Krebs und Komplementärmedizin

Gesundheitsgespräch
Komplementärmedizin bei Krebs
Sendedatum:
06.02.2016
Experte:
Dr. Herbert W. Kappauf, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und
Internistische Onkologie, Palliativmedizin und Facharzt für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie
Autorin: Kathrin Hasselbeck
Eine Krebserkrankung äußert sich nicht nur mit körperlichen Beschwerden
sondern führt im Verlauf nicht selten auch zu psychischen und sozialen
Problemen. Eine gute onkologische Behandlung hat deshalb nicht nur
Krebsknoten im Blick. Sie zielt mit einer gleichzeitigen supportiven
(unterstützenden) Therapie darauf ab, sowohl die direkten Tumorbeschwerden
als auch Therapienebenwirkungen möglichst gut zu kontrollieren und den
Betroffenen Hilfe in der psychischen Krankheitsbewältigung zu geben .
Gleichzeitig gibt es Ansätze einer "Komplementärmedizin", die diese
Supportivtherapie in ihrer Wirksamkeit noch ergänzen. Die
Komplementärmedizin umfasst ein weites Spektrum sehr unterschiedlicher
Methoden. Viele Ansätze kommen aus der klassischen Naturheilkunde, die die
körpereigenen Selbstheilungskräfte aktivieren möchte: mit Entschlackungs- und
Ernährungsempfehlungen, bewegungstherapeutische Methoden einschließlich
Massagen, Nordic Walking, Tanzen und Yoga, Heilpflanzen, Wasser- und
Lichtanwendungen, psychischen und spirituellen Übungen und einiger
psychotherapeutischer Methoden. Zur Naturheilkunde im erweiterten Sinn
zählen auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und die
anthroposophische Medizin.
Wichtig ist: Als Komplementärmedizin ergänzen diese Behandlungsansätze die
konventionelle onkologische Behandlung. Sie ersetzen sie nicht. Es handelt
sich also nicht um Alternativmedizin.
Dem Text liegt ein Interview mit Dr. Herbert W. Kappauf, Facharzt für Innere
Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Palliativmedizin und
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, zugrunde.
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Krebs und die Folgen - Die Krankheit jenseits von OP und Chemo
Krebs bedeutet nicht „nur“, einen Tumor im Körper zu haben, Krebs heißt auch,
sich einer langwierigen Behandlung mit oft unangenehmen Nebenwirkungen zu
stellen. Hinzu kommen Sorgen: Werde ich den Krebs überleben? Kann ich
wieder arbeiten? Wird mein Partner mir während der Krankheit beistehen?
Welchen Verlauf nimmt die Krankheit? Was kommt da auf mich zu? All das
verunsichert und führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit.
Um dieser Hilflosigkeit aktiv entgegenzutreten, gibt es verschiedene
Möglichkeiten. Ein simples, aber entscheidendes Mittel: Bewegung. Wichtig ist,
dass der Patient selbst aktiv wird.
„Immer, wenn Patienten aufgefordert werden, aktiv zu sein, fühlen sie sich
weniger hilflos. Ich rate immer: „Machen Sie Sport, gehen Sie raus.“ Ich weiß,
wie gut es tut, den Körper als etwas Positives zu erleben in einer Situation, wo
man das Gefühl hat, dieser Körper hat mich verraten, der hat in mir was
wachsen lassen, was mich umbringen kann.“
Dr. Herbert W. Kappauf
Aber das Aktiv-Sein, die Eigeninitiative tut nicht einfach nur gut. Die Bewegung
verbessert tatsächlich auch das Blutbild und wirkt dem Erschöpfungssyndrom
(Fatigue) entgegen.
Moderne Krebstherapie - Erfolge nicht ohne Schatten
Die heutige tumorspezifische Krebstherapie besteht aus Operation, Bestrahlung
und medikamentöser Tumortherapie. Diese umfasst Medikamente der Chemo-,
Hormon- und Antihormontherapie, sowie der modernen Immuntherapie und
Target-Therapie mit sehr zielgerichteter Wirkung auf Tumorzellen. Das Ziel der
Behandlung ist einerseits, Krebserkrankungen langfristig zu heilen und dem
Patienten ein wieder normales Leben nach der Krankheit zu ermöglichen.
Dieses hohe Therapieziel einer anhaltenden Heilung ist heute bei etwa jedem
zweiten Krebspatienten erreichbar. Allerdings gelingt das oft nur durch
komplexe, längerfristige, interdisziplinäre (multimodale) Therapien, die
vorübergehend beeinträchtigende Nebenwirkungen und Risiken mit sich
bringen: eventueller Haarausfall, vorschnelle Müdigkeit (Fatigue), Übelkeit,
Geschmacksinnstörungen, vorzeitige Wechseljahrsbeschwerden, Haut- und
Schleimhautveränderungen. Dadurch wird über Monate die Leistungsfähigkeit
im Alltag, das eigene Selbstbild, Selbstwertgefühl und damit die Lebensqualität
beeinträchtigt.
