Dax 9622.26 +0.96% E-Stoxx 50 2911.98 +1.41% Dow Jones 17576.96 +0.20% S&P 500 2047.60 +0.28% Euro/Dollar 1.1399$ +0.18% Euro/Yen 123.19¥ +0.06% Brentöl 41.05$ +0.10% Gold 1239.35$ -0.09% Bund 10J. 0.095% +0.006PP US Staat 1.717% +0.028PP Stand: 0h00 G 02531 NR. 69 / PREIS 2,80 € MONTAG, 11. APRIL 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 1 THEMEN DES TAGES Finanzminister greift Steueroasen an Seehofer eröffnet Rentenwahlkampf Der CSU-Chef hält die „Neoliberalisierung“ in der Rentenpolitik für falsch und will die Riester-Vorsorge kippen. Rückhalt bekommt Seehofer von den CDU-Arbeitnehmern. Die Arbeitgeber dagegen sind skeptisch. Seite 6 Wolfgang Schäuble legt Zehn-PunktePlan vor, um das Problem endlich global anzugehen. Mexiko macht Druck beim Freihandel Mexiko will das Freihandelsabkommen mit der EU neu verhandeln, um besseren Zugang für seine landwirtschaftlichen Produkte zu bekommen. „Unsere Quoten sind minimal, das Abkommen hat keine genügende Reichweite“, sagte der mexikanische Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo dem Handelsblatt. Seite 9 Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro W enn Wolfgang Schäuble (CDU) am Donnerstagmorgen Richtung Washington aufbricht, wird sein wichtigster Reisebegleiter ein Papier sein mit dem Titel „Steuerbetrug, trickreiche Steuervermeidung und Geldwäsche konsequent bekämpfen“. Auf drei Seiten sind dort zehn Maßnahmen aufgelistet, mit denen der Finanzminister erneut die Privilegien der Steueroasen angreifen will. Von seinem Plan, der dem Handelsblatt vorliegt, will Schäuble in der US-Hauptstadt seine Kollegen aus aller Welt überzeugen. Ende der Woche treffen sie sich in Washington zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Gelegenheit ist günstig, da die Enthüllungen der Panama Papers über ein gigantisches Briefkasten-System enormen Druck erzeugen. Schäubles Katalog beginnt denn auch mit einer Drohung an die aktuelle Adresse: „Wenn Panama nicht rasch kooperiert, werden wir dafür eintreten, bestimmte in Panama getätigte Finanzgeschäfte Dominik Butzmann/laif Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT Ruth Berschens, Jan Hildebrand Brüssel, Berlin Wolfgang Schäuble: Der Bundesfinanzminister verlangt von allen Staaten „volle Transparenz“. international zu ächten.“ Der Finanzminister verlangt „volle Transparenz“. Er plädiert dafür, dass alle Länder ein Register einführen, das aufzeigt, wer sich als Begünstigter hinter einer Briefkastenfirma versteckt. Für die EU-Staaten ist das bereits beschlossen. 214 000 Briefkastenfirmen weltweit tauchen in den Panama Papers auf. Quelle: ICIJ, SZ, WDR, NDR Nun fordert Schäuble, dass „die nationalen Register weltweit systematisch miteinander vernetzt werden“. Jede Steuerbehörde soll auf alles Zugriff haben. Gleichzeitig will er in Deutschland die Verjährung bei Steuerhinterziehung nahezu abschaffen. Außerdem schlägt Schäuble eine „schwarze Liste“ all jener Staaten vor, die nicht mitziehen. Die EU-Kommission arbeite bereits daran, hieß es in Brüssel. Kommissionspräsident JeanClaude Juncker will die Gunst des Skandals ebenfalls nutzen. Er verschärft ein länger geplantes Gesetz, um Unternehmen zu zwingen, ihre Geschäfte in Steueroasen offenzu- legen. Das geht aus einem Schreiben von Juncker hervor, das dem Handelsblatt vorliegt. Schäuble droht Geldinstituten und Unternehmen gleichermaßen: „Wir werden dafür sorgen, dass Banken und Berater die Rechtsrisiken aus dem Anbieten oder Vermitteln solcher Modelle künftig nicht mehr eingehen wollen“, heißt es in dem Papier. In Deutschland würden „von den Aufsichtsbehörden verhängte Sanktionen künftig eine stärkere Rolle spielen“. Strafzahlungen sollen deutlich erhöht werden. Als Vorbild werden die USA genannt. Schwerpunkt Seiten 4, 5 Firmen wollen kein billiges Geld KfW erwartet, dass die Zahl der Kredite im ersten Quartal weiter zurückgehen wird. Norbert Häring, Peter Köhler Frankfurt T rotz des aggressiven geldpolitischen Kurses der Europäischen Zentralbank (EZB), springt die Kreditnachfrage der Unternehmen in Deutschland nicht an. Das von der Förderbank KfW geschätzte Kreditneugeschäft der Banken fiel im vierten Quartal gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres um 2,3 Prozent – und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im ersten Quartal dürfte das Minus noch höher ausgefallen sein. Das Geschäft mit Immobilienkredi- ten expandiert zwar. „Im Gegensatz dazu erwarten wir, dass die Vergabe neuer Kredite an heimische Unternehmen außerhalb des Wohnungsbaus schwach bleibt“, so KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Die Kritik an der EZB wird in Deutschland indes immer lauter. Mehrere Politiker von CDU und CSU riefen am Wochenende offen dazu auf, die unabhängigen Währungshüter stärker unter Druck zu setzen. Ihren Befürchtungen zufolge drohen den Bundesbürgern schrumpfende Alterseinkommen und explodierende Immobilienpreise durch die Politik des billigen Geldes. „Der Wegfall der Zinsen produziert eine klaffende Lücke in der Altersvorsorge der Bürger“, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der „Welt am Sonntag“. Unionsfraktionsvize Ralph Brinkhaus (CDU) forderte, die EZB unter Rechtfertigungsdruck zu setzen. „Sonst ändert sich nichts“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Wir sind noch nicht laut genug“, mahnte auch der CDU-Politiker Michael Fuchs. Kommentar Seite 26 Bericht Seiten 28, 29 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Hauskrach erschüttert Wolfsburg Zur Dieselaffäre kommt bei VW jetzt noch der Kampf um die Entlohnung hinzu. Nach Information des Handelsblatts soll der Bonus für die Vorstände für das abgelaufene Jahr bei null liegen. Der Unmut über die Sonderprämie von bis zu 15 Millionen Euro für Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wächst derweil. Seite 14 Umverteilung in der Pharmawelt Auch ohne die Übernahme des Rivalen Allergan bleibt Pfizer Branchenführer. Doch große Wachstumsraten verbuchen vor allem Akteure der zweiten und dritten Reihe. Dazu gehören die US-Biotechfirmen Gilead, Amgen, Biogen und Celgene. Seite 16 „Steuern bringen niemanden um“ Nikolaus Knauf, „Gips-König“ aus Franken, lehnt Briefkastenfirmen wie die in Panama kategorisch ab. „Die Briefkästen dieser Welt dienen in aller Regel dazu, Steuern zu senken“, sagt der Chef der KnaufGruppe dem Handelsblatt. Aber: Unternehmen zahlten in Deutschland nur rund 25 Prozent Steuern, in den USA dagegen 42 Prozent. Seite 22 Radikale Einschnitte bei der Commerzbank Die Commerzbank will ihre IT-Kosten senken – und denkt über die Auslagerung großer Teile ihrer EDV an Töchter oder externe Firmen nach. Die konkreten Pläne betreffen 800 Mitarbeiter. Seite 30
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