Politik 9c Demokratie 22.11.2012 Konkurrenztheorie - Weebly

Politik 9c
Demokratie
22.11.2012
Konkurrenztheorie – Repräsentative Demokratie
Was ist eigentlich Demokratie? Die deutsche Wiedergabe des griechischen Wortes als "Volksherrschaft" ist
nicht sehr aussagekräftig. Das Volk kann Herrschaft auf verschiedene Weise ausüben. In den kleinen
überschaubaren Stadtstaaten des antiken Griechenlands kam das Volk, das waren damals die freien Männer,
auf dem Marktplatz zusammen und stimmte über die Gesetze ab. In den heutigen Großstaaten ist diese Form
direkter Demokratie nicht mehr praktikabel. Das Volk kann in der modernen Massendemokratie die
Herrschaft nur mittelbar und indirekt ausüben, indem es seine Interessensvertreter (Repräsentanten) wählt
und somit entscheidet, welcher der konkurrierenden Gruppen (Parteien, Organisationen etc.) es die
Staatsmacht überträgt. Die Regierung kann dabei vom Parlament abgesetzt werden.
Diese Art der Demokratie, die in Form der Konkurrenztheorie des ehemaligen amerikanischen Präsidenten
James Madison (im Amt 1809 – 1817) entworfen wurde, stellt sich gegen die direkte Demokratie mit der
Behauptung, dass sich diese nicht selbst kontrollieren könne. Aber gerade das sei notwendig, so Madison,
um Machtmissbrauch zu verhindern. Denn je mehr Interessen miteinander konkurrieren und je weniger die
Möglichkeit besteht, dass sich diese zu einer Mehrheit vereinigen, umso größer ist die Chance, die Freiheit
des Einzelnen zu sichern.
In einer Demokratie gilt der Grundsatz, dass bei Wahlen und Abstimmungen die Mehrheit entscheidet und
dass die Minderheit die Mehrheitsentscheidung anerkennt. Sie hat dafür die Chance, bei künftigen Wahlen
und Abstimmungen ihrerseits die Mehrheit zu erringen, und kann erwarten, dass dann ihre Entscheidungen
respektiert werden. Das Mehrheitsprinzip ist eine Kompromisslösung. Die Entscheidung der Mehrheit muss
nicht "richtig" sein. Das Mehrheitsprinzip gewährleistet aber, dass Konflikte friedlich ausgetragen werden.
Im Grundgesetz steht zur Demokratie:
Artikel 20
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer
Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen
und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der
vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
Artikel 28
(1) Die verfassungsgemäße Ordnung in den Ländern muss den Grundsätzen des republikanischen,
demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne dieses Grundgesetzes entsprechen. In den Ländern,
Kreisen und Gemeinden muss das Volk eine Vertretung haben, die aus allgemeinen, unmittelbaren, freien,
gleichen und geheimen Wahlen hervorgegangen ist. In Gemeinden kann an die Stelle einer gewählten
Körperschaft die Gemeindeversammlung treten.
Artikel 79
(1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes
ausdrücklich ändert oder ergänzt. […]
(2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei
Dritteln der Stimmen des Bundesrates.
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Demokratie
22.11.2012
Präsidentielle Demokratie
Was ist eigentlich Demokratie? Die deutsche Wiedergabe des griechischen Wortes als "Volksherrschaft" ist
nicht sehr aussagekräftig. Das Volk kann Herrschaft auf verschiedene Weise ausüben. In den kleinen
überschaubaren Stadtstaaten des antiken Griechenlands kam das Volk, das waren damals die freien Männer,
auf dem Marktplatz zusammen und stimmte über die Gesetze ab.
Die präsidentielle Demokratie zeichnet sich durch eine strikte Trennung von Parlament und Regierung aus.
Der Präsident, der die Funktionen des Regierungschefs und des Staatsoberhauptes in sich vereint, wird vom
Volk gewählt. Im präsidentiellen Regierungssystem der USA wird der Präsident durch Wahlmänner (vom
Volk also nur indirekt) gewählt. Dabei ist es nicht nötig, die meisten Stimmen des Volkes auf sich zu
vereinen, sondern wie viele Wahlmänner, die in ihrer Abstimmung gebunden sind und den Präsidenten
wählen, von den BürgerInnen des Staates gewählt werden.
Die Volksvertretung ist der aus Senat und Repräsentantenhaus
Repräsentantenhaus bestehende Kongress. Der Präsident,
Präsident der die
Machtkonzentration durch die Regierung hält, kann nur bei Rechtsverletzung vom Kongress abgewählt
werden („Impeachment-Verfahren“)
Verfahren“).. Regierungschef und Volksvertretung sind somit voneinander relativ
unabhängig. Regierungsmitglieder dürfen nicht Mitglieder des Kongresses sein. Die Gewaltenteilung
(„seperation of powers“: Legislative, Exekutive und Judikative agieren unabhängig voneinander) wird vom
Wahlvolk legitimiert und handeln als Repräsentanten des Volkes.
