Deutschland: ifo Geschäftsklima – Jahresendrallye bei der

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Montag, 19. Dezember 2016
Deutschland: ifo Geschäftsklima – Jahresendrallye bei der Geschäftslage
‡ Im Dezember konnte sich das ifo Geschäftsklima überraschend merklich verbessern. Das war vor allem auf die starke Lageeinschätzung der Unternehmen zurückzuführen. Die Geschäftserwartungen stagnierten nahezu.
‡ Weiterhin ist vor allem in den haushaltsnahen Binnenbranchen die Stimmung außergewöhnlich stark. Die anderen Dienstleister mussten Federn lassen. Die Industrie verspürt zwar wieder etwas Rückenwind von der Weltwirtschaft, doch die Fesseln der
politischen Unsicherheit bleiben bestehen.
‡ Wir rechnen mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im Schlussquartal 2016 von mindestens 0,5 % gegenüber dem
Vorquartal.
Im Dezember konnte das ifo Geschäftsklima dank einer besseren Lagebeurteilung zulegen. Es stieg von 110,4 Punk-
1.
ten auf 111,0 Punkte an (Bloomberg-Median: 110,6 Punkte; DekaBank: 110,4 Punkte). Im Gegensatz zur Lagebeurteilung
stagnierten die Geschäftserwartungen nahezu. Der Zeiger der ifo-Uhr steht aber weiterhin deutlich im „Boom“-Quadranten.
Der Blick auf die Branchen zeigt, wo gegenwärtig die Musik spielt: Die Stimmung in der Bauindustrie hat sich abermals
2.
verbessert und eilt Monat für Monat von einem Allzeithoch zum nächsten. Die Stimmung im Einzelhandel stagnierte zwar,
doch auch sie ist außergewöhnlich hoch, die des Großhandels verbesserte sich sogar. Auch in der Industrie kam es zu einer
Stimmungsaufhellung. Sie war aber stärker durch die Lageeinschätzung als durch die Erwartungen geprägt. Aus der Reihe fiel
die Stimmung der übrigen Dienstleister, die nicht in das ifo Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft miteinfließt. Diese
sank, wie es auch schon zuvor die Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindizes getan hatten.
Das Beispiel der Industrie illustriert das gegenwärtige Spannungsfeld, in dem sich die Unternehmen bewegen.
3.
Exportorientierte Unternehmen verspüren derzeit wieder mehr Rückenwind von der globalen Konjunktur. Gleichzeitig
verunsichern weiterhin die politischen Entwicklungen die Unternehmen. Die jüngste Ankündigung eines möglichen Referendums in Italien über die Arbeitsmarktreform (!) ist ein weiterer dicker Tropfen in einem fast schon randvollen Fass. Das Beispiel der Industrie und der anderen Branchenentwicklungen skizzieren schon recht passend das Konjunkturbild des vierten
Quartals: Auf das Fundament einer guten Konsumtätigkeit und einer starken Bauaktivität baut eine Belebung der Exportaktivität auf. Einzig die Investitionen in Ausrüstungen dürften sich weiterhin vergleichsweise schwach entwickeln.
Zusammen mit den bislang vorliegenden Konjunkturindikatoren ist die von uns erwartete Belebung des ge-
4.
samtwirtschaftlichen Wachstums auf ein Plus von 0,5 % gegenüber dem Vorquartal im Schlussquartal 2016 eher
eine vorsichtige Schätzung.
Ifo Geschäftsklima
Ifo Uhr
Indexpunkte
125
27
Nov 16
Aufschwung
"Boom"
115
110
105
100
95
90
07
08
09
Geschäftsklima
Quellen: ifo, DekaBank
10
11
12
13
Geschäftslage
14
15
16
Geschäftserwartungen
Geschäftserwartungen (Saldenpunkte)
17
120
7
-3
-13
Dez16
-23
Jan 09
-33
-43
"Rezession"
Abschwung
-53
-45 -40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35
Geschäftslage (Saldenpunkte)
Quellen: ifo, DekaBank
Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Montag, 19. Dezember 2016
ifo Geschäftsklima - Branchen
Welt-Einkaufsmanagerindex Industrie (Punkte)
30
40
"normales" Schwankungsintervall
60
30
20
20
10
55
10
50
0
0
-10
-10
Rezessionsschwelle
45
-20
-30
-20
40
-40
-50
Mittelwert
Dez 16
-40
-60
VG
BAU
EH
GH
35
2000
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2015
2016
-30
DL
Quellen: ifo, DekaBank
Quellen: Markit, DekaBank
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
Tel.: 069/7147-2736, E-Mail: [email protected]
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