Deutschland EUR 2,45 | Österreich EUR 2,60 | Schweiz CHF 4,50 | BeNeLux EUR 2,45 Neu! Kigdetsest Das Thema-Heft hopsa! Din ISSN 1862-6629 05/2007 | EUR 2,45 Politik hopsa! Das Thema-Heft mit KidsLesetexten Warum darf ? n e m m i t s w e b a s wer Das eni l i m a F eft H a m The 4. 1. bis Klasse Der „König von Deutschland“ Unser Bundespräsident Prinz oder Prinzessin sein Ach, wäre das schön …? Alle Macht dem Volk! Das spannendste „Mitmach-Projekt“ unserer Zeit Editorial Politik? Da kann ich eh nichts ändern?! Liebe Leserinnen und Leser, diese Einstellung ist leider weit verbreitet. Die Wahlbeteiligungen haben zum Teil erschreckend niedrige Werte erreicht. Politikverdrossenheit allerorten. Eine Tendenz, die es aufzuhalten gilt, bevor unser politisches System ins Wanken gerät. Jeder Mann und jede Frau ist aufgerufen, sich einzubringen, wo immer es möglich ist. Denn Politik geht uns alle an. Voraussetzung dafür ist das Wissen um politische Strukturen und Zusammenhänge. Auch Kinder sollten früh in der ihnen gerechten und verständlichen Form in das komplexe Thema eingeführt werden. Kinder bestimmen letztendlich den Fortbestand unseres Staates. Sie sind der Garant für eine gedeihliche Zukunft unseres Volkes. „Selbstbewusste, sozialkompetente Kinder gestalten die Gesellschaft von morgen“, sagte Altbundespräsident Roman Herzog, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Bündnis für Kinder“, im Februar dieses Jahres in München. Dem kann sich hopsa! nur anschließen und viel Spaß beim Lesen und Erarbeiten dieses Thema-Heftes wünschen. Es grüßt Sie herzlich 2 © Copyright 2007 iStock International Inc Ralph Heiser Verlagsleiter Inhalt Titelgeschichte _ _ _ _ _ 4 Politik geht alle an Die Demokratie in Deutschland Demokratie: Alle Macht dem Volk! Regierungsformen Sport Von Weltmeistern und Wahlsiegern _ _ _ _ _ 22 CreaKids Deutschland aktiv und kreativ _ _ _ _ _ _ _ 28 Bildung Ohne Regeln geht es nicht _________8 Unterwegs Mehr Stimmung durch Abstimmung Kathrin als Chefin von Deutschland – Oder: Wie werde ich Bundeskanzlerin? _ _ _ _ 30 _ _ _ 12 KidsEnglisch Der Bundestag in Berlin _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 14 Prinz oder Prinzessin sein – ach, wäre das schön …? _ _ _ _ _ _ _ _ _ 32 Die Kinderkommission KiKo _ _ _ _ _ _ _ _ 35 Sag Deine Meinung… _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 37 Die Qual der Wahl – Welche Partei ist die richtige? Mach Dich schlau! Let’s go sightseeing! _ _ _ _ _ _ _ 38 Musik Kriegsminister gibt’s nicht mehr… Hat Musik politische Kraft? _ _ _ _ _ _ _ _ 44 _ _ _ _ _ _ _ 40 Für Euch entdeckt _ _ _ _ _ _ _ _ 50 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 43 Vorlesegeschichte _ _ _ _ _ _ _ _ 52 Föderalismus – 16 Länder, 16 Meinungen _ _ 46 Ernährung Interview Regierungseintopf Der „König von Deutschland“ Unser Bundespräsident Horst Köhler _ _ _ _ 18 „Was darf ein Bürgermeister alles bestimmen?“ Julia übernimmt Verantwortung _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 54 Gewinnspiel _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 55 34 _ _ _ _ _ _ _ 42 KidsDingetest _ _ _ _ _ _ _ _ 56 Eure Seite _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 57 KidsRedaktion Rätsel _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 21 Unser Klassen-Grundgesetz Wählt die Hilfsbereiten Unsere Wahlplakate Vorschau/Impressum _ _ _ _ _ _ _ 58 _ _ _ _ _ _ _ _ 26 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 36 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 48 3 Titelgeschichte Politikallean geht Politik. Was ist das? Politik bedeutet, sich