SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Stephan Mayer (CSU), innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, gab heute, 10.02.17, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: Abschiebung: Ergebnisse des Ministerpräsidententreffens im Kanzleramt.“ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Nachrichten und Distribution Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 10.02.2017 Außenminister muss mehr Druck auf Herkunftsländer machen Baden-Baden: Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer, hat die Ergebnisse des Ministerpräsidententreffens bei der Kanzlerin gelobt. Er sehe einen deutlichen Fortschritt beim Thema Abschiebungen, sagte Mayer im SWR (Südwestrundfunk); die Beschlüsse von gestern Abend würden ein „klares Signal“ aussenden, dass Bund und Länder jetzt auch bei erzwungenen Rückführungen enger zusammenarbeiten wollten. Der CSU-Politiker räumte ein, dass abgelehnte Asylbewerber nicht in alle Länder zurückgebracht werden könnten, das gelte auch für Teile Afghanistans. Es sei aber sehr wohl möglich, Menschen in einige Länder Schwarzafrikas abzuschieben. Mayer forderte die Bundesregierung auf, den Druck auf die Herkunftsländer der Migranten zu erhöhen. Der Bundesaußenminister stehe in der Pflicht, Rückführungsabkommen abzuschließen. Notfalls sollte den Ländern, die nicht kooperieren wollten, keine Entwicklungsoder andere Wirtschaftshilfe mehr gezahlt werden. Der Innenpolitiker formulierte wörtlich: „Es ist noch nicht alles so, wie wir das wünschen.“ Wortlaut des Live-Gesprächs: Theis: Eine „nationale Kraftanstrengung“, wenn es darum geht, Asylbewerber zurückzuführen. Das haben Bundeskanzlerin und Bundesinnenminister in den letzten Tagen gefordert. Sehen Sie da seit gestern Abend einen Fortschritt? Mayer: Ich sehe sehr wohl seit gestern Abend einen deutlichen Fortschritt. Es ist schon ein klares Signal, wenn sich 16 Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin darauf verständigen, bei allen unterschiedlichen parteipolitischen Positionen, mehr dafür zu tun, dass konsequenter die Personen außer Landes gebracht werden, die ausreisepflichtig sind. Zuvörderst ist natürlich eine freiwillige Ausreise beabsichtigt. Aber die, die nicht freiwillig unser Land verlassen, die müssen dann auch zur Not zwangsweise abgeschoben werden. Und hier wollen sowohl der Bund als auch die Länder intensiver zusammenarbeiten und intensiv an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Theis: Also, es gibt durchaus noch Unstimmigkeiten innerhalb der Länder und auch mit dem Bund, aber klar ist für alle: Die Zahl der freiwilligen Rückkehrer muss steigen, wie Sie gerade auch sagen. Die Frage ist nur, wie? Haben Sie da eine Antwort drauf? Mayer: Wir haben ja als Bund zum Beispiel in diesem Haushalt 2017 zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, um die freiwillige Ausreise interessanter zu gestalten. Allein 40 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung und weitere 50 Millionen Euro für Reintegrationsmaßnahmen im Heimatland. Also, es gibt sehr intensive Bemühungen, dass man die freiwillige Rückreise interessanter, attraktiver gestaltet. Aber, wie gesagt, die, die vielleicht auch aufgrund selbst verschuldeter Abschiebungshindernisse, wie zum Beispiel die fehlende Mitwirkung bei der Identitätsfeststellung, unser Land nicht freiwillig verlassen, die müssen dann auch konsequenter abgeschoben werden. Und hier gibt es aus meiner Sicht schon auch in manchen Bundesländern noch deutlichen Nachbesserungsbedarf. Wenn ich mir ansehe, dass SchleswigHolstein sich weigert, jetzt in den nächsten Monaten afghanische Staatsangehörige zurückzuführen, wenn Rot-Rot-Grün im Land Berlin komplett plant, auf Abschiebungen zu verzichten, dann sind dies aus meiner Sicht falsche Signale. Aber ich bin durchaus nach dem gestrigen Gipfel in Berlin ganz hoffnungsvoll. Theis: In manche Länder kann man ja nicht abschieben, weil die sich weigern, ihre Landsleute zurückzunehmen. In andere kann man nicht abschieben, weil die Menschenrechte nicht eingehalten werden und letzteres gilt für so gut wie alle Länder, aus denen jemals Flüchtlinge gekommen sind. Wie wollen Sie dieses Problem denn lösen? Mayer: Also zum Einen mal ist es nicht so, dass man in alle Länder nicht zurückführen kann. Theis: Aber in die meisten. Mayer: Naja, es gibt natürlich manche Länder, in denen herrscht Bürgerkrieg. Das ist klar, da kann man nicht zurückführen. Auch in manchen Teilen Afghanistans ist es nicht vermittelbar, die