Das Ende der Quote - Bayerischer Rundfunk

Manuskript
Notizbuch – Nah dran
Titel
Das Ende der Quote – Was bedeutet das für Bayerns
Milchwirtschaft?
AutorIn
Tobias Chmura
Redaktion
Ludwig Gruber / Landwirtschaft und Umwelt
Sendedatum
19.03.2015
Sendezeit | Programm
10.05 – 12.00 Uhr | Bayern 2
Moderation / Info
Was hat die aktuelle Dürre in Neuseeland mit der Kuh im
bayerischen Stall zu tun? Beide beeinflussen den
Weltmarktpreis für die Milch. Dass die Wirtschaft mittlerweile
weltweit vernetzt ist, ist nichts Neues, aber in wenigen Tagen
sind Bayerns Milchbauern noch stärker Akteure auf einem
globalisierten Milchmarkt. Denn am 31. März fällt in der EU die
Milchquote. In den letzten 30 Jahren regelte die Quote genau,
wie viel Milch jeder Bauer produzieren durfte. Das sollte neue
Milchseen und Butterberge verhindern. Ab dem 1. April darf
jeder Bauer so viel Milch liefern, wie er will. Manche sehen in
der neuen Freiheit eine Chance: Endlich können sie mit ihrem
Betrieb wachsen! Für andere ist es eine Horrorvorstellung: Sie
fürchten eine Milchschwemme, Preisverfall und schließlich um
ihre Existenz. Was bedeutet das Ende der Quote für die
bayerische Milchwirtschaft? Tobias Chmura hat sich umgehört.
BEITRAG
OT 01
22 sec
„Ich bin froh, dass die Quote weg is, muss ich ganz ehrlich sagen! Die Quote war für
unseren Betrieb schon ein Dorn im Auge! Die EU hat die Milchquote nicht
eingeführt, um den Bauern zu helfen, sondern weil der Milchmarkt nicht mehr
finanzierbar war! Ich warte auf das Quotenende, weil man 31 Jahre nur gehemmt
war und jetzt ist endlich einmal Schluss!“
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Wie im oberbayerischen Rohrdorf wird derzeit das Ende der Milch-Quote in der EU auf
Versammlungen von Milchbauern heiß diskutiert. In Rohrdorf sitzen Bauern, die dem
Verband der Milcherzeuger Bayern angehören. Ein Interessenverband der dem
Bayerischen Bauernverband nahe steht. Die Stimmung unter den Landwirten ist
gemischt:
OT 02
17 sec
„Es sind viele Bauern verunsichert, dass die Quote weg kommt, aber die Volatilität vom
Markt war immer schon da. Wir haben schon 27 Cent, 26 Cent gehabt, also
schlechter kann es nicht werden. Na, Sorgen hab ich eigentlich keine, weil dass mal
Täler kommen und es dann wieder aufwärts geht, das ist nun mal so. Wie es in fünf
oder zehn Jahren ausschaut, kann man nicht sagen!“
Einerseits Ungewissheit, wie sich auf einem freien Markt der Preis für die Milch
entwickeln wird, andererseits sieht man hier auch Chancen, die die neue Freiheit
bringt. Ist das überall so? Ein Blick auf Bayerns Milchwirtschaft vor dem Ende der
Milchquote…
Musik
Atmo Kommission
Von der Versammlung in Rohrdorf zur Vertretung der Brüssler EU-Kommission in
München. Hier soll die europäische Politik den Bürgern erklärt werden.
Manch einer erinnert sich noch an die 80er Jahre und die berühmten Milchseen und
Butterberge. Tatsächlich sahen sie wie Berge aus: In schweren 25-Kilo-Blöcken füllte
die Butter riesige Lagerhallen. Das damalige Fördersystem mit seinen Garantiepreisen
belohnte Bauern, die viel Milch lieferten. Überproduktion war die Folge. 1984 kam
deshalb die Milchquote. Sie begrenzte die Milchmenge, die jeder Bauer liefern durfte.
