Russische USA-Migranten tendieren zu Trump

Russische
USA-Migranten
tendieren zu Trump
Die Wahlen in den Vereinigten Staaten am 8.November sind noch
lange nicht entschieden, auch wenn der Wahlkampf bereits in
seiner heißen Phase angelangt ist. Eine Umfrage sollte die
Frage klären, wem die in den USA lebenden Russen ihre Stimme
geben würden.
Offensichtlich spricht Donald Trump die Sprache, die zum
Ausdruck bringt, was viele Russen in den USA denken. In
Chester, einem kleinen Kaff im Bundesstaat Pensylvania,
beobachtete
ein
Korrespondent
der
russischen
Zeitung
„Nesawissimaja Gaseta“ eine Wahlveranstaltung des nicht
unumstrittenen Präsidentschaftskandidaten Trump und hörte sich
bei den Russen um. Angeblich sei Chester der depressivste Ort
der Region und damit gerade recht, unschlüssige Wähler für
sich zu gewinnen.
Verzweifelte Amerikaner sind eine der Wählergruppen, mit deren
Stimmen der Milliardär rechnen darf. In Orten wie Chester
lassen sich gerade die Gruppen von Minderheiten auf die Seite
eines Populisten ziehen. Deshalb kann Trump
potentiellen Belange der afroamerikanischen
auch die
Gemeinde
thematisieren, ohne einen einzigen Afroamerikaner bei dem
Treffen vor sich zu haben. Ein beliebtes Thema des
Exzentrikers Trump ist auch der Bau einer Mauer an der
mexikanischen Grenze. Damit trifft er unbeabsichtigt den
russischen Nagel auf den Kopf, da Russen ihre eigene Ansicht
über Einwanderungswellen pflegen.
Auch gegen seine direkte Kontrahentin Hillary Clinton zog der
Republikaner Donald Trump gehörig vom Leder: „Sie verteidigt
schon seit 25 Jahren Frauen und Kinder, wobei 70 Millionen von
ihnen in Armut leben. Wer wird denn an die Familien denken,
die in ihrem eigenen Land wie Flüchtlinge leben? Clinton hört
ihre Stimmen nicht. Sie schläft! Aber ich werde die Stimme
aller in Vergessenheit geratenen Amerikaner dieses Landes
sein!“ Das kommt an im russischen Gemüt, dass jemand die Ärmel
hochkrempelt, sich stark macht für die Belange derjenigen, die
unter der Grasnabe weiden.
Russen als „Trump-Versteher“
Obwohl, und das fällt auf, nicht alle, die Trump auf seiner
Seite wähnen darf, wollen zwingend mit der Politik eines
Wladimir Putin konform gehen. Wohlweislich klammert der
Kandidat das Thema Putin und Russland, obwohl er sich zu
diesem Thema in der Vergangenheit bereits zur Genüge geaalt
hatte., aus. Auf offene Ohren wäre Trump dabei ohnehin nicht
gestoßen: „Wir unterstützen Putin nicht und halten ihn für
einen aggressiven Politiker“, hätte zum Beispiel eine
Teilnehmerin des Treffens gesagt. „Die Situation in der
Ukraine ist weit entfernt von uns. Trump gefällt uns, weil er
die Steuern senken und neue Arbeitsplätze schaffen will.“
Oxana Carney, eine New Yorker Juristin aus Brighton Beach, wo
die größte russische Diaspora New Yorks lebt, ist der
Auffassung, dass Trumps Einstellung gegenüber Russland keine
entscheidende Rolle spiele. „Viele Russen, die in den USA
leben, sind Gegner der Vereinigung Russlands mit der Krim und
treten gegen Putin auf“, betonte sie. Zur Beliebtheit des
republikanischen Kandidaten weiß Carney: „Trump sagt, was er
denkt, ohne diese widerliche politische Korrektheit. Er nennt
die Dinge beim Namen, und es interessiert ihn nicht, was man
von ihm denkt.“ Er trete gegen die Einreise von Muslimen in
die USA ein, und da könne sie nur stehend applaudieren. Denn
er rede keinen feigen Unsinn im Sinne von „Nicht alle Muslime
seien Terroristen“.
Ein bisschen hausbackener gibt sich Viktor Topaller, ein
russischer Journalist der heute ebenfalls in New York lebt,
gegenüber seinen Landsleuten. Auch er ist überzeugt, dass die
meisten Einwanderer aus Russland respektive der Sowjetunion
für Trump stimmen werden, auch wenn sie nicht unbedingt seine
Fans seien.
„In Trumps Verhalten ist vieles abweisend, darunter
beispielsweise sein sinnloses Gerede über Russland und Putin.
Aber eines ist offensichtlich: Er hat viele Menschen auf seine
Seite gezogen, die müde von den ständigen Lügen sind, und
gezeigt, dass es möglich ist, die Wahrheit zu sagen. Alle
wissen ja, dass über die mexikanische Grenze viele
Vergewaltiger und Mörder in die USA kommen. Aber wie kann man
denn so etwas laut sagen? So etwas war unangebracht und
unanständig. Aber jetzt sehen wir, dass es doch möglich ist“,
sagt Topaller gerade heraus. Eben hemdsärmelig – eben genauso
wie es die Russen lieben.
[mb/russland.RU]