Volkswirtschaft im Fokus. Konjunktur und Märkte Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9 Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15 Mai / Juni 2015 In der Marktkorrektur Liebe Anlegerinnen und Anleger, der Kursrückgang bei Bundesanleihen zwischen Ende April und Mitte Mai war so dramatisch, dass die Rentenhändler wohl noch ihren Enkelkindern davon erzählen werden. Die seit Jahren anhaltende Talfahrt der Zinsen kam damit – zumindest vorläufig – zu einem abrupten Ende. Der scharfe Rücksetzer stellt sogar die etwa zeitgleiche Korrektur am deutschen Aktienmarkt in den Schatten. Bei einer als sicher geltenden Anlageklasse wie den Anleihen führen panikartige Verkaufsattacken verständlicherweise zu tiefer Verunsicherung. Für Anleger am Aktienmarkt ist eine derartige Marktbewegung, wie wir sie in den vergangenen Wochen erlebt haben, dagegen nichts Ungewöhnliches. Um es allerdings ganz klar zu sagen: Aus unserer Sicht ist der jüngste starke Kursverfall bei Bundesanleihen nicht der Beginn einer scharfen Zinswende, vielmehr ist nun für einige Monate mit einer Seitwärtsbewegung der Renditen zu rechnen. Die Tiefststände bei den Renditen dürften zwar nun Vergangenheit sein. Aber von auskömmlichen Zinsen bleiben wir auf absehbare Zeit weit entfernt. Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus der neuen Situation für die Anleger an den Wertpapiermärkten? DR Die Antwort auf diese Frage hängt mit den Ursachen für die Marktkorrektur zusammen. Sähe die makroökonomische Welt heute wesentlich anders aus als Mitte April, dann müssten veränderte Marktprognosen auch eine neue Aufteilung bei der Geldanlage nach sich ziehen. Indes hat sich die Welt nicht grundsätzlich verändert. Es bleibt unserer Einschätzung zufolge bei einer mäßigen und erst im Jahresverlauf allmählich zunehmenden weltwirtschaftlichen Dynamik, bei sehr moderaten Inflationsraten und bei der extrem lockeren Geldpolitik der Zentralbanken. UC K DAT EI Insofern qualifizieren wir die jüngsten heftigen Marktbewegungen als Korrekturen nach einer Phase übertrieben freundlicher Aktien- und Rentenmärkte, nachdem die EZB ihr Anleihekaufprogramm angekündigt hatte. Die Schärfe der Korrektur an den Rentenmärkten rührt daher, dass angesichts der Dominanz der EZB an den Rentenmärkten echte Käufer dort rar wurden. So konnte bereits eine zunächst kleine Welle von Gewinnmitnahme-Verkäufen recht schnell wesentlich größere Folgeverkäufe nach sich ziehen, die auf einen ausgetrockneten Markt trafen und damit starke Kursbewegungen auslösten. Ist eine derartige Welle erst einmal am Rollen, brechen technische Unterstützungen und lösen weitere Verkäufe aus. Es ist noch zu früh, die Korrekturphase an den Rentenwie auch an den Aktienmärkten für beendet zu erklären. Die Marktakteure sind wegen der anstehenden Leitzinswende in den USA nach wie vor sehr nervös. Auch braucht es wieder bessere Konjunkturdaten, um die Sorgen bezüglich einer globalen konjunkturellen Abkühlung zu zerstreuen. Überdies dürfte die aktuelle Zuspitzung bei den Diskussionen um die Zahlungsfähigkeit Griechenlands ihr Scherflein dazu beitragen, dass die Schwankungen an den Finanzmärkten zunächst noch hoch bleiben. In der Erwartung, dass bezüglich all dieser Themen Richtung Jahresende 2015 wieder mehr Ruhe einkehrt, bleiben wir freilich dabei, dass die Anlageklasse Aktie in dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld immer noch die besten Ertragsperspektiven bietet. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ulrich Kater Chefvolkswirt DekaBank Mai / Juni 2015 Seite 2 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Deutschland Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Im Fokus Einer guten bis hervorragenden Stimmung bei Unternehmern und Verbrauchern standen im April eher bescheidene „harte“ Konjunkturindikatoren gegenüber. Besonders schmerzlich und angesichts der guten Rahmenbedingungen nur schwer erklärbar sind die Abwärtsrevisionen des Umsatzes im Einzelhandel sowie dessen starker Rückgang am aktuellen Rand. Letztlich präsentierte sich die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal zwar in guter Verfassung, blieb aber wegen der Schwäche der Weltwirtschaft mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal hinter unseren Erwartungen zurück. Da sich gegenwärtig keine Kompensation der fehlenden „Wachstumsprozente“ im zweiten Quartal andeutet, passen wir unsere Konjunkturprognose nach unten an. Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition) Perspektiven Deutschland zählt zu den strukturell gut aufgestellten Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion. Über lange Jahre hinweg haben sich die deutschen Unternehmen wieder fit für den Weltmarkt gemacht: durch Kostenbewusstsein, innovative Produkte und Neuausrichtung auf die Wachstumsmärkte. Hinzu kamen die Reformen der „Agenda 2010“, die den Arbeitsmarkt in Schwung brachten und zu einem spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit führten. Zusammen mit einem größeren Spielraum für Lohnerhöhungen und historisch niedrigen Zinsen hat dies die deutsche Konjunktur belebt. Doch das schnellste Schiff mit der besten Takelage kann nur so schnell segeln, wie es der Wind zulässt. Und der war 2014 zu einem lauen Lüftchen geworden. Inzwischen hat der Wind wieder aufgebrist: Der Ölpreis hat deutlich nachgegeben, und der Euro wertet spürbar ab. Der Windjammer „Deutschland“ nimmt daher erneut Fahrt auf. Auf Sicht der kommenden Jahre müssen aber zusätzliche Wartungsarbeiten vorgenommen werden, um die Takelage in Schuss zu halten. Die jüngsten wirtschaftspolitischen Entscheidungen (z.B. Mindestlohn, Rente mit 63, Mütterrente, Mietpreisbremse) waren hierbei allerdings aus unserer Sicht kontraproduktiv. 