Wer trotzdem mehr ablieferte musste Strafe zahlen. Für Steffen Schulz, Sprecher der
EU-Kommission in München, war die Quote ein Erfolg:
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OT 03
25 sec
„Sie hat 1984 nachdem sie eingeführt wurde, im Grunde dazu geführt, dass die
Butterberge verschwunden sind, dass die Milchseen verschwunden sind. Die EU und
letztlich die Steuerzahler in der EU mussten nicht mehr Geld ausgeben, um die
Überschussproduktion aufzukaufen, denn daraus entstanden ja die Butterberge und
Milchseen. Die Produktion ist im Grunde dem Bedarf angepasst, es gibt keine
Überproduktion mehr und insofern hat sie ihr Ziel erreicht.“
Fragt sich nur, warum die Quote dann jetzt wieder abgeschafft wird. Der Sprecher der
EU-Kommission erklärt:
OT 04
31 sec
„Weil eben nicht mehr das Problem haben, dass eine Überproduktion entstehen würde
ohne die Milchquote. Als die Quote eingeführt wurde, war der Zustand ja so, dass die
Bauern je mehr sie produziert haben, desto mehr haben sie auch an Unterstützung
bekommen. Und das ist jetzt nicht mehr so. Jetzt bekommen sie die Direktzahlungen,
die sind unabhängig von dem, was sie produzieren. Und dementsprechend können die
Bauern selbst entscheiden, was sie produzieren und müssen dabei natürlich auch
gucken, ob sie das auch verkaufen können zu einem marktgerechten Preis.“
Weil die Milchseen ausgetrocknet sind, ist auch die Milchquote einfach überflüssig
geworden. So das Argument aus Brüssel. Doch dem stimmen nicht alle zu…
Musik
Die Ortschaft Liedling im Landkreis Erding hat nur ein paar Häuser. Mittendrin liegt der
Hof von Philipp Greimel.
Atmo alter Melkstand
Der Melkstand in dem der Landwirt an diesem Morgen 32 Kühe melkt, ist seit fast 40
Jahren in Betrieb. Die Milch fließt in große gläserne Behälter und wird von da aus
weiter in den Kühltank gepumpt. Die Anlage ist fast schon ein Museumsstück.
OT 05
15 sec
„Das ist ein Altgebäude, das ist jetzt 64 Jahre alt, der Stall ist 37 Jahre in Betrieb, der
Laufstall war einer der ersten im Landkreis Erding, ja gut, und in der Ortschaft haben
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jetzt alle Landwirte aufgehört, sonst haben wir keinen mehr – ich bin der einzige in der
Ortschaft!“
Dreiviertel aller Milchbauern haben seit den 80er Jahren aufgegeben. Auch die
künstliche Verknappung der Milch durch die Quote konnte daran nichts ändern. Und
trotz Quote schwankte der Preis stark. 2008 und 2009 fiel er zeitweise sogar auf knapp
25 Cent je Liter. Viele Bauern traten in den Milchstreik und kippten ihre Milch einfach
weg. Auch im Moment ist der Milchpreis wieder relativ niedrig, erklärt Philipp Greimel:
OT 06
23 sec
„Wir kriegen von Januar bis April 32,5 und letztes Jahr waren wir noch bei 36, 37, 38
Cent netto. Aber leider haben einige Kollegen in den letzten ein, zwei Jahren
hemmungslos Milch produziert, nicht nur einige, sondern deutschlandweit, europaweit
eigentlich und die Marktegesetze gelten nach wie vor: Milchmenge bestimmt den Preis
und Überangebot ist tödlich.“
Philipp Greimel ist aus dem Bauernverband ausgetreten. Stattdessen ist er nun im
Bund deutscher Milchviehhalter aktiv. Der BDM glaubt nicht so sehr wie der
Bauernverband an gute Chancen im Export der Milch. Stattdessen fordert der Verband
bessere finanzielle Hilfen von der EU wenn der Preis in den Keller geht. Greimel hält
zwar auch nicht viel von der Quote, in der Form wie es sie bisher gab, er ist aber
weiterhin für eine Mengenregulierung. Seine Berufskollegen, die vielerorts gerade ihre
Kuhbestände aufstocken, kann er nicht verstehen:
OT 07
19 sec
„Aber die werden in einen Teufelskreis geraten, viele Schulden, viel Arbeit und
schlechter Milchpreis. Und noch mehr Milch produzieren, dann ist das ein Teufelskreis,
in dem einige gefangen werden, da bin ich fest überzeugt. Und ich glaube nicht, dass
sich jeder Betriebsleiter, der heute einen großen Stall baut, 80, 100, 200 Kühe, darüber
im Klaren ist, welche Arbeitsbelastung auf ihn zukommt.“
Doch das heißt auch nicht, dass Greimels kleiner Betrieb ein Modell für die Zukunft
wäre. Im Gegenteil: Der Milchbauer ist jetzt Ende 50, ein Hofnachfolger ist nicht in
Sicht.
