SWR2 Zeitwort

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SWR2 Zeitwort
23.07.1164
Die Gebeine der Heiligen 3 Könige kommen in Köln an
Von Petra Pfeiffer
Sendung: 23.07.2016
Redaktion: Ursula Wegener
Produktion: SWR 2016
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Autorin:
Der Tradition nach handelt es sich um die einzigen erhaltenen Gebeine von
Menschen, die den neugeborenen Messias gesehen haben, um Könige noch dazu.
Natürlich bereitet Köln den heiligen Knochen am 23. Juli 1164 einen
standesgemäßen Empfang:
O-Ton Becker-Huberti:
„Bei dieser ersten Prozession ist schon das dabei, was dann zur Stereotype der
Dreikönige wird, nämlich drei Granden, die eben mit einem Stern auf dem Stab
vorneweg ziehen. An der Stelle, wo der Dreikönigenschrein in die Stadt gekommen
ist, wird ein Tor errichtet, in Köln heißt das das Dreikönigspörzje, steht bis zum
heutigen Tag an dieser Stelle.“
Autorin:
Der katholische Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti trennt
sorgfältig zwischen Dichtung und Wahrheit. Es ist historisch gesichert, dass die
Gebeine, ehe sie nach Köln kamen, in einer Mailänder Kirche aufbewahrt worden
sind. Kein Geringerer als Kaiser Barbarossa hat die wertvolle Reliquie im Zuge der
Eroberung Mailands erbeutet und dem Erzbischof von Köln vermacht, einem Mann
namens Rainald von Dassel.
O-Ton Becker-Huberti:
„Er hat von Mailand einen Brief geschrieben, auf welchem Weg er die heiligen
Knöchelchen nach Köln zu bringen gedachte, und jeder, der ihn in die Finger bekam,
sagte sich, sieh mal an, er zeigt uns an den Weg, den er natürlich nicht gehen wird,
und was macht der Mann? Er zieht exakt auf dem Weg, den er in seinem Brief
beschreibt, und keiner, der versucht hat, ihm die Knöchelchen abzujagen, ist drangekommen, der war ein ganz ausgebuffter Knabe.“
Autorin:
Wer überhaupt auf die Idee gekommen ist, die Reliquie nach Köln zu schaffen, war
es Barbarossa oder war es der Kölner Erzbischof, lässt sich heute nicht mehr
rekonstruieren. Den Nutzen jedenfalls hatte Erzbischof Rainald von Dassel, denn er
war es, der die deutschen Könige salbte und weihte.
O-Ton Becker-Huberti:
„Zu dieser Zeit fingen die Streitigkeiten schon an: Wer ist der Chef im Abendland? Ist
das der Mann, der in Rom sitzt oder ist das der deutsche Kaiser? Und dann gab es
noch einen Interessenten, der saß in Konstantinopel und war dort römischer Kaiser.
Alle beanspruchten dies für sich. Die Reliquien im Hintergrund bedeuteten aber: Der
König, den ich salbe, als Erzbischof von Köln, der steht in gleicher Reihe mit den
Königen, deren Reliquien ich habe.“
Autorin:
Es war also nur folgerichtig, für die Gebeine bald einen prächtigen und überaus
kostbaren Schrein fertigen zu lassen. Aus Gold und Silber, über und über mit
Edelsteinen und Gemmen besetzt, mehr als zwei Meter lang, und knapp mannshoch.
Doch damit nicht genug: Ein ganz neuer Dom musste her, als würdige steinerne
„Hülle“ für den Dreikönigsschrein, im damals aufkommenden Stil der Gotik.
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O-Ton Becker-Huberti:
„Alle sieben Jahre war große Wallfahrt, und es kamen Heerscharen nach
Deutschland mit nichts, nur mit dem, was sie auf dem Leib hatten. Sie wurden
verpflegt, gekleidet, sie wurden medizinisch versorgt und notfalls auch begraben auf
Kosten der Menschen hier, das war alles nach Mönchsart genau geregelt, also
„mönkesmaß“.
Autorin:
Bei aller Verehrung der Reliquien: Offiziell heiliggesprochen wurden die in der Bibel
erwähnten Magier, aus denen spätere Generationen „die heiligen drei Könige“
gemacht haben, nie. Heilig waren sie aus sich heraus.
Nachtrag: Heute ist davon auszugehen, dass es sich bei den drei männlichen
Skeletten im Dreikönigsschrein mitnichten um die Überreste der Männer handelt, die
laut Matthäusevangelium dem Jesuskind gehuldigt haben. Eines der drei Skelette ist
nämlich eindeutig einem Kind zuzuordnen.
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