Einschub: Der große Umordnungssatz

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Einschub: Der große Umordnungssatz
Wir wollen hier den großen Umordnungssatz der Analysis kennenlernen, der
in der Wahrscheinlichkeitsrechnung wiederholt benötigt wird.
Zunächst beginnenP
wir mit einem Beispiel, das vor voreiligen Schlüssen
k−1
k−1
warnt. Mit der Reihe ∞
k=1 k − k sollte man nicht folgendes machen:
0 = ( 12 − 12 ) + ( 32 − 32 ) + ( 34 − 34 ) + ( 45 − 45 ) + . . .
+ (− 21 + 23 ) + (− 23 + 43 ) + (− 34 + 45 ) + . . .
| {z } | {z } | {z }
=
1
2
>
1
2.
>0
>0
>0
Das Assoziativgesetz gilt nämlich nur für endliche Summen und nicht
für Reihen. Ebenso gilt das Kommutativgesetz nicht für Reihen. Anders
sieht es für sog. absolut konvergente Reihen aus.
P
P∞
Definition 1. Eine Reihe ∞
k=1 ak heißt absolut konvergent, falls
k=1 |ak | <
∞.
Da die exakte Formulierung des großen Umordnungssatzes sehr technisch ist, verzichten wir darauf. Wir fassen nur seine wesentliche Aussage
in Worte:
Konvergiert eine Reihe absolut, können wir die Reihenglieder beliebig zu
Gruppen zusammenfassen und vertauschen, d.h. “Assoziativ- und Kommutativgesetz gelten”.
Bemerkung 1. Will man den großen Umordnungssatz auf obiges
P Beispiel
anwenden, reicht es nicht die absolute Konvergenz der Reihe ∞
k=1 ak mit
k−1
k−1
ak = k − k = 0 nachzuweisen, denn der große Umordnungssatz erlaubt
es nicht, ein Reihenglied in mehrere Summanden
zu zerlegen. Vielmehr
P
b
mit
müsste man die absolute Konvergenz von ∞
k=1 k
(
m−1
für k = 2m − 1
m
bk =
m−1
− m
für k = 2m
nachweisen. Da diese Reihe aber nicht absolut konvergent ist, darf man den
großen Umordnungssatz nicht auf obiges Beispiel anwenden.