Drei Möglichkeiten, dem Strafzins zu entgehen

Cash-Management im Niedrigzins
Drei Möglichkeiten, dem Strafzins zu entgehen
Am kurzen Ende sind die Zinsen inzwischen unter Tage angekommen. Um jetzt noch Renditen für
Barschaften zu erreichen, muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen.
Wer wissen will, wo das Problem liegt, braucht sich nur einmal Geldmarktfonds anzusehen. Über Jahre
galten sie als Ersatz für verzinste Kontoguthaben. Man parkte dort überschüssige Barschaften, es gab
Zinsen, wie sie sich Banken untereinander zahlen. Fertig.
Und heute? Cash-Management ist nicht mehr einfach. Anleger riskieren Strafzinsen für Kontoguthaben.
Die Rendite klassischer, kurzlaufender Geldmarktpapiere liegt um den Nullpunkt oder tiefer. Wer
Spielraum hat, verlängert die Restlaufzeiten so weit, wie es ihm erlaubt ist.
Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Fondsgebühren zum Zünglein an der Waage geworden
sind. Einige Fondshäuser haben sie bereits gesenkt. Die momentanen Preisbrecher sehen Sie in der
nachfolgenden Tabelle.
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Quelle: Morningstar
Ein Beispiel ist die französische Fondsgesellschaft Amundi, die mit 126 Milliarden Euro nach eigenen
Angaben so viel Geld in Geldmarktfonds verwaltet wie kein anderer in Europa. „Wir haben die
Gebühren gesenkt und liegen im Allgemeinen bei Management-Fees zwischen 5 und 15
Basispunkten“, berichtet Thierry Darmon, Leiter für Geldmarktfonds und kurzfristige Anlagen bei
Amundi.
Rund ein halbes Dutzend Flaggschiff-Euro-Geldmarktfonds hat Amundi auf dem Markt. „Innerhalb
dieser Fonds haben wir die Restlaufzeiten der Positionen seit 2012 schrittweise verlängert“, sagt
Darmon. Heute liegen die durchschnittlichen Restlaufzeiten bei rund neun Monaten, während der
rechtliche Maximalwert ein Jahr beträgt.
Drei Mal Unbeliebtes
Was die Amundi-Truppe getan hat, ist beispielhaft für die aktuelle Denke am Markt. Wer noch halbwegs
sauber aus der Zinsfalle herauskommen und keine Strafzinsen zahlen will, hat drei Möglichkeiten.
Erstens: Er kann die Laufzeiten seiner Anlagen verlängern und damit die Zinskurve emporsteigen.
Zweitens: Er kann schwächere Schuldner ins Depot holen. Oder drittens: Er kann seine Rendite am
Terminmarkt aufbügeln.
Punkt 1 ist schwieriger, als er klingt. Denn europäische Zinskurven sind flach. Am Euro-Geldmarkt
liegen die Renditen bis knapp über drei Monate unter Wasser. Selbst für ein Jahr Laufzeit liegen sie bei
lediglich 0,17 Prozent.
Deutlich angenehmer anzuschauen ist die Zinskurve des Dollar. Dort bekommt man – gemessen am
Swap-Markt für Zinsgeschäfte – auf vier Jahre Laufzeit bereits 1,40 Prozent. Das ist ein Vorteil von 1,1
Prozentpunkten gegenüber einer gleich lang laufenden Euro-Position und von fast 1,9 Prozentpunkten
gegenüber dem Schweizer Franken.
Davon abziehen muss man natürlich die Kosten, um den Wechselkurs zu sichern. Das ist
normalerweise die Zinsdifferenz bei Laufzeiten von einem Monat.
Will man für diesen Mehrertrag tatsächlich das Durationsrisiko einer vierjährigen US-Zinsanlage
eingehen? Das muss jeder selbst entscheiden. Teja von Holzschuher, Investmentchef der
Vermögensverwaltung Salmann Investment Management, hält es zumindest für einen Blick wert.
Anstatt aber blind in die Zinskurve zu gehen, bevorzugt er den Corporate US Dollar Bond Fund der
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Schweizer Union Bancaire Privée, der amerikanische Unternehmensanleihen enthält.
Er ist sauber gemanagt und in ausreichend vielen Versionen verfügbar. Es gibt ihn in je einer
währungsgesicherten Euro- und Franken-Tranche (ISIN: LU 019 206 483 9 und LU 044 782 669 3). Die
Portfoliorendite liegt bei 2,8 Prozent, die Duration bei 4,3 Jahren. Abzüglich der Kosten für
Kurssicherung und Management des Fonds sollte ein Ertrag von etwas über 2,0 Prozent für Euro- und
1,4 Prozent für Franken-Anleger bleiben.
Übrigens: Es gibt auch durationsgesicherte Tranchen (LU 094 350 719 3 und LU 094 350 727 6) mit 1,6
Prozent Rendite und 0,3 Jahren Duration.
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BB-Anleihen können schützen
Aus der Kategorie 2 – die Risikokurve hinauf – kommen zwei weitere Tipps des
Salmann-Investmentchefs. Der defensivere von beiden ist der Absolute Return Bond (LU 104 864 856
9) der Schweizer Vermögensverwaltung Swiss Rock. Deren Geschäftsleiter Roman von Ah betont
regelmäßig, wie wichtig es sei, sich aus gängigen Anleihe-Indizes fernzuhalten.