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OT 08
14 sec
„So wie es jetzt aussieht, wird die Milchviehhaltung auslaufen. Ob es noch fünf Jahre
sind… zehn werden es nicht mehr werden… Es müsste auch investiert werden, also
den Stall ein bisschen modernisieren, aber ich selbst werde keinen Stall mehr bauen.“
Milchbauer Greimel kritisiert vor allem, dass er und seine Kollegen kaum Einfluss auf
den Milchpreis nehmen können und stattdessen mehr oder weniger akzeptieren
müssen, was die Molkerei ihnen zahlt:
OT 09
8 sec
„Die Molkerei gibt den Druck nach unten weiter, ist einerseits der Spielball des
Einzelhandels und wir Bauern sind die letzten, wir bekommen das, was übrig bleibt!“
Atmo alter Melkstand
In einigen Jahren geht dann vielleicht sein betagter Melkstand gemeinsam mit ihm in
den Ruhestand.
An die Rente denkt Matthias Lohmeier aus dem nahegelegenen Dorfen noch längst
nicht. Trotzdem spielt er mit dem Gedanken, die Milchviehhaltung aufzugeben. Der
Vorsitzende des Bundes Deutscher Milchviehhalter im Landkreis Erding beobachtet bei
vielen seiner Kollegen ähnliches:
OT 10
20 sec
„Es werden dieses Jahr oder die nächsten Jahre sehr viele aussteigen. Da haben mir
einige gesagt, ich höre heuer auf oder spätestens nächstes Jahr wenn der Preis so
weiter geht, kommt jetzt auf das Tief drauf an, wie lange das so geht, aber wenn das
länger ist und davon gehen viele aus, wird da ein extremer Strukturwandel sein.“
Auch Matthias Lohmeier stört die schlechte Verhandlungsposition der Bauern
gegenüber den Molkereien und er wollte daran etwas ändern:
OT 11
15 sec
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„Ja, ich wollte den Schritt machen, dass ich zu einer anderen Molkerei gehe, hat aber
nicht geklappt, keine Molkerei wollte mich haben, jetzt bin ich wieder bei der gleichen
und liefere da weiter und denke jetzt über einen Umstieg auf eine andere
Produktionsrichtung nach.“
Die andere Produktionsrichtung, das sind Ziegen und deren Milch. Dass ihn keine
andere Molkerei nahm, das hängt auch damit zusammen, dass er sich im BDM
öffentlich für einen anderen Milchpreis stark macht. Das glaubt zumindest Matthias
Lohmeier. Offen gesagt hat ihm das aber keine Molkerei.
Mit Ziegenmilch wird es einfacher, eine Molkerei zu finden, da ist sich der Bauer sicher.
Zwei Interessenten gebe es schon.
OT 12
10 sec
„Es wird jetzt momentan gerechnet. Was dabei rauskommt, weiß ich in drei, vier
Monaten, wenn die Berechnung steht und was mich das alles kostet und dann schauen
wir mal wie es weiter geht.“
Der Stall muss natürlich für die Ziegen umgebaut werden, aber dann könnten
demnächst statt 80 Kühen rund 250 Ziegen in dem Stall von Matthias Lohmeier stehen
– auch eine Antwort auf den schlechten Milchpreis…
Musik
Welchen Einfluss haben die Molkereien auf das Milchgeld und wie reagiert die
Industrie auf das Quoten-Ende?
Atmo Abfüllanlage
Zu Besuch im Hofmeister Käsewerk in Moosburg an der Isar.
