FINANZMARKT–BULLETIN Nr. 03-04/2015 31. März 2015 Aktienmärkte legen eine Pause ein An den Aktienmärkten ist es nach den Kursgewinnen seit Jahresanfang in den vergangenen Wochen zu einer Verschnaufpause gekommen. Die meisten Indizes verloren letzte Woche zwischen einem und drei Prozent. Auslöser für die Kursrückgänge waren die erneut schwächeren Konjunkturdaten aus den USA und China sowie der Erdölpreisanstieg aufgrund der Kämpfe im Jemen. Mehr als eine Konsolidierung bzw. eine Zwischenkorrektur sehen wir in der Schwäche von letzter Woche jedoch nicht. Beeindruckend war die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes. Nach dem empfindlichen Einbruch von Mitte Januar aufgrund des SNB-Entscheides den EUR-Mindestkurs von CHF 1.20 aufzugeben, konnte der SMI bereits wieder ein neues Jahreshoch verzeichnen. Somit hat sich die Schweizer Börse im Jahresvergleich sogar leicht besser entwickelt als der US-Leitindex Dow Jones. Unsere Einschätzung, nach dem Einbruch von Mitte Januar Schweizer Aktien zu halten oder in der Schwäche aufzubauen, hat sich also bestätigt. SMI vs DOW Jones seit Jahresbeginn Quelle: www.cash.ch/boerse Das Umfeld für steigende Aktienkurse ist nach wie vor intakt. Die hohe Liquidität, die rekordtiefen Zinsen, wachstumsfreundliche Politik in aller Welt und vor allem die robusten Unternehmensgewinne sprechen für eine Fortsetzung der Hausse. Vor allem Europa mausert sich langsam vom Sorgenkind zur aussichtsreichen Anlageregion. Eurozone nimmt Fahrt auf Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone der letzten Wochen vermochten zu überzeugen. Die Stimmung der Unternehmen hat sich gemäss der Einkaufsmanagerbefragung im März weiter aufgehellt. Die niedrigen Energiepreise, der schwache Euro sowie die ultra-expansive Geldpolitik der Zentralbank (siehe Kasten auf der Rückseite) trieben die Einkäuferstimmung sowohl in der Industrie als auch unter den Dienstleistern nach oben. Somit legte der Gesamteinkaufsmanagerindex (PMI Composite) im März von 53.3 auf 54.1 Punkte zu. Dies ist der vierte Anstieg in Folge, welcher den Index auf den höchsten Stand seit Mai 2011 brachte. Darüber hinaus hat sich der Deflationsdruck abgeschwächt, dies vor allem wegen gestiegenen Lohnkosten und teureren Importen bzw. der Euro-Schwäche. Deutschland scheint nach einer vorübergehenden Schwäche im letzten Jahr wieder die Rolle des Konjunkturmotors zu übernehmen. Im Schlussquartal 2014 erzielte das grösste Land der Eurozone mit einem Wachstum von 0.7 Prozent bereits wieder ein gutes Resultat. Auch weist der deutliche Anstieg der letzten Monate des aussagekräftigsten Vorlaufindikators, des ifo-Geschäftsklimaindex, auf eine Fortsetzung der kräftigen Erholung hin. Wenn der Fall Griechenland gelöst wird, könnte aufgrund der aktuell herrschenden globalen Bedingungen die Aktienmärkte in der Eurozone vor einer längeren Outperformance stehen. Wir empfehlen auf mittlere Sicht europäische Aktien stärker zu gewichten als die Märkte in der Schweiz und den USA. Neuanlagen im Euro gilt es jedoch abzusichern, da von einer weiter schwächelnden Gemeinschaftswährung auszugehen ist. Dollarstärke hat weitreichende Folgen Der US-Dollar (USD) hingegen ist nicht mehr zu halten. Gemäss dem USD-Index (Wert des USD gegenüber den Hauptwährungen) hat sich der Greenback in weniger als einem Jahr um 25% aufgewertet. Treibende Kraft hinter der Hausse ist die divergierende Geldpolitik und damit die Zinsdifferenz: Während die US-Notenbank laut über eine Zinserhöhung nachdenkt, hat die EZB mit dem Kauf von Staatsanleihen im grossen Stil angefangen und auch andere Notenbanken haben erneut gelockert. Eine derart starke und rasche Aufwertung geht nicht spurlos an den Finanzmärkten und der Realwirtschaft vorbei. Der Eurozone und Japan kommt