10.03.16 Ausblick heute: Geldpolitischer Entscheid in der Eurozone Die Europäische Zentralbank [EZB] darf heute bei ihrem geldpolitischen Entscheid keine homöopathische Dosis verabreichen. Erstens sind die Erwartungen hoch und zweitens zeigen sich inzwischen Abnutzungserscheinungen. Ohne erhöhte Dosis „expansive Geldpolitik“ wird sie die Erwartungen wie bereits im Dezember verfehlen und keine befriedigende Signalwirkung erzielen. Dieser Aspekt dürfte EZB-Präsident Mario Draghi auf dem Magen liegen. Denn er engt den Wirkungsradius ein. Eine delikate Ausgangslage für die EZB Die EZB kämpft an vielen Fronten. Die Inflation ist wegen der tiefen Rohwarenpreise trotz expansiver Geldpolitik in den negativen Bereich gerutscht. Die Erholungsdynamik in der Eurozone kommt nicht so richtig auf Touren und der Euro ist jüngst gegenüber dem US-Dollar teurer geworden. Hinzu kommt das Bankensystem, das seit Anfang Jahr unter der gestiegenen Risikoaversion leidet. Ferner muss die EZB die Finanzmärkte davon überzeugen, dass die Geldpolitik ihre Wirksamkeit nicht verloren hat. Was kann die EZB tun? QE-Programm: EUR 60 Mrd. pro Monat Ausweitung von Quantitative Easing: Aktuell kauft die Europäische Zentralbank pro Monat für rund 60 Mrd. Euro Anleihen auf. Sie tut das, um die Geldmenge im System zu erhöhen. Damit möchte sie einerseits die Zinsen am langen Ende tief halten, um die Nachfrage nach Krediten anzukurbeln. Über diesen Kanal will sie über eine Ausweitung der Geldmenge auch die Inflationsrate nach oben drücken. Es ist möglich, dass der monatliche Betrag erhöht wird, dass mehr Anlageklassen beim Kaufprogramm berücksichtigt werden oder dass die EZB das Programm noch einmal verlängert (verlängert im Dezember 2015: bis März 2017). Eintretenswahrscheinlichkeit: sehr hoch Einlagezinssatz: -0.30% Senkung des Einlagezinssatzes für Banken: Wenn die Geschäftsbanken am Ende des Tages Geld bei der EZB deponieren, müssen sie heute einen „Strafzins“ von -0.30% bezahlen. Die EZB möchte für die Banken Anreize schaffen, um Kredite zu vergeben. Die Kreditvergabe in der Eurozone ist praktisch eingeschlafen, und das missfällt der EZB. Denn ohne Kreditwachstum gibt es keine stärkere Konjunkturdynamik und somit bleibt auch die Inflationsrate auf einem tiefen Niveau. Eintretenswahrscheinlichkeit: hoch Hauptrefinanzierungssatz: 0.05% Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes: Aktuell liegt der Hauptrefinanzierungssatz (Gegenstück zum Dreimonats-Libor-Zielband der Schweizer Nationalbank) in der Eurozone bei 0.05%. Das ist so tief wie noch nie. Eine Senkung dieses Zinssatzes ist möglich und würde die Märkte überraschen. Positiv oder negativ? Wir denken eher negativ. Ein Senken des Referenzzinssatzes könnte der EZB als Eingeständnis ausgelegt werden, wonach die anderen Massnahmen nicht die erwünschte Wirkung zeigen. Auch ist der Widerstand innerhalb der EZB gegen eine weitere Senkung dieses Satzes hoch. Ebenfalls wäre es ein Signal, dass es um die Konjunktur in der Eurozone schlechter stehen könnte als gedacht. Eintretenswahrscheinlichkeit: mittel Einschätzung aus Schweizer Sicht: Mit dem Ende der „fixen“ Untergrenze strebt die Schweizer Nationalbank [SNB] wieder eine negative Zinsdifferenz an. Diese soll eine weitere Aufwertung des Frankens zum Euro unterbinden. Wenn also die EZB das QE-Programm ausweitet oder den Einlagezinssatz anpasst, kann die SNB ihren Leitzins unverändert belassen. Sollte die EZB den Hauptrefinanzierungssatzes senken, so muss auch die SNB ihren Zins nochmals senken, weil sie sonst die Zinsdifferenz zugunsten des EuroWechselkurses verliert. Aus Schweizer Sicht wäre es also wünschenswert, dass die EZB den Hauptrefinanzierungssatzes unverändert belässt. Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt. 10.03.16 Aktienmärkte US-Aktienmärkte: DowJones: +0.21%, S&P500: +0.51%, Nasdaq: +0.55%, Europäische Aktienmärkte: EuroStoxx50: +0.45%, DAX: +0.31%, SMI: +0.06% Asiatische Märkte: Nikkei 225: +1.26%, HangSeng: +0.46%, S&P/ASX 200: -0.14% Swantee war bis vor kurzem CEO von EE, dem grössten britischen Mobilfunkbetreiber. Für die Aufgabe des Verwaltungsratspräsidenten wird der ehemalige UBS-VRP Peter Kurer vorgeschlagen. Rohstoffmärkte Ölpreis WTI: USD 38.10 pro Fass Goldpreis: USD 1245.88 pro Unze Die fortgesetzte Erholung der Ölpreise hat den US-Aktienmarkt gestern unterstützt. Der DowJones hielt sich fast durchgängig im Plus und knüpfte damit wieder an seine jüngste Erholung an. Gestern haben die Ölpreise trotz rekordhoher USÖlvorräte zugelegt. Die positive Reaktion mit rückläufigen Beständen an Ölprodukten wie Benzin oder Diesel zu erklären. Das Bild an den europäischen Aktienmärkten war durch Zurückhaltung im Vorfeld des Entscheides der Europäischen Zentralbank geprägt. Kapitalmärkte Der Schweizer Aktienmarkt kämpfte gestern erneut mit der psychologisch wichtigen Marke von 8‘000 Punkten. Schlussendlich konnte die Marke nicht verteidigt werden und der Leitindex SMI ist mit kaum veränderten Kursen aus dem Handel gegangen. Sunrise hat im letzten Jahr etwas weniger Umsatz erzielt und unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Der Jahresverlust resultiert vor allem aus Kosten für den Börsengang, der im Februar 2015 durchgeführt wurde, sowie aus Refinanzierungstransaktionen im ersten Quartal. Die Nummer zwei auf dem Schweizer Telekommarkt erzielte 2015 einen rund 5% tieferen Umsatz von CHF 2.0 Mrd. Begründet wird der Rückgang mit der Stärke des Frankens, diversen Sondereffekten sowie mit einem anhaltenden strukturell bedingten Rückgang der Prepaid- und Festnetztelefonie. Das Unternehmen betont gleichzeitig, dass die AboKundenbasis im Mobilfunkbereich grösser geworden sei. Das bereinigte operative Ergebnis nahm um 2% auf CHF 627 Mio. ab. Ausserdem kommt es überraschend zu einem Wechsel. Am 9. Mai werde Libor Voncina das CEO-Amt an Olaf Swantee übergeben, heisst es weiter. Olaf Renditen 10 J: USA: 1.869%; DE: 0.235%; CH: -0.386% Während die Renditen der „sicheren“ Staatsanleihen (USA, Deutschland und der Schweiz) leicht anzogen, notierten die Staatspapiere von Italien und Spanien nahezu unverändert. Es scheint, als haben die Investoren im Vorfeld der heutigen EZB-Entscheidung sich noch etwas risikoreicher präsentiert. Währungen US-Dollar in Franken: 0.9971 Euro in US-Dollar: 1.0974 Euro in Franken: 1.0942 Der Euro hat gestern Abend im US-Handel wieder Stärke bewiesen und ist etwas über 1.10 USDollar gestiegen. Heute Morgen sind die Gewinne beim Euro jedoch bereits wieder verflogen. Caroline Hilb Thomas Jäger, CIIA Investment Center Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt.
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