ifo Geschäftsklima

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Mittwoch, 25. Januar 2017
Deutschland: ifo Geschäftsklima – (Protektionismus)-Wolken am Horizont
‡ Die Stimmung der Unternehmen hat sich zum Jahresbeginn – gemessen am ifo Geschäftsklima – überraschend deutlich eingetrübt. Die Eintrübung ging aber „nur“ von einer deutlichen Korrektur der Geschäftserwartungen aus. Die Lage wird weiterhin als sehr gut beurteilt.
‡ Die schwächeren Industrieerwartungen haben sicherlich auch mit der drohenden Gefahr eines zunehmenden Protektionismus zu tun, der von den USA ausgeht. Das sind längerfristige Befürchtungen, denen eine derzeit noch gute Weltkonjunktur
gegenübersteht.
‡ Noch ist es zu früh, um zu verzagen. Die Konjunktursorgen sind aber merklich gewachsen. Dies drückt sich auch in der sehr
unterschiedlichen Entwicklung von Lage und Erwartungen aus.
Die Stimmung der Unternehmen hat zum Jahresauftakt einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Das ifo Geschäftsklima
1.
sank wegen einer scharfen Korrektur der Geschäftserwartungen deutlich von 111,0 Punkten auf 109,8 Punkte (Bloomberg-Median und DekaBank: 111,3 Punkte). Im Gegensatz zu den Geschäftserwartungen blieb die Lagebeurteilung stabil auf
hohem Niveau. Der Zeiger der ifo-Uhr steht weiterhin im „Boom“-Quadranten, bewegte sich aber in Richtung „Abschwung“.
2.
Die Konjunktur läuft derzeit gut. Darauf deuten nicht nur die Einkaufsmanagerindizes hin, auch die unverändert gute
Lagebeurteilung der Unternehmen im ifo Konjunkturtest unterstreicht dies.
Doch erste Wolken werden am Horizont sichtbar. Eine sehr düstere Wolke treibt derzeit über den Atlantik – eine dro-
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hende Zunahme des Protektionismus. Erste Befürchtungen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der US-Präsidentschaftswahlen wurden vorläufig durch gemäßigte Aussagen Donald Trumps zerstreut. Doch spätestens bei den Personalentscheidungen wurde klar, dass die protektionistischen Äußerungen mehr als nur Wahlkampfgetöse gewesen sein könnten. Zuletzt weckten Aussagen wie „sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen“ oder die Aufkündigung der
pazifischen Freihandelszone TPP ernsthafte Sorgen (siehe unten stehende Abb. zu den Google-Suchanfragen). Diese dürften
maßgeblich für die schlechtere Stimmung der exportorientierten Industrie verantwortlich gewesen sein. Dass die Exporterwartungen dennoch gestiegen sind, lässt sich damit erklären, dass diese nur auf Sicht von drei Monaten abgefragt
werden, während die Geschäftserwartungen einen längeren Zeithorizont von einem halben Jahr haben – und gegenwärtig läuft die Weltkonjunktur noch.
Aber nicht nur in der Industrie sind die Erwartungen zurückgegangen, sondern auch im Handel und der Bauwirt-
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schaft. Dort waren in den vergangenen Monaten Spitzenwerte bei der Zuversicht der Unternehmen zu beobachten. Auch
Ifo Geschäftsklima
Ifo Uhr
Indexpunkte
125
27
Dez 16
Aufschwung
"Boom"
115
110
105
100
95
90
07
08
09
Geschäftsklima
Quellen: ifo, DekaBank
10
11
12
13
Geschäftslage
14
15
16
Geschäftserwartungen
17
Geschäftserwartungen (Saldenpunkte)
17
120
7
-3
-13
-23
Jan 17
Jan 09
-33
-43
"Rezession"
Abschwung
-53
-45 -40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35
Geschäftslage (Saldenpunkte)
Quellen: ifo, DekaBank
Makro Research
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Mittwoch, 25. Januar 2017
wenn sich die Rahmenbedingungen – wie der ausgezeichnete Arbeitsmarkt mit einer hohen Beschäftigtenzahl und ordentlichen Lohnzuwächsen – unverändert als Trumpf erweisen, gibt es ein paar Änderungen. So sind die Zinsen zuletzt wegen der
Entwicklungen in den USA und einer Auspreisung der Deflationsängste wieder angestiegen. Dies könnte insbesondere die hohen Erwartungen der Bauwirtschaft etwas gedämpft haben.
5.
Um die Konjunktur im ersten Quartal muss man sich derzeit keine Sorgen machen. Die unverändert hohe Lagebeurteilung der Unternehmen, die guten Einkaufsmanagerindizes und die gestiegene Kapazitätsauslastung wirken beruhigend.
Die Zukunftsperspektiven verdüstern sich aber infolge der aufziehenden Wolken eines zunehmenden Protektionismus. Ob
sich aber daraus ein Sturm zusammenbraut, steht noch nicht fest, die Risiken aber sind gestiegen.
ifo Geschäftserwartungen – Branchen
Google Suchanfragen zu „Protektionismus“
30
"normales" Schwankungsintervall
20
10
0
-10
-20
Mittelwert
BAU
EH
GH
100
30
90
20
80
10
70
0
60
-10
50
-20
40
-30
30
-40
20
-50
10
-60
0
Jan 17
-30
VG
40
DL
Quellen: ifo, DekaBank
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06
07
08
09
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Quellen: Google, DekaBank
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
Tel.: 069/7147-2736, E-Mail: [email protected]
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