8 7 6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Deutschland 20 14 20 15P 20 16 P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,6 1,9 1,8 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,8 0,5 1,7 Finanzierungssaldo* Schuldenstandsquote * Le istungsbilanzsaldo* 0,7 0,6 0,5 74,7 71,5 68,2 7,6 7,1 Feb 15 Mrz 15 Inflation (% ggü. Vorjahr) Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.) DR ifo Geschäftsklima (Punkte ) -0,1 0,1 6,5 6,4 6,4 106,8 107,9 108,6 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut, Reuters, Prognose DekaBank (P) UC K DAT EI 7,1 Apr 15 0,3 Mai / Juni 2015 Seite 3 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Euroland Im Fokus Die Wirtschaft in Euroland bleibt auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal erreichten die Länder der Währungsunion ein Wachstum von 0,4 % im Vergleich zum Vorquartal. Die wichtigste Stütze neben Frankreich war Spanien, das mit einem Plus von 0,9 % das stärkste Wachstum seit Ende 2007 aufwies. Daneben lieferte auch Deutschland einen ordentlichen Wachstumsbeitrag. Sogar Italien hat nach fünf Quartalen ohne Wachstum wieder leicht zugelegt. Das Wachstum reicht aber nicht für starke Verbesserungen am europäischen Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosenquote in Euroland verharrte im März bei 11,3 %. Hier belasten insbesondere Frankreich und Italien mit ihrer steigenden Arbeitslosigkeit. Die Verbraucherpreise haben – nach vier Monaten mit negativen Inflationsraten – dank höherer Energiepreise im April im Vorjahresvergleich stagniert. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition) 12 11 10 9 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2015 2016 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland 20 14 20 15P 20 16 P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 0,9 1,5 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,4 0,3 1,4 Finanzierungssaldo* -2,4 -2,0 -1,7 Schuldenstandsquote* 91,9 92,4 91,0 2,1 2,6 Leistungsbilanzsaldo* Feb 15 Mrz 15 DR Inflation (% ggü. Vorjahr) -0,3 -0,1 Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.) 11,3 11,3 102,3 103,9 Economic Sentiment (Punkte) * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Eurostat, Reuters, Prognose DekaBank (P) UC K DAT EI 1,7 2,7 Apr 15 0,0 103,7 Perspektiven Blickt man auf die konjunkturelle Entwicklung in Euroland, so bleiben die Wachstumsraten weit hinter dem zurück, was man in „normalen Zeiten“ nach einer solch langen Schwächephase eigentlich erwarten würde. Doch seit 2008 sind die Zeiten nicht mehr normal. Weiterhin deckelt der notwendige Schuldenabbau bei Staat, Unternehmen und Haushalten die Wachstumsmöglichkeiten. Dabei gibt es durchaus Unterschiede: Die Reformländer Irland, Spanien und Portugal ernten erste Früchte ihrer Reformanstrengungen. In Italien und Frankreich dagegen kommen die Bemühungen um stärkeres Wirtschaftswachstum nur im Schneckentempo voran, Griechenland legt gar den Rückwärtsgang ein. Positive Impulse für Euroland kommen vom globalen Wachstum, von der anhaltenden Abwertung des Euro sowie von den sinkenden Energiepreisen. Insgesamt rechnen wir mit einer Fortsetzung des Erholungsprozesses, der allerdings schleppend mit wiederholten Rückschlägen verläuft. Die Arbeitslosenquote geht nur langsam von ihrem sehr hohen Niveau aus zurück und wird erst auf längere Sicht wieder in erträglichere Regionen fallen. Angesichts des schwachen Wachstums und der hohen Arbeitslosigkeit wird die Inflationsrate noch geraume Zeit unerwünscht niedrig bleiben. Auch die Schuldenstandsquote wird Jahre brauchen, bis sie sich dem in den Maastricht-Kriterien definierten Zielwert von 60 % annähert. Mai / Juni 2015 Seite 4 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Welt Welt: Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 1,5 1,0 0,5 0,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 2010 2011 2012 2013 2014 Schwellenländer 2015 2016 Industrieländer Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Einkaufsmanagerindex (Punkte) 60 55 50 45 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) Welt 20 14 20 15P 20 16 P 3,4 3,3 Industrieländer 1,7 1,8 2,3 Schwellenländer 4,7 4,3 5,0 Mittel- und osteurop. Länder 1,4 -0,3 2,2 Lateinamerika 1,1 1,4 2,0 Asien (ohne Japan) 6,5 6,2 6,5 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P) DR UC K DAT EI 3,8 Im Fokus Das globale Wachstum hat im ersten Quartal 2015 erneut enttäuscht. Nach derzeitigem Kenntnisstand dürfte der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts für die Weltwirtschaft im ersten Quartal auf das Gesamtjahr hochgerechnet nur leicht oberhalb von 2 % gelegen haben. Eine solch schwache globale Entwicklung ist über einen Zeitraum von einem Quartal in den vergangenen Jahres nichts Ungewöhnliches gewesen. Auch dieses Mal ist damit zu rechnen, dass die Schwächephase nur von kurzer Dauer sein wird. Auffallend ist, dass die aktuelle globale Wachstumsdelle nicht auf eine einzelne größere Krise zurückzuführen ist, sondern sich vielmehr in mehreren gewichtigen Volkswirtschaften zeitgleich zeigt. Von den zehn größten Volkswirtschaften haben (soweit bekannt) nur Südkorea und Euroland das jeweilige durchschnittliche Quartalswachstum des Vorjahres übertroffen. Auffallend schwach waren die Vereinigten Staaten, China und vermutlich Russland und Kanada. Erneut verschlechtert hat sich im April der von uns berechnete globale Einkaufsmanagerindex. Dieser sank von 50,8 auf 50,5 Punkte und signalisiert damit ein globales Wachstumsumfeld von ca. 3 %. Zwar ist die erneute Stimmungseintrübung nicht ausgeprägt. Der Rückgang ist allerdings bereits der sechste in Folge. Immerhin, in mehreren zuvor enttäuschenden Regionen (Osteuropa, Lateinamerika, Nordamerika) deutet sich bereits das Erreichen des jeweiligen Tiefstandes an. Perspektiven Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal 2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser Zeitraum lässt sich in vier Phasen unterteilen: Zunächst fand ein Aufholprozess nach der Lehman-Krise statt, der das globale Wachstum 2009 und 2010 auf ein ungewöhnlich hohes Niveau führte. Es folgte 2011 eine Normalisierungsphase, an die sich 2012 eine Phase einer ausgeprägten Abschwächung anschloss. Zu dieser trugen Rezessionen in Euroland, Japan und