um die Gemeinschaft oder um den Staat zu kümmern. Politik ist deshalb ganz allgemein die Lehre von der Staatsführung und der Staatsverwaltung. Der Begriff Politik leitet sich aus dem Griechischen ab. „Polis“ steht für Stadt oder Gemeinschaft, „Politis“ nannte man die Bürger der „Polis“. Schon früh versuchten Philosophen, Politik näher zu definieren. So schrieb etwa der griechische Gelehrte Aristoteles (384–322 v. Chr.) sämtliche ihm bekannten Verfassungen nieder und entwickelte daraus seine eigenen Theorien. Seiner Ansicht nach war es die wichtigste Aufgabe des Staa- tes, für den Wohlstand und das Glück seiner Bürger zu sorgen. Einige der bedeutendsten politischen Denker waren neben Aristoteles Platon (428/427–348/347 v. Chr.), Niccolo Machiavelli 1469–1527), Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), John Locke (1632–1704), Karl Marx (1818–1883) oder Hannah Arendt (1906–1975). Politik hat sich in demokratischen Systemen zu einer Wusstest Du... ... dass im alten Griechenland die Regel galt, Bürger dürfen nur für kurze Zeit ihre Staatsämter ausüben? Man befürchtete, der Einzelne könnte sonst zu mächtig werden. So mussten manche ihr Amt nach einem Jahr wieder abgeben, einige Ämter wurden sogar nur für die Dauer eines Tages vergeben. Etwas abgeändert hat sich diese Regelung bis heute gehalten: In den USA gilt beispielsweise, dass ein Präsident spätestens nach zwei Amtsperioden abtreten muss. Auch in Deutschland darf der Bundespräsident höchstes zehn Jahre lang im Amt bleiben. Dies entspricht zwei Amtszeiten zu jeweils fünf Jahren. 4 Angelegenheit des gesamten Volkes entwickelt, Politik geht alle an. Jeder ist dazu aufgefordert, einen Teil der Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen. Wer sich weigert, erlaubt es den Herrschenden, zu handeln wie sie wollen. Die Teilnahme an Wahlen, die kritische Beobachtung der Regierenden und das Engagement der Bürger ist notwendig, damit Politik funktionieren kann. Der „kleine Mann“ ist stets dazu aufgefordert, „denen da oben“ zu zeigen, welche Bedürfnisse er hat. Nur dann gelingt es, einen demokratischen Staat zu bewahren. Titelgeschichte Die Demokratie in Deutschland Zerstrittene Fürstentümer und ein mächtiges Kaiserreich, eine wirre Republik und eine grausame Diktatur – lange hat es gedauert, ehe dauerhafte Demokratie auch in Deutschland Einzug hielt. In den Jahren 1848/49 kam es dann zur Revolution. Die verschiedenen deutschen Königreiche und Fürstentümer wurden gezwungen, Verfassungen einzuführen. In der Frankfurter Paulskirche kam erstmals die Deutsche Nationalversammlung mit Abgeordneten aus allen deutschen Staaten zusammen. Die Versammlung beschloss ein Gesetz über die Grundrechte des deutschen Volkes. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 bis 1898) stand ab 1871 zusammen mit dem mächtigen Kaiser an der Spitze des neuen Deutschen Reichs, das als sogenannte konstitutionelle Monarchie regiert wurde. Hier galt gleiches Recht für alle, es herrschte Meinungs- und Pressefreiheit. Auch ein Parlament gab es, den Reichstag. Nach dem Ersten Weltkrieg brach das Deutsche Kaiserreich zusammen. © akg-images Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., musste fliehen. Wieder gingen die Menschen auf die Straßen und forderten mehr Mitspracherecht. Die Weimarer Republik entstand, eine parlamentarische Demokratie mit vie- © Copyright 2007 iStock International Inc Erste Versuche zur Einführung demokratischer Strukturen gab es in Deutschland bereits 1832. Sie scheiterten schnell an der harten Haltung der Obrigkeit. Die Rädelsführer flohen oder wurden