Devisenfokus: Schweizer Franken (25.03.2015 | PDF, 507

Helaba Volkswirtschaft/Research
DEVISENFOKUS
25. März 2015
Schweizer Franken
AUTOR
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
[email protected]


REDAKTION
Claudia Windt
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung
Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44

Die zuvor heftigen Verluste des Euro milderten sich zuletzt ab. Rohstoffwährungen notierten fester, insbesondere der Russische Rubel. Der Brasilianische Real gab deutlich nach.
Der Euro-Franken-Kurs erholte sich vom Schock durch die Schweizer Notenbank – der
Aufhebung des Mindestkurses – und pendelte sich deutlich über der Parität ein. Die stark
negativen Zinsen belasten den Franken und arbeiten ebenso wie vereinzelte SNBInterventionen einer weiteren Aufwertung entgegen. Rückläufige Preise und eine trübere
Konjunkturstimmung sprechen für eine anhaltend sehr expansive Geldpolitik. Auch wenn
das Risiko einer Franken-Aufwertung noch besteht, wird sich der Euro-Franken-Kurs vermutlich eher im Bereich 1,05 bis 1,10 stabilisieren.
Helaba Währungsprognosen
Euro-Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 21.02. bis zum 24.03.2015)
US-Dollar
3,8
Japanischer Yen
2,9
Britisches Pfund
-0,3
Schweizer Franken
2,8
Kanadischer Dollar
4,4
Australischer Dollar
4,7
Neuseeland-Dollar
5,5
Schwedische Krone
2,8
Norwegische Krone
0,6
Tschechische Krone
0,1
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
2,2
Polnischer Zloty
2,2
Ungarischer Forint
14,6
Russischer Rubel
Türkische Lira
0,6
4,5
4,2
Koreanischer Won
Chinesischer Yuan
Indische Rupie
3,0
Südafrikanischer Rand
2,3
Brasilianischer Real
-4,8
4,8
Mexikanischer Peso
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH · 25. MÄRZ 2015 · © HELABA
1
DEVISENFOKUS SCHW EIZER FRANKEN
CHF: Schock mildert sich ab
Euro erholte sich
gegenüber dem Franken
Der Devisenmarkt hat den durch die Schweizer Notenbank (SNB) ausgelösten Schock allmählich
verdaut. Nach der Aufgabe des Mindestkurses Mitte Januar stabilisierte sich der Euro-FrankenKurs. Während ein Euro kurzzeitig nur noch 0,85 Franken kostete, verteuerte sich der Euro bis auf
1,08 Franken, jüngst notierte er bei 1,05. Dabei stand der Euro bis vor kurzem allgemein deutlich
unter Druck, gegenüber der Schweizer Währung hingegen erholte sich die Gemeinschaftswährung.
Nachdem die Marktkräfte beim Euro-Franken-Kurs für mehr als drei Jahre maßgeblich eingeschränkt wurden, muss sich nun ein neues Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage finden.
Dennoch üben die Notenbanken weiterhin einen erheblichen Einfluss aus. Während die EZB durch
ihre Anleihekaufprogramme den Euro mittelbar schwächt, kontert die SNB mit hohen Negativzinsen sowie vereinzelt mit Devisenmarktinterventionen. Letztere Maßnahme spielt jedoch nicht mehr
die ganz große Rolle, da der Anstieg der Devisenreserven auch im Februar vergleichsweise verhalten ausfiel.
Deutlicher Renditenachteil
des Frankens
Die Schweizer Negativzinsen spielten eine wichtige Rolle bei der Erholung des Euro-FrankenKurses. Der Leitzins liegt mit -0,75 % – der Mittelwert des 3-Monats-Libor-Bandes – noch deutlich
unter dem EZB-Einlagenzins von -0,20 %. Bei Staatsanleihen befindet sich die Schweizer Zinsstruktur bis zu 10 Jahren in negativem Terrain, auch wenn die Renditen im Januar sogar noch tiefer notierten. Die Zinsdifferenzen gegenüber dem Euro weitete sich wieder aus: So besitzen bei
zweijährigen Laufzeiten Bundesanleihen einen Zinsvorteil von etwa 0,5 %-Punkte gegenüber
Schweizer Papieren, also deutlich mehr als zu Zeiten des Mindestkurses. Da die EZB vermutlich
keine weiteren Zinssenkungen vornehmen wird, sollte der Abstand zumindest bestehen bleiben.
Für sich genommen spräche diese Renditedifferenz sogar für einen deutlich stärkeren Euro.
SNB interveniert nicht in großem Ausmaß
Mrd. CHF
Renditedifferenzen sollten den Euro stabilisieren
CHF
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Gedämpfte Konjunktur,
aber kein Einbruch
CHF
%-Punkte
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Folgen der Franken-Aufwertung für die Schweizer Wirtschaft sind noch nicht eindeutig
abzusehen. Nach einem starken Schlussquartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt 2014 um 2,0 %.
Mit der Aufgabe des Mindestkurses hat sich jedoch die Stimmung bei den Unternehmen stark
eingetrübt, so dass das Wachstum gerade zu Jahresanfang wohl einen erheblichen Dämpfer
erhielt. Eine Rezession ist jedoch keine ausgemachte Sache. So hat die Exportwirtschaft die