die Aufwertung gelegen. Sie versprechen sich dank der Währungsvorteile Impulse in der Exportwirtschaft. Auch vielen Schweizer Unternehmen, die noch die Frankenaufwertung zum Euro verdauen müssen, hilft die USD-Hausse. Für die US-Konjunktur und die USUnternehmensgewinne birgt die Aufwertung Risiken. Die Unternehmen im S&P 500 erzielen bis zu 40% des Umsatzes im Ausland. Das Thema beschäftigt auch die US-Börsen: Die US-Aktienmärkte notieren nur knapp über dem Niveau von Anfang Jahr, während der Euro Stoxx50 um rund 15% im Plus liegt. Vorsicht ist bei Anlagen in Schwellenländern geboten. Für Länder, die ihre Währung an den USD gekoppelt haben, wirkt die USD-Aufwertung wie eine ungewollte Straffung der Geldpolitik. Zudem halten grosse Unternehmen in den Schwellenländern einen Grossteil der Schulden in USD. Am Markt werden bereits die Ausfallwahrscheinlichkeiten nach oben revidiert. Wir behalten die Untergewichtung bei Schwellenländeranlagen weiter bei. PAN PORTFOLIO AG Rüfestrasse 16 FL-9486 Schaanwald Tel: +423 373 42 55 E-Mail: [email protected] Web: www.panportfolio.li Redaktion: Ingrid Hassler-Gerner Markus Gerner Kathrin Chiaberto-Hassler FINANZMARKT–BULLETIN SONDERTHEMA Nr. 03-04/2015 31. März 2015 ANLAGE-EMPFEHLUNG Zinsen bleiben vorerst unter Wasser Bucher Industries Das Zinsumfeld verschärft sich im Hinblick auf die Zinssenkungen vielerorts und den Start des QE der EZB. Trotz Anlagenotstand und Angst vor Negativzinsen sollten Privatanleger von ausserplanmässigen Erhöhungen der Portfoliorisiken absehen. Valor: 243.217 Kurs: CHF 236.90 52W-H/T: CHF 317.00/215.20 KGV: 14.86 Div.-Rendite: 2.75 % Die Industriegruppe Bucher kann sich der weltweit derzeit schwachen Agrarkonjunktur nicht entziehen. Die grösste der fünf Sparten, die Landmaschinen produzierende Kuhn Group, verzeichnete im abgelaufenen Jahr einen leichten Umsatzrückgang und einen deutlichen Gewinneinbruch von rund 20%. Die anderen, wesentlich kleineren Bereiche wie Kommunalfahrzeuge, Hydraulikkomponenten und Produktionsanlagen für die Glasbehälter-Industrie sind zwar kräftig gewachsen, dies war jedoch von Sonderfaktoren getrieben. Gute Aussichten trotz temporärer Schwäche Auch für 2015 geht Bucher von einem etwas niedrigeren Umsatz aus und rechnet mit einem negativen Effekt von über 10% durch den harten Franken. Auch die Betriebsmarge werde währungsbedingt um 0.5% sinken. Daraus lässt sich ein Ebit-Rückgang um etwa 15% errechnen. Die Schwäche wird jedoch nur temporär sein. Der von Bucher errechnete Währungsdämpfer wird niedriger ausfallen, da USD und GBP bereits wieder kräftig zugelegt haben. Ohnehin sieht es auf mittlere bis längere Sicht sehr gut aus: Im Strassenkehrgeschäft ist Bucher dabei den Markt in den USA mit extra dafür konfigurierten Maschinen zu erobern. In China zeichnet sich ein staatlich gelenkter Investitionsschub im Landmaschinen-Bereich ab. Die Kooperation mit dem Glashersteller Owens Illinois umfasst, dass Bucher in den nächsten Jahren den teils überalterten Fabrikpark des USUnternehmens nach und nach ersetzen kann. Selbst das von einer hartnäckigen Flaute befallene Landmaschinengeschäft in Brasilien sollte bis 2016 wieder wachsen. Aktuelle Situation bietet Kaufgelegenheit Die Vergangenheit zeigt, dass Kursrücksetzer bei Bucher immer eine Kaufgelegenheit waren. Bucher ist in seinen Märkten agil und reagiert auf strukturelle oder konjunkturelle Veränderungen rasch und wirkungsvoll. Im Aktienkurs ist der Gewinnrückgang weitgehend bereits enthalten, jedoch nicht die positiven mittel- bis langfristigen Aussichten für das Unternehmen. Kaufen und auf den Turnaround setzen! Jenen Marktakteuren, welche auf eine Stabilisierung der Zinsmärkte resp. auf die Zinswende warten, wehte zu Jahresbeginn ein eiserner Wind