in mehreren osteuropäischen Staaten bei. Seither nahm die globale Wachstumsdynamik zwar wieder zu. Sie schwankt aber im Bereich von knapp unter 3,5 %, was schwächer ist als das durchschnittliche Wachstum im Aufschwung 2003 bis 2007 (4,7 %). Für die kommenden Quartale ist mit Zuwachsraten im Bereich von knapp 4 % zu rechnen. Hierzu beitragen dürfte insbesondere eine weitergehende Erholung der wirtschaftlichen Dynamik in Euroland sowie in mehreren Schwellenländern. Allerdings belasten noch bestehende Strukturprobleme in verschiedenen Ländern. Darüber hinaus können kurzfristig geopolitische Krisenherde zu Wachstumseinbußen auch auf globaler Ebene führen. Mai / Juni 2015 Seite 5 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Geldmarkt Euroland Im Fokus Durch die Wertpapierkäufe der EZB haben auch die Überschussreserven im Bankensystem zugenommen. Sie überstiegen zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren die Marke von 300 Mrd. Euro. Spiegelbildlich hierzu sind die Tagesgeldsätze EONIA weiter ins Negative gefallen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung noch für einige Zeit fortsetzen wird. Denn die Überschussliquidität dürfte erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 ihren Zenit überschreiten, da die EZB dann ihre Anleihekäufe voraussichtlich beenden und auch keine weiteren Langfristtender mehr anbieten wird. Gleichzeitig halten wir eine nochmalige Senkung des Einlagensatzes von derzeit 0,20 % für sehr unwahrscheinlich. Damit einhergehend erwarten wir mittelfristig EONIA-Sätze nahe -0,15 %. Die EURIBOR-Sätze sollten weiterhin etwas darüber notieren. EZB-Leitzins (% p.a.) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank EURIBOR-Sätze (% p.a.) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 3 Monats-EURIBOR 2015 2016 12 Monats-EURIBOR Quellen: European Banking Federation, Prognose DekaBank EONIA-Swapkurve (% p.a.) 0,6 0,4 0,2 0,0 -0,2 0 12 24 36 Monate Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland: Zinsen (% p.a.) 12.0 5.20 15 vor 1 Mon. vor 1 Jahr EZB-Leitzins 0,05 0,05 -0,01 0,01 0,34 0,17 0,19 0,61 EURIBOR-Future, Dez. 2015 0,00 -0,01 0,36 EURIBOR-Future, Dez. 2016 0,10 0,00 0,69 3 Monats-EURIBOR 12 Monats-EURIBOR Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. EZB-Leitzins 3 Monats-EURIBOR DR 12 Monats-EURIBOR in 6 Mon. in 12 Mon. 0,05 0,05 0,05 -0,02 -0,04 -0,05 0,15 0,12 0,11 Quellen: Europäische Zentralbank, European Banking Federation, Bloomberg, DekaBank UC K DAT 0,25 EI Perspektiven Auf die extrem niedrigen Inflationsraten in Euroland reagierte die EZB mit einer Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen. Bereits im vergangenen Jahr verringerte sie den Einlagensatz, der den unteren Eckzins des Geldmarktes darstellt, erstmals in den negativen Bereich. Anschließend schloss sie weitere Senkungen jedoch aus, was wir als glaubwürdig erachten. Von daher bildet das jetzt erreichte Niveau von -0,20 % die Untergrenze für sämtliche Geldmarktsätze. Eine steigende Überschussliquidität im Bankensystem sollte dazu führen, dass vor allem der Tagesgeldsatz EONIA in Richtung dieser Marke getrieben wird. Die von der EZB angekündigten Wertpapierkäufe von 60 Mrd. Euro im Monat und ihre sonstigen Maßnahmen dürften zur Folge haben, dass die Überschussreserven der Banken im Verlauf des kommenden Jahres ihr bisheriges Rekordniveau von 800 Mrd. Euro aus dem Jahr 2012 übersteigen werden. Angesichts der mittlerweile besser funktionierenden Geldmärkte sollte dies zu neuen Tiefständen von rund 0,15 % bei den EONIA-Sätzen führen. Damit einhergehend dürften sich in den nächsten Monaten auch die EURIBOR-Fixings langsam weiter nach unten bewegen. Dabei sollte der dreimonatige EURIBOR-Satz jedoch nicht allzu weit in den negativen Bereich fallen. Denn genau dies will die EZB vermeiden, indem sie weitere Senkungen des Einlagensatzes sowie Anleihekäufe bei Renditen unter -0,20 % ausschließt. Sie befürchtet, dass für lange Zeit deutlich negative Zinsen die Funktionsfähigkeit der Geld- und Anleihemärkte beeinträchtigen könnten. Mai / Juni 2015 Seite 6 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Rentenmarkt Euroland Im Fokus Auf die äußerst niedrigen Renditen von Bundesanleihen folgte schneller als erwartet eine scharfe Korrektur. Den wichtigsten Grund hierfür sehen wir darin, dass viele Marktteilnehmer ihre anfängliche Einschätzung des EZBAnleihekaufprogramms inzwischen relativiert haben und nicht mehr von einer extremen Verknappung langlaufender Bundesanleihen ausgehen. Deren Renditen sollten nun zunächst in eine grobe Seitwärtsbewegung übergehen. Vor dem Hintergrund weiter anziehender Inflationserwartungen dürften sie erst gegen Ende des Jahres ihren Anstieg fortsetzen. Demgegenüber erfahren Staatsanleihen der Peripherieländer unseres Erachtens durch die quantitative Lockerung eine anhaltende Unterstützung, sodass ihre Spreads schon bald wieder sinken sollten. Deutschland: Renditen (% p.a.) 4 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2-jährige 2015 2016 10-jährige Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.) 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014 Frankreich, 10-jährige 2015 Niederlande, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Italien und Spanien: Renditen (% p.a.) 8 6 4 2 0 2010 2011 2012 2013 Italien, 10-jährige 2014 2015 Spanien, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Renditen (% p.a.) 12.0 5.20 15 vor 1 Mon. vor 1 Jahr Deutschland 2J -0,20 -0,28 Deutschland 10J 0,68 0,16 1,46 Frankreich 10J 0,97 0,43 1,92 Italien 10J 1,85 1,27 2,98 Spanien 10J 1,83 1,23 2,93 Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. Deutschland 2J Deutschland 10J -0,20 -0,15 0,60 0,70 0,80 UC K DAT in 6 Mon. in 12 Mon. -0,20 Quellen: Bloomberg, DekaBank DR 0,13 EI Perspektiven Das erweiterte Wertpapierankaufprogramm der EZB bleibt das beherrschende Thema an den Staatsanleihemärkten Eurolands. Wir gehen davon aus, dass die geplanten Käufe von 1140 Mrd. Euro zu knapp zwei Dritteln auf