SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Andreas Jung, MdB (CDU), Vorsitzender der deutschfranzösischen Parlamentariergruppe, gab heute, 07.04.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Deutsch-französische Reibereien: Problem für die EU?“ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis. Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Datum: 07.04.2016 Andreas Jung, CDU: Mehr gemeinsame deutsch-französische Außenpolitik wagen Baden-Baden: Der Vorsitzende der deutsch-französischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Andreas Jung, CDU, lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich in der Flüchtlingspolitik. Das Abkommen mit der Türkei wäre ohne diesen engen Schulterschluss nicht denkbar gewesen, sagte Jung im SWR (Südwestrundfunk). Auch das Konzept für mehr Integration, das der deutsch-französische Ministerrat heute beschließen wolle, sei ein Schritt nach vorne, meinte der CDU-Politiker. Das alleine werde zwar nicht reichen, um einen Plan für eine europäische Lösung zu finden, es sei aber ein Baustein dafür, so Jung. Der CDU-Politiker forderte eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen und eine Weiterentwicklung der gemeinsamen Außenpolitik. Er wünsche sich, dass heute, bei der Sitzung des Ministerrats, wichtige Schritte unternommen würden, um eine abgestimmte Außen-, Verteidigungs- und Asylpolitik voranzutreiben. Jung räumte ein, dass Deutschland und Frankreich bei der Flüchtlingspolitik unterschiedliche Akzente gesetzt hätten. Allerdings seien beide Länder abgestimmt vorgegangen und hätten als Partner mit unterschiedlichen Beiträgen eine gemeinsame Strategie verfolgt. Das könne man „sicherlich noch weiter vertiefen“, so der CDU-Politiker wörtlich. Wortlaut des Live-Gesprächs: Theis: Der französische Präsident Hollande kritisiert die deutsche Flüchtlingspolitik und er fordert mehr Engagement bei der Verteidigung. Herr Jung, hat das deutschfranzösische Verhältnis einen Knacks? Jung: Das deutsch-französische Verhältnis hat keinen Knacks. Das deutsch-französische Verhältnis musste sich immer wieder, gerade in Krisen, bewähren, und so eine Herausforderung haben wir auch jetzt. Sehen Sie, wenn Sie Präsident Hollande ansprechen, dann hat es jüngst die Entscheidung getroffen. Ayrault zum Außenminister zu machen. Ayrault hat Deutsch studiert, er ist Deutschlehrer, er gilt vielen in Frankreich als „Deutsch-Versteher“ und er hat jüngst in einem Interview erklärt, die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel sei politisch Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und moralisch richtig. Und das, glaube ich, können wir als ein ganz eindeutiges Zeichen werten, dass hier nicht nur der Wille da ist, dass Deutschland und Frankreich auch in dieser schwierigen Frage eine gemeinsame Sprache finden, sondern, dass man da auf einem guten Weg ist. Theis: Ayrault hat aber auch schon andere Sachen gesagt, die ein bisschen in eine andere Richtung gingen und nicht nur Zustimmung waren zur deutschen Flüchtlingspolitik. Das sollten wir vielleicht auch nicht unerwähnt lassen. Aber, Sie würden damit sagen, es läuft gerade reibungslos zwischen den beiden Partnern - oder doch nicht so ganz? Jung: Ich glaube, reibungslos wäre sicherlich nicht das richtige Wort. Natürlich ist es so, dass Deutschland und Frankreich unterschiedliche Ansätze haben, das gilt in der Außenpolitik und der Bekämpfung der Fluchtursachen, wo Frankreich immer eine sehr viel stärkere Betonung des militärischen Engagements hat, Deutschland eine Tradition hat, die auf Diplomatie, auf zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit in erster Linie setzt. Es gibt natürlich eine unterschiedliche Akzentuierung jetzt bei dem Umgang mit der Flüchtlingskrise in den Ländern. Das ist schon richtig. Aber für mich ist entscheidend, dass bei den Schritten, die man jetzt unternommen hat zur Lösung der Flüchtlingskrise mit einem europäischen Modell, Deutschland und Frankreich gut zusammen gearbeitet haben, eng zusammen gearbeitet haben. Das Abkommen mit der Türkei wäre nicht denkbar gewesen, wenn nicht Deutschland und Frankreich hier sehr eng abgestimmt vorgegangen wären. Theis: Sie haben die Außenpolitik und die Verteidigungspolitik schon angesprochen. Jetzt gibt ja Frankreich deutlich mehr Geld aus für Verteidigung als Deutschland. Außerdem beteiligt es sich aktiv an Anti-Terror-Missionen in Syrien oder Afrika. Müssen wir nicht mehr würdigen, dass es damit auch uns, beziehungsweise der EU, hilft und wir uns da ja nicht so sehr engagieren? Jung: Ich glaube, zum Einen ist es richtig, dieses Engagement zu würdigen. Frankreich spielt hier eine wichtige Rolle. Auf der anderen Seite hat es ja den französischen Wunsch gegeben nach den Terroranschlägen in Paris, dass Deutschland sich mehr beteiligt. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen dadurch, dass die deutschen Tornados für Aufklärungsflüge zur Verfügung gestellt wurden, damit auch die französische Mission unterstützt wird. Deutschland übernimmt in anderer Weise auch eine militärische Verantwortung. Aber, ich glaube, es ist hier ein abgestimmtes Vorgehen, bei dem beide Partner mit unterschiedlichen Beiträgen eine gemeinsame Strategie verfolgen, und die kann man sicherlich noch weiter vertiefen. Und nicht zuletzt dem dient ja dieser deutsch-französische Ministerrat, der heute stattfindet. Der ist in seiner Form einzigartig. Das gibt es mit keinem anderen Land und ist damit auch Ausdruck der besonderen Privilegierung unserer Beziehung. Theis: Frankreich und Deutschland wollen heute bei diesen Gesprächen ein gemeinsames Konzept vorstellen, wie Integration noch besser gelingen kann. Das ist sicher eine gute Idee. Aber reicht das, um nach außen einig und geschlossen zu wirken und dann sozusagen auf diese Art und Weise als Kitt für die EU zu fungieren und als Motor? Jung: Zunächst mal sind die gemeinsamen Anstrengungen für Integration richtig. Wir haben sehr unterschiedliche Zuwanderungsgeschichten, aber gleiche Probleme. Nämlich die Frage, wie integrieren wir Zuwanderer der zweiten, manchmal der dritten Generation, in unsere Gesellschaften? Wie verhindern wir Parallelgesellschaften, die in Frankreich durch die Banlieues zum Ausdruck kommen? (Bei uns gibt es aber teilweise in den Großstädten ähnliche Entwicklungen.) Da ist es erst mal richtig, Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Konzepte zu entwickeln. Das alleine wird nicht reichen, um ein gemeinsames Konzept für eine europäische Lösung zu entwickeln, es ist aber ein Baustein dafür. Die weiteren Bausteine sind eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen, eine Weiterentwicklung der gemeinsamen Außenpolitik. Ich wünsche mir, dass die deutschen und französischen Überlegungen hin zu Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) einer einheitlichen europäischen Außenpolitik, Verteidigungspolitik, auch Asylpolitik, Erfolg haben und dass dazu wichtige Schritte heute unternommen werden können. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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