1- 13. Auswendiglernen von Texten Anders als beim Lernen aus Texten geht es beim Lernen von Texten (Lieder, Gedichte, Theaterrollen) nicht primär um das Erfassen von Bedeutungen, sondern um ein Wiedergeben können des Wortlautes. Häufig verbindet sich das Auswendiglernen mit dem sinngemäßen Lernen von Texten. Wenn man z.B. einen Text sinngemäß wiedergeben möchte, kann es günstig sein, eine Gliederung des Textes oder eine Stichwortliste auswendig zu lernen. Im Folgenden werden Strategien zum (auswendig-) Lernen von Vokabeln und Sprachen, Name, Listen und Gliederungen, Zahlen sowie von Gedichten oder Texten vorgestellt. 1. Lernen von Vokabeln, Fremdwörtern und Fachbegriffen • Emotionalisierung der Bedeutung: die Vokabel und die Bedeutung mit ganz unterschiedlicher emotionaler Betonung aussprechen (z.B. wütend, flüstern, verliebt) • Assoziationskontexte schaffen: z.B. mit der Vokabel einen Satz bilden, den man als Tourist brauchen könnte oder Assoziationen zu Gegenständen in der eigenen Wohnung herstellen (z.B. Zettel mit Vokabel an die entsprechenden Gegenstände kleben) • • Eselsbrücken bauen Herleitungen versuchen: Gibt es einen Wortstamm, den man kennt, oder ein Fremdwort, das ähnlich ist? (z.B. italienisch „ballare“ = tanzen erinnert an einen Ball, auf den man gehen kann, um zu tanzen) • • • Bekannte Wörter zusammenstellen (z.B. bekannte englische Begriffe aus dem Alltag suchen), dies ermutigt gerade zu Beginn des Lernens Die Schlüsselwort- Methode verwenden (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“) Eine Lernkartei anlegen: o Vokabeln auf Karteikarten schreiben (auf die Vorderseite das deutsche Wort und auf die Rückseite das fremdsprachige Wort) und in einen Karteikartenkasten einordnen (diesen basteln oder für manche Stoffgebiete wie Sprachen fertig kaufen) o Beispiel für einen Karteikartenkasten: Kasten mit vier Fächern (z.B. aus einem Schuhkarton) basteln; ins erste Fach kommen immer die neuen Vokabelkarten, ins zweite die bereits einmal gewusst wurden, ins dritte die bereits zweimal gewussten und ins viert die dreimal gewussten Vokabeln o Die neuen Vokabeln auswendig lernen (erst umdrehen, wenn man die Lösung versucht hat!); Karten, die gekonnt werden, rücken ein Fach vor o Schwierige Vokabeln doppelt in die Kärtchenserie aufnehmen Psychologische Hochschule Berlin (PHB) Trägergesellschaft Psychologische Hochschule Berlin gGmbH Am Köllnischen Park 2 10179 Berlin Tel.: +49(0)30/ 20 91 66 – 200 Fax: +49(0)30/ 20 91 66 – 17 Geschäftsführer: Dr. Günter Koch Amtsgericht Berlin Charlottenburg Registernummer: HRB 114366 B Mail : [email protected] www.psychologische-hochschule.de 1 o o o Wichtig: immer gut durchmischen um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden Mit einem Karteikartensystem können auch Texte gelernt werden, indem Fragen zu einem Text (und die Antworten) auf den Karten notiert werden Nachteile bei Lernen mit Karteien: keine sinnvolle Einbettung in semantische Kontexte, aufwendige Herstellung, zeitaufwendiges Lernen, erfordert Disziplin 2. Lernen von Sprachen • • Texte in der Fremdsprache hören (z.B. fremdsprachige Nachrichtensendungen im Fernsehen, Hörbücher) und versuchen sie zu verstehen o auch wenn man die Sprache noch kaum beherrscht o dies vermittelt ein Gefühl für Grammatik, Vokabeln und Aussprache Bücher in der Fremdsprache lesen o dabei einen Buchtyp aussuchen, der gefällt (z.B. Krimi oder Liebesroman) o ein Vokabelheft speziell für ein Buch anlegen und dort nicht bekannte Wörter eintragen (zunächst aufwendig; später gewöhnt man sich schnell an das Vokabular des Buches) 3. Lernen von Listen, Aufzählungen und Gliederungen • Akronyme bilden: aus den Anfangsbuchstaben der Elemente der zu lernenden Aufzählung ein Wort oder einen Satz konstruieren Z.B. SMART-Regeln für sinnvolles Setzen von Zielen. Ziele sollen spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein. o im Internet findet man häufig Lernsätze, z.B. zum Lernen von Hirnnerven (u.a.: www.thieme.de) Die Loci-Technik (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“) verwenden