Staatsanleihen im engeren Sinne entfallen werden. Auf diese Weise würde die EZB das anderen Anlegern zur Verfügung stehende Marktvolumen um mehr als 10 % verringern, was sich in entsprechend niedrigen Renditen widerspiegeln sollte. Gleichzeitig rechnen wir jedoch nicht mit einer regelrechten Verknappung von Staatsanleihen, da die meisten Anleger flexibel genug sein dürften, um auf aussichtsreichere Assetklassen auszuweichen. Hinzu kommt, dass die quantitative Lockerung dazu beitragen sollte, die langfristigen Inflationserwartungen der Anleger anzuheben und ihre Risikoaversion zu verringern. Daher sollten die Renditen gerade langlaufender Bundesanleihen gegen Ende des Ankaufprogramms etwas höher liegen als im Vorfeld. In den kürzeren Laufzeitbereichen werden die Renditen durch die Überschussreserven im Bankensystem nach unten gedrückt. Da diese infolge der quantitativen Lockerung erst im späteren Verlauf des kommenden Jahres ihren Zenit überschreiten dürften, bleibt der negative Einlagensatz bis auf weiteres der Ankerpunkt für das kurze Ende der Bundkurve. Staatsanleihen der Peripherieländer profitieren nicht nur direkt von den physischen Käufen der Zentralbanken, sondern auch indirekt vom allgemeinen Niedrigzinsumfeld, das die Anleger in Papiere mit noch verbliebenen Risikoprämien drängt. Ihre Spreads gegenüber Bundesanleihen sollten sich daher mittelfristig weiter einengen. Mai / Juni 2015 Seite 7 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmarkt Deutschland DAX (Indexpunkte) 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank Im Fokus Der deutsche Aktienmarkt konnte sich der heftigen Korrektur bei Bundesanleihen und beim Euro-Wechselkurs nicht vollständig entziehen und startete, nachdem er Mitte April ein neues Allzeithoch erreicht hatte, eine Konsolidierungsbewegung. Relativ zu den genannten Märkten ist die Reaktion am Aktienmarkt allerdings moderat ausgefallen. Wir erwarten in den kommenden Wochen zunächst eine Fortsetzung der Konsolidierungsbewegung, ehe es in der zweiten Jahreshälfte dann weiter nach oben gehen kann. Die Berichtssaison über das abgelaufene erste Quartal zeigt ein insgesamt erfreuliches Bild der Umsatz- und Gewinnentwicklung. Der Markt bleibt fundamental gut unterstützt, und die aktuelle Kurskorrektur hat die Bewertungen ein ganzes Stück weit zurückkommen lassen. Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX 16 12 8 4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2014 2015 Quellen: Factset, DekaBank Preis-Buchwert-Verhältnis DAX 2,0 1,5 1,0 0,5 2010 2011 2012 2013 Quellen: Factset, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 12.0 5.20 15 DAX (Indexp.) 11.472 DAX (Veränd. in % seit …) Prognose DekaBank DAX (Indexp.) in 3 Mon. 10.800 Kennzahlen* vor 1 Monat 12.375 -7,29 18,24 in 6 Mon. in 12 Mon. 12.000 Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis DAX 14,5 vor 1 Jahr 9.702 Verhältnis 1,8 12.500 Dividendenrendite % 2,8 DR * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank UC K DAT EI Perspektiven Auch wenn die Konjunkturdynamik in Deutschland zuletzt etwas an Geschwindigkeit eingebüßt hat, sind die konjunkturellen Rahmenbedingungen als solide einzustufen. Und auch die über die Stimmungsindikatoren abgefragten Geschäftsausblicke der Unternehmen signalisieren eine anhaltend positive Erwartungshaltung. Man kommt mit dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld offensichtlich gut zurecht. Die Bilanzen der Unternehmen befinden sich in einem sehr guten Zustand, und Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich zu äußerst vorteilhaften Konditionen an den Anleihemärkten finanzieren. Die operative Entwicklung verläuft zufriedenstellend und erfährt durch den schwachen Euro-Wechselkurs und die niedrigen Energiepreise eine anhaltende Unterstützung. Trotz des leichten Zinsanstiegs bleibt der wichtigste Treiber für den Aktienmarkt die nach wie vor extrem expansive Geldpolitik der EZB. In den USA zeichnet sich zwar immer stärker die Leitzinswende ab, allerdings wird diese in den kommenden Monaten zu keiner wesentlichen Veränderung der monetären Rahmenbedingungen führen. In Euroland wird die Liquidität sogar noch massiv ausgeweitet, sodass hier für einen sehr langen Zeitraum mit geldpolitischem Rückenwind zu rechnen ist. Marktkorrekturen sollten vom Ausmaß her begrenzt bleiben. Sie stellen für den risikobereiten Anleger nach wie vor Chancen dar. Noch haben sich die Kurse nicht zu weit von ihrem fundamentalen Ankerpunkt entfernt. Die Risiken steigen allerdings, sodass sich die Anleger auf eine im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren höhere Schwankungsbreite des deutschen Aktienmarktes einstellen müssen. Mai / Juni 2015 Seite 8 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmärkte Welt USA Die Serie der konjunkturellen Enttäuschungen reißt nicht ab. Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal kaum gewachsen, und die Analysten revidieren ihre Wachstumsannahmen weiter nach unten. Auch die Unternehmen tun sich zunehmend schwer, ihre Umsätze zu steigern. Im Gegenteil: In diesem Jahr dürften die von den Unternehmen vereinnahmten Umsätze rund 2 % unter dem Vorjahr liegen. Das drückt auch auf die Gewinnentwicklung. Diese wird für das Gesamtjahr zwar noch positiv erwartet, im ersten Quartal haben die Unternehmen allerdings bereits weniger verdient als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dass sich die Gewinne insgesamt noch relativ gut halten, liegt hauptsächlich an den rekordhohen Aktienrückkäufen der Unternehmen. Die schwache fundamentale Entwicklung und die Unsicherheit über den weiteren Zinsverlauf belasten den Markt. USA: S&P 500 (Indexpunkte) 2200 1800 1400 1000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Factset, Prognose DekaBank USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500 18 Japan Der konjunkturelle Verlauf ist angesichts der massiven Unterstützung von Regierung und Zentralbank äußerst enttäuschend. Dass sich der Aktienmarkt von dieser Entwicklung abkoppeln kann, liegt hauptsächlich daran, dass offizielle Stellen ähnlich wie am Rentenmarkt jetzt auch zunehmend am Aktienmarkt die Kurse durch direkte Käufe nach oben treiben. Damit scheint das Kursniveau zwar stabil und gut unterstützt, entfernt sich aber immer mehr von seiner fundamentalen Basis. Die Gewinnentwicklung in diesem Quartal hinkt den Erwartungen hinterher. 