SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE, SWR2 DIE BUCHKRITIK Norman Finkelstein: Methode und Wahnsinn Die Hintergründe der israelischen Angriffe auf Gaza LAIKA Verlag 152 Seiten 19 Euro Rezension von Roman Herzog Freitag, 22.04.2016 (14:55 – 15:00 Uhr) Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de Im Laika Verlag ist in der Reihe "Provo" das Buch "Methode und Wahnsinn" erschienen, in dem Norman Finkelstein die Hintergründe der israelischen Kriege im palästinensischen Gazastreifen aufzeigen möchte, dabei aber nicht wirklich überzeugt, wie Roman Herzog meint. Norman Finkelstein lehrte Politikwissenschaft in den USA. In Deutschland ist er bekannt für sein Buch "Die Holocaust-Industrie" und die Kontroverse, die es im Jahr 2000 auslöste. Denn es wirft Juden in den USA und Israel vor, die Geschichte zu instrumentalisieren, um Menschenrechtsverbrechen an den Palästinensern zu legitimieren. Im Laika-Verlag ist nun eine Essay-Sammlung erschienen, mit der Finkelstein den Verlauf des Konfliktes im Gazastreifen beleuchten will und die Logik, die hinter den Kriegen steckt, die Israel gegen die radikal-islamische Hamas führt. Die Hamas regiert seit 2007 den Gazastreifen und Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT wird mit Waffen aus dem Libanon und dem Iran versorgt. Zudem hat sie eigene Raketen gebaut und ein weit verzweigtes Tunnelnetzwerk, das weit nach Ägypten und Israel hineinreicht. Über diese Tunnel werden Bevölkerung und Wirtschaft im Gazastreifen mit allem Lebensnotwenigen versorgt. Denn Israel und Ägypten blockieren seit 2007 das Gebiet. Und über diese Tunnel gelangen auch die meisten Waffen nach Gaza. Seit 2007 beschießt die Hamas Israel mit selbstgebauten und eher primitiven oder zerstörerischeren importierten Raketen. Israel schlägt gewöhnlich per Luftwaffe zurück. Dreimal kam es zu längeren Kriegen, bei denen insgesamt knapp einhundert Israelis und fast viertausend Palästinenser getötet wurden, überwiegend Zivilisten auf palästinensischer Seite, zumeist Militärs auf israelischer. Finkelstein stellt diese Kriege der Jahre 2008, 2012 und 2014 chronologisch dar, in denen der Gazastreifen größtenteils zerstört wurde. Dabei hat Israel unverhältnismäßige Gewalt angewandt, vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Das haben alle renommierten Menschenrechtsorganisationen festgestellt. Gleichwohl mussten Politiker und Militärs niemals Rechenschaft ablegen. Nach dem ersten Gazakrieg beauftragte die UNO den südafrikanischen Verfassungsrichter Richard Goldstone mit der Leitung einer Untersuchungskommission. Der Abschlußbericht warf Israels Regierung eine systematische Eskalationspolitik vor und dem Militär, Kriegsverbrechen, genauso wie der Hamas. Es kam zum Eklat, in dessen Folge Goldstone seine Stellungnahme teilweise widerrief. Bei der Darstellung des ersten Gazakriegs und der Affäre um den Goldstone-Bericht ist Finkelsteins Buch hilfreich. Denn es zeichnet nüchtern nach, welche Verbrechen begangen wurden und wie systematisch die israelische Regierung den UNO-Bericht und Goldstone als Person diskreditierte, auch durch Instrumentalisierung des Holocaust, wenn Goldstone etwa als Verräter und schlimmer als Josef Mengele bezeichnet wurde oder Kritik an Israels Kriegen pauschal als antisemitisch gebrandmarkt wurde. Aber leider macht es Finkelsteins Argumentation und Wortwahl in weiten Teilen des Buches den rechten Hardlinern in Israel zu einfach, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Denn so wichtig die Kritik an einer Regierungspraxis ist, die Palästinenser systematisch terrorisiert, so unnötig und falsch ist Finkelsteins einseitige Darstellung. Bei ihm wird die Hamas zu einer friedfertigen NGO, die unbeholfen versuche, die Palästinenser zu befreien, mit Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Raketen, die bloß bessere Silvesterknaller seien. Dass die Hamas die Auslöschung Israels fordert, sei - so Finkelstein - gar nicht ernst gemeint. Israels Angriffe bezeichnet er hingegen immer als martialisches Wüten, das sich allein aus Hass gegen die Palästinenser speise. Wäre der Nahost-Konflikt so einfach, wäre er längst gelöst. Zu karikaturhaft geht Finkelstein vor und vermeidet zugleich wesentliche Fragen: Warum machen die Palästinenser mit und spielen sich Hamas und Israels Regierung in die Hände? Und warum protestieren Regierungen weltweit nicht gegen die unsinnigen Behauptungen eines Antisemitismus oder die Instrumentalisierung des Holocaust? Den Teufelskreis der Gewalt in Israel und Palästina zu durchbrechen wäre entscheidend. Und in diesem Sinne ist Finkelsteins abschließendes Plädoyer für einen gewaltfreien palästinensischen Widerstand zwar naiv, aber interessant, denn es wäre ein Lackmustest für die Behauptung, dass auch die radikal-islamischen Palästinenser bereit seien, friedlich mit Israel zu leben. Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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