SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, gab heute, 08.04.16,dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Integration“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 08.04.2016 Integrationsbeauftragte Özoguz zu fehlenden Deutschkursen: „Wir müssten sehr viel schneller werden.“ Baden-Baden: In Deutschland gibt es nach wie vor zu wenig Deutsch- und Integrationskurse für Flüchtlinge. „Es reicht immer noch nicht“, sagte die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, im SWR (Südwestrundfunk). Das Problem sei vor allem, genügend Deutschlehrer zu finden. Die SPD-Politikerin räumte ein, dass der Staat in diesem Punkt sehr viel schneller werden müsste; schließlich würden die Bürger von den Flüchtlingen mit Bleiberecht auch erwarten, dass sie sich zügig in die Gesellschaft einfügten. Özoguz lobte die vielen Ehrenamtlichen, die sich deutschlandweit für Flüchtlinge einsetzen. Der Bund lege gerade Programme auf, um solche Aktivitäten noch besser zu koordinieren, kündigte die Staatsministerin an. Auf Forderungen von Ländern und Kommunen nach mehr finanzieller Hilfe vom Bund ging Özoguz nicht ein. Die Ministerpräsidenten kämen regelmäßig mit den Bundesministern zusammen - da müsse immer wieder geschaut werden, ob es Lücken gebe, so die Flüchtlingsbeauftragte. Wortlaut des Live-Gesprächs: Theis: Integration kostet Zeit, Energie und Geld. Von allen drei hätten wir mehr, wenn wir Bürokratie abbauen würden. Wo könnten wir denn da anfangen? Özoguz: Das ist eine gute Frage. Da gibt es natürlich viele viele Stellen. Wir haben ja bereits im letzten Jahr die Diskussion darum geführt, wie man Unterbringung schneller zur Verfügung stellen kann. Erinnern Sie sich an die Brandschutzbestimmungen in den Kasernen, um Vorrangprüfung bei Arbeitsgelegenheiten. Da gibt es schon viele Möglichkeiten, wie wir Dinge natürlich besser zusammenfassen können. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Theis: Da geht es um die Aufnahme. Jetzt sind wir aber schon einen Schritt weiter in vielen Fällen. Jetzt reden wir von Integration. Eine parteiübergreifende Kommission unter Vorsitz von CDU-Vize Laschet ist zum Beispiel der Meinung, die so genannte Vorrangprüfung müsse weg. Das ist die Regel, die Flüchtlinge hindert, eine Stelle anzutreten, weil möglicherweise ein Deutscher oder EU-Bürger den Job machen könnte. Wann schaffen Sie diese Regel ab? Özoguz: Das ist eine gute Frage. Wissen Sie, die gibt’s ja schon wahnsinnig lange. Die gab es schon zum meiner Zeit. Trotzdem gibt es aber Vorbehalte gegen eine komplette Abschaffung. Und deswegen finde ich es sinnvoll, dass die Bundesarbeitsministerin Nahles vorgeschlagen hat, zumindest jetzt mal befristet auszusetzen, um eben zu zeigen oder zu sehen, ist das hilfreich, dass wir den Betrieben und den Unternehmern diese wahnsinnig vielen Formulare auch abnehmen und etwas einfacher gestalten, dass die jungen Leute auch eine Ausbildung machen können. Theis: Wir könnten ja auch viel Zeit, Geld und Energie sparen, wenn bei jedem Behördengang ein Dolmetscher dabei wäre - und wenn es ein anderer Flüchtling ist, der vielleicht Englisch kann. Warum kann man so etwas nicht zur Regel machen? Özoguz: Tatsächlich ist es so, dass ich ja beispielsweise das Ehrenamt sehr sehr stark unterstütze und wir auch merken, es gibt sehr viele Menschen, die beispielsweise aus Syrien oder aus Afghanistan ja schon länger bei uns leben, natürlich der Sprachen sehr gut mächtig sind und im Moment eben sehr gerne helfen. Die unterstützen wir. Da legen wir auch im Moment wirklich Programme auf, um das noch viel