T2 Quantenmechanik Lösungen 8 LMU München, WS 16/17 Prof. D. Lüst / Dr. A. Schmidt-May version: 29. 11. 8.1. Translationsoperator Betrachten Sie den Translationsoperator im dreidimensionalen Raum Ûa = eia·p̂/~ mit p̂ = ~ ∇ und a ∈ R3 i (8.1) a) Zeigen Sie, dass Ûa Ûb = Ûa+b (8.2) Lösung: Da [pi , pj ] = 0 können wir das Resultat des letzten Zettels verwenden, welches aus der BakerCampbell Hausdorff-Formel folgte: 1 eÂ+B̂ = e eB̂ e− 2 [Â,B̂] (8.S1) Für  = ia · p̂/~ und B̂ = ib · p̂/~ folgt Ûa+b = eÂ+B̂ = e eB̂ = Ûa Ûb (8.S2) q.e.d b) Zeigen Sie explizit anhand des Skalarproduktes, dass Ûa unitär ist, also dass gilt hÛa φ|Ûa ψi = hφ|ψi ∀ ψ, φ ∈ L2 (R3 ) (8.3) Hinweis: Erinnern Sie sich daran, dass Ûa ψ(x) = ψ(x + a). Lösung: Wir haben Z hÛa φ|Ûa ψi = d3 x Ûa φ∗ (x)Ûa ψ(x) = Z d3 x φ∗ (x + a)ψ(x + a) (8.S3) Nun substituieren wir y = x + a und finden Z hÛa φ|Ûa ψi = d3 y φ∗ (y)ψ(y) = hφ|ψi (8.S4) q.e.d. c) Zeigen Sie, dass mit dem Ortsoperator x̂ gilt Ûa x̂Ûa† = x̂ + a1 (8.4) Lösung: Wir benutzen die Baker-Campbell-Hausdorff-Formel e B̂e− = ∞ X 1 n [ Â, B̂] n! n=0 (8.S5) mit  = ia · p̂/~ und B̂ = x̂i . Das gibt in diesem Fall e B̂e− = B̂ + [Â, B̂] = x̂i + [ ia · p̂ iai iai ~ , x̂i ] = x̂i + [p̂i , x̂i ] = x̂i + 1 = x̂i + ai 1 ~ ~ ~ i (8.S6) Dies sind die Komponenten der gesuchten Identität Ûa x̂Ûa† = x̂ + a1 8.1 (8.S7) q.e.d. d) Berechnen Sie den Kommutator [x̂i , Ûa ] (8.5) Lösung: Wir lassen Ûa von rechts auf (8.S7) wirken und benutzen Ûa† Ûa = 1. Das gibt Ûa x̂ = x̂Ûa + aÛa (8.S8) [x̂i , Ûa ] = x̂i Ûa − Ûa x̂i = −ai Ûa (8.S9) Also e) Sei |xi ein Eigenzustand des Ortsoperators mit Eigenwert x. Benutzen Sie das Resultat aus d) um zu zeigen, dass Ûa |xi (8.6) ebenfalls ein Eigenzustand des Ortsoperators ist. Bestimmen Sie den zugehörigen Eigenwert. Lösung: Es gelte Dann ist x̂ |xi = x |xi (8.S10) xÛa |xi = Ûa x̂ |xi = x̂Ûa + [Ûa , x̂] |xi (8.S11) Nun benutzen wir das Ergebnis aus d) und erhalten xÛa |xi = x̂Ûa + aÛa |xi (8.S12) Also x̂Ûa |xi = xÛa |xi − aÛa |xi = x − a Ûa |xi (8.S13) Also ist Ûa |xi Eigenzustand von x̂ mit Eigenwert (x − a). f ) Sei q ein dreidimensionaler Vektor mit Dimension des Impulses. Was ist die physikalische Bedeutung des Operators V̂q = eiq·x̂/~ (8.7) Lösung: Es folgt aus Symmetriegründen der Impuls- und Ortsdarstellung, dass der Operator V̂q auf Wellenfunktionen im Impulsraum wirkt wie Ûa auf Wellenfunktionen im Ortsraum. Explizit, Z Z V̂q ψ̃(p) = eiq·x̂/~ d3 x ψ(x)e−ip·x̂/~ = d3 x ψ(x)e−i(p−q)·x̂/~ = ψ̃(p − q) (8.S14) Der Operator bewirkt eine ”Translation” der Impulskoordinate. 