Fonds | ETFs - Institut für Vermögensaufbau (IVA)

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20.6. – 26.6.2015
Fonds | ETFs
FONDS IM BLICK
ANDREAS BECK, Institut
für Vermögensaufbau
Die große
Umverteilung
A
n den Anleihemärkten geht es
rund. Selbst der sicherste aller
Häfen, die zehnjährige deutsche
Staatsanleihe, hat in kürzester
Zeit mehr als fünf Prozent Kursverlust hin­
nehmen müssen. Durch den Kurseinbruch
ist die jährliche Verzinsung von 0,1 auf
knapp 1,0 Prozent gestiegen. Das Gute ist,
dass es kaum private Investoren getroffen
hat. Weder Privatanleger noch Versiche­
rungen waren so wahnsinnig, beim re­
kordniedrigen Zinsniveau von 0,1 Prozent
im großen Stil Anleihen zu kaufen. Der
Käuferdruck kam allein von der Europäi­
schen Zentralbank (EZB), die im März ihr
Anleihekaufprogramm gestartet hat.
Inzwischen wurden 240 Milliarden Euro
investiert, davon etwa 150 Milliarden in
Staatsanleihen. Insgesamt sollen 1,14 Billionen Euro investiert werden. Die mit dem
Kursrutsch verbundenen Verluste sind
damit im Wesentlichen in den Büchern
der EZB. Unwichtig, sind ja nur Buchver­
luste, oder? Falsch. Diese Verluste auf der
einen Seite sind reale Gewinne auf der an­
deren, der Verkäuferseite. Was hier ab­
läuft, ist nichts anderes als eine Umvertei­
lung — zulasten des Steuerzahlers.
Besonders ärgerlich in diesem Kontext ist,
wenn einige Hedgefonds auch noch auf
dem Silbertablett Detailinformationen
zum Stand des Kaufprogramms vorab be­
kommen. So geschehen durch das EZB-­
Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré bei ei­
ner geschlossenen Veranstaltung in einem
Londoner Hotel vor einigen Wochen. Die
dort gegebenen Informationen hatten er­
hebliche Kursrelevanz, ermöglichten den
ausgewählten Spekulanten entsprechende
Gewinnchancen. Man muss sich wirklich
fragen, in welcher Welt wir leben. Ein
Bundespräsident musste gehen, weil er
eine Oktoberfestrechnung nicht korrekt
beglichen hat. Was muss eigentlich passie­
ren, damit ein EZB-Präsident gehen muss?
ANDREAS BECK ist Vorstandssprecher
des Instituts für Vermögensaufbau (IVA).
Für €uro am Sonntag blickt er auf die Welt
der Fonds, der ETFs und der Geldanlage.
Gleichung mit
Unbekannten
Riester-Sparpläne » Union Investment
will den Flaggschiff-Fonds auswechseln.
Was das bringt, was Anleger wissen müssen
VON CHRISTOPH PLATT
H
och hinaus wollen
Anleger mit der Uni
ProfiRente. Der Rie­
ster-Fondssparplan
von Union Investment besticht
durch die Idee, einen möglichst
großen Teil der Beiträge in den
Aktienmarkt zu investieren. Da­
mit sollen die Riester-Kunden
von den Renditechancen der
Börsen weltweit profitieren.
Die Fondstochter der Volksund Raiffeisenbanken will ihre
Sparpläne nun umstellen. Bis­
lang flossen die Beiträge im Re­
gelfall in den Aktienfonds Uni­
Global. Bald soll an seine Stelle
ein neuer Aktienfonds treten:
der UniGlobal Vorsorge (siehe
Investor-Info). Nicht nur künf­
tige Beiträge werden umgeleitet,
auch das bereits im UniGlobal
investierte Geld soll in das neue
Produkt überführt werden.
Die Sparer haben nun die
Wahl: Entweder sie tun nichts
und lassen die Umstellung ge­
schehen, oder sie widerspre­
chen ihr. Dafür haben sie Zeit bis
zum 31. Juli dieses Jahres.
Der neue Fonds ist weitge­
hend identisch mit dem alten. Er
investiert ausschließlich in Ak­
tien, kostet genauso viel, hat das
gleiche Management und ver­
folgt bei der Auswahl der Titel
dieselbe Strategie. Einziger,
aber wesentlicher Unterschied:
Die Investitionsquote ist varia­
bel. Das heißt, der UniGlobal
Vorsorge kann mal mehr, mal
weniger stark am Aktienmarkt
investiert sein.
Angst vor der Rentenfalle
Union Investment will damit
die Wahrscheinlichkeit reduzie­
ren, dass das Geld der Anleger
bei Börsenturbulenzen in den
Rentenfonds
UniEuroRenta
übertragen wird, der als Sicher­
heitsnetz dient. Dies geschah in
der Vergangenheit immer wie­
der, wenn aufgrund von Aktien­
kursverlusten die Garantie­
summe der Anleger in Gefahr
war. Gesetzlich ist vorgeschrie­
ben, dass am Ende eines Riester­
PRODUKTE/MÄRKTE/ANLEGER
Kritische Töne kommen von
Didier Saint-Georges, der zum
Investmentkomitee der Vermögensverwaltung Carmignac gehört. Die jüngsten Turbulenzen
an den Anleihe-, Aktien- und
Devisenmärkten hätten bewiesen, dass die Kapitalmärkte an
Flexibilität verloren haben. „Sie
sind anfällig geworden für die
kleinsten Abweichungen vom
perfekten Szenario, bestehend
aus beständiger geldpolitischer
Unterstützung, ausreichendem
Wachstum und einer stabilen In-
flationsentwicklung“, sagt er.
Saint-Georges erwartet, dass
das Ausmaß der Schwankungen
künftig von den Erwartungen
dieser drei Faktoren abhängen
wird. Seine Kritik an der lockeren Geldpolitik der Notenbanken
erneuert er: „Diese Geldschöpfung im großen Stil hat keine
­Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums ermöglicht,
da jede Region die Quellen ihres
eigenen Wachstums von der
Wirtschaft ihrer Nachbarn abzapft.“ Aktuell sieht er gleich-
wohl Vorteile für die Eurozone.
„Die zügellose Praxis des Quantitative Easing hat eine Art Währungskrieg entfesselt, in dem die
Eurozone heute der Protagonist
und Hauptnutznießer ist.“
Einen nicht minder kritischen
Blick wirft Christian Schmitt,
Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung GS & P, auf
den Rentenmarkt. Die Stärke
der Kursverluste in den vergangenen Wochen sei nicht das
Problem: Ein Blick in die Vergan-