viel besser zu koordinieren. Man kann natürlich auch die Ehrenamtlichen, die halt dabei sind, einfach unterstützen und da auch ein richtiges Programm ja daraus machen, dass man sagt, eine Aufwandsentschädigung gibt es, und man macht einen richtigen Plan, wer mit wem denn wohin geht. Das ist allerdings dann natürlich etwas, wo man darauf angewiesen ist, dass eben Menschen auch kommen und Lust haben, es zu tun. Aber es gibt eben beide Seiten, an denen man etwas verbessern könnte. Theis: Man könnte doch zum Beispiel die oft jungen Flüchtlinge in die Schule einladen. Dort könnten die, die Englisch sprechen von ihrem Leben, von ihrer Kultur berichten, Fragen beantworten. Ist das nicht gelebte Integration? Özoguz: Das machen ja schon Einige. Also, ich war selber jetzt schon an manchen Schulen unterwegs. Manchmal waren auch Flüchtlinge dann da, und natürlich kommen ja auch an viele Schulen Flüchtlinge. Das ist absolut sinnvoll, diese Begegnung zu organisieren und wird allerdings wirklich auch vielerorts schon gemacht. Aber es gibt natürlich auch genug Menschen bei uns, die kennen vielleicht wirklich noch gar keinen und haben nicht so richtig ein Bild davon, was sind das eigentlich für Menschen, die da zu uns gekommen sind. Theis: Frau Özoguz, Integration kostet Geld. Einen Großteil davon stellen zurzeit Städte und Gemeinden zur Verfügung. Muss der Bund bei seiner finanziellen Unterstützung nicht noch mal deutlich nachlegen? Özoguz: Der Bund hat ja immer wieder nachgelegt. Der Bund ist ja zuständig für Integrationskurse. Einmal die vom Bundesinnenministerium, die Sprach- und Orientierungskurse, dann für die berufsbegleitenden Kurse aus dem Bundesarbeitsministerium. Da wurde ja jetzt noch mal deutlich aufgestockt. Was ich übrigens richtig finde, denn es reicht immer noch nicht. Bei dieser hohen Zahl an Menschen, die letztes Jahr so plötzlich kam, kann man es eben teilweise gar nicht so schnell schaffen, auch so viele Deutschlehrer zu finden, muss man mal ehrlicherweise sagen. Aber wir müssten natürlich auf der Seite sehr viel schneller werden. Denn wir erwarten ja auch von den Menschen, die bleiben werden, zumindest also bei denen es dann auch klar ist, die bekommen ihr Asyl hier bei uns, dass sie schnell in unsere Gesellschaft finden, und dazu gehört natürlich immer die Sprache. Man ist ja manchmal völlig erstaunt, wie schnell einige das auch können. Aber es gibt natürlich viele viele andere. Man stelle sich das von uns vor, wir gehen irgendwo hin. Wir müssen fliehen, und dann sollen wir ganz schnell arabisch lernen, so leicht fällt das natürlich nicht jedem. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Theis: Heißt das, es gibt jetzt noch einen finanziellen Nachschlag oder meinen Sie, das reicht? Özoguz: Nein, ich denke, es wird immer wieder um einige Dinge gesprochen werden. Das Grundsätzliche haben wir ja letztes Jahr geschafft, dass nämlich der Bund ja grundsätzlich schon zahlt für Flüchtlinge, bis überhaupt ihre Entscheidung da ist. Aber nun geht es natürlich schon auch um Wohnungsbau, wo verschiedene Programme da sind. Damit eben alle bei uns, nicht nur die Flüchtlinge, sondern eben alle, auch gute Wohnungen finden können. Es wird jetzt eben ein Menge bei berufsbegleitenden Maßnahmen gemacht. Und letztendlich kommen ja alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit allen Bundesministern regelmäßig zusammen, um dann schon nochmal immer wieder zu schauen, wo sind Lücken und wo muss etwas verbessert werden. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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