Personen zurückzusenden. Aber in Schwarzafrika gibt es sehr wohl viele Länder, in denen es zwar mit Sicherheit keine Lebensstandards gibt, die unseren vergleichbar sind, aber in denen kein Bürgerkrieg herrscht und in denen auch keine politische Verfolgung vorherrscht, so dass man sehr wohl in diese Länder zurückführen kann. Und ich sehe schon auch insbesondere den Bundesaußenminister, jetzt Sigmar Gabriel, in der Verpflichtung, intensiver mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge - oder der Migranten, besser gesagt - sich ins Benehmen zu setzen, um auch Rückkehrprogramme und vor allem auch Rückführungsabkommen mit diesen Ländern zu verhandeln und dann auch abzuschließen. Das ist aus meiner Sicht schon auch ein ganz wichtiger Baustein, dass man noch intensiver und konstruktiver mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge, der Migranten, zusammenarbeitet und vor allem auch diese Länder darauf hinweist, dass, wie im Leben häufig, alles mit allem anderen zusammenhängt. Also sprich: Auch die Gewährleistung von Entwicklungshilfe, von wirtschaftlicher Unterstützung in Zukunft auch verbunden wird mit der Bereitschaft, die Identität eigener Staatsangehöriger schneller festzustellen und diese dann auch konsequent zurückzunehmen. Theis: Da haben wir aber das letzte Mal, das vorletzte Mal und das vorvorletzte Mal auch schon drüber geredet und sind immer noch nicht viel weitergekommen. Und oft fehlen auch die Reiseunterlagen aus den Ländern, aus denen die Flüchtlinge kommen. Der Bund hat schon lang versprochen, sich besser darum zu kümmern. Warum geht das immer noch nicht so richtig voran? Mayer: Also, es ist ja deutlich besser geworden. Das muss man ja auch mal dazusagen. Es gibt mit Afghanistan beispielsweise jetzt sowohl ein europäisches Rückführungsabkommen als auch ein bilaterales deutsch-afghanisches Rückführungsabkommen. Es gibt auch Zusagen, insbesondere der Maghreb-Länder, in Zukunft schneller auch mit dazu beizutragen, die Identität eigener Staatsangehöriger festzustellen, diese dann auch konsequenter zurückzunehmen. Es ist noch nicht alles so, wie wir es wünschen, das stimmt. Das liegt nicht am fehlenden Willen Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) oder an der fehlenden politischen Kraft des Bundes, sondern das liegt natürlich auch immer wie im Leben bei Vertragsverhandlungen, an der Seite des anderen Partners. Aber wie gesagt, aus meiner Sicht muss man da den Druck durchaus gegenüber den Herkunftsländern erhöhen und durchaus auch andere politische Aspekte mit in die Verhandlungen einbeziehen - wie beispielsweise auch die zukünftige Gewährleistung von Entwicklungshilfe. Theis: Das ist ja alles nur machbar für Menschen, die ab jetzt einreisen, diese Maßnahmen die beschlossen wurden. Welche Lösung für gut integrierte „Altfälle“ schlagen Sie denn vor? Mayer: Ja, wir tun ja sehr viel für die Integration derer, die eine dauerhafte oder eine langfristige Bleibe-Perspektive haben. Wir haben allein als Bund jetzt nochmals zehn Prozent mehr zur Verfügung gestellt für Integrations- und Deutschkurse. Wir geben weit über 600 Millionen allein als Bund aus für Sprach- und Integrationskurse. Allein in diesem Jahr werden in Deutschland insgesamt Kapazitäten für 200.000 Personen vorgehalten und zur Verfügung gestellt, was den Besuch von Sprachkursen anbelangt. Also, ich glaube schon, dass sowohl der Bund als auch sehr, sehr viele Bundesländer das Ihre mit dazu tun, um es denen zu erleichtern, die langfristig, vielleicht sogar dauerhaft in unserem Land bleiben werden. Aber auch hier gilt natürlich Gleiches wie bei der Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern der Migranten: Es gibt auch die klare Erwartung gegenüber den bei uns Bleibenden, dass sie auch das Ihre dazu tun, sich intensiv in unsere Gesellschaft mit einzubringen. Also, es geht nicht nur darum, dass die aufnehmende deutsche Gesellschaft Angebote unterbreitet, das tun wir. Wir geben jede Menge Geld aus dafür. Es darf ja auch am Geld nicht scheitern. Ich sage aber auch dazu, das verbindet natürlich dann schon auch die klare Erwartung, dass von diesen Angeboten auch Gebrauch gemacht wird, sprich verbunden mit der Konsequenz: Wer sich beharrlich und vorsätzlich weigert, Deutsch- und Integrationskurse zu besuchen, der muss dann auch mit klaren Sanktionen rechnen, sprich auch mit einer Reduzierung, mit einer Kürzung der Sozialleistungen. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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