
Dachverband ist ansässig in Köln. Er koordiniert die Tätigkeit der ihm unterstehenden
türkischen Moscheengemeinden. Deutschlandweit sind das über 900.
Nach eigener Darstellung vertritt Ditib somit etwa drei Viertel der Muslime in
Deutschland.
Ditib wiederum untersteht dem türkischen Religionsministerium Diyanet und so dem
türkischen Ministerpräsidenten, Binali Yıldırım. Yıldırım ist AKP-Politiker und ein
enger Vertrauter Erdogans. Er kam im Mai ins Amt, als der Druck des Präsidenten
seinen Vorgänger Ahmet Davutoglu zum Rücktritt zwang.
Die Imame, die in den Ditib-Moscheen predigen, werden zum Teil in der Türkei
ausgebildet und von der türkischen Regierung bezahlt. Immer wieder wird Skepsis über
diese “Import-Immame” laut.
Ditib war nach dem versuchten Coup unter anderem deswegen in Deutschland in die
Kritik geraten, weil die Imame in ihrer bundesweit einheitlichen Freitagspredigt im Sinn
der türkischen Regierung Stellung genommen hatten.
Außerdem hatten Journalisten des Magazins "Report Mainz" recherchiert, dass einzelne
Ditib-Imame Erdogan-Kritiker als "Vaterlandsverräter" nicht mehr in ihren Moschee
haben wollten.
2. Wo übt der Verband Einfluss aus?
Neben dem großen Einfluss, den Ditib so auf das religiöse Leben der deutsch-türkischen
Bevölkerung ausübt, fällt der Verband besonders als bildungspolitischer Akteur auf.
In Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hat Ditib Mitspracherecht beim
Religionsunterricht der Schulen. Hessen hat als erstes Bundesland 2013 den
islamischen Religionsunterricht eingeführt.
Ditib erstellt hier etwa in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium Lehrpläne,
überprüft die Islamlehrer und erteilt ihnen die Lehr-Erlaubnis.
Abdel-Hakim Ourghi von der Universität Freiburg erklärte “Focus Online” kürzlich:
"Ditib gestaltet so die Lehrpläne aktiv mit und bestimmt die Inhalte, die an den Schulen
im islamischen Religionsunterricht gelehrt werden. Das ist insofern gefährlich, als dass
dadurch ein sehr einseitiger Islam gelehrt wird. Dieser geht an der Realität der Kinder
und Jugendlichen vorbei.“
Die Ethnologin Susanne Schröter von der Goethe Universität Frankfurt am Main
befürchtet, dieser Einfluss könnte in Zukunft hochgradig problematisch werden.
Dem Deutschlandfunk sagte sie: "Ditib hängt am türkischen Religionsministerium. Das
türkische Religionsministerium wandert immer weiter in eine islamistische Ecke. In
eine konservative, autoritäre Ecke.”
Zudem macht Ditib auch Politik. In Hamburg etwa besteht ein Staatsvertrag zwischen
der Freien Hansestadt und dem Ditib-Landesverband. Er regelt das Zusammenleben
der Muslime und der anderen Religionsgruppen im Bundesland.
Eine durchaus brisante Geschichte. Denn damit wird der türkisch-sunnitische
Islamverband mit Nähe zur AKP-Regierung zum rechtmäßigen Vertreter der hier
lebenden Muslime.
In Niedersachsen gibt es ähnliche Bestrebungen einen Staatsvertrag zu schließen. Ditib
als Verhandlungspartner steht - spätestens seit dem Hinüberschwappen der türkischen
Konflikte seit dem Militärputsch vom 15. Juli - massiv in der Kritik.
3. Was sind die Positionen des Verbandes?
Wie regierungstreu Ditib ist, zeigte sich kurz vor der Armenien-Resolution des
Bundestags. Damit sollten die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor
gut 100 Jahren als Völkermord klassifiziert werden.
Ditib stand ganz oben auf der Liste der Unterzeichner eines offenen Briefs an alle
Bundestagsabgeordneten, in dem es hieß: "Ein solcher, auf politischen Motiven
basierender Beschluss würde auch die Beziehungen zwischen Deutschland und der
Türkei tiefstens erschüttern".
Rund 1000 Imame in Deutschland wurden direkt von der türkischen Regierung
entsandt.
Auch nach der Putschnacht vom 15. Juli zeigte sich ihre klare Erdogan-nahe Linie. In
der Freitagspredigt hieß es damals etwa: "Wir sind Zeuge davon geworden, dass durch
die Hand von internen und externen Bösen sowie einer unseligen Struktur ein
Putschversuch gegen die Unabhängigkeit unseres Volkes und der Demokratie unseres
Landes unternommen wurde.”
Deutsche Politiker kritisierten daraufhin den politischen Tenor der religiösen Botschaft.
Ditib bekannt sich zwar offiziell zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und
zum Grundgesetz. Kritiker sind sich jedoch sicher: Der Islam, den der Verband vertritt
und lehrt, sei äußerst konservativ ausgelegt.
Der Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie der Pädagogischen Hochschule
Freiburg, Abdel-Hakim Ourgh, kritisierte bereits im vergangenen Jahr: „Eine
Auseinandersetzung mit problematischen Koranversen findet nicht statt.“ Das
Religionsverständnis sei rückständig, “vom Islam des 7. Jahrhunderts geprägt”, sagte er
bei anderer Gelegenheit.
Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen mit radikalen
Dschihadisten in Ditib-Moscheen. In Dinslaken-Lohberg traf sich etwa die “Lohberger
Brigade”, eine Gruppe von etwa 25 Salafisten mit Kontakt zur Terrormiliz IS.
Ein Ditib-Vorsitzender veröffentlichte gar ein Foto mit einem Mitglied der radikalen
Gruppe, versehen mit einer religiösen Botschaft. Der Vorstand trat zurück - einen
Beigeschmack hinterließ der Fall dennoch.
4. Wie finanziert sich Ditib?
Nach aktuellen Angaben soll die türkische Diyanet-Behörde in diesem Jahr über ca. 1,8
Milliarden Euro verfügen. Im vergangenen Jahr waren es etwa eine Milliarde.
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Wie viel Geld davon nach Deutschland fließt, ist nicht bekannt. Die vermutlich tausende
“Import-Imame” stehen zumindest auf der Gehaltsliste der türkischen Regierung.
Bekir Alboga, Sprecher von Ditib, sagte im Deutschlandfunk: "Die größte finanzielle
Hilfe für uns ist natürlich, dass die Imame, die aus der Türkei hierher entsandt werden,
uns nichts kosten. Das ist eine enorme Erleichterung. Stellen Sie sich mal vor, Sie
würden einen Imam so brutto 5.000, 6.000 monatlich honorieren. 1.000 Imame, das ist
eine enorme Summe, viele unserer Moscheegemeinden wären finanziell an ihren
Grenzen."
Viele islamische Gemeinden in Deutschland sind auf Spenden angewiesen. Es ist nicht
ausgeschlossen, dass ein Großteil dieser aus dem Ausland kommt. Neben der Türkei
steht hier besonders Saudi-Arabien in Verdacht. Dazu kommen die Spenden direkt aus
den Gemeinden.
So kritisch diese ausländische Spenden von manchen betrachtet werden, viele Moscheen
sind auf sie angewiesen. Denn: Während Christen die Kirchensteuer haben, zudem
jährlich Unsummen als Ausgleich für die Enteignung christlicher Kirchen vor 200 (!)
Jahren erhalten, genießen muslimische Gemeinden keine Privilegien.
So werden Moscheen abhängig von den Regierungen anderer Staaten.
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