Wenn eine Heilung nicht oder nicht mehr realistisch ist, geht es darum, den
Patienten so lange wie möglich gut im Leben zu halten, also um ein möglichst
langes Leben mit guter Lebensqualität. Dabei muss die Behandlungsplanung
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immer berücksichtigen: Die Therapie darf nicht schlimmer sein als die
Krankheit.
Der Krebs raubt die Unbeschwertheit
Wenn sich im Leben eines Menschen plötzlich alles nur noch um den Krebs
dreht, rückt somit automatisch etwas Negatives in den Fokus. Der Patient gerät
in eine Spirale aus Sorgen und Ängsten, ist zudem eventuell noch stark
beansprucht, ja, gestresst von der onkologischen Behandlung. Gleichzeitig
steht er vor der Herausforderung, die Erkrankung in sein Leben mit den
weiterbestehenden Verpflichtungen in der Familie (besonders bei noch nicht
erwachsenen Kindern) und im weiteren soziale Umfeld einzubinden. Dies
gelingt oft nicht leicht, steht der Patient doch vor der Doppelaufgabe, einerseits
mit seiner Krankheit zurechtzukommen und andererseits seinem sozialem
Umfeld erklären zu müssen, welcher Umgang unterstützt, welcher zusätzlich
belastet. Manche Patienten mit einer Krebserkrankung bezeichnen als größte
Belastung, dass ihnen im Bekanntenkreis Klischees übergestülpt würden, wie
es einem Krebskranken gehe und was er unbedingt in seinem jetzigen Leben
tun oder ändern müsse.
„Patienten müssen dem Onkologen sagen: Darunter leide ich. Sei es die
Übelkeit oder sind es psychische Probleme, dass sie nachts aufwachen, weil
sie Angst haben. Manche Patienten trauen sich nicht, den Onkologen
anzusprechen, weil sie denken, der hat doch dafür keine Zeit. Aber der
Onkologe muss physische und psychische Nebenwirkungen mitbehandeln.“
Dr. Herbert W. Kappauf
Komplementäre Therapieangebote - Wodurch kann die konservative
Therapie ergänzt werden?
In der Komplementärmedizin geht es darum, die konservative onkologische
Therapie zu ergänzen und nicht, sie zu ersetzen. Es werden also vor allem die
Beschwerden durch Nebenwirkungen sowie psychische Leiden behandelt.
Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, eine Krebstherapie
komplementärmedizinisch zu begleiten. Eine vollständige Aufzählung ist
nahezu unmöglich. Etliche Ansätze ähneln oder überschneiden sich. Nicht Alles
ist für Jeden geeignet. Egal, wofür ein Krebspatient sich interessiert oder
entscheidet, er sollte in jedem Fall mit seinem behandelnden Onkologen
darüber sprechen.
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Übersicht komplementärmedizinische Angebote
Bewegung und Sport
Vor allem Ausdauersportarten an der frischen Luft sorgen für mehr
Wohlbefinden. Besonders gut geeignet sind: Laufen, Radfahren, Wandern,
Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglauf oder Tanzen. Wissenschaftler sind
sich einig, dass durch Ausdauersport nicht nur die Leistungsfähigkeit und
die körperliche Ausgeglichenheit steigen, sondern dass der Therapieverlauf
weniger Komplikationen aufweist.
Achtung: Bei Lymphstau wird vom Krafttraining abgeraten, denn der
Lymphfluss kann durch die hohe Muskelanspannung weiter verschlechtert
werden.
Physiotherapie
Die Lymphdrainage hilft auf sanfte Art, den Lymphfluss wieder anzuregen,
der nach Operation oder Chemotherapie häufig unterbrochen ist. Massagen
oder Wärmebehandlungen tragen zur Entspannung bei – aber Vorsicht: nie
Körperregionen behandeln, die von einer Operation oder Chemotherapie
noch nicht ganz genesen sind! Eine stärkere Durchblutung der Haut kann
empfindliche Stellen reizen und bestehenden Juckreiz verstärken.
Pflanzliche Medikamente (Phytotherapie)
Nebenwirkungen wie Unwohlsein, Übelkeit oder Schleimhautbeschwerden
können durch die Einnahme mancher Heilpflanzen gelindert werden. Aber
Achtung: Bevor ein pflanzliches Arzneimittel eingenommen wird, müssen
dringend Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ausgeschlossen
werden.