entgegen. Die Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und anderer Notenbanken sowie das enorme QE-Programm der Europäischen Zentralbank (EZB) macht vorläufig jegliche Hoffnung auf eine Normalisierung der Zinssituation zunichte und stellt die Anleger vor grosse Herausforderungen. Keine Entspannung in Sicht Die EZB hat erst begonnen, ihr Arsenal an quantitativen Massnahmen einzusetzen. Mario Draghi hat unmissverständlich kommuniziert, dass die EZB die Geldpressen solange laufen lässt bis die Inflation wieder in den angepeilen Bereich von 2% steuert. Derzeit (Stand Februar) ist die Teuerungsrate, vor dem Hintergrund des Ölpreiszerfalls, mit minus 0.3% sogar im deflationären Bereich. Dies verstärkt den Druck auf die Schweiz resp. auf den Franken. Die SNB dürfte somit ihren Leitzins von derzeit minus 0.75% auf Sichteinlagen auf absehbare Zeit im negativen Bereich belassen. Verschärfter Anlagenotstand Somit hat sich der ohnehin vorherrschende Anlagenotstand noch einmal erheblich verschärft. Eine sechsjährige Frankenobligation im Investment Grade Bereich bringt aktuell eine Bruttorendite von rund 0.3%. Nach Abzug der Ankaufsspesen und Depotgebühren bleibt lediglich die Erkenntnis: „Ausser Spesen nichts gewesen.“ Bei kurzen Laufzeiten ist die Nettorendite sogar negativ. Da für Privatanleger derzeit keine Einführung von Negativzinsen auf Sichteinlagen geplant sind und das eher deflationäre Umfeld den Werterhalt des Geldes unterstützt, ist Liquidität vorläufig den Obligationenanlagen vorzuziehen. Da der festverzinsliche Bereich derzeit also keinen positiven Beitrag zur Gesamtperformance eines Portfolios leistet, ist von einer geringeren Rendite für das eingesetzte Kapital auszugehen. Die Sicht auf das Gesamtportfolio ist zentral An diesem Punkt ist die Gesamtportfoliosicht von zentraler Bedeutung. Das heisst, dass der Anleger die Risiken zu identifizieren hat, welche vertretbar im Rahmen der Anlagestrategie resp. des Risikoprofils erhöht werden können, um das Renditepotenzial zu optimieren. Somit findet eine Anpassung innerhalb der langfristigen Strategie statt. Es ist empfehlenswert die derzeit tieferen Renditen für das Gesamtportfolio zu akzeptieren. Trotz des aktuellen Tiefzinsumfeldes sehen wir keinen Grund mit der langfristigen Anlagestrategie zu brechen. Dies führt nur zu strukturellen Ungleichgewichten im Portfolio. Zudem wird der gegenwärtige Ausnahmezustand nicht ewig anhalten. QE der EZB mit Nebenwirkungen Die EZB hat sich zwar spät zu einer quantitativen Lockerung (QE) durchgerungen, jedoch haben ihre Anleihenkäufe – zunächst jedenfalls – eine stärkere Wirkung auf die Finanzmärkte als die der US-Notenbank. Der Grund dafür ist das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Das Programm der EZB hat zwar das gleiche Volumen wie das vorherige USProgramm, wird aber auf einem erheblich kleineren Finanzmarkt umgesetzt. Die EZB kauft jährlich Anleihen im Wert von EUR 720 Mrd. Dieser Betrag übersteigt das Nettoangebot an Staats- und Unternehmensanleihen von EUR 300 Mrd. bei weitem. Dies führt zu starken Zuflüssen in Aktien und Hochzinsanleihen der Eurozone. Das bedeutet, dass sich derzeit an den Finanzmärkten ein Strukturwandel vollzieht, der nicht ungefährlich ist. Ob die Bekämpfung der Kreditflaute - dies ist das eigentliche Ziel der EZB - gelingt, ist noch völlig offen, die Nebenwirkungen sind jedoch bereits deutlich spürbar. Disclaimer - Obwohl Pan Portfolio AG bei der Erstellung der vorliegenden Publikation die grösstmögliche Sorgfalt walten lässt, kann Pan Portfolio AG keine Garantie oder Zusicherung für die Vollständigkeit, Aktualität oder Richtigkeit des Inhaltes dieser Publikation gewähren. Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. 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