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Stattdessen liefert er mit dem Fonds eine rein bewertungsorientierte Kombination aus Staats- und
Unternehmensanleihen, über 166 Positionen gestreut und mit Risikobudget versehen. Ein Kerngedanke
ist dabei, dass man Risiken senken und Gewinne steigern kann, wenn man einem
Staatsanleihen-Portfolio Unternehmensanleihen mit schwächerem Rating beimischt, zum Beispiel BB.
Allzu forsch geht es im Portfolio dann aber doch nicht zu: Mindestens 80 Prozent der enthaltenen Titel
haben immer ein Investment-Grade-Rating. Die über Futures künstlich gesenkte Duration liegt bei
überschaubaren rund zwei Jahren.
Beim Arcano European Income (LU 064 691 384 7) ist sie mit 1,5 Jahren sogar noch kürzer. Was das
Portfolio betrifft, hat der Fonds allerdings mehr Schmackes als der von Swiss Rock. Die Spanier dürfen
ihrem Fonds bis zu 50 Prozent Bankkredite (Senior Loans) beimischen.
Das ist nichts für Anleger, die jeden Tag an ihr Geld kommen wollen. Denn der Fonds ist nur mit einer
Frist von zehn Tagen zweimal im Monat abrufbar. Er ist aber definitiv etwas für Anleger, die
Zinsänderungsrisiken vermeiden wollen. Rund zwei Drittel des Portfolios sind variabel verzinst, die
Duration liegt bei knapp über einem Jahr. Immobilienunternehmen und Banken sind als Schuldner
ausgeschlossen – zu undurchsichtig.
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Quelle: Bloomberg
Im vergangenen Jahr bandelte Arcano übrigens mit dem amerikanischen Anleihe-Spezialisten Muzinich
für ein Joint Venture in Spanien an. Muzinich wollte in den Markt, brauchte dafür aber einen lokalen
Experten.
Die Amerikaner selbst haben mit dem Enhanced Yield Short Term Bond auch einen ausdrücklich als
Cash-Ersatz gedachten Kurzläuferfonds in der Palette. Ende März lag die Portfoliorendite bei 2,6
Prozent, die Duration bei 1,5 Jahren. Die Hälfte liegt derzeit in Euro-Anleihen, der Rest hälftig in Dollar
und Britischem Pfund.
Auch hier gibt es währungsgesicherte Euro- und Franken-Tranchen (IE 00B 68X V54 0 und IE 00B 92L
SQ5 2). Nicht jeder Marktteilnehmer kann sich solche Anlagen als Alternative zu Cash-Positionen
vorstellen. Vor allem Fonds mit Absolute-Return-Ansatz werden noch sehr misstrauisch betrachtet. So
erzählt ein Mitarbeiter eines Family Offices, der nicht genannt werden möchte, dass
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Unternehmerfamilien ihr Geld inzwischen gern mal als Barkredit ins eigene Unternehmen stecken.
Ein anderer Family-Office-Mann erzählt, dass sich sein Haus bereits mit Cash-Alternativen befasst hat.
Mit dem Ergebnis: Cash bleibt zum größten Teil in Cash. Für einen kleineren Teil kommen Rentenfonds
mit Durationen von etwa 1,5 Jahren infrage. Welche? Das sagt er nicht.
Einen anderen Aspekt führt Antonio Divita vom Denkmann Family Office ins Feld. Wenn nämlich ein
Anleger auch mit einer Rückzahlung in einer Alternativ-Währung leben kann, kann er seine Rendite in
der Basiswährung erhöhen.
Banken bieten dafür Doppelwährungsanlagen an, die quasi den Verkauf einer Option enthalten. Die
dafür anfallende Prämie wird in eine Verzinsung umgerechnet. In welcher Währung man den
Anlagebetrag zurückbekommt, hängt davon ab, ob ein bestimmter zuvor festgelegter Wechselkurs
über- oder unterschritten wurde. Ein ernsthaft es Risiko entsteht nur, wenn der Anleger mit der
Fremdwährung nichts anfangen kann. Dann muss er sie zurücktauschen – und kann Verluste erleiden.
Die Gewinnchancen hängen – wie alle Optionspreise – von Volatilität, Laufzeit und Wechselkurs ab. Ein
indikatives Angebot von Julius Bär für Anleger in Schweizer Franken zeigt eine Rendite von einem
Prozent aufs Jahr gerechnet bei einer Laufzeit von 30 Tagen.
Steigt der Frankenkurs zum Euro um 2,8 Prozent, bekommt der Anleger sein Geld in Euro zurück. Er
bekommt einen vorteilhaft en Wechselkurs und erhält zusätzlich die Verzinsung aus der Prämie. Wird
die Kursschwelle nicht erreicht, bleibt er im Franken und erhält die Verzinsung. Auch das ist immer noch
besser als Minuszinsen auf dem Konto.
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Quelle: Absolut Report / Bloomberg
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Dieser Artikel erschien am 18.08.2015 unter folgendem Link:
https://www.private-banking-magazin.de/cash-management-im-niedrigzins-drei-moeglichkeiten-dem-strafzins-zu-entgehen-1435315044/
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