8.2. Hermitesche Polynome und Funktionen In dieser Aufgabe werden Sie die Eigenfunktionen und Eigenwerte des Hamilton-Operators, welcher den harmonischen Oszillator beschreibt, auf weniger effiziente Weise als in der Vorlesung bestimmen. Der Formalismus des Hilbert-Raumes und die algebraische Methode zur Lösung der Schrödinger-Gleichung vereinfachen das Problem erheblich. 8.2 Die Hermiteschen Polynome Hn (x) sind definiert durch Hn (x) ≡ (−1)n ex 2 dn −x2 e dxn (8.8) a) Zeigen Sie mithilfe der vollständigen Induktion, dass 2 e2xt−t = ∞ X Hn (x) n=0 tn n! Hinweis: Beweisen Sie die äquivalente Relation ∂ n 2xt−t2 Hn (x) = n e ∂t t=0 (8.9) ∀n∈N (8.10) 2 2 d0 −x2 = ex e−x = 1 e 0 dx (8.S15) Lösung: Es gilt H0 (x) = (−1)0 ex und auch 2 ∂ 0 2xt−t2 =1 e ∂t0 t=0 (8.S16) Also ist (8.10) für n = 0 erfüllt. Nun nehmen wir an, dass (8.10) für n gilt und wollen zeigen, dass daraus die Identität für (n + 1) folgt. Es ist n+1 n 2 ∂ 2 2 ∂ 2 ∂ Hn = (−1)n ex e−x + (−1)n 2xex e−x = −Hn+1 + 2xHn n+1 ∂x ∂x ∂xn und deshalb Hn+1 = 2xHn − ∂ Hn ∂x (8.S17) (8.S18) Nun benutzen wir die Induktionsannahme und finden Hn+1 ∂ ∂ n 2xt−t2 ∂ n 2xt−t2 − = 2x n e e ∂t ∂x ∂tn t=0 t=0 n 2 ∂ = 2 n (x − t)e2xt−t ∂t t=0 (8.S19) (8.S20) Ebenso ist ∂ n ∂ 2xt−t2 ∂ n+1 2xt−t2 = e e ∂tn+1 ∂tn ∂t t=0 t=0 ∂n 2xt−t2 = 2 n (x − t)e ∂t t=0 (8.S21) (8.S22) 2 Damit haben wir (8.10) bewiesen. Daraus folgt sofort (8.9), da dies die Taylorentwicklung von e2xt−t um t = 0 ist, deren Koeffizienten gerade gegeben sind durch (8.10). b) Zeigen Sie, dass die Hermiteschen Polynome Hn (x) Lösungen der Hermiteschen Differenzialgleichung sind, welche lautet ∂ 2 Hn ∂Hn − 2x + 2nHn = 0 2 ∂x ∂x Hinweis: Wenden Sie den Operator ∂2 ∂x2 ∂ ∂ − 2x ∂x + 2t ∂t auf (8.9) an. 8.3 (8.11) Lösung: Der Operator ∂2 ∂x2 ∂ ∂ − 2x ∂x + 2t ∂t angewandt auf die linke Seite von (8.9) gibt ∂2 2 ∂ ∂ 2xt−t2 − 2x e = e2xt−t 4t2 − 4tx + 4t(x − t) = 0 + 2t 2 ∂x ∂x ∂t (8.S23) Anwendung auf die rechte Seite von (8.9) gibt hingegen ∞ X ∂2 ∂ tn ∂ − 2x H (x) + 2t n ∂x2 ∂x ∂t n! n=0 ! # " ∞ X ∂Hn (x) tn−1 tn ∂ 2 Hn (x) − 2x + 2tHn (x) = n! ∂x2 ∂x (n − 1)! n=0 ! ∞ n X ∂Hn (x) t ∂ 2 Hn (x) = − 2x + 2nHn (x) 2 