Autobauer der Zukunft ignorieren Genfer Salon

Roboterauto
04. März 2015
Autobauer der Zukunft
ignorieren Genfer Salon
von Sandro Spaeth, Genf - Das Auto von morgen wird ohne Fahrer
unterwegs sein. Führend in diesem Bereich sind Firmen wie Google
oder Apple. Auf den Autosalon in Genf verzichten sie.
Google plant das Auto der Zukunft. Im Zentrum stehen nicht PS. Im Mittelpunkt steht vernetztes Fahren und
damit die «Sharing Economy». Anders gesagt: Die Zukunft gehört dem Mobility-Fahrzeug, das den Gast abholt.
In der neuen Ära der Mobilität ist der Mensch nicht mehr Fahrer, sondern höchstens
noch Überwacher. Die Autos agieren selbstständig, sind intelligent und untereinander
vernetzt. Es geht ums Roboterauto. Die wichtigsten Technologietreiber sind Konzerne
wie Google und Apple. Laut Gerüchten könnte Apple schon 2020 den iCar auf den
Markt bringen.
Nur sind die Innovatoren aus dem Silicon Valley am Autosalon Genf die grossen
Abwesenden. Zwar zeigen Autobauer wie Daimler oder Volvo Wege und Techniken
zum automatisierten Fahren, aber niemand hat das Auto so revolutionär angedacht
wie Google. Im Mittelpunkt steht vernetztes Fahren und damit die «Sharing
Economy». Anders gesagt: Die Zukunft gehört dem Mobility-Fahrzeug, das den Gast
abholt.
Neuer Milliardenmarkt
Automobilprofessor Ferdinand Dudenhöffer von
der Universität Duisburg-Essen sieht im
Roboterauto die wichtigste Neuausrichtung seit
der Zeit von Autopionier Carl Benz, der den ersten
richtigen Motorwagen bereits um 1886 patentieren
ließ. «Apple, Google und Co. denken nicht an das
Lenkrad und den Fahrersitz. Sie sind an
individueller
Mobilität
interessiert»,
sagt
Dudenhöffer zu 20 Minuten. Genau darin liege die
Revolution. Individuelle Mobilität bezeichnet
Dudenhöffer als künftiges Milliarden-Geschäft.
Der Markt für herkömmliche Autos sei dagegen
geradezu langweilig. «Schade ist, dass die Genfer
Veranstalter Google und Co. nicht gewinnen
konnten. Das macht den Salon etwas monoton», so
der Autoprofessor.
Bei den klassischen Autobauern stehen PS und Design im Vordergrund. «Daraus
schöpfen die Premiumhersteller ihre Emotion», so Dudenhöffer. Klar ist, dass Google,
Apple und Co. die traditionellen Autohersteller mächtig unter Druck bringen. «Google
wird unsere Vorstellung von individueller Mobilität revolutionieren, während VW und
Porsche die 1000-PS-Autos von gestern bauen», so Dudenhöffer.
Gute Stimmung bei den Autobauern
Die Chancen sind gut, dass das Auto der Zukunft eher im Silicon Valley oder in Peking
seine Heimat finden wird. Die europäischen Hersteller liegen beim Roboterauto im
Hintertreffen. Sie sind aber nicht endgültig abgehängt. Das Rennen ist laut
Dudenhöffer völlig offen. Bereits heute nutzen die grossen Hersteller Technologien, die
Teile des autonomen Fahrens beinhalten und entwickeln ihre Systeme weiter. Sie
heißen Einparkassistent, intelligenter Tempomat oder automatischer Abstandwarner.
Der Weg zum Roboterauto führt über immer bessere Sensoren, Kameras, GPS-Sender.
Der Autosalon in Genf liefert einen Vorgeschmack auf das Autojahr 2015. Anders als
bei den Schweizer Händlern – sie rechnen wegen des starken Frankens vermehrt mit
Direktimporten – ist die Stimmung bei den Herstellern gut. Gründe dafür sind der
billige Treibstoff und der schwache Euro, weshalb viele Autobauer und Zulieferer mit
hohen Exportgewinnen rechnen können.