Einige sehr wirksame Medikamente der modernen Tumortherapie werden
beispielsweise bereits durch Grapefruitsaft in ihrer Wirkung abgeschwächt
oder verändert. Generell gilt Vorsicht bei Wunderversprechen. Meist hilft es,
sich genau über die Wirkstoffe zu informieren, um manche
Werbebehauptungen zu entzaubern.
Ernährung
Durch eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung kann der Verlauf der
Krebstherapie unterstützt und die Lebensqualität verbessert werden. Eine
„Krebs-Diät“ im engen Sinn gibt es aber nicht. Ernährung spielt aber
besonders dann eine wichtige Rolle, wenn es durch Chemotherapie und
Bestrahlung zu Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen, Völlegefühl oder
Entzündungen in Mund und Magen kommt. Durch bewusste
Auseinandersetzung mit dem Thema Essen, durch das Nachspüren: „Was
könnte mir schmecken?“ kann man diesen Phänomenen entgegenwirken.
Außerdem sollten Patienten darauf achten, ihr Gewicht zu halten – der
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Körper braucht die Kraft.
Einige Nahrungsmittel können gezielt gegen Beschwerden eingesetzt
werden: Bei Übelkeit hilft Ingwertee, bei einer entzündeten
Mundschleimhaut Salbei oder Eibisch, bei Verdauungsbeschwerden
Fencheltee, geriebener Apfel oder Karottensuppe.
Homöopathie
Durch eine ausführliche Anamnese von körperlichem und seelischem
Zustand erfasst der Homöopath das Gesamtbild der Erkrankung. Eine so –
auch zeitlich – intensive Auseinandersetzung tut dem Patienten gut. Die
Wirksamkeit der Behandlung hängt vermutlich stark mit der Persönlichkeit
des Therapeuten zusammen.
Wissenschaftlich gibt es jedoch nach wie vor keinen Beleg dafür, dass
Krebs durch eine homöopathische Therapie geheilt werden kann. Patienten
berichten davon, dass die Behandlung hilfreich war bei Beschwerden wie
Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Abgeschlagenheit, Schwächegefühl
oder Schwindel.
Fernöstliche Heilmethoden: TCM, Ayurveda, Yoga
Sanfte, konzentrierte Bewegung in Kombination mit bewusstem Atmen wie
im Qi Gong, Tai Chi oder beim Yoga, hilft einem Krebspatienten dabei, die
Krankheit aus dem Fokus zu nehmen, die Sorgen beiseite zu lassen und
sich selbst in Ruhe zu spüren. Die Herstellung des inneren Gleichgewichts
gibt viel Kraft, um den Herausforderungen der Krankheit und der
onkologischen Therapie zu begegnen. Gleiches gilt für Entspannung durch
Baden oder die Salbung mit Ölen. Bei der ayurvedischen Pflanzenheilkunde
sollte auf die Qualität der Produkte geachtet werden – außerdem muss auch
hier eine Einnahme von Wirkstoffen mit dem Onkologen abgesprochen
werden. Von der Reinigung des Magen-Darm-Trakts durch Einläufe und
Brechmittel wird abgeraten.
Kreativtherapien
Kunst-, Gestaltungs-, Musik- oder Tanztherapien unterstützen den Patienten
bei der Auseinandersetzung mit den seelischen und körperlichen
Beschwerden der Krankheit. Sie geben die Möglichkeit, sich da
auszudrücken, wo man sprachlos ist, und bieten Entspannung durch
Ablenkung und Ruhe.
Entspannungsmethoden
Krebspatienten sind psychisch gestresst. Ein gutes Repertoire an
Entspannungsmethoden ist da sehr hilfreich. Verschiedene BewegungsAngebote wie Tai Chi, Qi Gong oder Yoga dienen der Entspannung, aber
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auch Meditation, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder
Atemübungen bringen Ruhe und Entspannung.
Psychoonkologie
Etwa seit den 1970er Jahren gibt es das interdisziplinäre Arbeitsgebiet der
Psychoonkologie. Es befasst sich wissenschaftlich mit psychischen und
sozialen Einflüssen bei der Entstehung und dem Verlauf von
Krebserkrankungen, genauso mit den psychischen und sozialen
Auswirkungen der Tumortherapie und entsprechenden therapeutischen
Hilfestellungen. Psychoonkologie ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil
einer kompetenten onkologischen Behandlung.
Die Komplementärmedizin bietet verschiedene psychoonkologische
Unterstützungsmethoden für die Bewältigung einer Krebserkrankung an von
Kunsttherapie, Tanztherapie, Yoga, Visualisierung bis Meditation und
Heilgebete.