16 14 12 10 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: Factset, DekaBank Japan: Topix (Indexpunkte) 1500 1200 900 600 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Factset, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 12.0 5.20 15 S&P 500 (Indexp.) vor 1 Jahr 2.102 S&P 500 (Veränd. in % seit …) -0,1 Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. S&P 500 (Indexp.) 2.050 2.100 2.150 TOPIX (Indexp.) 1.600 1.350 1.400 Kennzahlen* Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis DR vor 1 Monat 2.099 Verhältnis 1.897 10,7 in 12 Mon. Dividendenrendite % S&P 500 17,1 2,7 2,1 TOPIX 15,9 1,4 1,8 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank UC K DAT EI Perspektiven Der US-Aktienmarkt dürfte sich in den kommenden Monaten nur noch seitwärts bewegen. Die anstehende Wende in der Geldpolitik, die nachlassende Dynamik in der Gewinnentwicklung und die mittlerweile spürbar angestiegenen Bewertungen begrenzen das Kurspotenzial nach oben. Die Gefahr eines größeren Rückschlags ist dennoch eher gering, dafür sind die Rahmenbedingungen insgesamt zu stabil. In Japan werden die Preise immer stärker durch die Zentralbank verzerrt. Fundamental sind die Entwicklungen enttäuschend, sodass wir die Region nicht zum Kauf empfehlen. Spekulative Engagements sollten in jedem Fall nur währungsgesichert eingegangen werden. Mai / Juni 2015 Seite 9 Volkswirtschaft im Fokus Emerging Markets Emerging Markets Im Fokus Die vergangenen Wochen waren von hoher Volatilität an den globalen Finanzmärkten gekennzeichnet. Es war allerdings kein allgemeiner Anstieg der Risikoaversion zu beobachten. Die Spreads von EM-Hartwährungsanleihen waren rückläufig. Die Schwäche der Rentenmärkte war eher eine Korrektur der zu ausgeprägten Renditerückgänge der Vormonate, und Auslöser war die Entwicklung in Euroland. EM-Währungen profitierten mehrheitlich von der jüngsten Schwäche des US-Dollars. Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten wir leichte Spreadausweitungen bei EM-Hartwährungsanleihen sowie schwächere EM-Währungen gegenüber dem US-Dollar. Hierfür spricht der Beginn von Zinsanhebungen der US-Notenbank, den wir spätestens für September erwarten. Ein weiterer möglicher Belastungsfaktor ist die Entwicklung in Griechenland. Zudem besteht das Risiko einer anhaltend schwachen Konjunkturentwicklung in den Emerging Markets. In Erwartung staatlicher Stützungsmaßnahmen wurden insbesondere die schwachen Chinadaten bislang vom Markt sehr gelassen aufgenommen. Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex) 2300 2100 1900 1700 1500 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: MSCI, DekaBank Renten: EMBIG-Spread (Basispunkte) 500 400 300 200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Renten: Performanceindizes EMBIG und GBI 160 140 120 100 80 2010 2011 2012 2013 EMBIG (Jan. 2010 =100) 2014 2015 GBI (Jan. 2010 =100) Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Emerging Markets MSCI Emerging M. TR 12 . 0 5 . 2 0 15 2079 % ggü. % ggü. Vormon. Jahresanf. -0,3 8,3 % ggü. Vorjahr 4,1 EMBIG Performanceind. 685 -0,7 3,4 2,4 GBI Performanceindex 261 0,6 -0,2 -12,1 469 -1,5 -0,6 3,5 6731 0,6 5,5 7,9 zum Vergleich: REXP Performanceind. MSCI World TR Prognose DekaBank in 3 Mon. EMBIG Spread (Basisp.) 367 DR Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank UC K DAT EI 390 in 6 Mon. in 12 Mon. 380 360 Perspektiven Seit den massiven Kursverlusten im Frühsommer 2013 verlief die Entwicklung von Emerging-Markets-Renten mit deutlich höheren Schwankungen als in den Jahren zuvor. Doch hat dieser unerwünschte „Stresstest“ auch gezeigt, dass die Fähigkeit der Emerging Markets, Turbulenzen zu widerstehen, recht hoch ist. Fallende Kurse und Kapitalabflüsse führen in den meisten Ländern nicht mehr zu schweren Wirtschaftskrisen. Unsere grundsätzlich positive Einschätzung der langfristigen Aussichten für Emerging Markets-Anlagen stützt sich im Wesentlichen auf drei Annahmen: 1) Die Länder weisen im Trend ein hohes Wirtschaftswachstum auf. 2) Die Notenbanken verhindern die Rückkehr zur Hochinflation. 3) Eine konservative Fiskalpolitik verhindert Schuldenkrisen. Diese Annahmen sehen wir im Großen und Ganzen noch immer als gegeben an, auch wenn sie selbstverständlich nicht für alle Staaten im gleichen Maße erfüllt sind. Aus Sicht vieler Investoren ist es allerdings ein Nachteil, dass Emerging Markets-Anlagen in der Regel schwankungsanfälliger sind als Anlagen in Industrieländern. Dies hängt damit zusammen, dass die Märkte nicht im selben Maße entwickelt sind. Für aktive Investoren bieten jedoch gerade solche Märkte Chancen. Und bei mittelfristiger Betrachtung haben sich Emerging Markets in den meisten Zeiträumen gut geschlagen. Wir erwarten, dass das auch in den kommenden Jahren der Fall sein wird. Mai / Juni 2015 Seite 10 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-USD Im Fokus Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar seit Mitte April zu einem Höhenflug angesetzt. Dabei hat er von 1,05 EURUSD bis auf 1,13 EUR-USD aufgewertet. Seit dem Jahresanfang bleibt die Wertentwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar aber noch rund 8 % im Minus. Die jüngste Aufwärtsbewegung geschah vor dem Hintergrund schwacher Konjunkturdaten aus den USA. Das US-Wachstum enttäuschte im ersten Quartal mit einem leichten Plus von 0,2 %. Die US-Zahlen haben die Unsicherheit über die Leitzinswende in den USA erhöht und damit den USDollar belastet. Gleichzeitig weisen die wichtigsten Stimmungsindikatoren für den April bereits darauf hin, dass Euroland auch im zweiten Quartal auf einem soliden Wachstumskurs bleibt, wodurch der Euro gestärkt wurde. Wechselkurs EUR-USD 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Perspektiven Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren bis Ende 2016 eine Abwertung gegenüber dem US-Dollar. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist aber die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, der auch einige der südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt. In den USA hat die Notenbank letztes Jahr das Anleihekaufprogramm beendet. Die Leitzinswende dürfte spätestens im Herbst 2015 erfolgen, während die Europäische Zentralbank vor Ende 2018 keine Leitzinserhöhung vornehmen wird. Entsprechend stellt die Geldpolitik für eine längere Zeit eine spürbare Belastung für den Euro dar. Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte) 200 100 0 -100 -200 -300 -400 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 *Bundesanleihen minus Treasuries Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten Quellen: CFTC, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 12.0 5.20 15 in 3 Mon. in 12 Mon. 1,12 1,06 1,04 Zinsdiff. 2J (Basisp.) -79 -130 -170 -240 -157 -200 -200 -215 Zinsdiff. 10J (Basisp.) 1,02 EZB Leitzins (% ) 0,05 0,05 0,05 0,05 Fed Leitzins (% ) 0,25 0,25 0,5 1,25 Konjunkturdaten DR in 6 Mon. Wechselkurs EUR-USD 20 15P 20 16 P EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.) 20 14 0,9 1,5 1,7 USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 2,4 2,5 2,9 EWU Inflation (% ggü. Vorjahr) 0,4 0,3 1,4 USA Inflation (% ggü. Vorjahr) 1,6 0,6 2,8 UC K Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis, Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank DAT EI Mai / Juni 2015 Seite 11 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD Wechselkurs EUR-AUD 1,6 1,4 1,2 1,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 12 . 0 5 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. W echselkurs EUR-AUD 1,36 1,35 1,34 Forwards 1,41 1,42 1,43 1,44 He dge -Ertrag* (% ) -0,6 -1,2 -2,5 Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -235 -230 -245 -275 -89 -240 -235 -235 EZB Le itzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 RBA Leitzins (%) 2,00 2,00 2,00 2,00 10 Jahre (Basispunkte ) EUR-AUD Der australische Dollar hat gegenüber dem Euro seit Mitte April leicht abgewertet. Belastet wurde die australische Währung durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Die australische Notenbank hat Anfang Mai die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 2,00 % gesenkt. Dies ist ein historisches Tief in Australien. Daneben ist die Arbeitslosenquote auf 6,2 % angestiegen, was eine schlechte Arbeitsmarktlage zum Ausdruck bringt. In Euroland hingegen deuten die Wirtschaftsdaten auf eine anhaltende Erholung hin. Dies hat den Euro gestärkt. Das australische Leitzinsniveau dürfte mit den aktuellen 2,00 % die Talsohle erreicht haben. 2016 ist mit Leitzinserhöhungen zu rechnen. Im Gegensatz dazu bleibt die Europäische Zentralbank auch 2016 in der Nullzinspolitik gefangen. Dies sollte zu einer Aufwertung des australischen Dollar im Jahresverlauf führen. * bezogen auf e ine We chse lkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Res. Bank of Australia, Bloomberg, DekaBank Wechselkurs EUR-CAD 1,6 1,4 1,2 1,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank W echselkurs EUR-CAD 12 . 0 5 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 1,33 1,31 1,29 Forwards 1,35 1,35 1,36 1,37 He dge -Ertrag* (% ) -0,3 -0,9 -2,1 Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) 10 Jahre (Basispunkte ) DR in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -89 -115 -150 -215 -112 -135 -145 -170 EZB Le itzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 BoC Leitzins (%) 0,75 0,75 0,75 1,00 * bezogen auf e ine We chse lkurssicherung mit Forward-Kontrakte n UC K Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, DekaBank DAT EI EUR-CAD Der Euro hat gegenüber dem kanadischen Dollar am 16. April bei 1,31 EUR-CAD sein bisheriges Jahrestief erreicht. Seitdem konnte der Euro wieder bis auf 1,37 EUR-CAD zulegen. Geholfen haben dem Euro Wirtschaftsdaten aus Euroland, darunter eine deutliche positive Überraschung aus Spanien. Die spanische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,9 % und leistete damit einen wichtigen Wachstumsbeitrag für Euroland insgesamt. Im Gegensatz dazu neigte die kanadische Konjunktur im ersten Quartal zur Schwäche. Dies hat die kanadische Währung etwas belastet. Das monatliche Bruttoinlandsprodukt für Kanada wies für Februar eine Stagnation aus, und der Januarwert wurde auf -0,2 % nach unten korrigiert. Die getrennten Wege der Geldpolitik in Euroland und Kanada dürften den kanadischen Dollar im Laufe des Jahre aufwerten lassen. Mai / Juni 2015 Seite 12 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK Wechselkurs EUR-SEK 11 10 9 8 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 12 . 0 5 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 9,34 W echselkurs EUR-SEK Forwards He dge -Ertrag* (% ) Zinsdiff. Bunds zu schwed. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) 10 Jahre (Basispunkte ) EZB Le itzins (%) Riksbank Leitzins (%) 9,30 9,20 9,10 9,31 9,31 9,30 0,1 0,2 0,3 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 7 0 -10 -35 -15 -10 -20 -20 0,05 0,05 0,05 0,05 -0,25 -0,25 -0,25 -0,25 EUR-SEK Die Riksbank bleibt extrem aktiv im Kampf gegen die niedrige Inflation und schwächt damit die Krone. Bei ihrem Zinsentscheid im April weitete sie ihr Staatsanleihekaufprogramm bis September aus. Ihr neuer Leitzinspfad ist deutlich flacher als zuvor. Er enthält die kurzfristige Option einer weiteren Leitzinssenkung und verringert das Leitzinsniveau mittelfristig um 60 Basispunkte auf 0,24 % im zweiten Quartal 2017. Leitzinserhöhungen sind nicht vor Mitte 2016 zu erwarten, wohl aber bei Bedarf weitere expansive Maßnahmen. Dieser Kurs soll das Inflationsniveau von 0,3 % in diesem Jahr auf 2,1 % in 2016 normalisieren. Dazu beitragen soll auch eine schwächere Krone durch steigende Exporte und importierte Inflation. Somit dürfte EUR-SEK auf 12-Monatssicht seitwärts um 9,20 tendieren, bevor Schwedens höhere Wachstums- und Inflationserwartungen sowie die steigende Zinsdifferenz zu Euroland für eine stärkere Krone sprechen. * bezogen auf e ine We chse lkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, DekaBank Wechselkurs EUR-NOK 9,0 8,5 8,0 7,5 7,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank W echselkurs EUR-NOK 12 . 