Präsidentschaftswahl und Zinswende Wie die besten Fondsmanager sich jetzt am US-Aktienmarkt positionieren Der US-Aktienmarkt ist der größte der Welt und lockt seit Jahren mit kräftigen Zuwächsen. Nun werfen jedoch Präsidentenwahl und Zinswende ihre Schatten voraus. Die Zuversicht der Top-Fondsmanager schmälert dies aber in keiner Weise. Der Sieger steht fest: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind die einzig verbliebene Supermacht auf diesem Planeten. Die Konkurrenz schwächelt auf breiter Front: Russland hat seine große Zeit hinter sich, China indes noch einen weiten Weg vor der Brust. Europa zerfleddert sich derweil selbst, anstatt zu einer Wirtschaftsmacht zusammenzuwachsen. Die USA bestimmen unterdessen weite Teile der Weltpolitik. Zugleich verändern amerikanische Unternehmen mit ihren neuartigen Technologien tiefgreifend das Leben der Menschen rund um den Globus. Diese Stärke lässt sich auch am gigantischen Kapitalmarkt der Vereinigten Staaten ablesen: Die Technologieriesen Apple und Alphabet, Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, der Ölförderer Exxon Mobil und sowie die SoftwareSchmiede Microsoft sind seit Jahren die nach Marktkapitalisierung größten Aktiengesellschaften der Welt. Zusammen kommen sie auf einen Börsenwert von umgerechnet rund 2 Billionen Euro. Und die US-Dominanz nimmt weiter zu: Waren unter den zehn größten Firmen vor einem Jahr noch zwei chinesische sowie ein Schweizer Unternehmen mit von der Partie, finden sich nach einer Aufstellung der „Financial Times“ dort inzwischen ausschließlich US-Gesellschaften (Stand: Ende März 2016). Übersetzung auf den Aktienmarkt Das bedeutet aber keineswegs, dass der US-Aktienmarkt nur den Weg nach oben kennt. Im Verlauf des zurückliegenden Jahres ist etwa der Standardwerte- Aktienindex S&P 500 lediglich um 3,5 Prozent gestiegen. Zugleich schwankten die Kurse der gelisteten Unternehmen stark. Darum empfiehlt Helen Ford, Spezialistin für US-Aktien bei der Fondsgesellschaft T. Rowe Price, dass Investoren ihr Augenmerk momentan verstärkt auf die fundamentalen Daten einzelner Unternehmen lenken sollten: „Zwar stecken preissensitive Branchen wie der Metall- oder Energiesektor in einer Gewinn-Rezession. Relativ starke Unternehmensergebnisse liefern dagegen der Gesundheits- und Technologiesektor, aber auch der Konsumgüterbereich.“ Dort liege zudem die Zahl der Fusionen und Übernahmen weiterhin auf einem hohen Niveau, ebenso Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH wie das Volumen der Aktienrückkäufe, so Ford. Letztere sind darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen derzeit große Mengen Cash in der Bilanz halten. Beides spricht für steigende Aktienkurse. Laut Analystenschätzungen sollen aber auch die seit Beginn des Jahres mittelprächtigen Gewinnzahlen der US-Unternehmen wieder auf breiter Front zulegen, im dritten Quartal um 5,1 Prozent und im vierten gar um 10 Prozent. Vor diesem Hintergrund hält Ford die Schwäche des US-amerikanischen Aktienmarkts zu Jahresbeginn für übertrieben und die Preise somit für günstig: „Wir haben die kurzfristige Volatilität genutzt und unsere Positionen in Titeln mit hohen Dividenden ausgeweitet.