GMP-konformes Bauen im Bestand - GMP

LOGFILE Nr. 27 / Juli 2015
Maas & Peither AG – GMP-Verlag
GMP-konformes Bauen im Bestand
Ein Auszug aus dem GMP-BERATER
von Dr. Michael Hiob
Neben der Planung und dem Bau neuer Räume nimmt die Bedeutung des Bauens im Bestand
stetig zu. Oftmals möchte der Hersteller Räume umbauen, ohne dass dabei die laufende Produktion in angrenzenden Betriebsbereichen unterbrochen werden soll. Umbauten im laufenden
Betrieb erfordern aufgrund der hohen Kontaminationsgefahr durch bauliche Aktivitäten besondere Aufmerksamkeit und Kontrolle.
Bei Umbauten im Bestand geht es entweder um routinemäßige Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen oder um Änderungs- bzw. Erweiterungsbauten. Gelegentlich müssen auch
Räume nach Havarien oder Bränden wiederaufgebaut werden. Veraltete Räume müssen an den
Stand der Technik angepasst und modernisiert werden. Wie bei Neubauten sind auch Umbauten
im Bestand nur erfolgreich zu realisieren, wenn vorher das Raumdesign detailliert festgelegt und
qualifiziert wurde (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Bauen im Bestand: Ziele und Voraussetzungen
Der Anteil der Bautätigkeit in der Modernisierung, Sanierung und Umnutzung beträgt ca. 75 %
der Gesamtbautätigkeit. Entsprechend hoch ist der Anteil der Risiken und Baufolgeschäden in
diesem Bereich. Die Behebung der Herstellungsfehler (Roh- und Ausbau) verschlingt zwischen 4
und 12 % (im Mittel 8 %) der Baukosten, solange kein besonderer Aufwand für Qualitätssicherung betrieben wird.
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Typische und durch ein gutes Projektmanagement vermeidbare Fehler sind:

Unklare/mehrdeutige Anforderungsprofile

Unzureichende Abstimmungen zwischen unterschiedlichen Ausführungsfirmen, schlechtes Informationsmanagement der Bauleitung

Fehleinschätzung von Genehmigungsfristen, Nichtbeachtung potentieller Projektrisiken

Unzureichende zeitliche Puffer bei Verzögerungen

Fehlende Sorgfalt und SOP-Compliance der bauausführenden Firmen, mangelhafte
Überwachung der Bautätigkeiten

Unzureichende Qualifizierung des im GMP-Bereich tätigen Baupersonals, Abweichungen
von GMP-gerechtem Verhalten

Unzureichende Handhabung GMP-relevanter Materialien

Unzureichende Versionskontrolle (Änderungskontrolle) und Lenkung von Plänen und Diagrammen
Für einen pharmazeutischen Herstellbetrieb stellt eine Baumaßnahme im laufenden Betrieb eine
Ausnahmesituation dar. Diese ist durch die Verfahrensanweisungen der Qualitätssicherung, die
für einen routinemäßigen Betrieb ausgelegt sind, in der Regel nicht abgedeckt. Die Rahmenbedingungen und die erforderlichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung entsprechen bei Bauprojekten nicht den Routinebedingungen eines Pharmabetriebes. Bei Bauprojekten handelt es sich
vielfach um einmalige Tätigkeiten, die sich kurzfristig ändern können und daher schwer vorhersehbar sind (vgl. Abbildung 2). Entsprechend hoch muss der Aufwand für die Überwachung und
Kontrolle der Baumaßnahmen sein.
Abbildung 2: Arbeitsweisen in Bauprojekten
Baumaßnahmen an Räumen erfordern ein sorgfältiges Risiko-, Ressourcen- und Informationsmanagement. Alle Akteure müssen über die erforderlichen Baupläne und sonstigen Anforderungen
in aktueller Form verfügen. Projektänderungen müssen zeitnah allen Beteiligten zur Kenntnis
gegeben werden. Das betriebsinterne Risikomanagementsystem soll alle GMP-relevanten Bauaktivitäten im laufenden Betrieb bewerten. Die notwendigen Maßnahmen zur Überwachung und
Kontrolle der Risiken (insbesondere der Kontaminationsgefahren) sind festzulegen. Hierzu zählen z. B.

eine klare Trennung der Verkehrswege (Produktions- und Bauprozesse),

der Aufbau physikalischer Staubschutzbarrieren (Wände, Folien),

lokale Staubabsaugungen,
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
die Abschottung des Belüftungssystems zum Baubereich,

das Tragen zusätzlicher Schutzkleidung beim Durchkreuzen von Baubereichen,

die Sicherstellung einer gerichteten Luftströmung vom Produktions- zum Baubereich
(Überdruck),

die Durchführung staubreicher Bautätigkeiten vorzugsweise außerhalb der Produktionszeiten und

eine Intensivierung des Partikelmonitorings während der Bauphase.
Der Text ist ein Auszug aus dem GMP-BERATER, Kapitel 3.A Anforderungen an Räume
aus Behördensicht.
Autor:
Dr. Michael Hiob
Regierungspharmaziedirektor
Gesundheitsministerium des Landes Schleswig-Holstein
E-Mail: [email protected]
GMP-BERATER
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