Neben Weichkäse, für den die Unternehmensgruppe Champignon Hofmeister vor
allem bekannt ist, wird am Standort Moosburg auch Vollmilchpulver produziert. Bis zu
300.000 Liter Milch werden pro Tag angeliefert.
Atmo Milchtrocknung
Nach dem Pasteurisieren läuft die Milch hier gerade über große Walzen:
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OT 13
26 sec
„Dieses sogenannte Milchkonzentrat geht dann in unseren Walzenraum, das ist ein
spezielles Trocknungsverfahren, dort wird die Restfeuchte rausgetrocknet aus einen
Restwasseranteil von 3 Prozent und dann entsteht Vollmilchpulver. Und was kann
man dann mit diesem Vollmilchpulver machen? Das Vollmilchpulver geht zu 99
Prozent in die Süßwarenindustrie, das ist der Milchanteil für Vollmilchschokoladen.“
Das erklärt Molkereimeister Kurt Hutzenthaler. Viel zu sehen bekommt der Besucher
von der Produktion aber nicht. Alles ist streng geschützt. Es dürfen auf keinen Fall
Keime eingeschleppt werden:
OT 14
12 sec
„Wir wollen ja möglichst sterile Produkte machen, die strengen Anforderungen
unterliegen und wir filtern auch unsere Raumluft auf Standards wie in einem OP-Raum,
das ist äußerst wichtig!“
Von hier und den weiteren Standorten der Unternehmensgruppe Hofmeister
Champignon gehen die Produkte dann in die ganze Welt. Hauptsächlich nach Europa,
insgesamt aber in 50 Länder.
Der globale Markt spielt letztlich auch eine große Rolle für das Milchgeld, das der
einzelne Bauer bekommt, erklärt Robert Hofmeister, einer der Leiter der
Unternehmensgruppe. Und da zahlen er und seine Kollegen in Bayern trotz des Drucks
vom Weltmarkt immer noch gut, sagt er und verweist auf die niedrigeren Preise in
Norddeutschland:
OT 15
17 sec
„Wenn Sie sie vergleichen, dann hat Bayern die letzten Jahre und gerade aktuell
immer den besseren Preis bezahlt, also das Ergebnis der Verhandlungen der
bayerischen Bauern mit den bayerischen Molkereien, war ohne Frage sehr erfolgreich.“
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Robert Hofmeister ist gleichzeitig Präsident des Verbandes der Bayerischen Privaten
Milchwirtschaft. Die Sorge vieler Bauern vor schlechteren Preisen in naher Zukunft
kann der Molkerei-Chef aber durchaus teilen:
OT 16
21 sec
„Ich gehe davon aus, dass wir die nächsten Monate eher eine schwierige Zeit erleben
aber mittelfristig wird die Milch wachsen! Und wenn man sich die langfristige Kurve mit
großen Schwankungsbereiten anschaut, dann gibt es aber ganz klar eine Tendenz
nach oben.“
Die gibt es in den vergangenen Jahren tatsächlich. Langfristig hat sich seit den 80er
Jahren beim Milchpreis jedoch kaum etwas getan. Eines ist aber sicher: Auch in der
Vergangenheit gab es starke Schwankungen beim Auszahlungspreis: Zwischen 25 und
42 Cent. Und das trotz Milchquote. Als Vertreter einer Industrie, die wachsen will, ist
Robert Hofmeister froh, dass die Quote fällt:
OT 17
20 sec
„Wir als Milchindustrie warten schon länger darauf, dass die Quote fällt. Denn in einer
globalisierten Welt, mit den Lieferbeziehungen nach China, Asien, Amerika, etc., ist
jegliche Form von Quote eher schädlich.“
Denn Wachstum gibt es nur auf dem globalen Markt : Die Vereinten Nationen rechnen
mit einer wachsenden Nachfrage um ein Drittel weltweit in den nächsten 30 Jahren.
OT 18
27 sec
„Die Chancen sind natürlich in den Weltmärkten, außerhalb Europas, die Chancen die
der Markt dort bietet zu nutzen. Das heißt letztlich in den sogenannten
Wachstumsländern und China ist so ein Land, aber auch die USA oder Afrika sind
klassische Wachstumsländer und daran wollen wir partizipieren!“
Denn Molkerei-Chef Robert Hofmeister ist sich sicher, dass die stark veredelten
bayerischen Produkte wie Käse mit ihrem guten Image auf dem Weltmarkt gute
Chancen haben.
