28 © R. Plato Teil II Analysis 1 Das Majorantenkriterium wird z. B. für die Beweise der beiden folgenden Sätze verwendet. Satz 15.9 (Quotientenkriterium). Gegeben seien reelle Zahlen an .n n0 / mit a) an > 0; b) anC1 an .n n0 /; wobei die obere Schranke eine reelle Zahl sei, die die P1Bedingung 0 < < 1 erfülle. Dann ist die Reihe nDn0 an konvergent. Beweis. Dies folgt leicht aus dem Majorantenkriterium. Für den Beweis nehmen wir zur Vereinfachung der Notation n0 D 0 an. Die Bedingung b) bedeutet nämlich anC1 an für n 0, und vollständige Induktion liefert an n a0 für n 0. Die Konvergenz der geometrischen Reihe und das Majorantenkriterium liefern nun die Konvergenz P1 der Reihe nD0 an . Beispiel 15.10. Wir testen das Quotientenkriterium an P1 1 der Reihe nD1 nŠ . Diese Reihe ist von der Form P1 1 2 1 anC1 an mit an D nŠ . Hier gilt D nŠ .nC1/Š D 1 DW für n D 1; 2; : : : . Das Quotientenkriterium ist nD1 an , also erfüllt und diese Reihe deshalb konvergent. nC1 M Bemerkung. Man beachte, dass das Quotientenkriterium (ebenso wie das nachfolgende Wurzelkriterium) nur ein hinreichendes Kriterium für die Konvergenz einer Reihe darstellt. Umgekehrt gibt es nämlich konvergente Reihen, bei denen das Majorantenkriterium verP1 letzt ist. So ist z. B. die Reihe nD1 n12 konvergent (der Beweis wird hier nicht geführt), das Quotientenkriteri2 a 1 n um ist jedoch wegen nC D . nC / ! 1 für n ! 1 an 1 sicher nicht erfüllt. Satz 15.11 (Wurzelkriterium). Gegeben seien reelle Zahlen an .n n0 / mit a) an 0; b) p n an .n n0 /; wobei die obere Schranke in die Bedingung 0 < < 1 Pb) 1 erfülle. Dann ist die Reihe nDn0 an konvergent. Beweis. Dies folgt unmittelbar aus dem Majorantenkriterium. Für den Beweis nehmen wir zur Vereinfachung der Notation n0 D 0 an. Die Bedingung b) bedeutet an n für n 0. Die Konvergenz der geometrischen Reihe und das Majorantenkriterium liefern nun die Konvergenz der Reihe P1 nD0 an . Beispiel. das Wurzelkriterium an der Reihe p P1 1 Wir testen n 1=nn D n1 12 für n D 2; 3; : : :, nD2 nn . Es gilt das Wurzelkriterium ist also erfüllt und die betrachtete Reihe daher konvergent. M Wir stellen ein Konvergenzkriterium für Reihen Pnun 1 der Form . 1/n cn mit cn > 0 vor (die SummannDn0 den haben also wechselndes Vorzeichen). Definition P1 15.12 (Alternierende Reihen). Man bezeichnet nDn0 an als alternierende Reihe, falls an .n n0 / eine Folge reeller Zahlen ist, die die folgenden Eigenschaften besitzt: die Folge .an / ist alternierend, d. h. für jedes n n0 gilt entweder anC1 < 0 < an oder an < 0 < anC1 ; es ist .an /nn0 eine Nullfolge, d. h. es gilt an ! 0; Die Folge der Beträge .jan j/nn0 ist monoton fallend. P1 . 1 /n Beispiel 15.13. Es stellt nD1 n eine alternierende Reihe dar. Man sieht leicht ein, dass die Summanden . 1 /n die drei geforderten Eigenschaften aus Definitin on 15.12 erfüllt. M Satz 15.14 (Leibnizkriterium). Jede alternierende Reihe ist konvergent. Wird hier nicht geführt. Bemerkung 15.15. Das Verhalten von endlich vielen, beliebig ausgewählten Summanden hat keinen Einfluss auf die Konvergenz einer Reihe (siehe Proposition 15.6 auf Seite 27). Daher genügt es, wenn in Satz 15.8 (Majoranten-/Minorantenkriterium), Satz 15.9 (Quotientenkriterium) beziehungsweise Satz 15.11 (Wurzelkriterium) die jeweils genannten Bedingungen erst für Indizes n n1 erfüllt sind, mit einem n1 n0 . Das Gleiche gilt für alternierende Reihen (siehe Definition 15.12 und Satz 15.14). M P1 1 Beispiel 15.16. Die Reihe nD0 nŠ ist konvergent, da das Quotientienkriterium für n 1 erfüllt ist (siehe Beispiel 15.10). M Aus der vorigen Bemerkung und den Sätzen 15.9 beziehungsweise 15.11 ergibt sich unmittelbar das folgende Resultat. Es stellt Varianten des 15.9 (Quotientenkriterium) beziehungsweise 15.11 (Wurzelkriterium) ergibt sich unmittelbar das folgende Resultat. Es liefert Varianten des Quotientenkriteriums beziehungsweise des Wurzelkriteriums, deren Bedingungen gelegentlich leichter zu überblicken sind. © R. Plato Kapitel 15 Reihen Satz 15.17. Für gegebene reelle Zahlen an konvergiert P1 die Reihe nDn0 an , falls für ein Zahl 0 < 1 eines der beiden folgenden Kriterien erfüllt ist: a) anC1 an ! für n ! 