SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE, SWR2 DIE BUCHKRITIK Charlotte Brontë: „Der Professor“ aus dem Englischen von Gottfried Röckelein ars vivendi 312 Seiten 14,99 Euro Rezension von Angela Gutzeit Donnerstag, 21.04.2016 (14:55 – 15:00 Uhr) Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. 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Brontë hatte auf ihre Kritiker noch selbst reagiert und den „Professor“ mit einem Vorwort versehen. Darin verteidigt sie unter ihrem Pseudonym Currer Bell die Mühen der Ebenen, die sie ihren Helden William Crimsworth auf seinem Lebensweg durchqueren lässt, mit folgenden Worten: „Ich Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT hatte mir vorgenommen, dass sich mein Romanheld so durchs Leben kämpfen sollte, wie ich erlebt hatte, dass es Männer in der Wirklichkeit taten.“ Der Roman ist sicherlich von Konstruktion und Plot her gesehen Charlotte Brontës schwächster. Und trotzdem war die Entscheidung des Verlags ars vivendi, dieses Buch 1990 dem deutschsprachigen Leser zugänglich zu machen und nun zum 200. Geburtstag der Autorin in leicht aufgefrischter Übertragung desselben Übersetzers, Gottfried Röckelein, erneut zu veröffentlichen, eine gute Tat. Denn im „Professor“ sind bereits alle wichtigen Motive angelegt, die Charlotte Brontë in ihren nachfolgenden Romanen weiterführen und virtuos entfalten sollte. Zum Beispiel eben dieses Motiv des Sichbewährens auch unter widrigsten Umständen – so wie Brontë es für ihren männlichen Helden William Crimsworth im Vorwort formulierte. Und so steht der Start ins Leben dieses William Crimsworth zunächst unter keinem guten Stern. Er ist verwaist - auch ein wiederkehrendes Brontë-Motiv –, will aber das Angebot seiner adligen Verwandtschaft, ihn mit einer seiner oberflächlichen Cousinen zu verheiraten und die Pfarrerslaufbahn einzuschlagen, nicht annehmen. Da er sich unbedingt von diesem ungeliebten Familienzweig emanzipieren will, wendet sich William an seinen älteren Bruder Edward, der es mit einem angeheirateten Firmenbesitz zu Reichtum gebracht hat. Dieser Bruder gibt ihm zwar eine Arbeit im Büro, lässt aber keine Gelegenheit zu seiner Demütigung aus. Unter diesen Umständen muss Williams Versuch scheitern, seinen Unterhalt als Kaufmann zu bestreiten. Die Haupthandlung ist das noch nicht, sondern eine Art Vorspiel, zusammengefasst in einem Brief des Helden an seinen Freund Charles. Auf diesen Brief hat er nie eine Antwort erhalten. Aber da Crimsworth das Bedürfnis hat, seine weitere Lebensgeschichte zu erzählen, wendet er sich im Folgenden an ein „allgemeines Publikum“, das er auch immer wieder anspricht. William findet in Brüssel eine Anstellung in einer katholischen Lehranstalt für Jungen, unterrichtet dann aber auch im benachbarten Mädchenpensionat. Dort erwärmt er sich für dessen attraktive Leiterin Mademoiselle Reuter, entdeckt jedoch ihren verschlagenen Charakter und verliebt sich schließlich in die Hilfslehrerin Frances Henri, die bei ihm Englischstunden nimmt. Wie er ist sie eine Waise, äußerlich unscheinbar, dafür aber ehrgeizig, nach Unabhängigkeit und nach moralischer Integrität strebend. Wie William ist Jane protestantischen Glaubens und leidet wie er unter dem bigotten katholischen Erziehungssystem. Das sind wesentliche Ingredienzien, die Charlotte Brontë ihrem eigenen Leben entnommen hat: Die Zeit als Erzieherin an einem katholischen Lehrinstitut in Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Brüssel, ihre allerdings unerwiderte Liebe zum verheirateten Institutsleiter und Lehrer sowie ihr Leiden an ihrem minderen sozialen Status und unattraktiven Äußeren. Aber eine reine Spiegelung ihrer eigenen Erlebnisse und Situation in Brüssel ist das keineswegs. Das Interessante an diesem Roman ist so auch nicht das Biografische, sondern die kritische Sicht seiner Autorin auf Sitten, Abgründe und Verdrängungen ihrer Zeit, der viktorianischen Ära. Das macht das Buch in der klugbehutsamen Übersetzung von Gottfried Röckelein lesenswert - trotz seiner allzu schematischen Kontraste, seiner schwülstig geratenden Liebesgeschichte und der weitschweifigen Reflexionen seines Helden, des „Professors“ William Crimsworth. Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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