Musik
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Atmo Vortrag / Atmo Diskussion mit Lachern
Noch einmal zurück zu der Versammlung des Verbandes der Milcherzeuger Bayern in
dem Rohrdorfer Gasthof.
Bei einem Thema scheinen sich die Milchbauern in ganz Bayern, ob klein oder groß,
immerhin einig zu sein: Um nicht nur überleben zu können, sondern – wie jeder
Unternehmer – den eigenen Betrieb modern zu halten, braucht es einen guten Preis für
den Liter Milch:
OT 19
9 sec
„Wir haben jetzt eine zeitlang 40 Cent gehabt. Die 40 Cent wären meiner Meinung
nach eine gerechte Entlohnung für die Milchbauern.“
Ansonsten zeigen sich hier aber die Unterschiede zu den eher traditionellen und
kleineren Bauern, die hoffen, auch mit vergleichsweise weniger Kühen weiter bestehen
zu können. Denn die Landwirte hier sehen genau wie die Molkereien Chancen im
Export:
OT 20
36 sec
„Wo sich da schon Türen auftun, ob das Asien ist, China ist, ich denke auf jeden Fall,
dass wir da gut aufgestellt sind und dass da auf jeden Fall unsere bayerische Qualität
gefragt ist und dass wir da durchaus Chancen haben, zu liefern. Ein Vorteil ist
momentan, der Euro ist so schwach. Wenn jetzt andere Länder von der EU mit
Dollar Produkte kaufen, kaufen sie viel günstiger ein! Wir stehen ja auf dem Boden
mit unserem Können und unserem Wissen, wir haben auch einen schlagkräftigen
Verband hinter uns und man muss auch mit einem gewissen Vertrauen in die Arbeit
gehen und so versuchen wir das in Zukunft!“
Musik
Hoffnungen, Sorgen, manchmal sogar Ängste – bei der Diskussion um das Ende der
Milchquote spielen Stimmungen und Befindlichkeiten eine große Rolle.
In der Landesanstalt für Landwirtschaft in München beschäftigt man sich eher mit
Fakten. Hier beobachten Agrarökonomen jede Bewegung auf dem Milchmarkt. Ludwig
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Huber leitet den Arbeitsbereich Milch- und Molkereiwirtschaft. Für ihn ist klar: Ohne
Export funktioniert die Milchwirtschaft in Bayern überhaupt nicht:
OT 21
21 sec
„Der Selbstversorgungsgrad bei Milch liegt in Bayern bei 170 Prozent. Und bei Käse
liegt er bei 300 Prozent. Das heißt, wir produzieren drei Mal so viel Käse, wie wir selbst
verbrauchen. Alles andere was dann noch zu uns reinkommt, ist da gar nicht
berücksichtigt. Wenn dann jemand sagt, er will den Käse nur regional absetzen, dann
haben wir ein Riesenproblem.“
Zwar müssten auch die Ansprüche des regionalen Marktes bedient werden – aber das
ist eben nur ein Teil der Milchwirtschaft. Schon in den 60er Jahren hat man sich
hierzulande Exportmärkte wie zum Beispiel in Italien erschlossen.
OT 22
28 sec
„Wenn Sie sich die letzten Jahrzehnte anschauen im Hinblick auf Öffnung der Märkte,
auf globale Entwicklung, ist es aus politischer Sicht meiner Meinung nach kaum noch
zu vertreten, dass man sagt, hier schotten wir uns ab, wir produzieren in einem
begrenzten Ausmaß und dann führt das zwangsläufig dazu, Grenzen dicht zu machen.
Und das passt heute nicht mehr dazu, was sich die große Politik als Ziel gesetzt hat:
Globaler Handel, globalere Märkte.“
Die tragende Säule der deutschen Wirtschaft ist in vielen Bereichen der Export. Wer
von dem weltweiten Handel profitiert, kann sich eben nicht in manchen Bereichen
einfach abschotten.
Das heißt aber nun auch wieder nicht, dass Bayerns Bauern jetzt plötzlich mit dem
Wegfall der Mengenregulierung ins kalte Wasser des freien Marktes geworfen werden.
