Gesundheitsgespräch Komplementärmedizin bei Krebs Sendedatum: 06.02.2016 Experte: Dr. Herbert W. Kappauf, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Palliativmedizin und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Autorin: Kathrin Hasselbeck Eine Krebserkrankung äußert sich nicht nur mit körperlichen Beschwerden sondern führt im Verlauf nicht selten auch zu psychischen und sozialen Problemen. Eine gute onkologische Behandlung hat deshalb nicht nur Krebsknoten im Blick. Sie zielt mit einer gleichzeitigen supportiven (unterstützenden) Therapie darauf ab, sowohl die direkten Tumorbeschwerden als auch Therapienebenwirkungen möglichst gut zu kontrollieren und den Betroffenen Hilfe in der psychischen Krankheitsbewältigung zu geben . Gleichzeitig gibt es Ansätze einer "Komplementärmedizin", die diese Supportivtherapie in ihrer Wirksamkeit noch ergänzen. Die Komplementärmedizin umfasst ein weites Spektrum sehr unterschiedlicher Methoden. Viele Ansätze kommen aus der klassischen Naturheilkunde, die die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktivieren möchte: mit Entschlackungs- und Ernährungsempfehlungen, bewegungstherapeutische Methoden einschließlich Massagen, Nordic Walking, Tanzen und Yoga, Heilpflanzen, Wasser- und Lichtanwendungen, psychischen und spirituellen Übungen und einiger psychotherapeutischer Methoden. Zur Naturheilkunde im erweiterten Sinn zählen auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und die anthroposophische Medizin. Wichtig ist: Als Komplementärmedizin ergänzen diese Behandlungsansätze die konventionelle onkologische Behandlung. Sie ersetzen sie nicht. Es handelt sich also nicht um Alternativmedizin. Dem Text liegt ein Interview mit Dr. Herbert W. Kappauf, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Palliativmedizin und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, zugrunde. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Krebs und die Folgen - Die Krankheit jenseits von OP und Chemo Krebs bedeutet nicht „nur“, einen Tumor im Körper zu haben, Krebs heißt auch, sich einer langwierigen Behandlung mit oft unangenehmen Nebenwirkungen zu stellen. Hinzu kommen Sorgen: Werde ich den Krebs überleben? Kann ich wieder arbeiten? Wird mein Partner mir während der Krankheit beistehen? Welchen Verlauf nimmt die Krankheit? Was kommt da auf mich zu? All das verunsichert und führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit. Um dieser Hilflosigkeit aktiv entgegenzutreten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein simples, aber entscheidendes Mittel: Bewegung. Wichtig ist, dass der Patient selbst aktiv wird. „Immer, wenn Patienten aufgefordert werden, aktiv zu sein, fühlen sie sich weniger hilflos. Ich rate immer: „Machen Sie Sport, gehen Sie raus.“ Ich weiß, wie gut es tut, den Körper als etwas Positives zu erleben in einer Situation, wo man das Gefühl hat, dieser Körper hat mich verraten, der hat in mir was wachsen lassen, was mich umbringen kann.“ Dr. Herbert W. Kappauf Aber das Aktiv-Sein, die Eigeninitiative tut nicht einfach nur gut. Die Bewegung verbessert tatsächlich auch das Blutbild und wirkt dem Erschöpfungssyndrom (Fatigue) entgegen. Moderne Krebstherapie - Erfolge nicht ohne Schatten Die heutige tumorspezifische Krebstherapie besteht aus Operation, Bestrahlung und medikamentöser Tumortherapie. Diese umfasst Medikamente der Chemo-, Hormon- und Antihormontherapie, sowie der modernen Immuntherapie und Target-Therapie mit sehr zielgerichteter Wirkung auf Tumorzellen. Das Ziel der Behandlung ist einerseits, Krebserkrankungen langfristig zu heilen und dem Patienten ein wieder normales Leben nach der Krankheit zu ermöglichen. Dieses hohe Therapieziel einer anhaltenden Heilung ist heute bei etwa jedem zweiten Krebspatienten erreichbar. Allerdings gelingt das oft nur durch komplexe, längerfristige, interdisziplinäre (multimodale) Therapien, die vorübergehend beeinträchtigende Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen: eventueller Haarausfall, vorschnelle Müdigkeit (Fatigue), Übelkeit, Geschmacksinnstörungen, vorzeitige Wechseljahrsbeschwerden, Haut- und Schleimhautveränderungen. Dadurch wird über Monate die Leistungsfähigkeit im Alltag, das eigene Selbstbild, Selbstwertgefühl und damit die Lebensqualität beeinträchtigt. Wenn eine Heilung nicht oder nicht mehr realistisch ist, geht es darum, den Patienten so lange wie möglich gut im Leben zu halten, also um ein möglichst langes Leben mit guter Lebensqualität. Dabei muss die Behandlungsplanung Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 immer berücksichtigen: Die Therapie darf nicht schlimmer sein als die Krankheit. Der Krebs raubt die Unbeschwertheit Wenn sich im Leben eines Menschen plötzlich alles nur noch um den Krebs dreht, rückt somit automatisch etwas Negatives in den Fokus. Der Patient gerät in eine Spirale aus Sorgen und Ängsten, ist zudem eventuell noch stark beansprucht, ja, gestresst von der onkologischen Behandlung. Gleichzeitig steht er vor der Herausforderung, die Erkrankung in sein Leben mit den weiterbestehenden Verpflichtungen in der Familie (besonders bei noch nicht erwachsenen Kindern) und im weiteren soziale Umfeld einzubinden. Dies gelingt oft nicht leicht, steht der Patient doch vor der Doppelaufgabe, einerseits mit seiner Krankheit zurechtzukommen und andererseits seinem sozialem Umfeld erklären zu müssen, welcher Umgang unterstützt, welcher zusätzlich belastet. Manche Patienten mit einer Krebserkrankung bezeichnen als größte Belastung, dass ihnen im Bekanntenkreis Klischees übergestülpt würden, wie es einem Krebskranken gehe und was er unbedingt in seinem jetzigen Leben tun oder ändern müsse. „Patienten müssen dem Onkologen sagen: Darunter leide ich. Sei es die Übelkeit oder sind es psychische Probleme, dass sie nachts aufwachen, weil sie Angst haben. Manche Patienten trauen sich nicht, den Onkologen anzusprechen, weil sie denken, der hat doch dafür keine Zeit. Aber der Onkologe muss physische und psychische Nebenwirkungen mitbehandeln.