Finanzwissen für alle Die häufigsten ETF-Irrtümer Frankfurt, 22. April 2015. Exchanged Traded Funds (ETFs) erfreuen sich unter Profiinvestoren und zunehmend Privatanlegern steigender Beliebtheit. ETFs sind – wie bereits ihr Name sagt – börsengehandelte Fonds, die wie Aktien direkt an der Börse gehandelt werden. In der Regel bilden sie einen Index möglichst genau nach, etwa den DAX oder den S&P 500. Deshalb werden sie im Unterschied zu aktiven Fonds, bei denen Fondsmanager die Wertpapiere auswählen, auch „passive Fonds“ genannt. Es gibt inzwischen zwar auch aktive ETFs, aber davon soll hier der Einfachheit halber nicht die Rede sein. ETFs sind inzwischen ein wichtiger, wenn im Vergleich noch kleiner, Bestandteil der Investmentfondsbranche. Sie unterliegen der gleichen strengen Regulierung wie klassische Fonds und bieten gegenüber aktiv gemanagten Fonds bestimmte Vorteile wie die Kostenstruktur und eine große Flexibilität im Einsatz. Es gibt sie in zwei Varianten: physisch replizierend und Swap-basiert. Bei der physischen Replikation kauft der Fonds die Einzeltitel eines Index nach ihrer Gewichtung im Index, bei der Swap-basierten Variante erfolgt die Indexnachbildung mittels Derivate. Beide Varianten haben ihre Berechtigung, beide müssen ihre Risiken adäquat besichern, ihr Einsatz hängt von den jeweiligen Anlegerwünschen, deren Risikoprofil und der Spezialisierung des Anbieters ab. Doch trotz zunehmender Beliebtheit halten sich einige Irrtümer über ETFs hartnäckig. Darauf weist die Aktion „Finanzwissen für alle“ der Fondsgesellschaften hin. Hier eine Auswahl: ETPs sind nicht gleich ETFs Exchange Traded Funds (ETF), Exchange Traded Commodities/Currencies (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) – sie gehören alle zum Sammelbegriff der Exchange Traded Products (ETP), sind jedoch verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Risiken. Zwar werden alle Produkte an der Börse gehandelt, ETNs und ETCs sind jedoch Inhaberschuldverschreibungen und unterliegen dem Solvenzrisiko des jeweiligen Emittenten. Die meisten ETFs sind als OGAWs zugelassen und nur diese unterliegen auch den gleichen strengen Regeln wie klassische Fonds – erkennbar ist das an der Regulierungsbezeichnung UCITs im Produktnamen. Außerdem ist das Fondsvermögen von ETFs – anders als bei den Inhaberschuldverschreibungen ETCs und ETNs – wie bei aktiven Fonds auch als Sondervermögen im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt. Seite 2 von 3 ETFs und aktive Investmentfonds schließen sich aus Im Gegenteil, aktiv und passiv gemanagte Produkte können sich sinnvoll ergänzen und bieten Anlegern die Chance, ihr Portfolio gemäß den Anlage-Risiko-Vorgaben zu diversifizieren. Inzwischen nutzen auch viele Fondsmanager ETFs in ihren aktiven Fonds, um damit in exotische oder kleine Märkte zu investieren oder um bestimmte Strategien zu realisieren. Pensionsfonds etwa nutzen einer aktuellen Studie von Greenwich Associates zufolge ein ETF-Investment überwiegend zur internationalen Diversifikation (69 Prozent). Die Schlussfolgerung vieler Verbraucherschützer, mit einem ETF-Kauf ersparten sich Privatanleger lästige Anlageentscheidungen, greift jedoch zu kurz. Denn auch vor einem ETF-Kauf müssen sich Anleger Gedanken über ihre persönliche Anlagestrategie machen und „aktiv“ für eine bestimmte Depotstruktur entscheiden, also zunächst welche Vermögensformen sie über ETFs erwerben möchten, ob Aktien, Anleihen, Rohstoffe und in welchem Verhältnis sie diese im Depot haben wollen. Darüber hinaus gilt es, die Regionen (Europa, Welt, USA, aufstrebende Nischenmärkte) und Branchen abzustecken. Ebenso wichtig ist die Wahl der Index-Art, siehe nachfolgende Ausführungen. Bei Anleihe-ETFs sind außerdem die Kreditwürdigkeit der Anleiheschuldner, die Restlaufzeiten der Anleihen und die Währung, in denen die Anleihen notieren, zu beachten. Das ist nicht trivial. Patentrezepte gibt es also auch bei ETFs nicht, vor allem nicht bei einem langfristigen Anlagehorizont. Generell sind ETFs als sinnvolle Bausteine in einem aktiv verwalteten Depot zu betrachten, aber keine einfachen Allheilmittel. ETFs bilden den Index immer exakt nach Ob ein ETF exakt so steigt oder fällt wie der zugrunde liegende Index, hängt von vielen Faktoren ab. Wesentliche Kriterien hierfür sind die Höhe des „Tracking errors“, also das Maß für das Abweichungsrisiko eines Portfolios gegenüber dem Index und die Frage, ob es sich bei dem Index um einen thesaurierenden (Performanceindex) oder um einen ausschüttenden Aktienindex (Kursindex) handelt. Zeitweilig kann es nämlich hier zu Abweichungen vom Index kommen. Bei einem Performanceindex werden sämtliche Erträge einkalkuliert, also die Gesamtperformance inklusive der Dividenden betrachtet. Basiert ein ETF auf einem solchen Performanceindex, werden die ausgeschütteten Dividenden in den ETF wie auch in den Index reinvestiert. Da der ETF darauf jedoch Steuern wie die Kapitalertragsteuer und einen Solidaritätszuschlag zahlen muss, der Referenzindex hingegen nicht, weicht die ETF-Wertentwicklung zeitweilig negativ von der Kursentwicklung des zugrunde liegenden Index ab. Seite 3 von 3 Anders verhält es sich bei ETFs auf Kursindizes. In diesem Fall werden beim ETF die Erträge der im Index enthaltenen Aktien an bestimmten Terminen an die Anleger ausgezahlt. Auch bei der Berechnung des Indexstandes werden die Dividendenzahlungen nicht berücksichtigt, sondern als an die Anleger ausgeschüttet betrachtet. Da der ETF die Dividenden als Barmittel aber noch enthalten kann, wenn diese im Index schon nicht mehr berücksichtigt werden, entwickelt sich der ETF für einen kurzen Zeitraum besser als der Referenzindex. Diese Unterschiede sollten Anleger kennen. Ihnen sollte auch klar sein, dass sie mit einem ETF bewusst auf die Chance verzichten, die Wertentwicklung eines Index zu übertreffen. Wissenswertes rund ums Geldanlegen bietet der BVI unter www.bvi.de/finanzwissen. Diese Meldung ist Teil der Serie „Finanzwissen für alle“.
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