Denn die Gesetze des freien Marktes wirkten im Grunde schon in den letzten
Jahrzehnten. Denn die Milchmenge, die produziert werden durfte, wurde immer wieder
erhöht und lag stets über dem Verbrauch in der EU. Ludwig Huber von der
Landesanstalt für Landwirtschaft erklärt, dass der Milchpreis unterm Strich in den
letzten 30 Jahren leicht gesunken – und eben nicht stabil geblieben ist.
OT 23
20 sec
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„Ich meine, die Vorteile, die die Quotenregelungen gebracht hat, waren für diejenigen,
die in der Milcherzeugung geblieben sind doch sehr überschaubar. Insofern glaube ich,
gibt es für diejenigen, die dieses Geschäft weiter betreiben wollen, nicht einen Grund,
der Quote nachzuweinen.“
Für den 1. April, wenn die Quote wegfällt, prognostiziert der Agrarökonom:
OT 24
41 sec
„Wir gehen davon aus, dass wir in Bayern deutlich mehr Milch bekommen werden,
zumindest kurzfristig. Auf mittlere und längere Sicht glauben wir das nicht, weil unsere
Strukturen das auch nicht hergeben. Aber es ist wie beim Öffnen eines Korsetts, dann
hat man Möglichkeiten freier durchzuatmen und das werden wir dann jetzt sehen. Was
bei den Preisen passiert, hängt auch stark davon ab was im Rest der Welt produziert,
angeliefert und abgenommen wird und da sind viele Dinge nicht berechenbar, wie die
Nachfrage der Chinesen, wie die Produktion auf der Südhalbkugel und so weiter.“
Die Milchschwemme, die nun viele Bauern befürchten, wird es nach Einschätzung des
Experten auf lange Sicht nicht geben. In Bayern sind ohnehin die knappen Flächen ein
begrenzender Faktor – schließlich brauchen viele Kühe auch viel Futter und die Gülle
muss ausgebracht werden. Huber meint, die Bauern in Europa sollten ihren Einfluss
auf den Weltmarkt nicht überbewerten:
OT 25
36 sec
„Über all die Jahre ist die Weltmilchproduktion gestiegen, wir verfolgen das sehr
intensiv und seit dem Jahr 2000 hat sich die jährliche Mehrproduktion bei etwa 15
Millionen Tonnen bewegt – das ist etwa doppelt so viel, wie Bayern an Milch hat, also
die ist jedes Jahr am Weltmarkt dazu gewachsen! Wir werden zunächst sehen, wenn in
Europa die Quote fällt, dass sich diese Menge durchaus erhöht, aber auf mittlere und
längere Sicht wird das wohl den Weltmarkt nicht nachhaltiger beeinflussen, als es in
der Vergangenheit der Fall war.“
Der Experte der Landesanstalt für Landwirtschaft glaubt also nicht, dass das
Quotenende einen starken Einfluss auf den Milchpreis haben wird.
Ob der Preis künftig stark oder weniger stark fallen wird oder sogar wieder nach oben
geht – für die Bauern ist es in jedem Fall wichtig, kostengünstig zu produzieren, um
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konkurrenzfähig zu sein. Und da gibt es große Unterschiede in Bayern, erklärt Hubers
Kollege, Agrarökonom Gerhard Dorfner:
OT 26
28 sec
„Wir sehen in vielen Auswertungen in der Arbeitswirtschaft, dass es ganz
unterschiedliche Arbeitsorganisationen gibt in den Betrieben. Betriebe, die es schaffen,
sich besser zu strukturieren, besser zu organisieren, oftmals auch mit Technik, die
zwar Kosten mit sich bringt, aber dann eben doch letztlich weniger Arbeitsstunde pro
Kuh einsetzen. Wir haben in Bayern ein spezifisches Problem, dass wir viele Betriebe
haben mit kleineren Strukturen, mit Anbindehaltung, die von Haus aus mehr Arbeitszeit
einfordert.“
Das heißt: mit moderner Technik und effektivem Arbeitseinsatz kommen manche
Bauern sogar mit nur 30 Cent hin. In älteren und kleinere Ställen wiederum bräuchte
der Bauer eigentlich bis zu 60 Cent je Liter Milch.
Im Moment liegt der Milchpreis am unteren Ende dieser Spanne, bei rund 32 Cent.
Bedeutet das dann auch auf Dauer das Aus für die kleineren Betriebe?