Seriositäts-Check - Woran man erkennt, ob ein Angebot seriös ist
Besonders wenn die Heilungschancen schlecht stehen, wenn die onkologische
Therapie nur noch helfen kann, das Leben des Patienten zu verlängern und die
Lebensqualität zu erhöhen, dann wird die Verzweiflung über die eigene
Ohnmacht immer größer. Und diese Verzweiflung motiviert Patienten und ihre
Angehörigen, fieberhaft nach weiteren Heilungsmöglichkeiten zu suchen, nach
dem Motto: „Es muss doch noch eine Chance geben!“
Wenn es also um Leben oder Tod geht, ist jedes Mittel recht – koste es, was es
wolle. Und diese Haltung kommt denen entgegen, die ein Geschäft wittern, die
aus der Verzweiflung Gewinn schlagen wollen. Folgende Überprüfung hilft
dabei herauszufinden, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt.
Wird der Patient ernstgenommen?
Ein Therapeut muss seinen Patienten kennen lernen, um herauszufinden, wie
er ihm helfen kann. Ferndiagnosen, und sei es über die Zusendung einer
Blutprobe, sind unseriös. Im Gespräch mit dem Therapeuten sollte spürbar
sein, dass dieser ein Interesse am Patienten zeigt, dass er zuhört, eine
Beziehung aufbaut. Vorsicht ist geboten, wenn der Therapeut kein Interesse
hat, sich mit Berichten zu bisherigen Therapien zu beschäftigen, es ablehnt,
Kontakt zu den behandelnden Ärzten aufzunehmen. Ebenfalls muss es für den
Patienten möglich sein, sich mit seinem behandelnden Arzt zu beraten.
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„Es gibt Patienten, die mir erzählen, dass gesagt wurde: „Nehmen Sie das und
das ein, sagen Sie es aber ja nicht Ihrem Onkologen, weil der ist wahrscheinlich
nicht einverstanden.“ Da bringt man den Patienten in einen Loyalitätskonflikt,
und das ist ungut, gerade wenn man sich eh schon hilflos fühlt.“
Dr. Herbert W. Kappauf
Wird der Patient aufgeklärt?
Ein Therapeut sollte das, was er macht, plausibel erklären können – und
wollen. Wird stattdessen ein Geheimnis um das Medikament oder die
Behandlungsmethode gemacht, ist Skepsis angesagt. Fragen nach der
Zielsetzung, der Dauer und einer Erfolgskontrolle sollten beantwortet werden.
„Wenn ein Geheimnis um die Methode gemacht wird, erhöht das nur die
Hilflosigkeit des Patienten. Vielleicht gibt es kurzfristig das Gefühl der Hoffnung:
„Da kann jemand Wunder wirken“, aber die Enttäuschung folgt nur wenig
später.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Vorsicht bei großen Heilsversprechen
Andere Therapien abzuwerten und selbst vollmundig die Heilung auch in
aussichtslosen Fällen zu versprechen, ist unseriös. Auch, wenn dem Patienten
Angst gemacht wird, dass seine onkologische Therapie ohne diese ergänzende
Behandlung erfolglos sei, spricht das nicht für den Anbieter.
„Da gibt es Angebote nach dem Motto: „Wenn Sie früher gekommen wären,
dann hätte ich Ihnen helfen können, aber jetzt wird’s schwierig.“ Oder wenn die
Therapie nicht anschlägt, heißt es dann: „Das kommt daher, weil Sie ja vorher
schon schulmedizinisch behandelt wurden. Deswegen konnten unsere
Medikamente nicht wirken.“ Da wird der schwarze Peter dem Patienten
zugewiesen.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Krebs ist nicht gleich Krebs
Wer Krebs behandelt, der weiß: Es gibt nicht „die eine Krebserkrankung“,
sondern nach derzeitigem Wissensstand an die zweihundert verschiedene
Arten. Dementsprechend muss ein Brustkrebs anders therapiert werden als ein
Hirntumor oder ein Lymphknotenkrebs.
„Die verschiedenen Krebserkrankungen sind so unterschiedlich wie Herzinfarkt
und Krampfadern. Und niemand käme auf die Idee, Herzinfarkt und
Krampfadern gleich zu behandeln, obwohl es beide Gefäßkrankheiten sind.“
Dr. Herbert W. Kappauf
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Warnsignal: hohe Kosten
Ist die infrage kommende Therapie mit extrem hohen Kosten verbunden, und
werden diese nicht von der Krankenkasse übernommen, sollte man sich genau
überlegen, ob es einem wirklich wert ist und das Angebot gut auf die oben
stehenden Kriterien hin prüfen.