“ In der Vergangenheit sei das Verhältnis zwischen Wachstums- und Dividenden-Aktien ausgewogen gewesen, sagt die Expertin. Erst im vergangenen Jahr hätten Anleger dann angefangen, übermäßig in Wachstumstitel zu investieren. Tech-Riesen sorgen für Performance Die nehmen auch beim T. Rowe Price US Blue Chip Equity einen großen Teil des Portfolios ein: Versandhändler Amazon stellt mit 7,2 Prozent die Top-Position dar, gefolgt von Google-Mutter Alphabet und dem sozialen Netzwerk Facebook. Die drei machen zusammen mehr als 16 Prozent der 421 Millionen Euro Fondsvermögen aus und zahlen allesamt bislang keine Dividenden. Fondsmanager Larry Puglia wählt insgesamt gut 120 Einzeltitel mit einem durchschnittlichen Börsenwert von 62 Milliarden Euro. Mit einer Performance von 120 Prozent in den zurückliegenden fünf Jahren liegt der Fonds in seiner Vergleichsgruppe auf den Spitzenplätzen (siehe Tabelle unten). Die Konzentration auf wachstumsstarke Unternehmen führt aber auch zu Nachteilen wie einer stärker schwankenden Wertentwicklung. Die Volatilität beträgt 14,7 Prozent, mehr als bei den Wettbewerbern. Gleiches gilt für die 9 Prozent Abschwung seit Jahresbeginn. >>Vergrößern Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Das geht auch anders, wie der T. Rowe Price US Large Cap Equity aus gleichem Haus zeigt. Jeffrey Rottinghaus lenkt den Fonds und steht seinem Kollegen in Sachen Performance nicht nach. So steigerte er den Wert des Fonds um 119 Prozent auf Sicht von fünf Jahren ähnlich stark, in den vergangenen drei Jahren lag er mit einem Plus von 60 Prozent sogar einen Prozentpunkt vorn. Die Risikokennziffer Volatilität dagegen bleibt mit 11,4 Prozent deutlich niedriger als beim Fonds des Kollegen Puglia. Den Wertverlust seit Jahresanfang konnte Rottinghaus auf 0,5 Prozent beschränken. Dabei managt er ein wesentlich konzentrierteres Portfolio, lediglich Aktien von 50 Gesellschaften mit durchschnittlich 68 Milliarden Euro Börsenwert schaffen es in den Fonds. Wie kommt es also zu der größeren Stabilität? Den ruhigeren Verlauf hat der Fonds nicht zuletzt seiner Konzentration auf auszahlungsstarke Gesellschaften zu verdanken. So hat Rottinghaus momentan am meisten in den bereits 1892 gegründeten Mischkonzern General Electric investiert, der in diesem Jahr eine Dividendenrendite von knapp 3 Prozent bietet. Sein zweitgrößtes Investment, der Getränkeanbieter Pepsico, schüttet 2,8 Prozent seines Aktienkurses als Dividende aus. Dividenden als Risikopuffer Mit den zunehmenden Börsenturbulenzen rücken die Auszahlungen der Unternehmen an ihre Aktionäre Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH stärker ins Interesse der Investoren. Insbesondere in Abwärtsphasen können Fonds, die dividendenstarke Aktien bevorzugen, Verluste oftmals besser begrenzen als Fonds ohne diese Vorliebe. „In Zeiten schwacher Aktienmärkte gewinnen gerade diese Werte an Attraktivität“, bestätigt Ford. Somit hängt es in großem Maß vom weiteren Börsenverlauf ab, welche der beiden Anlagestrategien die besseren Ergebnisse abliefern wird. „Es gibt momentan Argumente sowohl für Wachstumsaktien als auch für Dividendentitel“, stellt die Aktienexpertin fest. Anlegern legt sie daher ein ausgewogenes Portfolio nahe, das die ganze Bandbreite des Aktienmarkts abdeckt. Ein klares Schwergewicht auf Unternehmen mit hohen Dividenden hat beispielsweise der Fidelity America Fund. Fondsmanager Angel Agudo bestückt das 7,8 Milliarden Euro schwere Portfolio zuvorderst mit fleißig zahlenden Unternehmen. Allen voran Pfizer mit knapp 5 Prozent Portfolioanteil. Der Pharmakonzern ist als Hersteller des Potenzmittels Viagra bekannt geworden und forscht derzeit an Präparaten zur Therapie von schwer behandelbaren Krankheiten wie