SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE, SWR2 DIE BUCHKRITIK Mark Spoerer: C&A Ein Familienunternehmen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien 1911 - 1961 C.H. Beck, München 2016 480 Seiten 34,95 Euro Rezension von Eva Karnofsky Dienstag, 27.09.2016 (14:55 – 15:00 Uhr) Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de C&A hat allein in Deutschland rund 500 Niederlassungen, weltweit sind es laut Forbes über 2000. Die Firmenzentrale des Konzerns sitzt inzwischen im Schweizer Ort Zug. 1841 im holländischen Sneek entstanden, schaut das Unternehmen der deutschstämmigen Familie Brenninkmeijer auf eine lange Geschichte zurück. Mark Spoerer hat sie aufgeschrieben, und Eva Karnofsky hat sein Buch C&A. Ein Familienunternehmen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien 1911 – 1961 gelesen. Die Bauernfamilie Brenninkmeijer stammt aus dem nordwestfälischen Ort Mettingen. Ab dem späten 17. Jahrhundert baute sie Flachs an, verarbeitete ihn zu Leinen, und die Männer zogen dann mit den Stoffen in den Niederlanden von Haus zu Haus. Tödden nannte man diese wandernden Kaufleute. Als dann in Friesland der Wanderhandel verboten wurde, eröffneten die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer unter dem Namen C&A Brenninkmeijer 1841 im friesischen Sneek das erste Bekleidungsgeschäft. Die beiden Brüder hatten acht Söhne, die es im Geschäft unterzubringen galt – also wurden Filialen eröffnet, zunächst nur in den Niederlanden, und als die Familie sich weiter Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT vergrößerte, ab 1911 auch in Deutschland und ab 1922 in Großbritannien. Der Grundstein für das Bekleidungsimperium, das zeitweilig fast vierzig Prozent der niederländischen Oberbekleidung herstellte und in Deutschland einen Marktanteil von über sechs Prozent hatte, war gelegt. Mark Spoerer ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Regensburg, und er hat jetzt mit C&A. Ein Familienunternehmen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien 1911 – 1961 ein Buch über die Geschichte von C&A vorgelegt. Interessanterweise war es die Familie Brenninkmeijer selbst, die den Historiker damit beauftragt hat. Es ging ihr laut Spoerer vor allem darum, mehr über die Rolle des Konzerns während der Nazi-Herrschaft zu erfahren. Das Manuskript wurde vor Veröffentlichung mehrfach mit Vertretern der Familie diskutiert. Umso aufmerksamer achtet der Leser auf Schönfärbereien, doch man sucht sie vergeblich. Spoerer beschreibt sehr sachlich, was er in Geschäftsunterlagen und -Korrespondenz gefunden hat. So führt er beispielsweise aus, dass Vertreter des deutschen Zweigs von C&A mit den Nationalsozialisten paktiert haben, mit Hermann Göring vor allem. Belege dafür sind im ausführlichen Anhang zu finden. Es wird detailliert dargestellt, wie C&A von der Arisierung der Konkurrenz profitiert und Immobilien jüdischer Firmen unter Marktwert aufgekauft, billige Näh-Aufträge an die Schneider im jüdischen Ghetto des polnischen Lódź vergeben sowie zumindest in einem Fall sowjetische Zwangsarbeiterinnen beschäftigt hat. Außerdem produzierte C&A Uniformen für die Wehrmacht. Das Verhältnis der Machthaber des Dritten Reichs zu C&A kann wohl durchaus als exemplarisch für deren Umgang mit der Privatwirtschaft gesehen werden, was das Buch besonders lesenswert macht. Spoerer geht immer auch auf die Konkurrenz ein, und so erzählt er auch die spannende Geschichte der Textilherstellung in Europa, von der Manufaktur über den Beginn der Konfektion in Heimatarbeit bis zur Massenproduktion. Sehr deutlich wird dabei die Abhängigkeit von Politik und Weltwirtschaft. Lediglich die gelegentlichen Erläuterungen zur Währungspolitik sind für Laien etwas schwer verdaulich. Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 MANUSKRIPT Ausführlich befasst sich Spoerer mit der Unternehmenskultur, die durch familiäre Besonderheiten geprägt ist. So haben alle Brenninkmeijers seit je einen niederländischen Pass, obwohl Mettingen bis heute Stammsitz der Familie ist. Und wie einst alle Tödden, ist die inzwischen mindestens 500 Mitglieder zählende, fast durchweg erzkonservative Familie Brenninkmeijer bis heute tief im Katholizismus verwurzelt. In den mittleren Führungspositionen sind nur wenige Vertreter anderer Konfessionen anzutreffen. Die TopManager entstammen ohnehin immer der Familie, und für sie gilt ein strenges Verhaltensstatut. Die Lektüre des flüssig geschriebenen Bandes erlaubt es, sich ein Bild davon zu machen, was die Familie antreibt, die hinter dem C&A-Konzern steht. Und wer wissen möchte, wie das Geschäft mit der Mode entstand, ist mit Mark Spoerers Buch über den C&A-Konzern ebenfalls gut bedient. Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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