„Da heißt es dann: ‚Die Onkologen, bei denen Sie bisher waren, sagen, Sie
haben eine Chance auf Heilung von zehn Prozent. Wenn Sie zu mir kommen,
haben Sie eine Chance von 80 Prozent, aber es kostet halt 100.000 Euro‘, und
die verbohrte Krankenkasse zahlt das nicht. Immer wieder werden die
Patienten regelrecht danach taxiert, was sie bezahlen können. Da kommt dann
das Argument: ‚Wenn Sie sterben, haben Sie von dem Geld doch auch
nichts!‘.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Schlüsselrolle: der Onkologe - Besonders wichtig: Eine gute ArztPatienten-Beziehung
Gerade bei einer Krankheit wie Krebs, die den Patienten so vielfältig belastet,
ist eine gute Beziehung zum behandelnden Onkologen der Schlüssel zu einem
positiven Krankheitsverlauf. Wenn der Patient seinem Arzt vertraut, wenn der
Arzt seinem Patienten vermittelt, dass er ihm zuhört, können beide gemeinsam
nach Methoden suchen, die die Beschwerden des Patienten lindern.
Ein guter Onkologe behandelt nicht den Tumor, er behandelt den Menschen. Er
verordnet nicht nur Chemotherapie und Bestrahlung, sondern hat auch die
körperlichen und seelischen Nebenwirkungen im Blick.
„Wenn ich zu Patienten, die unter Übelkeit durch die Chemo leiden, sage, ein
guter zusätzlicher Ansatz zu den bisherigen Medikamenten ist Ingwertee, dann
ist das für die meisten was Komplementärmedizinisches. Auf der anderen Seite
gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass das sehr wirksam ist. Das
Nebenwirkungsmanagement ist die Grundlage für eine gute Onkologie.“
Dr. Herbert W. Kappauf
Psychoonkologie gehört dazu
Gerade weil eine Krebserkrankung und die Krebstherapie nicht nur den Körper
betreffen, sondern auch das Selbstbild, das psychisches Erleben und die
soziale Existenz, hat sich das interdisziplinäre Fach der Psychoonkologie
entwickelt. Psychoonkolgen geben wertvolle Hilfestellung in der
Auseinandersetzung und bei der Bewältigung einer Krebserkrankung. In
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Krebszentren gibt es inzwischen immer auch qualifizierte psychoonkologische
Unterstützungsangebote.
Aber auch niedergelassene Onkologen und Strahlentherapeuten müssen, um
ihr Therapieziel zu erreichen, die seelische Befindlichkeit ihrer Patienten ernst
nehmen und psychoonkologische Unterstützungsangebote koordinieren oder
an diese verweisen.
„Das Bestreben eines Arztes oder Therapeuten muss doch sein, dem Patienten
in einer bestimmten Situation zu helfen und seine Beschwerden zu lindern. Und
die Beschwerden sind nicht nur Tumorknoten, sondern sind Nebenwirkungen,
sind die psychische Auseinandersetzungen. Und das muss der Onkologe nicht
selbst machen, aber er muss sagen, da kenne ich einen Spezialisten, der kann
Ihnen in der Situation helfen.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Vertrauen als Basis
Auch Patienten sollten sich klar machen, dass der Onkologe sie nur dann
umfassend behandeln kann, wenn sie sich ihm gegenüber öffnen. Wenn neben
den Schmerzen auch zum Beispiel der Frust über den Krankheitsverlauf oder
die Ängste vor einer Verschlechterung zur Sprache kommen. Nur so werden
Arzt und Patient gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan erstellen
können.
„Das ist für mich eine Grundbedingung der Herangehensweise an Patienten,
dass ich sage: Da kommt ein Mensch nicht mit einer besonderen Krankheit,
sondern mit einer besonderen Sichtweise dieser Erkrankung. Und diese
Sichtweise beeinflusst sein Krankheitsverhalten. Ich muss eine gemeinsame
Ebene, eine gemeinsame Wirklichkeit herstellen, sonst wird, wenn
Nebenwirkungen auftreten, die selbst wieder ein Krankheitsgefühl machen, der
Patient sagen: Die Therapie macht mich ja kränker als vorher. Und dann kommt
es zumindest zu einer Störung, wenn nicht zu einem Abbruch der Behandlung.“
Dr. Herbert W. Kappauf
Soziale Kompetenz statt Fachidiotie
In der Ausbildung von Ärzten, besonders von Onkologen gibt es inzwischen
Kommunikations-Kurse, die den Medizinern vermitteln, wie sie abseits von
Diagnosen und Rezepten mit den Patienten umgehen sollten: einfühlsam,
empathisch, offen. Ziel ist es, dass der Patient nach dem Gespräch mit seinem
Arzt besser mit der Situation umgehen kann als vorher – das war nicht immer
so, ist aber inzwischen Standard. Gleichzeitig wirkt die Gesundheitspolitik
diesem Wunsch entgegen:
„Zwar wurde die psychische Betreuung von Patienten verbessert: Ein Hausarzt
oder Facharzt kann jetzt zum Psychotherapeuten überweisen. Gleichzeitig sind
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die Gesprächsleistungen für die Fachärzte gestrichen worden. Nach dem
Motto: ‚Jetzt haben die Eltern einen KiTa-Platz, jetzt müssen sie nicht mehr mit
den Kindern spielen!‘.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Wenn also das Zusammenspiel von Arzt und Patient gut funktioniert – mit
regem, ehrlichen Austausch, dann sind komplementäre Therapien nicht mehr
von außen hinzukommende Methoden, sondern integrativer Bestandteil der
klassischen onkologischen Behandlung.