n! ∂x ∂x n=0 (8.S24) (8.S25) (8.S26) Also ist ∞ n X t 0= n! n=0 ∂Hn (x) ∂ 2 Hn (x) − 2x + 2nHn (x) 2 ∂x ∂x ! (8.S27) Da diese Gleichung für alle t gilt und die tn ein linear unabhängiges Funktionensystem bilden, muss der Koeffizient von tn für jedes n einzeln verschwinden. Multiplikation mit n! gibt dann ∂Hn (x) ∂ 2 Hn (x) − 2x + 2nHn (x) = 0 ∂x2 ∂x (8.S28) q.e.d. Die Hermiteschen Funktionen Ψn (x) sind definiert durch √ −1/2 −x2 /2 Ψn (x) ≡ n!2n π e Hn (x) c) Zeigen Sie, dass ψn (x) ≡ Ψn (x/l) mit l = monischen Oszillators löst q ~ mω (8.12) die Schrödinger-Gleichung des har- −~2 ∂ 2 ψn mω 2 2 + x ψn = En ψn 2m ∂x2 2 (8.13) und dass die Energieeigenwerte gegeben sind durch En = ~ω(n + 1/2). Lösung: Sei u ≡ x/l. Dann ist ψn (x) = ψn (lu) und die SGL wird zu ~ω ∂ 2 ψn 2 − + u ψn = En ψn 2 ∂u2 (8.S29) √ −1/2 Für Ψn (x/l) = Ψn (u) gilt mit C ≡ n!2n π ∂ 2 Ψn ∂ 2 −u2 /2 = C e H (u) n ∂u2 ∂u2" ! # ∂ ∂Hn (u) −u2 /2 =C − uHn (u) e ∂u ∂u =C =C ! 2 ∂ 2 Hn (u) ∂Hn (u) ∂Hn (u) −u − Hn (u) − u + u2 Hn (u) e−u /2 ∂u2 ∂u ∂u ! 2 ∂ 2 Hn (u) ∂Hn (u) 2 − 2u + (u − 1)Hn (u) e−u /2 2 ∂u ∂u 8.4 (8.S30) (8.S31) (8.S32) (8.S33) In diesem Ausdruck benutzen wir die Hermitesche Differenzial-Gleichung (8.11) und erhalten 2 ∂ 2 Ψn = C(u2 − 1 − 2n)Hn (u)e−u /2 ∂u2 = (u2 − 1 − 2n)Ψn (8.S34) (8.S35) Dies können wir umschreiben zu ~ω 2 ~ω ∂ 2 Ψn − (u − 1 − 2n)Ψn = 0 2 2 ∂u 2 Multiplikation dieser Gleichung mit ~ω 2 ~ω 2 (8.S36) und einfache Umformung ergibt 1 ∂ 2 Ψn 2 + u Ψ = ~ω n + Ψn − n ∂u2 2 (8.S37) Dies ist genau (8.S29) mit En = ~ω(n + 1/2). q.e.d. d) Wie lauten die expliziten Ausdrücke der Eigenfunktionen Ψn (x/l) für n = 0, 1 ? Zeigen Sie, dass diese mit den aus der algebraischen Methode gewonnenen Funktionen übereinstimmen, also Ψn (u) = 1 2 √ (↠)n e−u /2 , n! n = 0, 1 π 1/4 (8.14) mit u ≡ x/l und 1 â = √ 2 † ∂ u− ∂u (8.15) Lösung: Die Definitionen (8.8) und (8.12) geben die expliziten Ausdrücke Ψ0 (u) = und √ −1/2 −u2 /2 π e H0 (u) = √ −1/2 −u2 /2 Ψ1 (u) = 2 π e H1 (u) = 1 π 1/4 2 e−u /2 √ 2 −u2 /2 e u π 1/4 Aus der algebraischen Methode, also Gleichung (8.S41) erhalten wir Ψ0 (u) = 1 −u2 /2 e π 1/4 und Ψ1 (u) = 1 π 1/4 1 √ 2 ∂ u− ∂u e −u2 /2 = 1 π 1/4 √ 2 2 1 −u2 /2 √ (u + u)e = 1/4 e−u /2 u π 2 in Übereinstimmung mit den obigen Ausdrücken. 8.5 (8.S38) (8.S39) (8.S40) (8.S41)
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