19. Februar 2015 Das ungeliebte Kind setzt sich zur Wehr Der Eurozone wird seit Jahren der Untergang prophezeit, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Die Euroländer haben über ihren Verhältnissen gelebt und bekamen nach der Finanzkrise die Rechnung dafür präsentiert. Vieles wurde zur Wiederbelebung der Wirtschaft versucht, vieles ist gescheitert. Die Eurozone abzuschreiben, wäre aber falsch. Dass der Euro seine Konstruktionsfehler hat, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Die unterschiedlichen Länder beharren zu stark auf ihrer Eigenständigkeit. Zwingend notwendige wirtschaftliche und politische Reformen sind sowohl auf der Ebene der Einzelstaaten als auch in der Gemeinschaft nicht durchzusetzen. Einzig die Europäische Zentralbank ist in der Lage, eine länderübergreifende Politik einigermassen effizient umzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Neuordnung der Bankenaufsicht. Dies sind keine guten Voraussetzungen für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Dennoch ist Hoffnung erlaubt. EZB, Euro und Öl als Starthilfen Das im März anlaufende Programm der EZB zum Kauf von Staatsanleihen sollte nicht unterschätzt werden. Es ist das erste ausserordentliche Programm der EZB, das wirksam implementiert werden kann. Zudem ist es mit 60 Milliarden Euro pro Monat gross genug, um Wirkung zu haben, wenn auch vor allem auf der Sentiment-Ebene. Der Euro hat sich dank der EZB seit dem letzten Sommer gegenüber dem Dollar um 19% abgewertet. Die einheimischen Exporte in die USA und nach Asien sind dadurch massiv konkurrenzfähiger geworden. Zudem ist die Eurozone als grosser Importeur von Energie einer der Gewinner des Zusammenbruchs der Rohstoffpreise. Licht am Ende des Tunnels erkennbar Die Eurozone ist im vierten Quartal 2014 mit 0.3% wieder stärker gewachsen, angeführt von Deutschland, aber auch von Spanien. Vorlaufende Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex PMI oder die Bereitschaft der Banken für die Vergabe kommerzieller Kredite zeigen eine zunehmende Zuversicht. Die Registrierung neuer Personenwagen hat im Januar im Vergleich zum Vorjahr um solide 6.9% zugenommen. Das heisst nicht, dass die Eurozone vor einem wirtschaftlichen Boom steht, aber die Basis für eine wirtschaftliche Wiederbelebung ist vorhanden. Zinsdifferenz zur USA ist eingepreist Die EZB wird das zarte Pflänzchen der Erholung mit einer anhaltend expansiven Geldpolitik unterstützen. Davon wird sie sich auch von einer Änderung der Geldpolitik durch die Fed im Sommer nicht abhalten lassen. Der sich abzeichnende Zinsgraben zwischen der Eurozone und den USA ist in den letzten sechs Monaten aber grösstenteils im Eurokurs eingepreist worden. Das zeigt sich auch daran, dass sich der Eurokurs nach der Veröffentlichung des QE-Programms der EZB stabilisiert hat. Auch die Unsicherheit vor und nach den Wahlen in Griechenland hat daran nichts geändert. Euro/US-Dollar-Wechselkurs seit 2014 Rückkehr zu stabilen Verhältnissen Nach dem starken Rückgang des Euro während der letzten Monate ist wieder etwas Ruhe eingekehrt. Überraschungen durch die EZB sind in nächster Zeit keine zu erwarten. Wir gehen deshalb davon aus, dass trotz der Unsicherheit bezüglich Griechenland viele negative Argumente für den Euro im Kurs schon eingepreist sind. Prognosen 19.02.15 In 3 M In 12 M EUR/USD 1.1438 1.10 - 1.15 1.10 - 1.15 EUR/CHF 1.0749 0.98 - 1.03 1.00 – 1.05 Quelle: Bloomberg / Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt. Analyst: Thomas Stucki, Tel.: 044 214 33 80, E-Mail: [email protected]
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