„Das ist grotesk, wenn ich manchmal sehe, dass ein Patient für jedes
Teilproblem einen anderen Therapeuten hat, die so unkoordiniert an ihm
rumdoktorn. Das ist für mich dann das Gegenteil von einer ganzheitliche
Behandlung.“ Dr. Herbert W. Kappauf
Komplementärmedizin allgemein: Naturheilkunde und Wissenschaft
Experte: Prof. Dieter Melchart, Leiter des Kompetenzzentrum für
Komplementärmedizin und Naturheilkunde, Klinikum rechts der Isar, der TU
München
Naturheilkunde und Wissenschaft - das klang früher nach einem Widerspruch in
sich. Doch heute kann man wissenschaftlich beweisen, dass die Methoden und
Therapien der Naturheilkunde und der ergänzenden Medizin wirken –
dauerhaft, vorbeugend und heilend. Lebensstil, Bewegung, Ernährung,
Wasseranwendungen und Pflanzenheilkunde – mit ihnen kann man den
häufigsten Zivilisationserkrankungen zu Leibe rücken – oder sie gar nicht erst
entstehen lassen.
Allgemeines zu Komplementärmedizin
Komplementärmedizin ist ein Begriff, den man bis vor einigen Jahren im
internationalen Bereich noch mit Naturheilkunde gleichgesetzt hat. Doch
inzwischen hat er sich weiterentwickelt und meint alle Methoden, die die
Schulmedizin ergänzen, unter anderem Akupunktur, Traditionelle Chinesische
Medizin, Ayurveda, Homöopathie.
Spektrum der Krankheiten in der Komplementärmedizin
Sie hilft unter anderem bei:
• Herz-Kreislauferkrankungen
• Stoffwechselerkrankungen
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Erkrankungen des Bewegungsapparates
immer wiederkehrenden Erkältungen
Übergewicht
chronischen Entzündungen
Zentrum für Komplementärmedizin
Das Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde
(KoKoNat) ist eines der weltweit führenden Zentren für Qualitätssicherung,
klinische Forschung und Versorgungsforschung im Bereich Naturheilverfahren
und Komplementärmedizin. Es gehört zum Klinikum rechts der Isar der
Technischen Universität München und besteht aus verschiedenen Abteilungen:
• der Forschungsstelle
• der Ambulanz und
• der Tagesklinik für Naturheilkunde und Gesundheitsförderung.
Die Einrichtung wird zu gleichen Teilen von der Erich-Rothenfußer-Stiftung
München und dem Klinikum rechts der Isar finanziert.
Experte Prof. Dieter Melchart
Prof. Melchart ist der erste Professor für Naturheilkunde und
Komplementärmedizin in Bayern und Leiter des Kompetenzzentrums für
Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat), hat außerdem eine
Titularprofessur an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und ist
Gastprofessor für Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität Peking.
Wie KoKoNat entstand
Das KoKoNat wurde als sogenanntes "Münchener Modell" 1982 von einer
Studenten-Initiative gegründet. Mit Hilfe des aus erfahrenen Praktikern,
Professoren, Assistenten und Studenten bestehenden "Arbeitskreises zur
Förderung der Erfahrungsmedizin e.V." (AfE) wurden in den Jahren 1982 bis
1989 ein umfangreiches Lehrangebot für Studenten aufgebaut, erste
Forschungsvorhaben durchgeführt und wissenschaftliche Tagungen
veranstaltet. Von 1997 bis 2009 war die Initiative als Zentrum für
naturheilkundliche Forschung (ZnF) an der Technischen Universität München
tätig.
Stiftungsprofessur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin
Die Naturheilkunde ist ein fester Bestandteil des Medizinstudiums geworden.
Für die Medizinstudenten der Technischen Universität München werden seit
1997 Vorlesungen in Naturheilkunde und Komplementärmedizin im Rahmen
der medizinischen Ausbildung angeboten. "Naturheilverfahren und
Homöopathie" wurden in den Gegenstandskatalog der ärztlichen Prüfung
aufgenommen. Die zum KoKoNat gehörige Akademie für Naturheilverfahren
der Erich Rothenfußer Stiftung hat bis 2012 Weiterbildungskurse im Bereich der
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Gesundheitsbildung angeboten, allerdings wurden die Akademieaktivitäten
aufgrund von Projektüberlastungen im Extraordinariat eingestellt.
