Deutschland: ifo Geschäftsklima – Ungewissheit lastet auf

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Donnerstag, 24. November 2016
Deutschland: ifo Geschäftsklima – Ungewissheit lastet auf den Erwartungen
‡ Im November konnte das ifo Geschäftsklima die starke Aufwärtsbewegung der Vormonate nicht fortsetzen. Trotz einer besseren Lageeinschätzung stagnierte es infolge von sinkenden Geschäftserwartungen.
‡ Die starke Lageeinschätzung ist ein weiterer Hinweis auf eine gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal.
‡ Die gesunkenen Geschäfts- und Exporterwartungen sind auf den US-Wahlkampf und die Wahl Trumps zurückzuführen,
denn die globalen Konjunkturindikatoren waren erfreulich und hätten eher einen Anstieg erwarten lassen.
‡ Wir rechnen mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im Schlussquartal 2016 von 0,5 % qoq.
Im November konnte das ifo Geschäftsklima die starke Aufwärtsbewegung der Vormonate nicht fortsetzen. Es stag-
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nierte bei einem leicht nach unten revidierten Stand von 110,4 Punkten (Bloomberg-Median: 110,5 Punkte; DekaBank:
110,7 Punkte). Hinter dieser Seitwärtsbewegung verbarg sich der von uns erwartete Anstieg der Lageeinschätzung und ein unerwarteter Rückgang der Geschäftserwartungen. Der Zeiger der ifo-Uhr steht aber weiterhin deutlich im „Boom“-Quadranten.
Der Anstieg der Lagebeurteilung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass uns im vierten Quartal eine starke kon-
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junkturelle Dynamik beschert wird. Dabei dürfte der private Konsum wieder einmal eine tragende Rolle spielen. So erwartet
der Hauptverband des deutschen Einzelhandels ein gutes Weihnachtsgeschäft und auch die Einzelhändler drücken dies mit
einer starken Lageeinschätzung aus. Der Superstar unter den Branchen ist aber die Bauwirtschaft, deren Lagebeurteilung auf
Rekordniveau ist und deren Geschäftserwartungen am Allzeithoch kratzen. All die Faktoren, die für einen starken Konsum
sprechen, beflügeln auch den Bau: stabile Beschäftigungserwartungen und Einkommenszuwächse sowie geringe Zinsen. Zusätzliche Schützenhilfe kommt von den steigenden Miet- und Immobilienpreisen. Die Industrie hielt ihre Lagebeurteilung
weitgehend konstant.
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Enttäuschend ist der Rückgang der Geschäftserwartungen. Hier war es in erster Linie die Industrie, die ihre Geschäfts- und Exporterwartungen (!) zurückfuhr. Angesichts der erfreulichen Entwicklung der globalen Indikatoren ist das etwas
überraschend. Auf der Suche nach möglichen Gründen stößt man unwillkürlich auf die US-Wahl. Auch wenn aktuell
und auf Sicht der kommenden sechs Monate keine protektionistischen Beeinträchtigungen auszumachen sind, so bleibt dennoch die Ungewissheit über den Kurs der neuen US-Regierung als ein belastendes Momentum. Würden die Wahlkampfversprechen Trumps zum Außenhandel vollständig umgesetzt werden, würde das die Exportnation Deutschland merklich zu spüren bekommen.
Ifo Geschäftsklima
Ifo Uhr
Indexpunkte
125
27
Okt 16
Aufschwung
"Boom"
115
110
105
100
95
90
07
08
09
Geschäftsklima
Quellen: ifo, DekaBank
10
11
12
13
Geschäftslage
14
15
16
Geschäftserwartungen
Geschäftserwartungen (Saldenpunkte)
17
120
7
-3
-13
Nov 16
-23
Jan 09
-33
-43
"Rezession"
Abschwung
-53
-45 -40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35
Geschäftslage (Saldenpunkte)
Quellen: ifo, DekaBank
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Donnerstag, 24. November 2016
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Es ist wieder einmal die Unsicherheit, die den Unternehmen – vor allem den exportorientierten – die Stimmung verdirbt.
Neben der US-Wahl könnte auch das bevorstehende Referendum in Italien ein Stimmungsdämpfer gewesen sein. Unabhängig
davon deutet sich eine gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Schlussquartal 2016 an. Wir erwarten ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 % qoq.
ifo Geschäftserwartungen - Branchen
Deka-Welthandelsindikator (qoq, in %)
30
40
"normales" Schwankungsintervall
10
30
20
20
5
10
10
0
0
0
-10
-5
-20
-10
-30
-10
Welthandel
-40
-20
Welthandels-Indikator
-30
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
Nov 16
2004
-50
Mittelwert
2003
-15
-60
VG
BAU
EH
GH
DL
Quellen: ifo, DekaBank
Quellen: DekaBank
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
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