V
Da es nicht erforderlich ist, dass der
Präsident durch eine Parlamentsmehrheit
ins Amt kommt, ist es möglich, dass
Parlament und Präsident verschiedenen
Parteien entspringen. In den USA wird
dieser
Umstand
als
„divided
divided
government“ bezeichnet, was auf dem
amerikanischen Kontinent zu einer
instabilen
politischen
Situation
heranwachsen kann.
In einer Demokratie gilt der Grundsatz, dass bei Wahlen und Abstimmungen die Mehrheit entscheidet und
dass die Minderheit die Mehrheitsentscheidung
Mehrheitsentscheidung anerkennt. Sie hat dafür die Chance, bei künftigen Wahlen
und Abstimmungen ihrerseits die Mehrheit zu erringen, und kann erwarten, dass dann ihre Entscheidungen
respektiert werden. Das Mehrheitsprinzip ist eine Kompromisslösung. Die Entscheidung der Mehrheit
Me
muss
nicht "richtig" sein. Das Mehrheitsprinzip gewährleistet aber, dass Konflikte friedlich ausgetragen werden
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Demokratie
22.11.2012
Identitätstheorie – Direkte Demokratie
Was ist eigentlich Demokratie? Die deutsche Wiedergabe des griechischen Wortes als "Volksherrschaft" ist
nicht sehr aussagekräftig. Das Volk kann Herrschaft auf verschiedene Weise ausüben. In den kleinen
überschaubaren Stadtstaaten des antiken Griechenlands kam das Volk, das waren damals die freien Männer,
auf dem Marktplatz zusammen und stimmte über die Gesetze ab.
Bei der direkten Demokratie wird – wie der Name schon sagt – die
politische Macht direkt vom Volk ausgeübt. Dabei soll die Trennung
zwischen Regierenden und Regierten aufgehoben und eine Identität von
Herrschern und Beherrschten hergestellt werden. Jean-Jacques Rousseau
(1712-1778), bedeutender Pädagoge und Gesellschafts- und Staatstheoretiker
zur Zeit der Aufklärung, gab dieser Form der Demokratie somit den Namen
Identitätstheorie. Demnach sollen alle Bürger gleichberechtigt an der
Volksversammlung teilnehmen und gemeinsam das souveräne
Staatsoberhaupt bilden. Die gleiche Körperschaft, das versammelte Volk, ist
zugleich Gesetzgeber und Regierung, erlässt die Gesetze und bestimmt
Maßnahmen zu ihrer Ausführung.
Jean-Jacques Rousseau
Natürlich bleiben bei so vielen einzelnen Interessen auch Meinungsverschiedenheiten nicht aus. Rousseau
versucht denen entgegenzutreten, indem er sagt, dass die Sonderinteressen jedes Einzelnen egoistisch seien
und nicht dem Gemeinwohl entsprächen, der für die Urteilsentscheidung von Bedeutung ist (er nennt hier
den Begriff des volonté générale). Denn nur wer das nötige Wissen darum habe, was das Gemeinwohl sei,
könne sich auch in der Volksversammlung mit Gleichgesinnten beraten und die auf dem mangelnden Wissen
und Sonderinteressen zurückgehende Meinungsverschiedenheiten ausgleichen. Rousseau erkannte aber, dass
seine Theorie wegen der Vielzahl an Stimmberechtigten nur in kleinen Staaten möglich ist. Außerdem stellte
es hohe Anforderungen an die Bürger dar: Der wahre Gemeinwille kann nur erkannt werden, wenn sich alle
Bürger ehrlich um das Gemeinwohl bemühen und bereit sind, Sonderinteressen zurückzustellen. Obwohl in
Rousseaus Ausführungen freiheitsgefährdende Elemente enthalten sind, gilt dieser Ansatz bis heute als
Weiterentwicklung der Gedanken zur Volksherrschaft aus dem alten Griechenland.
Bei den direktdemokratischen Sachabstimmungen lassen sich zwei Verfahren unterscheiden:
•
•
Bei einem Referendum legt die politische Elite in Regierung und Parlament dem Volk eine
bestimmte Frage vor, über die es entscheiden soll.
Bei Volksinitiativen für Gesetze bringen die Bürger einen politischen Entscheidungsprozess ins
Rollen. Diese Initiative können die Parlamentarier annehmen oder ablehnen. Im Falle der Ablehnung
kann unter Umständen ein bestimmter Teil der stimmberechtigten Bürger ein Volksbegehren
beantragen. Nur wenn das Volksbegehren erfolgreich ist, findet auf Länderebene ein Volksentscheid
statt, bei dem die Mehrheit der Bürger bestimmt.