Ambulanz
Das KoKoNat ist eine offizielle Einrichtung des Klinikums rechts der Isar und
betreibt auch eine allgemein zugängliche Poliklinik mit Ambulanz und
Tagesklinik in der Kaiserstraße 9 in München-Schwabing. Jeder kann sich
dorthin überweisen lassen oder gleich direkt dorthin kommen.
Seminare und Vorlesungen für Patienten
Zur Stärkung der inneren Ressourcen des Menschen bietet das
Kompetenzzentrum für Patienten - aber auch für Personen, die allgemein ihre
Gesundheit stärken möchten - sowohl praxisorientierte Seminare wie auch
Vorlesungen an. Themenschwerpunkte sind die Bereiche Selbstwahrnehmung,
Ernährung, Bewegung, Stress-Management und Selbsthilfetechniken, wie
beispielsweise Akupressur, Leberauflagen oder Wasseranwendungen.
Individuelles Gesundheits-Management (IGM)Das KoKoNat koordiniert ein
Netzwerk verschiedener bayerischer Kurorte, das die Umsetzung und
Evaluation eines naturheilkundlichen Individuellen Gesundheits-Managements
(IGM) zum Ziele hat. Es wurden in den letzten zwei Jahren ein FortbildungsZertifikat zu einem IGM-Gesundheits-Coach und eine kontrollierte,
randomisierte klinische Studie zur Adipositasbehandlung mit Erfolg
durchgeführt.
http://www.igm-campus.de
Philosophie der Komplementärmedizin
Ärzte und Patienten sind in der Regel krankheitsorientiert: Sie reagieren auf
Krankheiten und versorgen deren Folgen – das ist das Prinzip des reaktiven
Gesundheitssystems. Die Komplementärmedizin kritisiert, dass damit den
eigentlichen Ursachen kaum auf den Grund gegangen wird. Prof. Melchart:
„Doch nur eine Beseitigung der Ursachen macht dauerhaft gesund und beugt
chronischen Erkrankungen vor. Dazu aber müssen die Patienten von den
Ärzten angeleitet werden, ihre individuelle Lebenssituation zu verändern.“
Salutogenese
Das Gesundmachende – die Salutogenese – steht bei der
Komplementärmedizin im Vordergrund. Salutogenese bedeutet ein Umdenken
des gesamten Gesundheitssystems. Denn sie fokussiert auf die Stärken und
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Schutzfaktoren des Menschen, anstelle dessen Schwachpunkte zu therapieren.
Ziele der Salutogenese sind
-
Gesundheitserhaltung
Vorbeugung
Selbstbehandlung
Selbstkompetenz
Kompetenter Mensch und Patient
Für den Einzelnen bedeutet das, für die eigene Gesunderhaltung mehr
Verantwortung zu übernehmen und sich selbst aktiv um die eigene
Gesunderhaltung zu kümmern.
„Dazu gehören Mut, Verantwortungsbewusstsein und Aktivität. Nicht das
passive Hinnehmen kurativer Medizin und Medikamente.
Das fällt deutlich leichter, wenn Medizinern und Therapeuten pädagogisch
arbeiten können und ihren Patienten dabei helfen, kompetent und stark zu
werden.“ Prof. Melchart
Vor allem bei chronischen Erkrankungen
Ein Großteil der chronischen Erkrankungen ist mit herkömmlichen
Medikamenten und Therapien oft nicht ausreichend behandelbar. Die
Beschwerden kommen immer wieder. Beispiele dafür sind:
- Rückenbeschwerden,
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
- Stoffwechselstörungen.
„Sie entstehen meist durch einen gesundheitsschädlichen Lebensstil. Durch
eine Veränderung der individuellen Lebenssituation und des Lebensstils, bei
der naturheilkundliche Therapien angewendet werden, können diese
chronischen Erkrankungen nachhaltig verbessert, oft sogar beseitigt werden.“
Prof. Melchart
Vorbeugen mit Komplementärmedizin
Ein gesunder Lebensstil beugt einer Vielfalt von Erkrankungen vor: Das
bedeutet, dass es kein günstigeres und effektiveres „Medikament“ gibt als z.B.
mehr Bewegung. Mit Einschränkung gilt dies auch für die Ernährung. In
Kombination mit Wasseranwendungen und Pflanzenheilkunde kann man den
meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen vorbeugen
und sie häufig sogar heilen.
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Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
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Beweise der Wirksamkeit der Komplementärmedizin
Dass Naturheilkunde und Komplementärmedizin heilen können, dafür gibt es
beispielhafte Studien, die unter anderem auch das Kompetenzzentrum für
Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) durchgeführt und
publiziert hat. Zum Beispiel begleitete das KoKoNat 2001 bis 2006 die
vielbeachtete Studie zur Akupunktur bei chronischen Schmerzen, die die
gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland durchführten. Studien zur
Wirksamkeit von Wasseranwendungen (Balneologie), Ernährungsumstellung,
Bewegung und Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) wurden durchgeführt und
belegten die Wirksamkeit dieser naturheilkundlichen Anwendungen.
