Warum sich ein Blick auf europäische Konsumaktien lohnt

Wirtschaftswachstum in Europa
Warum sich ein Blick auf europäische Konsumaktien lohnt
Das Wachstum in der Eurozone betrug Ende 2015 circa zwei Prozent. Und auch für die Zukunft
erwarten wir weitere Zuwächse im Euroraum, bei gleichzeitig solidem Geschäftsklima und
Verbrauchervertrauen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits in den letzten Jahren als Folge
der Finanzkrise eine lockere Geldpolitik mit rekordniedrigen Zinsen und einem Anleihekaufprogramm
verfolgt. Im März dieses Jahres entschieden sich die Notenbanker für noch weiterreichende
Lockerungsmaßnahmen: Sie senkten unter anderem den Einlagenzins auf -0,4 Prozent und verstärkten
das Anleihekaufprogramm.
EZB unterstützt europäische Konjunktur
Damit erhöhte die Zentralbank die monatlichen Anleihekäufe nochmals um 20 Milliarden Euro auf 80
Milliarden Euro. Und mehr noch: Sie erweiterte außerdem ihr Kaufuniversum um
Unternehmensanleihen mit hoher Bonität, die nicht von Banken emittiert werden. Zudem präsentierte
die EZB ein sogenanntes negatives LTRO (ein längerfristiges Refinanzierungsgeschäft – TLTRO II).
Hierbei werden europäische Banken dafür entlohnt, dass sie bei der EZB Geld leihen – unter der
Bedingung, dass sie ihre Kreditvergabe erhöhen.
Insgesamt hat die Geldpolitik der EZB den Euro gegen¬über dem Dollar geschwächt und dadurch zur
Stärkung der europäischen Wirtschaft beigetragen. Wir beobachten jetzt, dass die Bereitschaft der
Banken zur Kreditvergabe gestiegen ist. Dies unterstützt wiederum die europäischen Unternehmen, das
europäische Wachstum und damit die europäischen Aktienmärkte. Die neue Maßnahme der EZB – der
Aufkauf von Unternehmensanleihen – sowie die LTRO-Initiative sollten die Konjunktur weiter ankurbeln.
Unter den europäischen Unternehmen steigt die Investitionsneigung – wohlgemerkt auf eine vernünftige
und rentable Weise. Gleichzeitig erleben die Unternehmen Unterstützung in Form verbesserter
Kreditstandards, wie zum Beispiel günstigerer Darlehensbedingungen der Banken. In Kombination mit
einer gesteigerten Kreditvergabe sollte dies dazu führen, dass weiterhin kräftig investiert wird.
Letztendlich wird dies eine treibende Kraft für die europäische Wirtschaft sein.
Europäische Konsumaktien sind attraktiv
Wenn wir von europäischen Aktien sprechen, meinen wir hauptsächlich diejenigen europäischen
Unternehmen, die vom Aufschwung in der Eurozone und dem steigenden Binnenkonsum profitieren.
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Die europäischen Börsen, darunter auch der deutsche Aktienmarkt, werden stark von zyklischen Titeln
geprägt. So sind Industrieunternehmen oder Konsumartikelhersteller vor allem davon abhängig, ob die
Verbraucher über mehr oder weniger Geld verfügen.
Insbesondere hinsichtlich Aktien aus Branchen wie Versicherungen, Telekommunikation, Medien und
Technologie sowie Emittenten aus der Reisebranche und sonstigen Konsumsegmenten sind wir positiv
gestimmt. Denn wir gehen davon aus, dass ein steigendes Wachstum in der Eurozone vor allem die
Nachfrage bei die¬sen Unternehmen anfachen wird.
Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen
Von Mai 2014 bis Ende Dezember letzten Jahres wertete der Euro gegenüber dem US-Dollar um 22
Prozent ab. Ein schwächerer Euro kommt nun denjenigen europäischen Unternehmen zugute, die
entweder exportorientiert oder auf den Binnenkonsum ausgerichtet sind. Denn durch die Abwertung
sind die Produkte europäischer Unternehmen an den Exportmärkten außerhalb der Eurozone billiger
geworden. Auf der anderen Seite sind Waren aus Ländern, deren Währung stärker als der Euro ist,
innerhalb der Eurozone teurer geworden. Dies verschafft hiesigen Unternehmen, die Waren an die
europäischen Verbraucher absetzen, einen Wettbewerbsvorteil.
Jedoch sehen wir nicht alle europäischen Exportunternehmen in einem positiven Licht. Im Gegenteil:
Gesellschaften, die den Großteil ihres Umsatzes mit Ausfuhren nach Asien erwirtschaften, betrachten
wir mit Skepsis. Denn ein Wachstumsrückgang in China hätte negative Auswirkungen auf die
Exportmöglichkeiten dieser Unternehmen. Auch weiterhin wird es allerdings Bereiche geben, die
langfristig interessante Anlagechancen bieten. Um diese aufzuspüren, ist ein fundamentaler und
selektiver Investmentprozess erforderlich.
Niedrige Rohstoffpreise sind positiv
Der niedrige Ölpreis – und die niedrigen Rohstoffpreise generell – haben außerdem eine positive
Auswirkung auf europäische Unternehmen: Sie haben den Verbrauchern einen größeren finanziellen
Spielraum verschafft – was positiv auf europäische Emittenten abfärbt. Darüber hinaus kommen den
einheimischen Unternehmen die niedrigen ölbezogenen Produktionskosten zugute.
Wir gehen davon aus, dass die günstigen Rohstoffpreise 2016 auf einem niedrigen Niveau verharren
werden und so das generelle Wachstum in Europa gestützt wird. Auf der anderen Seite sind wir deshalb
gegenüber europäischen Aktien aus dem Energie- und Bergbausektor, die unseres Erachtens aufgrund
der niedrigen Rohstoffpreise weiterhin unter Druck stehen werden, nicht positiv gestimmt.
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Globale Wachstumstreiber und Risiken
Auf übergeordneter Ebene befinden wir uns auf dem Weg in ein Wirtschaftsumfeld, in dem die
US-amerikanische Notenbank unserer Ansicht nach die Zinsen über einen längeren Zeitraum mehrfach
anheben wird. Jedoch in einem langsamen Tempo und im Takt der Anleger-Erwartungen. Gleichzeitig
gehen wir davon aus, dass die EZB ihre äußerst lockere Geldpolitik noch für lange Zeit fortsetzen wird.
All diese Faktoren sollten das europäische Wachstum stützen.
Außer dem allgemeinen Risiko, dem die Wirtschaftsentwicklung unterliegt, gibt es auch externe
Unsicherheitsfaktoren: Es besteht die Möglichkeit, dass sich beispielsweise die Aussichten für das
chinesische Wachstum eintrüben und geopolitische Risiken eskalieren – nicht zuletzt die Abstimmung in
Großbritannien über die künftige Mitgliedschaft in der EU. Dies könnte die wirtschaftlichen Parameter
und die Erwartungen der Verbraucher beeinflussen. Ausgehend von der aktuellen Lage überwiegt
unseres Erachtens nach jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die europäischen Unternehmen ihre
Gewinne steigern werden.
Dieser Artikel erschien am 27.05.2016 unter folgendem Link:
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