Dass viele Bauern aufgeben und die Betriebe, die übrig bleiben, größer werden, ist
nichts Neues. Den Strukturwandel in der Landwirtschaft gibt es seit Jahrzehnten. Ob
nun mit dem Quotenende noch mehr Bauern aufhören, liegt aber nicht nur am
Milchpreis, erklärt der Agrarökonom Gerhard Dorfner. Ganz entscheidend ist auch die
Arbeitsbelastung. Und die ist in einem kleinen Betrieb groß, wenn der Bauer allein auf
dem Hof ist und 365 Tage im Jahr ohne Urlaub arbeiten muss. Doch es gibt
Alternativen:
OT 27
33 sec
„Die Arbeitsbelastung ist ein ganz ganz wichtiger und heikler Punkt. Und wir werden
uns auch Gedanken darüber machen, ob es nicht Lösungen gibt über
Betriebskooperationen gemeinsam Lösungen zu finden, die auch den sozialen
Charakter mit sich bringen, dass ich auch freie Wochenende habe, weil ich glaube, das
ist ein ganz wichtiger Punkt für die Zukunftsfähigkeit der Betriebe, die aber auch
finanziell die Möglichkeit bieten größere Wachstumsschritte zu bewerkstelligen und
Technik vernünftig einzusetzen. Aus ökonomischer Sicht, wird man darüber
nachdenken müssen, ob das ein Weg sein könnte im Einzelfall.“
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Denn mit nur 20 Kühen kann heute kein Bauer mehr überleben. Außer er hat noch ein
zweites Standbein, wie zum Beispiel eine Biogas-Anlage oder er bietet Urlaub auf dem
Bauernhof an.
Auch wenn die kleinen, oft dunklen und engen Ställe einst nach bestem Wissen gebaut
wurden, für Mensch und Tier sind sie heutzutage nicht mehr die beste Lösung. Da
kann der Hof noch so romantisch vor einer Alpenkulisse liegen:
OT 28
29 sec
„Ich glaub uns muss auch klar sein, dass Idylle manchmal trügt. Und dass kleine
Strukturen nicht alle Ziele erfüllt, die die Gesellschaft auch einfordert. Wir müssen uns
die modernen Ställe anschauen, wie viel die an Wohlbefinden für das Tier und den
Menschen mit sich bringen und dieser Schritt in die modernen Ställe ein guter Schritt
ist für das Tier, für die Ökonomik aber auch für den Menschen. Und da müssen wir uns
vielleicht von manchen, vielleicht auch falschen idyllischen Bildern verabschieden.“
Atmo Muh / Atmo treiben/ Atmo großer Melkstand komplett
Und diese Zukunft in der Landwirtschaft, die hat vielleicht in diesem hochmodernen
Stall in Puchschlagen im Landkreis Dachau schon begonnen:
OT 29
23 sec
„Die Kühe, die kommen da hinten vom Warteraum rein. Jetzt holt der Sohn gerade die
letzten und dann kommt der Kuhtreiber, wird hinten runter gelassen und dann werden
die Kühe leicht nach vorn geschoben. Also die gehen vor und der Platz wird immer
enger und die gehen dann in den Melkstand rein. Also vom Tierwohl ist das schon das
höchste, die Kühe laufen rum und können machen, was sie wollen.“
Simon Sedlmair gerät schnell ins Schwärmen, wenn er über seinen neuen Stall redet.
Vor seinem Melkstand, in dem 36 Kühe gleichzeitig gemolken werden können, hat er
einen vollautomatischen Kuhtreiber bauen lassen. Das heißt, ein Metallriegel schiebt
sich in gut einem Meter Höhe ganz langsam über den Bereich, in dem die Kühe aufs
Melken warten. Wollen sie von allein noch nicht so recht in den Melkstand gehen,
werden sie von dem Metallriegel angestupst und vorwärts getrieben. Eine Arbeit, die
der Bauer früher von Hand erledigen musste.