Gesundheitsmanagement – Jeder Einzelne kann viel erreichen
Die Patienten der Komplementärmedizin sollen lernen,
- sich selbst und ihre Lebenssituation kritisch zu beobachten
- ihren Lebensstil sanft zu ändern und gesunderhaltende Rituale
einzuführen
- sich in Gesundheits- und Krankheitsfragen besser auszukennen.
Der Fachbegriff hierfür lautet individuelles Gesundheits-Management (IGM).
Gesundheit durch Veränderung
Bei einem gesunden Lebensstil sind folgende Faktoren zu berücksichtigen und
gegebenenfalls zu ändern:
- Bewegung
- Ernährung
- vegetative Ausgewogenheit
- Immunabwehr
- Wärmehaushalt
- Schlaf
- soziale Kompetenz
Diese Faktoren sollen stabilisiert und gestärkt und so die Gesundheit nachhaltig
gesteigert, bewahrt oder wiederhergestellt werden.
Die wichtigsten naturheilkundliche Therapieformen
- Bewegungssteigerung
- Ernährungsumstellung
- Stressmanagement
- Pflanzentherapie
- Wassertherapie
Bewegungstraining
Ausdauer, Kraft und Koordination müssen ihren Einzug ins Leben finden und
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allmählich zu einem alltäglichen Ritual werden.
Tipp:
- Etwa 10.000 Schritte am Tag machen - davon 3.000 bis 4.000 in 30 bzw. 40
Minuten. Empfehlenswert ist hierfür ein Schrittzähler.
- Zusätzlich täglich zehn Minuten Krafttraining - das kann problemlos zuhause
absolviert werden.
Ernährungsumstellung
Ein Großteil der chronischen Erkrankungen unserer Zeit wird durch
Risikofaktoren wie etwa Übergewicht, Rauchen, Bewegungslosigkeit,
Muskelabbau wesentlich ausgelöst. Durch eine Ernährungsumstellung, die
individuell an den Lebensrhythmus angepasst ist, kann deutliche Besserung
erfolgen oder diesen Krankheiten vorgebeugt werden. Dabei helfen unter
anderem:
- Fastentage
- Verzichtstage
- Gesunde Fette
- Wenig Fleisch
Achtung: Bauchumfang!
Neben der Gewichtsmessung ist auch die regelmäßige Erfassung des
Bauchumfangs sinnvoll. Aus stoffwechselphysiologischer Sicht ist ein „zu viel“
an Bauchfett besonders schädlich. Hier gelten bereits für Frauen die Messwerte
von 80 cm, für Männer von 94 cm Bauchumfang als Gefährdungsgrenzen. Der
Bauchumfang wird im Stehen an der Taille gemessen.
Stressmanagement
Entspannungsverfahren wie Atementspannung oder Audiotherapien
(Beruhigung mit Musik) helfen, mit dem Risikofaktor Stress besser umzugehen.
Prof. Melchart: „Unangenehme Gefühle können dann besser ausgehalten
werden, Zeitdruck, Ängste, Überforderung, Ärger werden kleiner und
verbessern so die Lebenssituation verbessern. Das macht gesund und beugt
vor.“ Bei stärker ausgeprägten Stresssymptomen wie beim Burn-out müssen
jedoch umfassendere Stress-Management Maßnahmen zur Erkennung,
Vermeidung bzw. besseren Anpassungsfähigkeit eingeleitet werden
(sogenanntes multimodales Stress-Management).
Pflanzentherapie
Nahrungsergänzungsstoffe sowie Heilkräuter aus der europäischen, westlichen
und östlichen Medizin werden von der Naturheilkunde und
Komplementärmedizin zur Therapie eingesetzt. Sie werden individuell dosiert.
Hier sind insbesondere die Pflanzenstoffe interessant, die antioxidativen
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Wirkungen haben (z.B. Cumarine, Naturfarbstoffe).
Wasser- und Thermotherapie
Die Komplementärmedizin vermittelt dem Patienten auch Techniken der
Wasser- und Thermotherapie, die er selbst anwenden kann – Beispiele:
- Einfache Wechselgüsse, Teilbäder und verschiedene Formen von
Wickeln, die oft mit aromatherapeutischen Stoffen kombiniert werden.
- Die Moxibustion, d.h. das Abbrennen von "Moxakrautzigarren" über
bestimmten Körperpunkten, die besonders günstige Auswirkungen auf
die Durchblutung innerer Organe (z.B. bei Blasenentzündung) haben.
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