1.4B. Rollkurven in Parameterdarstellung

1.4B. Rollkurven in Parameterdarstellung
Zur Erinnerung: Durchläuft ein Zeitparameter t ein bestimmtes Zeitintervall T, so beschreibt jede
Funktion g : T --> R2 eine ebene Kurve, wobei g( t ) = ( g1( t ), g2( t ) ) der Kurvenpunkt zur Zeit t ist.
Häufig (insbesondere in der Mechanik) entstehen solche Kurven durch gekoppelte
Kreisbewegungen.
Wir wollen einige dieser Kurven rechnerisch und graphisch darstellen.
Ein kleiner Kreis rollt auf einem großen ab. Dabei bewegt sicht die Spitze eines (eventuell
verlängerten oder verkürzten) Radiusvektors auf einer sogenannten Rollkurve.
R : großer Radius
r : kleiner Radius
a : Länge des Radiusvektors
Epizykloiden
Der kleine Kreis rollt außen herum ab. Dabei bewegt sich das Zentrum des kleinen Kreises auf
einer Kreiskurve mit der Parameterdarstellung
(( R + r ) cos( t ), ( R + r ) sin( t )), 0 ≤ t < 2 π.
Gleichzeitig rotiert der Radiusvektor der Länge a um dieses Zentrum. Von dort aus als
Koordinaten-Ursprung sieht man die Kreisbewegung
 (R + r) t 
 (R + r) t 
, −a sin
 ), 0 ≤ t < 2 π
(−a cos

r


r

denn die Winkelgeschwindigkeit der Drehung verhält sich aufgrund der Abrollbedingung zu der
des Zentrums wie
R + r zu r .
Die negativen Vorzeichen bei a resultieren aus der Tatsache, dass der Drehsinn des kleinen Kreises
umgekehrt zu dem des Zentrum ist.
Insgesamt erhalten wir die Parameterdarstellung der Rollkurve (die von dem Endpunkt des
Radiusvektors beschrieben wird) durch Addition der beiden einzelnen Bewegungen:
 (R + r) t 
 (R + r) t 
, ( R + r ) sin( t ) − a sin
 ), 0 ≤ t < 2 π.
(( R + r ) cos( t ) − a cos

r


r

R = 4, r = 1, a = 1
R = 3, r = 1, a = 2
Hypozykloiden
Der kleine Kreis rollt innen herum ab.
Die Rollkurve hat dann (aufgrund entsprechender Überlegungen wie vorher) die
Parameterdarstellung
 (R − r) t 
 (R − r) t 
, ( R − r ) sin( t ) − a sin
 ), 0 ≤ t < 2 π.
(( R − r ) cos( t ) + a cos

r


r

Hier einige Beispiele:
Umsetzen einer Kreisbewegung in eine geradlinige Bewegung (Schubkurbel!)
R = 2, r = 1, a = 1
Atomkern mit rotierendem Elektron (nicht realistisch!)
R = 3, r = 1, a = 2
Astroide
R = 4, r = 1, a = 1
Fräsen eines annähernd quadratischen Lochs
R = 4, r = 1, a =
2 −1
Innere und äußere Rollkurve zusammen
R = 3, r1 = 1, r2 = 1, a1 = 2, a2 = 1
R1 = 3, R2 = 9, a1 = 3, a2 = 3
R = 3, a1 = 7, a2 = 4
Außenrollkurven, a = R+3
Dreidimensionale Rotation der Rollkurven um eine Raumachse
liefert Äpfel, Kreisel, Wollknäuel und vieles mehr...
R = 2, r = -1, a = 1
R = 4, r = 1, a = 2
R = 30, r = 1, a = 5
R = 5, r = -1, a = 1