verhaftet, die Presse- und Redefreiheit stark eingeschränkt. len Gegnern, Fehlern und Schwächen, und überfordert mit den Problemen der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929. Diese Probleme glaubte Reichspräsident Paul von Hindenburg dadurch zu beenden, dass er den Chef der stärksten politischen Gruppierung, der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), Adolf Hitler, zum Reichskanzler ernannte. Unter den Nationalsozialisten wurde aus der Republik schnell eine Diktatur, die mit der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg endete. Die Siegermächte England, Frankreich und die USA führten im westlichen Teil Deutschlands, den „Westzonen“ (dem späteren „Westen“) die parlamentarische Demokratie ein. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer wurden beauftragt, eine demokratische Verfassung zu gestalten. Diese Verfassung, das Grundgesetz, galt ab 1949 – vorläufig, da in dem östlichen Teil Deutschlands, der „Ostzone“, durch die Siegermacht Sowjetunion (UdSSR) ein eigenständiges politisches Gebilde, die „Deutsche Demokratische Republik“ (DDR), installiert wurde. Nach der Wiedervereinigung hatte dann das im Westen entwickelte Grundgesetz ab 1990 Gültigkeit für die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Kaiser Wilhelm II: deutscher Kaiser (1888–1918) 5 Titelgeschichte Demokratie: Alle Macht dem Volk! schen Mehrheitsgrundsatz. Das Beschlossene gilt am Ende der Abstimmung für alle, auch für diejenigen, die anders gestimmt haben. Zu den Spielregeln der Demokratie In einer Demokratie wird viel miteinander gehört es, die Entscheidungen der Mehrdiskutiert. Man tauscht Argumente für oder heit zu akzeptieren – auch wenn es noch so schwerfällt. gegen ein bestimmtes Vorhaben aus. Dabei versucht man, die Interessen mögEin weiteres Kennzeichen der Demokralichst vieler Bürger zu berücksichtigen. tie ist die freie, geheime Wahl zwischen Dann wird abgestimmt. Dabei gilt: Der Vor- mehreren Parteien und Personen. Wählen schlag, der am meisten Stimmen erhält, darf das gesamte Volk, egal ob Frau oder gewinnt. Man spricht hier vom demokratiMann, ob schwarz oder weiß, reich oder arm. Außerdem kann sich jeder für jedes Amt wählen lassen. Alle diese Rechte findet man in der Verfassung, das ist vergleichbar mit einem Gesetzbuch der demokratischen Länder. 6 © Copyright 2007 iStock International Inc Demokratie bedeutet, die Herrschaft in einem Land geht von den Bürgern aus, nicht von einem König, nicht von einem Regierungschef. © Copyright 2007 iStock International Inc Titelgeschichte Regierungsformen Die Demokratie, wie wir sie kennen, ist nicht die einzige Möglichkeit, einen Staat zu regieren. Neben den verschiedenen Formen der Demokratie gibt es die Monarchie und die Diktatur. Bei diesen beiden Staatsformen liegt der allergrößte Teil der Staatsgewalt bei einer Person. Monarchie: Gesetz! Was der König sagt, ist em König s Land wird von ein Monarchie bedeutet: Da waren iert. Die ersten Könige oder einer Königin reg sen sind. we ge tig besonders mu Krieger, die im Kampf rern, füh An en mten sie zu ihr Die Menschen bestim n. In lte füh r he r Führung sic weil sie sich unter seine zu nig Kö t, ch Re und wird das vielen Familien wurde d un r use shä nig entstanden Kö sein, weitervererbt. So Dynastien. er war absolutistische Herrsch Der wohl berühmteste Ludwig XIV. der französische König er Satz 1715. Sein berühmtest Er lebte von 1643 bis en, ich!