Alzheimer, HIV oder Krebs. Das 1849 gestartete Unternehmen hat seit dem Zweiten Weltkrieg ununterbrochen an seine Aktionäre gezahlt und will 2016 auf das Jahr hochgerechnet eine Dividende von 1,20 US-Dollar ausschütten. Das entspricht, gemessen am Börsenkurs Ende Juni, einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent. Die Höhe kommt unter anderem dadurch zustande, dass im vergangenen Herbst die Kurse von Pharma- und Biotech-Aktien unter Druck geraten sind, nachdem Hillary Clinton, die US-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, eine Preistreiberei bei Arzneimitteln angeprangert hatte. Das hat aus Sicht des Fondsmanagers für günstige Einstiegsniveaus gesorgt, da im Senat immer noch die Republikaner das Sagen haben und schärferen Gesetzen ablehnend gegenüberstehen, die Medikamentenpreise drücken sollen. Wie wenig die konservativen Politiker von Gesundheitsreformen halten, hätten sie bereits mit ihrem Widerstand gegen eine Reform des Gesundheitssystems deutlich gemacht, so Agudo. Dieser hat letztlich dazu geführt, dass lediglich eine abgespeckte Version der Obamacare genannten Krankenversicherung beschlossen wurde. >>Vergrößern Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Auf den weiteren Podiumsplätzen des Fidelity America stehen ebenfalls verlässliche Dividendenzahler: der Bierbrauer Molson Coors Brewing Company und der auf Sicherheit spezialisierte Kommunikationsanbieter L-3 Communications Holdings. Mit 55 Einzeltiteln konzentriert Agudo sein Portfolio ebenso wie der T. Rowe Price US Large Cap Equity. Die gewählten Gesellschaften sind aber im Mittel nur halb so groß. Der Stabilität des Fonds schadet dies offenbar nicht. Der maximale Verlust, den Anteilseigner in den zurückliegenden fünf Jahren ertragen mussten, fällt sogar etwas geringer aus. Den Turbulenzen seit Jahresbeginn konnte sich auch der Fidelity- Fonds nicht komplett entziehen, um 1,2 Prozent ging es bergab. Seinen Wert hat der Fidelity America nahezu gleich schnell erhöht wie die Offerten von T. Rowe Price. Auf Fünf-Jahres-Sicht stehen 121 Prozent Zuwachs zu Buche. Als renditestärkster Fonds über diesen Zeitraum glänzt der Legg Mason Clearbridge US Large Cap Growth mit 138 Prozent Plus. Margaret Vitrano von der Investmentboutique Clearbridge managt das 2008 aufgelegte Portfolio gemeinsam mit Peter Bourbeau. Beim Zusammenstellen der Aktien legen die beiden weniger Wert auf zahlungsfreudige Unternehmen mit günstigem Börsenkurs, sondern bevorzugen für den Fonds vielmehr wachstumsstarke Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Der Börsenwert der ausgewählten Aktiengesellschaften übersteigt im Schnitt die Marke von 70 Milliarden Euro. Den Schwerpunkt legt das Fondsmanager-Duo ebenso wie ihre Wettbewerber aktuell auf den IT-Bereich und das Gesundheitswesen, jeweils mit einem Anteil von rund einem Viertel. Finanzdienstleistungen und Konsumgüter sind mit ungefähr halbem Gewicht die dritt- und viertgrößten Branchenpositionen. Verglichen mit der Masse der US-Aktienfonds fällt vor allem die größere Präsenz des Rohstoffsektors sowie des Gesundheitswesens auf: „Die höheren Gewichte in unserem Portfolio sind ein Ergebnis unseres Bottom-up-Ansatzes, der auf Unternehmensanalysen basiert und mit dem wir die aussichtsreichsten Aktiengesellschaften finden wollen.