0 5 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 8,41 Forwards He dge -Ertrag* (% ) Zinsdiff. Bunds zu norweg. Anleihen 8,40 8,30 8,20 8,42 8,44 8,50 -0,3 -0,7 -1,3 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 2 Jahre (Basispunkte) -112 -110 -110 -105 10 Jahre (Basispunkte ) -110 -120 -120 -130 EZB Le itzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 Norges Bank Le itz. (%) 1,25 1,00 1,00 1,00 DR * bezogen auf e ine We chse lkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, DekaBank UC K DAT EI EUR-NOK Als Rohstoffwährung bleibt die Entwicklung der Norweger Krone an die des Ölpreises gebunden. Da wir eine Normalisierung des Ölpreises bei etwa 75 US-Dollar gegen Ende des Jahres erwarten, rechnen wir entsprechend mit einer Aufwertung der Krone gegenüber dem Euro. Neben den konjunkturellen Sorgen infolge des niedrigen Ölpreises bestimmt auch die Euro-Schwäche aufgrund der im März begonnenen Anleihekäufe der EZB die Wechselkursbewegung. Die Norges Bank stellt eine weitere Zinssenkung auf 1 % im Juni in Aussicht. Erste Leitzinserhöhungen sind gegen Ende 2016 zu erwarten. Die mittelfristig erwartete Aufwertung der Krone (sinkender EUR-NOK-Kurs) ist begründet durch die Zinsdifferenz zu Euroland, basierend auf Norwegens höheren Wachstums- und Inflationsniveaus. Mai / Juni 2015 Seite 13 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe: Gold Im Fokus Der Goldpreis hat sich unterhalb der 1200 US-DollarMarke festgebissen und sich auch durch die Turbulenzen der vergangenen Wochen an den Finanzmärkten kaum aus der Ruhe bringen lassen. Einerseits hätte der Goldpreis von der deutlichen Abwertung des US-Dollar profitieren können. Andererseits hätten die massiven Renditeanstiege dies- und jenseits des Atlantiks zu einer deutlichen Verbilligung von Gold führen können. Am Ende glichen sich die Kräfte beinahe aus. In Euro allerdings wurde Gold merklich billiger. Angesichts der Unsicherheit über den Leitzinspfad der Fed revidieren wir unsere Goldpreisprognose (in US-Dollar) geringfügig nach oben und erwarten den Preisrückgang im Prognosezeitraum etwas abgeschwächt und ein wenig nach hinten geschoben. Auch für den Goldanleger in Euro bedeutet all dies, dass er von den aktuellen Niveaus aus bis Ende 2016 mit einem weiteren Preisrückgang rechnen muss. Gold (Preis je Feinunze) 1800 1600 1400 1200 1000 800 EUR 600 2010 2011 2012 USD 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* 250 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Physisches Angebot und Nachfrage* 1300 1100 900 700 2010 2011 2012 2013 Physisches Angebot 2014 2015 Physische Nachfrage * in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Edelmetalle 12.0 5.20 15 vor 1 Jahr 1063 1137 943 Gold (USD je Feinunze) 1194 1204 1298 Silber (EUR je Feinunze) 15 15 14 Silber (USD je Feinunze) 17 16 20 Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. Gold (EUR je Feinunze) 1110 1080 1010 Gold (USD je Feinunze) 1170 1120 1030 Quellen: Bloomberg, DekaBank DR vor 1 Mon. Gold (EUR je Feinunze) UC K DAT EI in 12 Mon. Perspektiven Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber mittlerweile an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Die US-Notenbank Fed dürfte im Lauf des Jahres 2015 mit ihrem Zinserhöhungszyklus starten. Das wird weltweit zu höheren Renditen führen – selbst wenn einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed nicht so schnell folgen werden. In Erwartung der höheren Zinsen hat der Goldpreis zeitweise deutlich nachgegeben. Nach der im Frühjahr 2013 erfolgten spürbaren Preiskorrektur rechnen wir nicht mit einem weiteren dramatischen Absturz der Goldnotierung. Stützend auf den Goldpreis wirkt, dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. Mai / Juni 2015 Seite 14 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe im Überblick DJUBS Rohstoffpreisind. (Jan. 2010 = 100) 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 Industriemetalle Edelmetalle 2014 2015 Energie Agrar Quellen: Bloomberg, DekaBank Nettopositionierung* der Spekulanten 2000 1600 1200 800 400 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Weizen Mais Platin Kaffee Gold Palladium Kakao Nickel US-Erdgas WTI 20 15 10 5 0 -5 -10 Brent Tops und Flops der letzten vier Wochen* * Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe 12.0 5.20 15 DJUBS Energie Veränderungsraten in % ggü. Vormon. ggü. Vorjahr 60,2 12,7 DJUBS Industrieme t. 126,9 7,7 -6,5 DJUBS Edelme talle 166,7 -0,6 -10,4 56,7 -1,8 -29,7 DJUBS Agrar -38,4 Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank DR UC K DAT EI Im Fokus Trotz der eher mauen Konjunkturzahlen verteuerten sich in den vergangenen Wochen vor allem die konjunkturabhängigen Rohstoffe wie Industriemetalle und Energie. Bei beiden dürfte die zunehmende Zuversicht der Finanzinvestoren eine Rolle gespielt haben, denn die sonstigen Nachrichten und Daten legten Preisanstiege nicht unbedingt nahe. Für die Industriemetalle wurden Ende April neue Einschätzungen von den Interessenvertretungen (Study Groups) veröffentlicht. Es kam zwar zu keiner massiven Revision des Ausblicks, aber in der Tendenz sehen die Study Groups die Verfügbarkeit von Industriemetallen in diesem Jahr etwas entspannter, woraus sich per se weniger Preisaufwärtsdruck ableiten lässt. Für nahezu alle Metallmärkte äußerten die Study Groups die Einschätzung eines nur schwachen Nachfragewachstums, insbesondere wegen der schwächeren Dynamik in China. Für Kupfer hält die Copper Study Group an dem prognostizierten