“ Damit wollte er sag lautete: „Der Staat bin t. Keich uneingeschränkt herrs dass nur er alleine und Vo sagen, das lk ner hatte ihm etwas zu musste ihm dienen. König Ludwig XIV. „L’ètat c’est moi“ Di kt at ur : Gewalt und Unterdrückung! In vielen Ländern der Erde herrschen auch heute noch Diktatoren. Mithilfe von Gewalt und Terror unterdrücken sie ihr Volk. Der Begriff Diktatur stammt aus dem Lateinischen. Zur Römerzeit – also vor rund 2000 Jahren – wurden in Notzeiten Diktatoren als Herrscher eingesetzt, um wieder für Ordnung zu sorgen. Während ihrer Amtszeit waren alle alten Gesetze ungültig. Nach sechs Monaten endete die Amtszeit eines Diktators. Später kamen Diktatoren häufig mit List und Tücke an die Macht. Oft ließen sie die Herrscher ermorden oder zwangen sie zur Flucht. Als Grund für ihr Handeln gaben sie meist an, das Land stecke in einer Krise und brauche eine starke Führung, um wieder für Ordnung zu sorgen. In Wirklichkeit aber ging und geht es den Diktatoren darum, ihre eigene Macht zu sichern, sich zu bereichern und die Interessen einer bestimmten Gruppe im Volk durchzusetzen. So finden Diktatoren immer wieder Menschen, die sie unterstützen. Heute fordern viele Menschen in Ländern mit einer Diktatur mehr Freiheiten. Sie demonstrieren und kämpfen für mehr Demokratie – und setzen sich damit immer häufiger durch. 7 Bildung Menschen, egal ob kleine oder große, brauchen Regeln. Ohne sie würde das Zusammenleben nicht funktionieren, sowohl in der Familie als auch in der Schule oder in der Firma. Und erst recht nicht im Staat. Ohne Regeln geht 8 gung der Macht auf einen Souverän bedeutet. Dies geschieht durch einen Gesellschaftsvertrag, in dem alle Menschen unwiderruflich ihr Selbstbestimmungsund Selbstverteidigungsrecht auf den Souverän übertragen, der sie im Gegenzug voreinander schützt. So weit Thomas Hobbes. Unser Grundgesetz ist ein solcher Gesellschaftsvertrag. © Copyright Pixelquelle.de Zu den Begründern des modernen Staatsrechts zählt Thomas Hobbes (1588 bis 1679). Der Engländer hat schon im 17. Jahrhundert erkannt, welch überragende Bedeutung Regeln für eine Gesellschaft haben. In seinem Hauptwerk „Leviathan“ von 1651 beschäftigte sich Hobbes mit der Überwindung des von Furcht, Ruhmsucht und Unsicherheit geprägten gesellschaftlichen Naturzustands durch die Gründung des Staats. Was im Endeffekt die Übertra- Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Es enthält die wichtigsten Regeln des Zusammenlebens der Menschen in diesem Land. Es sind Grundregeln, wie Schutz der Menschenwürde oder das Recht auf Leben, die sich als notwendig erwiesen haben, damit alle überwiegend friedlich miteinander auskommen können. Dass unsere Verfassung nicht Verfassung, sondern Grundgesetz heißt, hat einen geschichtlichen Hintergrund. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Grundgesetz als eine Art Übergangslösung gedacht, bis die Teilung Deutschlands überwunden wäre. Nach der dann 1989 erfolgten Wiedervereinigung wurde die Gültigkeit des Grundgesetzes auch auf die neuen Bundesländer ausgedehnt. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist in vier Teile aufgeteilt: Die Präambel (Einleitung, mit Betonung auf die gleichberechtigte Stellung Deutschlands in einem vereinten Europa), die Grundrechte (siehe Seite 10), die sogenannten grundrechtsgleichen Rechte (Widerstandsrecht, Wahlrecht, staatsbürgerliche Rechte und Pflichten) sowie der Komplex des Staatsorganisationsrechts mit der Festlegung der Kompetenzen der einzelnen Bundesorgane. Ein wichtiges Prinzip des modernen Rechtsstaates ist das Gewaltmonopol des Staates. Nur so kann er die Rechte des Einzelnen schützen. Jeder Mensch hat – ob reich oder arm, Mann oder Frau,
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