Franken-Aufwertung 2011 vergleichsweise gut verkraftet, obwohl die Währung schon damals
extrem überbewertet war. 2014 verzeichnete die Handelsbilanz sogar einen – nominalen –
Rekordüberschuss. Exporte und Unternehmensinvestitionen werden das Wachstum wohl belasten,
der private und der staatliche Konsum sollten es hingegen stützen. Der Arbeitsmarkt ist weiterhin
stabil. So rechnet die SNB mit einem nicht unrealistischen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts
2015 von knapp 1 %.
HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH · 25. MÄRZ 2015 · © HELABA
2
DEVISENFOKUS SCHW EIZER FRANKEN
SNB noch mit Optionen
Auf die Teuerung wirkt sich die Aufwertung womöglich deutlicher aus, wenngleich der
Ölpreisverfall hier ebenfalls zu Buche schlägt. Im Februar fielen die Preise um 0,8 %, in der
Kernrate stagnierten sie. Das Inflationstief ist wohl noch nicht ausgelotet. Die SNB hat vor diesem
Hintergrund freie Hand, bei Bedarf weitere expansive Maßnahmen zu ergreifen. Zuletzt behielt die
Notenbank ihre Politik bei. Gleichwohl ist die Tür für weitere Maßnahmen offen. Im Falle einer erneuten Franken-Aufwertung könnte die Notenbank den Leitzins noch weiter senken und so die
eigene Währung unattraktiver werden lassen. Selbst ein Kaufprogramm analog zur EZB wird diskutiert. Bei Anleihekäufen im Inland stellt sich aber angesichts des geringen Marktvolumens die
Frage nach der Wirksamkeit, bei Käufen in Fremdwährungen würde die SNB ihre bilanziellen Risiken erneut erhöhen. Dann hätte sie den Mindestkurs gleich beibehalten können. Eine neue Untergrenze beim Euro-Franken-Kurs wird jedoch kaum als glaubwürdig erachtet werden. Daher bleibt
neben einzelnen Devisenmarktinterventionen der Negativzins trotz der verzerrenden Konsequenzen für den heimischen Geld- und Kapitalmarkt das bevorzugte Instrument.
Stimmungseintrübung in der Schweizer Industrie
% gg. Vorjahr
Schweizer Franken extrem überbewertet
Index
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Euro-Stabilisierung
wahrscheinlich
Index
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Entwicklungen in Griechenland sowie die aggressive EZB-Politik bergen nicht unerhebliche
Risiken für den Euro-Franken-Kurs. Immerhin hellt sich aber das konjunkturelle Bild in der Eurozone auf, so dass von dieser Seite keine weiteren Belastungen drohen. In der Schweiz werden dagegen zunächst wohl die negativen Konjunkturmeldungen dominieren. Trotz der Gegenbewegung
ist die Schweizer Währung gemäß Kaufkraftparitäten oder realer Wechselkursindizes weiterhin
extrem überbewertet. Dies spricht zwar aus langfristiger Sicht gegen den Franken, muss aber in
der kürzeren Frist keine Relevanz haben. Das Zinsargument hingegen hatte schon Effekte und
sollte auch in den kommenden Monaten den Euro gegenüber dem Franken helfen. Im Zweifelsfall
ist damit zu rechnen, dass die SNB noch einmal nachlegt. Selbst wenn Rückschläge nicht auszuschließen sind, sollte die Euro-Erholung gegenüber dem Franken anhalten. Die Marke von 1,20
Franken scheint bis auf weiteres nicht erreichbar, aber um 1,10 dürfte sich der Euro-Franken-Kurs
einpendeln.
HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH · 25. MÄRZ 2015 · © HELABA
3
DEVISENFOKUS SCHW EIZER FRANKEN
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
31.12.14
23.02.15
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q2/2015
Q3/2015
Q4/2015
Q1/2016
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
10,7
3,8
1,09
1,10
1,15
1,20
1,20
Japanischer Yen
10,7
2,9
131
134
136
138
138
Britisches Pfund
5,6
-0,3
0,74
0,75
0,76
0,77
0,75
Schweizer Franken
14,9
2,8
1,05
1,10
1,10
1,10
1,10
Kanadischer Dollar
3,0
4,4
1,36
1,38
1,41
1,44
1,44
Australischer Dollar
6,7
4,7
1,39
1,41
1,44
1,45
1,45
Neuseeland-Dollar
8,7
5,5
1,43
1,47
1,51
1,54
1,54
Schwedische Krone
1,8
2,8
9,28
9,20
9,00
8,90
8,90
Norwegische Krone
5,0
0,6
8,58
8,60
8,50
8,30
8,30
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
0,0
-0,8
120
122
118
115
115
Schweizer Franken
3,8
-0,9
0,96
1,00
0,96
0,92
0,92
Kanadischer Dollar
-7,0
0,6
1,25
1,25
1,23
1,20
1,20
Schwedische Krone
-8,1
-0,9
8,49
8,36
7,83
7,42
7,42
Norwegische Krone
-5,2
-3,1
7,86 1,57
7,82
7,39
6,92
6,92
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
-4,7
-3,9
1,49
1,47
1,51
1,56
1,60
Australischer Dollar
-3,6
1,0
0,79
0,78
0,80
0,83
0,83
Neuseeland-Dollar
-1,8
1,7
0,77
0,75
0,76
0,78
0,78
*24.03.2015
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH · 25. MÄRZ 2015 · © HELABA

4