Was ist Prüfungsangst? - Psychologische Hochschule Berlin

4- 1. Was ist Prüfungsangst?
1. Was ist Prüfungsangst und wie äußert sie sich?
Generell besteht Angst aus drei Aspekten:
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Emotion (auch: Aufgeregtheit; entspricht der physiologischen Seite der Angst)
Kognition (Gedanken und innere Bilder, die die Besorgtheit bewirken)
Verhalten (direkt beobachtbar)
Unter Prüfungsangst versteht man die Angst vor Prüfungssituationen oder Situationen, die als Prüfung
erlebt werden.
Von der Situation einer bevorstehenden Prüfung gehen zum einen Gefahren aus. Diese bestehen aber
lediglich aus den Vorstellungen und Gedanken, die man sich selbst macht.
Da in einer Prüfung die Leistung bewertet wird, wird zudem die Angst ausgelöst, zu versagen oder sich zu
blamieren (Bewertungsangst).
Die Symptome von Prüfungsangst sind vielfältig und individuell unterschiedlich, je nach körperlicher
Empfindlichkeit und psychischem Reaktionsmuster.
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Körperliche Symptome: Tendenz zu nervöser Unruhe, schwitzigen Hände, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder
Herzklopfen.
• Kognitive Symptome: Gedanken an das mögliche Versagen oder die Blamage
• In extremen Fällen: depressive Stimmung oder Schlaflosigkeit (kann zu Beeinträchtigungen im Alltag
und der Prüfungsvorbereitung führen).
Die Symptome können bereits lange vor dem eigentlichen Prüfungstermin beginnen und erreichen ihren
Höhepunkt kurz vor Beginn der Prüfung.
Die physiologischen Reaktionen werden durch die Ausschüttung von Adrenalin ausgelöst und haben die
Funktion, Energien zu mobilisieren, um der Gefahr entweder durch Kampf oder Flucht zu begegnen. Nur ist
in einer Prüfung weder Kampf noch Flucht die richtige Lösung!
Prüfungsangst ist kein seltenes Phänomen: ca. 40% der Studierenden leiden darunter.
Kommt es durch die Angst zu entscheidenden Einschränkungen und extremen Belastungen (z.B.
Panikattacken, Depressionen), sollte professionelle Hilfe gesucht werden.
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Geschäftsführer: Dr. Günter Koch
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2. Welche Faktoren bestimmen das Ausmaß von Prüfungsangst?
Zentrale Auslöser der Angst sind gedankliche und emotionale Faktoren:
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Gedanklichen Faktoren: Besorgtheit, der Situation der Prüfung nicht gewachsen zu sein.
o Diese Besorgtheit bestimmt in hohem Maße, inwieweit die Prüfung als Bedrohung eingestuft
wird.
o Zunächst besteht immer eine Tendenz von Prüfungskandidaten die Gefahren zu
überschätzen (z.B. ein negatives Bild vom Prüfer konstruieren, das meist nicht der Realität
entspricht; Vorstellung, den Launen des Prüfers hilflos ausgeliefert zu sein)
o Wenn die Gedanken bevorzugt um negative Aspekte kreisen, wird der Faktor Besorgtheit
verstärkt und damit auch die Angst.
Der emotionale Faktor: Aufgeregtheit, körperliche und psychische Erregung
o Die Wahrnehmung der eigenen Emotionen ist in starkem Maß abhängig von der
Selbstaufmerksamkeit
o D.h. wenn die Aufmerksamkeit sehr stark auf die Wahrnehmung der eigenen emotionalen
Erregung gelenkt wird, verstärkt sich die Prüfungsangst.
Alte Konflikte aus der Kindheit, die im Zusammenhang mit elterlichen Autoritäten stehen, können gerade
in der Prüfungsphase nochmals aktuell werden
o Die kindlichen Erfahrungen können auf den Prüfer übertragen werden und zu einer
irrationalen Überzeichnung der Situation führen.
3. Welche Menschen neigen besonders zu Prüfungsangst?
Es gibt spezielle persönliche Faktoren, die zu einer Prüfungsangst führen können:
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Überhöhtes Anspruchsniveau: Menschen mit überhöhten Anspruchsniveau bezüglich der eigenen
Leistung, da sie besondere Angst haben, dass ihr Selbstwertgefühl ins Wanken gerät.
Überhöhte Selbstkritik: Menschen mit der Neigung sich ständig selber zu tadeln und kleinste Fehler
schon als persönliches Versagen anzusehen, sind anfällig für Prüfungsangst.
Soziale Kompetenzen: Gerade bei mündlichen Prüfungen besteht eine soziale Bewertungssituation, in
der die eigene kommunikative Stärke und Überzeugungskraft demonstriert werden sollte. Besonders
Studenten, die eine hohe soziale Ängstlichkeit aufweisen, sollten hier auch zu hoher Prüfungsangst
neigen.
Persönliches Leistungsmotiv: Personen, die dazu tendieren Misserfolge zu vermeiden, haben
gegenüber Personen, die dazu tendieren Erfolg anzustreben, eine stärkere Neigung zu erhöhter
Prüfungsangst.
Erhöhte Selbstaufmerksamkeit: Studierende mit einer erhöhten Selbstaufmerksamkeit gegenüber den
eigen Emotionen und Reaktionen, sowie der verstärkten gedanklichen Zuwendung möglicher negativer
Konsequenzen.
4. Angst und Leistungsverhalten
Der Zusammenhang von Angst und Leistung entspricht einer umgekehrt u-förmigen Kurve:
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Zu wenig Angst macht uns sorglos und antriebslos
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Ist der Erregungspegel jedoch zu hoch, beeinträchtigt das erheblich unsere kognitiven Funktionen (z.B.
Konzentration, Denkvermögen), was dann schlimmstenfalls zu einem Black-out führen kann. Wir sind
blockiert.
Ein mittleres Ausmaß an Erregung und Angst ist also günstig und führt zu einer optimalen
Leistungsfähigkeit.
Ob Angst in einer Leistungs- oder Prüfungssituation leistungshemmend oder leistungsfördernd wirkt,
hängt von der mentalen Haltung des Prüflings ab (genauer: von den Erwartungen vor der
Prüfungssituation)
5. Lampenfieber
In einer Leistungs- oder Prüfungssituation kommt es bei den Prüflingen bzw. Referenten häufig zu
Lampenfieber. Zum Umgang mit Lampenfieber können verschiedene Strategien genutzt werden (siehe Text
2-1 „Präsentationsformen und –techniken für Referate/ 2-2 Zeitlicher Fahrplan für die Vorbereitung der
Präsentation und Umgang mit Lampenfieber“)
Bearbeiter: Vera Onckels, Siegfried Preiser
Literaturhinweise:
Böss-Ostendorf, A. & Senft, H. (2005): Beat it! Der Prüfungscoach für Studium und Karriere.
Frankfurt:
Campus.
Knigge-Illner, H. (2006). Ohne Angst in die Prüfung. Frankfurt: Eichborn.
Metzig, W. & Schuster, M. (2006). Prüfungsangst und Lampenfieber. Heidelberg: Springer.
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