1; b) p n an ! für n ! 1; wobei in a) noch an > 0 ab einem n n1 und in b) an 0 ab einem n n1 vorausgesetzt wird. 15.5 Absolute Konvergenz von Reihen Wir stellen nun einen weiteren (und stärkeren) Konvergenzbegriff für Reihen vor. Er ermöglicht bei Reihen in vielen Fällen vereinfachte Konvergenzbetrachtungen. Er erweist sich außerdem z. B. bei der Bildung des Produktes von Reihen als hilfreich. P1 Definition 15.18. Eine Reihe nDn0 an mit komplexen Zahlen an0 ; an0P C1 ; : : : nennt man absolut konvergent, 1 falls die Reihe nDn0 jan j konvergent ist. Satz 15.19. Jede absolut konvergente Reihe ist konvergent. 15.6 Cauchy-Produkt von Reihen Wir stellen nun ein Resultat über das Produkt zweier absolut konvergenter Reihen vor. Es wird für die Herleitung der Funktionalgleichung der Exponentialfunktion benötigt. Satz 15.21 (Cauchyprodukt absolut konvergenter ReiP1 hen). Für zwei absolut konvergente Reihen nD0 an und P1 nD0 bn gilt 1 X an nD0 Die Reihe Die Umkehrung der Aussage aus Satz 15.19 gilt nicht, wie das folgende Beispiel zeigt: n . 1/ eine alternierende Reihe. Beispiel. Es ist nD1 n und damit konvergent (siehe Definition 15.12, Beispiel 15.13 und Satz 15.14). Diese Reihe ist jedoch nicht absolut konvergent, denn die Beträge Summanden erP1 der 1 geben die harmonische Reihe nD1 n , bei der es sich um eine divergente Reihe handelt (siehe Beispiel 15.5). P1 M Summen und skalare Vielfache absolut konvergenter Reihen sind wieder absolut konvergent: Satz 15.20 (Regeln für absolut konvergente P1 Reihen). Für zwei absolut konvergente Reihen nDn0 an und P1 b und ˛ 2 C konvergieren auch die beiden ReinDn P0 1n P1 hen nDn0 .an C bn / und nDn0 ˛an absolut. Beweis. Das folgt leicht mit Satz 15.7 auf Seite 27 und dem Majorantenkriterium. Details werden hier nicht vorgestellt. nD0 P1 nDn0 bn D 1 X nD0 cn ; mit cn D n X rD0 ar bn r ; n 0: cn ist absolut konvergent. Der Beweis hierfür entfällt. Bemerkung. Wir betrachten das Produkt der beiden Reihen in Satz 15.21 etwas genauer. a) Es gilt c0 D a0 b0 ; c1 D a0 b1 C a1 b0 ; c2 D a0 b2 C a1 b1 C a2 b0 usw. in Beispiel. Es ist die Reihe nD0 nŠ absolut konvergent, P1 1 denn die Reihe nD0 nŠ ist konvergent (siehe Beispiel 15.16 auf der vorherigen Seite) und es giltP j in j D 1 1 in für n D 0; 1; : : : . Nach Satz 15.19 ist die Reihe nD0 nŠ damit konvergent. M 1 X Der Beweis wird hier nicht geführt. P1 29 b) Allgemein müssen beim Ausmultiplizieren des Produktes 1 X an nD0 1 X nD0 bn D .a0 C a1 C a2 C /.b0 C b1 C b2 C / alle Produkte der Form a0 b0 a1 b0 a2 b0 :: : a0 b1 a1 b1 a2 b1 :: : a0 b2 a1 b2 a2 b2 :: : a0 b3 a1 b3 a2 b3 :: : gebildet und anschließend in einer gewissen Reihenfolge aufsummiert werden. Beim Cauchyprodukt werden Zwischensummen aller Terme entlang der in dem Schema angedeuteten Diagonalen gebildet. Diese liefern die Werte c0 ; c1 ; c2 ; : : : und sind anschließend aufzusummieren. Man beachte noch, dass entlang jeder der gekennzeichneten Diagonalen die Produkte ak bj die Eigenschaft k C j D c mit einer (von der jeweils betrachteten Diagonalen abhängenden) Konstanten c besitzen, die Summe der beiden Indizes ist dort also konstant.
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