Die Geschichten- Technik (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“) verwenden o • • 4. Lernen von Zahlen • • • • • Assoziationen mit bekannten Zahlen bilden (z.B. 4710: 4711 (Hausnummer der Firma „Kölnisch Wasser“) -1) Zahlen in eine räumliche Vorstellung umsetzen (z.B. Auskunft der Telekom 11833: auf dem Ziffernblock des Telefons wie ein „V“ angeordnet) Rhythmisierungen einsetzen (Merkbarkeit wird erhöht, wenn Zahlen in rhythmischen Gruppen ausgesprochen werden) Die Loci- Technik verwenden (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“): dabei o Ziffern in Bilder transformieren (z.B. Bilder, die ähnlich aussehen, wie die Ziffern (1=Bleistift) oder Tierbilder (2=Schwann)) o und als Vorstellung mit den Orten der Ortsreihe verknüpfen (z.B. „Ein Bleistift ist wie eine Haarspange durch das Haar gesteckt. Ein Schwan hat sich in der Oberlippe verbissen….) Die Kennwort- Methode verwenden (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“) Psychologische Hochschule Berlin (PHB) Trägergesellschaft Psychologische Hochschule Berlin gGmbH Am Köllnischen Park 2 10179 Berlin Tel.: +49(0)30/ 20 91 66 – 200 Fax: +49(0)30/ 20 91 66 – 17 Geschäftsführer: Dr. Günter Koch Amtsgericht Berlin Charlottenburg Registernummer: HRB 114366 B Mail : [email protected] www.psychologische-hochschule.de 2 5. Lernen von Gedichten und Texten • • • • • Skripte als Erinnerungshilfe nutzen: o Lieder und Gedichte werden meist durch eine Art Drehbuch (Skript) gesteuert, welches das Gedicht innerhalb seines Ablaufs strophenweise organisiert bzw. den Ablauf strukturiert o Dieses Skript kann im Gedächtnis gespeichert werden und so eine Erinnerungsstütze bilden Den Rhythmus, bestimmte Reime u. bei Liedern die Melodie als Erinnerungshilfe nutzen Die Loci-Technik verwenden (siehe Text 1-18 „Bildhafte Gedächtnistechniken“): o dabei die ersten Hauptwörter der Zeilen eines Gedichts auf eine Ortsreihenfolge verteilen und mit Bildern an die Orte knüpfen Die Methode des ausschleichenden Hinweisreizes verwenden: o Beim Aufsagen eines Gedichtes fortschreitend weniger Hinweisreize nutzen und den Abruf des Gedichts zu lange fortsetzen, bis das gesamte Gedicht auswendig aufgesagt werden kann o Am besten das Gedicht (oder den Text) als Word- Dokument verwenden o 1. Schritt: nur die ersten Worte der Verse weglassen und versuchen, das Gedicht das Gedicht mit Hilfe der Restzeile zu erinnern o 2. Schritt: das erste Wort der Zeile vorgeben, den Rest erinnern (für den Übergang können auch noch einzelne Hauptwörter der Verse im Lückentext belassen werden) o 3. bis 5. Schritt: nur noch das erste Wort jedes 5. Zeilenanfangs, später jeden 10. Zeilenanfangs usw. ausdrucken und das Gedicht erinnern Die G(anz)-Methode: o Gesamtablauf einprägen durch wiederholtes Durchlesen; Aufbau eines Situationsmodells bzw. eines Drehbuchs, das eine leitende Funktion beim Abruf einnehmen könnte o Die Methode ist dort geeignet, wo dem zu lernenden Stoff eine gesamtheitliche Bedeutung innewohnt (Bsp. Gedicht wie „Der Erlkönig“); d.h. die Teile des Werks (Strophen) erhalten aus der Gesamtheit ihren Sinn o Bei langen Texten (Schillers Glocke mit 35 Strophen): Unterteilung vornehmen u. die Einzelteile nach der G- Methode lernen o Die einzelnen Strophen werden verteilt gelernt (d.h. die erste Strophe kommt erst wieder an die Reihe, nachdem alle anderen bearbeitet worden sind) Bearbeiter: Vera Onckels und Siegfried Preiser Literaturhinweise: Schuster, M. & Dumpert, H.-D. (2007). Besser Lernen. Berlin, Heidelberg: Springer. Steiner, G. (2001). Lernen und Wissenserwerb. In Krapp & Weidenmann, Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz. Psychologische Hochschule Berlin (PHB) Trägergesellschaft Psychologische Hochschule Berlin gGmbH Am Köllnischen Park 2 10179 Berlin Tel.: +49(0)30/ 20 91 66 – 200 Fax: +49(0)30/ 20 91 66 – 17 Geschäftsführer: Dr. Günter Koch Amtsgericht Berlin Charlottenburg Registernummer: HRB 114366 B Mail : [email protected] www.psychologische-hochschule.de 3
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