Allgemeine Bedingungen des Lernens

1- 2. Allgemeine Bedingungen des Lernens
Lernen kann definiert werden als Aufbau und fortlaufende Modifikation von Wissensrepräsentationen bzw.
als bewusster, zielgerichteter und mehr oder weniger planmäßiger Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten.
Zum Lernen gehören neben internen Prozessen der Informationsverarbeitung auch beobachtbares
Lernverhalten und äußere Bedingungen.
Dabei wird die Lernleistung beeinflusst durch die Bedingungen am Arbeitsplatz und Arbeitsort sowie
dadurch, wie der Lernende seine Arbeit plant, seine Zeit einteilt und was er tut, um zu lernen.
1. Der Arbeitsort
Bei der Gestaltung des Arbeitsortes muss zwischen mündlicher und schriftlicher Wissensvermittlung
unterschieden werden.
Bei der mündlichen Wissensvermittlung (z.B. Vortrag, Seminar, Vorlesung) hat der Lernende hat keine
Freiheit, Arbeitsort, Arbeitszeit und Arbeitsplatz zu gestalten. Es ist empfehlenswert
• sich einen Platz zu suchen, an dem man gut sehen und hören kann.
• sich auf einen Vortrag bzw. eine Vorlesung vorzubereiten (besseres Verständnis, größerer Lernerfolg).
Bei der schriftlichen Wissensvermittlung (z.B. Bücher, Studienbriefe, Zeitschriften) kann der Lernende
selbst über seinen Arbeitsort, seine Arbeitszeit und seinen Arbeitsplatz entscheiden. Jeder Lernende sollte
selbst ausprobieren, welche Bedingungen vorliegen müssen, damit für ihn ein konzentrierter Lernprozess in
Gang kommen kann (z.B. Bibliothek, zuhause).
2. Der Arbeitsplatz
Allgemein können sich die folgenden Bedingungen am Arbeitsplatz günstig auf das Lernen auswirken:
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Verfügbarkeit von allen für das Lernen notwendigen Materialien (z.B. Schreibgeräte, Lexika, Ordner,
Büromaterial)
Ausreichende Größe von Schreibtisch bzw. –platte
Wechsel der Lernorte, um verschiedene Abrufreize zu schaffen (verbessert die Erinnerungsleistung)
Psychologische Hochschule Berlin (PHB)
Trägergesellschaft
Psychologische Hochschule Berlin gGmbH
Am Köllnischen Park 2
10179 Berlin
Tel.: +49(0)30/ 20 91 66 – 200
Fax: +49(0)30/ 20 91 66 – 17
Geschäftsführer: Dr. Günter Koch
Amtsgericht Berlin Charlottenburg
Registernummer: HRB 114366 B
Mail : [email protected]
www.psychologische-hochschule.de
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Herstellung und Aufrechterhaltung eines zum Lernen notwendigen mittleren Ausmaßes an
physiologischer Erregung:
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ein nicht zu bequemer Arbeitsstuhl
ausreichend frische Luft
Raumtemperatur knapp unterhalb der Normaltemperatur
vernünftige Regelung der Arbeitszeit und Pausen
3. Die Arbeitszeit
Bei der Regelung der Arbeitszeit sind eine langfristige sowie eine kurzfristige Planung hilfreich.
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Lernen sollte geplant werden: Lernpläne erstellen
o Langfristige Planung: Fernziele abstecken
 klären, welche Leistungen für ein bestimmtes Ziel verlangt werden (z.B. „Welche
Leistungsnachweise muss ich im ersten Semester erwerben?“)
 persönliche Voraussetzungen und bisher erbrachten Leistungen berücksichtigen
 realistische Ziele setzen (kann man die eigene Leistungsmöglichkeiten noch nicht
ganz sicher einschätzen, eher niedrigere als zu anspruchsvolle Ziele setzen)
o Fernziele in Teil- und Zwischenziele aufgliedern
o Kurzfristige Planung: Wochen- und Tagesarbeitspläne erstellen
 Wochenplan: Tätigkeitsschwerpunkte, Lernzeit, Freizeit und andere Verpflichtungen
gewichten und auf die jeweils individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse
abstimmen
 Tagespläne: physiologisch bedingte Leistungsschwankungen des Organismus in
Abhängigkeit vom Tagesverlauf berücksichtigen; regelmäßige Pausen einplanen
Der erstellte Lernplan sollte deutlich sichtbar in der Nähe des Arbeitsplatzes befestigt werden
Planung und Ausführung sollten regelmäßig miteinander verglichen werden (Selbstkontrolle)
o Sind Ist und Soll ausgeglichen, sich den angenehmeren Dingen des Lebens zuwenden
o Wird das Soll nicht erreicht, sich selbst nicht als „Versager“, der „sowieso nichts schafft“
bezeichnen und die Arbeit unterbrechen; daher Ziele immer erreichbar gestalten, im
Zweifelsfall lieber zu niedrig als zu hoch!
Pausen sollten als Teil des Lernprozesses eingeplant werden
(Belohnung,
Motivation)
Regelmäßigkeit erleichtert die Entwicklung günstiger Lerngewohnheiten (Rhythmisierung)
4. Beispiel für eine Checkliste mit Hinweisen zur Erstellung eines
Arbeitsplanes (aus: Metzig & Schuster, S. 41)
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Ist- Erhebung
o Selbstkontrolle über 2 Wochen zur Ermittlung der zur Verfügung stehenden Lernzeit
durchführen: günstige Tageszeit ermitteln, wie viel Material pro Zeiteinheit wird gelernt?,
Prioritäten setzen, Zeitoptimierung versuchen
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Zur Verfügung stehende Lernzeit ermitteln
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Soll- Erhebung
o Lernziele abklären: In welchen Fächern müssen Prioritäten gesetzt werden? Welche
Leistungen muss ich nach Prüfungsordnung erbringen? Was soll genau gelernt werden
(Literaturliste, Lehrbücher usw.)?
o Wie sind die Lernziele zu erreichen? (z.B. schriftliche Hausarbeit, mündliche Mitarbeit,
Klausur)
o Wie erwerbe ich die verlangten Kenntnisse? (z.B. Seminar, Literatur bearbeiten, Unterricht
nachbereiten/vorbereiten)
o Geschätzter Zeitaufwand für diese Aktivitäten? Besser zuviel als zuwenig Zeit annehmen!
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Ist- Soll- Vergleich
o Sind Ist und Soll ausgeglichen: Arbeitsplan erstellen; dabei vom Prüfungszeitraum an
rückwärts planen
o Kann das Soll nicht erreicht werden: Zeiteinsparungsmöglichkeiten prüfen, „Mut zur Lücke“
finden, Prioritäten setzen
Bearbeiter: Vera Onckels und Siegfried Preiser
Literaturhinweise:
Metzig, W. & Schuster, M. (2000). Lernen zu lernen. Berlin, Heidelberg: Springer.
Steiner, G. (2001). Lernen und Wissenserwerb. In Krapp & Weidenmann, Pädagogische Psychologie.
Weinheim: Beltz.
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