Angebotsüberschuss fest, nach fünf Jahren Defizit. Die Nickel Study Group änderte ihre Meinung von einem Defizit zu einem Angebotsüberschuss. Bei Zink geht zwar die International Lead and Zinc Study Group nach wie vor von Knappheit (also einem Angebotsdefizit) aus, aber in deutlich abgeschwächter Größenordnung. Für Blei bleibt die Einschätzung eines weitgehend ausgeglichenen Marktes nahezu unverändert. In den vergangenen Wochen hat schließlich der Edelmetallsektor im Spannungsfeld zwischen US-Dollar-Abwertung und Renditeanstiegen kaum Federn gelassen, während die Agrarrohstoffpreise unter dem Einfluss guter Versorgungsaussichten und des Pessimismus der Finanzanleger merklich nachgaben. Wir rechnen in diesem Jahr unverändert nur mit leichten Rohstoffpreisanstiegen. Perspektiven Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Seit Jahren nimmt die Rohstoffnachfrage aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses in den Schwellenländern spürbar zu. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen entsprechend ausgeweitet, sodass die steigende Nachfrage ohne größere Verspannungen bedient werden kann. Die Rohstoffpreisrückgänge infolge der Krisen der vergangenen Jahre sollten nicht langfristig anhalten. Mit der voranschreitenden Erholung der Weltwirtschaft werden die Rohstoffpreise wieder langsam steigen, insbesondere in den Segmenten, wo noch eine physische Knappheit besteht. Lediglich die Rohstoffe, bei denen in zu großem Ausmaß Produktionskapazitäten geschaffen wurden, dürften weiter im Preis fallen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich weiterhin als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Mai / Juni 2015 Seite 15 Volkswirtschaft im Fokus Szenarien Szenarien Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 75 %) • Entschleunigte Wirtschaft: Abbau der hohen Verschuldung insbesondere in den Industrieländern belastet das Wachstum. • Weltwirtschaft: Emerging Markets sind dank gestiegenen Anteils an Weltwirtschaft wichtige Wachstumstreiber – trotz schwächerer Dynamik. USA haben strukturelle Anpassungen weitgehend hinter sich und wachsen wieder vergleichsweise kräftig. Japan bleibt mangels durchgreifender Reformen flügellahm. • Euroland: Gesundungsprozess ist im Gange. Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte. Reformaktivitäten in den großen drei Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien bleiben enttäuschend. Globales Wachstum, Euro-Abwertung und Energiepreisrückgänge bringen dagegen Rückenwind. • Griechenland: Zahlungsausfall um die Jahresmitte 2015 wird immer wahrscheinlicher. Folge davon wären erhebliche Marktturbulenzen. Der gestiegene Druck führt infolgedessen zu höherer Reformbereitschaft Griechenlands. Entsprechend sollten sich die Märkte im weiteren Jahresverlauf wieder beruhigen. • Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung der Volkswirtschaft, insbesondere des Arbeitsmarktes, ist aber noch gut. • Inflation: Hohe Arbeitslosigkeit und schwaches Wachstum halten Inflationsraten in Euroland unerwünscht niedrig. In den USA steigende Inflationsraten dank sinkender Arbeitslosigkeit und kräftigem Wirtschaftswachstum. • Geldpolitik: Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist in Euroland und Japan noch nicht absehbar. US-Notenbank Fed wird im Lauf von 2015 mit dem Zinserhöhungszyklus anfangen. Zinserhöhungstempo bleibt jedoch moderat. • Zinstief: Zinsen bleiben für sehr lange Zeit sehr niedrig. Um nennenswerte Renditen zu erzielen, führt für Anleger kaum ein Weg an Aktien vorbei. DR • Finanzmärkte: Moderate Verluste an Rentenmärkten angesichts steigender Zinsen. Aktien profitieren von globalem Wachstum, steigenden Gewinnen und Flucht der Anleger aus dem Zinstief. UC K DAT EI Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %) • Reform- und Anpassungsprozess in Euroland gerät ins Stocken, bspw. infolge der Wahlen in Südeuropa. Verunsicherung der Unternehmer und Konsumenten als Auslöser einer erneuten tiefen Rezession in Euroland. Weitere Verschärfung durch zu erwartende Finanzmarktreaktionen und deren negative Auswirkungen auf den Bankensektor. Mangels fiskalischer Gegensteuerungsmöglichkeiten entsprechend längere Dauer eines solchen erneuten konjunkturellen Einbruchs, danach zähe Erholung. • Sanfter Ausstieg der Notenbanken (insbesondere USNotenbank) aus ultra-expansiver Geldpolitik misslingt. Starke Zinsanstiege insbesondere am langen Ende als Auslöser einer Vollbremsung bei Konsum und Investitionen. Resultat: ausgeprägte Wachstumsabschwächung, womöglich erneute Rezession. • Dauerhafte und ausgeprägte Wachstumsschwäche in China oder anderen großen Emerging Markets. Auswirkungen auf Industrieländer wären stärker als früher. • Weitere Ausweitung der Krise in der Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Folge wären eine globale Verunsicherung sowie spürbare Handelshemmnisse mit wachstumsbremsenden Effekten. • Deflation, also dauerhaftes Abgleiten der Inflationsraten in negatives Terrain. Folge wären Rückgänge der Aktienkurse und des Goldpreises, Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, ausgeprägte Konjunkturschwäche, Wiederausbruch der Eurokrise. Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %) • Niedrigzinsen und gestiegenes Vertrauen führen zu schnellem und kräftigem Aufschwung in Europa und USA. • Überraschend starke Wachstumsdynamik in den Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale Wirtschaft. Mai / Juni 2015 Seite 16 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur und Märkte Redaktionsschluss: 13.05.2015 Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater: Tel. (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. 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Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Diese Information inklusive Einschätzungen dürfen weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch die DekaBank vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. 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