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Wenn die kleinen Bauern unter den steigenden Kosten und dem schlechten Milchpreis
ächzen, dann müsste der Hightech-Betrieb von Simon Sedlmair ja eigentlich rentabel
sein. 280 Kühe stehen hier im Stall:
OT 30
6 sec
„Pro Tag kommen wir schon auf fast 7000 Liter, so sechseinhalb bis siebentausend
Liter Milch…“
Vor zwei Jahren hat Sedlmair den Stall zusammen mit seinen beiden erwachsenen
Söhnen außerhalb der engen Hofstelle im Dorf gebaut. Das Melkhaus ist hoch modern:
Durch eine riesige Glasfront an der Giebelseite scheint die Morgensonne auf die Kühe.
Der Boden, auf dem die Melker stehen, ist höhenverstellbar – das schont den Rücken
wenn den vielen Tieren das Melkgeschirr angelegt werden muss. Kein Vergleich zu
früher:
OT 31
47 sec
„Was halt sehr schön ist, wir haben sehr viel natürliches Licht hier drinnen und es ist
keine Lärmbelastung drinnen. Von daher ist das Arbeitsklima eigentlich sehr gut. Wenn
man das mit früher vergleicht, das ist eine richtig andere Welt. Wie war´s früher? Also,
als ich noch jung war, da hatten wir die Kühe auch noch angehängt gehabt und da hat
man hinter die Kuh ran müssen und als es im Sommer recht heißt war, da waren die
Fliegen und das war schon eine sehr harte Belastung. Und dann haben wir auch einen
Melkstand bekommen, aber man hat nicht auf das Personal aufgepasst, das melkt.
Heute hat man einen Boden, der nicht betoniert ist, da geht man auf einem weichen
Boden und man kann sich die Höhe einstellen und man hat das Licht drinnen und nicht
mehr die Lärmbelastung, früher hat man die Geräusche ganz stark gehört, jetzt sind
wir von Dezibel runter gekommen und das macht natürlich sehr viel Spaß hier drinnen.“
Mit 280 Kühen gehört Sedlmair zu den großen Betrieben in Bayern. Zusammen mit der
modernen Technik müsste er doch eigentlich kostengünstig produzieren können, oder?
OT 32
14 sec
„Normal brauchen wir einen Milchpreis von 40 Cent. Aber ich sag mal, wenn man bei
35-38 Cent ist, kommt man einigermaßen hin. Wir werden immer Schwankungen
haben, aber Schwankungen, die an die 30 Cent gehen, die gehen ans Mark.“
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Denn ein moderner Stall, das bedeutet in den Familienbetrieben auch sehr hohe
Investitionen, die erst wieder erwirtschaftet werden müssen. Ein Stallbau kostet pro
Milchkuh rund 8-10.000 Euro. Da kommt man schnell auf einen Gesamtpreis von zwei
bis drei Millionen Euro.
Und so wird der Milchpreis auch nach dem Ende der Quote auf einem gänzlich freien
Markt ein entscheidendes Kriterium sein, ob und wie die Milchbauern in Bayern
überleben können. Es ist aber längst nicht das einzige Kriterium! Denn auch die
Mengenbegrenzung durch die Quote konnte nicht verhindern, dass in Deutschland
Dreiviertel der Milchbauern verschwunden sind. Für Simon Sedlmair ist klar, nur unter
modernen Arbeitsbedingungen lassen sich junge Leute für den Beruf begeistern. Von
romantischen Bildern über die Landwirtschaft, wie sie sich der Verbraucher gerne mal
wünscht, hält er nichts:
OT 33
21 sec
„Manche, glaube ich, haben Fantasien oder so und glauben, die Zeit ist
stehengeblieben. Man hat ja früher mit der Hand gemolken, das hat sich dann auch
abgeschafft und war eine Revolution und dann gab es eine Melktechnik und das hat
sich immer weiter entwickelt und ich bin sehr froh für diese Entwicklung, denn es war
früher eine sehr harte körperliche Arbeit, das muss man ehrlich sagen und warum soll
die Landwirtschaft nicht an der Technik mit teilnehmen?“
Hinzu kommt der soziale Aspekt: Zusammen mit seinen Söhnen sind sie drei Bauern in
einem Betrieb. Das heißt auch, jeder kann ohne Probleme auch mal in den Urlaub
fahren oder krankfeiern, wenn es nötig ist. Unter diesen Bedingungen kann die Milch
auch weiterhin die tragende Säule in der bayerischen Landwirtschaft sein. Auch auf
einem freien Markt und ohne Milchquote…
ENDE
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