“ Strukturelle Vorgaben gibt es dennoch: „Im Portfolio setzen wir den Schwerpunkt mit 55 bis 65 Prozent auf Unternehmen mit stabilem Gewinnwachstum, die schneller zulegen als der Gesamtmarkt“, erläutert Vitrano die Anlagestrategie und nennt als Beispiel die Baumarktkette Home Depot, derzeit die siebtgrößte Position im Fonds und damit einen Rang über dem Internetgiganten Alphabet. 25 bis 35 Prozent des Portfolios reserviert die Fondsmanagerin für Titel mit deutlich höherem Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Wachstum als der Gesamtmarkt, zu denen sie auch Visa zählt. Den Rest des Portfolios will das Manager-Duo auf Unternehmen mit zyklischem Gewinnwachstum verteilen, die sich in einer Umbruchphase befinden. Insgesamt berücksichtigen die beiden auf diese Weise lediglich 40 bis 50 Aktiengesellschaften. An ihrem Vergleichsindex Russell 1000 Growth orientieren sie sich dabei nur grob: „Aktuell halten wir beispielsweise nur 2 Prozent des Portfolios in Apple-Aktien, das sind 3,6 Prozentpunkte weniger als im Index.“ Die vielen Gesundheitswerte erklärt Vitrano anders als ihr Fidelity-Kollege Agudo nicht mit, sondern trotz der jüngsten Schwächephase: „Diese Titel haben über die vergangenen drei Jahre positiv zum guten Ergebnis des Fonds beigetragen, auch wenn sie in den vergangenen zwölf Monaten etwas schwächer liefen“, so die Fondsmanagerin. Über drei Jahre erzielte sie mit ihrer Strategie ein Plus von 65 Prozent. Keine Angst vor Trump im Oval Office Große Sorgen um die Lieblinge der Fondsmanager bereitet auch ein möglicher US-Präsident Donald Trump nicht. Dessen Aussagen zur Gesundheitspolitik seien wie in vielen anderen Politikbereichen recht widersprüchlich geblieben, berichtet Agudo. Trump sei aber Republikaner durch und durch, was eine umfassende Reform des Gesundheitswesens wenig wahrscheinlich mache: „Die schlechte Publicity während des Wahlkampfs wird die Pharmabranche wohl lediglich dazu veranlassen, sich künftig bei den Medikamentenpreisen freiwillig in größerer Zurückhaltung zu üben.“ Von der Gesundheitsbranche zeigt sich auch die Expertin von T. Rowe Price uneingeschränkt überzeugt. „Besonders auf den Gebieten der Gentherapie sowie der Krebs- und Alzheimerforschung erwarten wir in den kommenden zehn Jahren bahnbrechende Entwicklungen“, prognostiziert Helen Ford. T. Rowe Price sucht dort Unternehmen mit besonders aussichtsreichen Produkten in der Pipeline. Im Technologiebereich werden ihrer Einschätzung nach weiterhin Social-Media- und Internet-Konzerne den Ton angeben. Die Nachfrage nach Konsumgütern sieht sie durch den festen Arbeitsmarkt und die steigenden Löhne gestärkt: „Außerdem ist der Verschuldungsgrad der US-Bürger inzwischen niedriger als noch vor der Finanzkrise.“ Ebenso förderlich für steigende Aktienkurse sind die niedrigen Zinsen. Die befragten Experten und Fondsmanager erwarten inzwischen durchweg, dass die von der US-Notenbank Federal Reserve angekündigten Zinserhöhungen gering ausfallen werden. Grund dafür ist die nach wie vor niedrige Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Inflation: Die Chance, dass die Notenbank ihr Ziel von 2 Prozent erreichen wird, wird immer kleiner. Das stützt den Optimismus der Profianleger, denn damit bliebe auch den Börsenkursen vorerst eine große Last erspart. Dieser Artikel erschien am 08.09.2016 unter folgendem Link: https://www.private-banking-magazin.de/praesidentschaftswahl-und-zinswende-wie-die-besten-fondsmanager-sich-jetzt-am-us-aktienmarkt-positioni eren-1473067355/ Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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