“ Dr. Herbert W. Kappauf Komplementäre Therapieangebote - Wodurch kann die konservative Therapie ergänzt werden? In der Komplementärmedizin geht es darum, die konservative onkologische Therapie zu ergänzen und nicht, sie zu ersetzen. Es werden also vor allem die Beschwerden durch Nebenwirkungen sowie psychische Leiden behandelt. Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, eine Krebstherapie komplementärmedizinisch zu begleiten. Eine vollständige Aufzählung ist nahezu unmöglich. Etliche Ansätze ähneln oder überschneiden sich. Nicht Alles ist für Jeden geeignet. Egal, wofür ein Krebspatient sich interessiert oder entscheidet, er sollte in jedem Fall mit seinem behandelnden Onkologen darüber sprechen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Übersicht komplementärmedizinische Angebote Bewegung und Sport Vor allem Ausdauersportarten an der frischen Luft sorgen für mehr Wohlbefinden. Besonders gut geeignet sind: Laufen, Radfahren, Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglauf oder Tanzen. Wissenschaftler sind sich einig, dass durch Ausdauersport nicht nur die Leistungsfähigkeit und die körperliche Ausgeglichenheit steigen, sondern dass der Therapieverlauf weniger Komplikationen aufweist. Achtung: Bei Lymphstau wird vom Krafttraining abgeraten, denn der Lymphfluss kann durch die hohe Muskelanspannung weiter verschlechtert werden. Physiotherapie Die Lymphdrainage hilft auf sanfte Art, den Lymphfluss wieder anzuregen, der nach Operation oder Chemotherapie häufig unterbrochen ist. Massagen oder Wärmebehandlungen tragen zur Entspannung bei – aber Vorsicht: nie Körperregionen behandeln, die von einer Operation oder Chemotherapie noch nicht ganz genesen sind! Eine stärkere Durchblutung der Haut kann empfindliche Stellen reizen und bestehenden Juckreiz verstärken. Pflanzliche Medikamente (Phytotherapie) Nebenwirkungen wie Unwohlsein, Übelkeit oder Schleimhautbeschwerden können durch die Einnahme mancher Heilpflanzen gelindert werden. Aber Achtung: Bevor ein pflanzliches Arzneimittel eingenommen wird, müssen dringend Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ausgeschlossen werden. Einige sehr wirksame Medikamente der modernen Tumortherapie werden beispielsweise bereits durch Grapefruitsaft in ihrer Wirkung abgeschwächt oder verändert. Generell gilt Vorsicht bei Wunderversprechen. Meist hilft es, sich genau über die Wirkstoffe zu informieren, um manche Werbebehauptungen zu entzaubern. Ernährung Durch eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung kann der Verlauf der Krebstherapie unterstützt und die Lebensqualität verbessert werden. Eine „Krebs-Diät“ im engen Sinn gibt es aber nicht. Ernährung spielt aber besonders dann eine wichtige Rolle, wenn es durch Chemotherapie und Bestrahlung zu Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen, Völlegefühl oder Entzündungen in Mund und Magen kommt. Durch bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Essen, durch das Nachspüren: „Was könnte mir schmecken?“ kann man diesen Phänomenen entgegenwirken. Außerdem sollten Patienten darauf achten, ihr Gewicht zu halten – der Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Körper braucht die Kraft. Einige Nahrungsmittel können gezielt gegen Beschwerden eingesetzt werden: Bei Übelkeit hilft Ingwertee, bei einer entzündeten Mundschleimhaut Salbei oder Eibisch, bei Verdauungsbeschwerden Fencheltee, geriebener Apfel oder Karottensuppe. Homöopathie Durch eine ausführliche Anamnese von körperlichem und seelischem Zustand erfasst der Homöopath das Gesamtbild der Erkrankung. Eine so – auch zeitlich – intensive Auseinandersetzung tut dem Patienten gut. Die Wirksamkeit der Behandlung hängt vermutlich stark mit der Persönlichkeit des Therapeuten zusammen. Wissenschaftlich gibt es jedoch nach wie vor keinen Beleg dafür, dass Krebs durch eine homöopathische Therapie geheilt werden kann. Patienten berichten davon, dass die Behandlung hilfreich war bei Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Abgeschlagenheit, Schwächegefühl oder Schwindel. Fernöstliche Heilmethoden: TCM, Ayurveda, Yoga Sanfte, konzentrierte Bewegung in Kombination mit bewusstem Atmen wie im Qi Gong, Tai Chi oder beim Yoga, hilft einem Krebspatienten dabei, die Krankheit aus dem Fokus zu nehmen, die Sorgen beiseite zu lassen und sich selbst in Ruhe zu spüren. Die Herstellung des inneren Gleichgewichts gibt viel Kraft, um den Herausforderungen der Krankheit und der onkologischen Therapie zu begegnen. Gleiches gilt für Entspannung durch Baden oder die Salbung mit Ölen. Bei der ayurvedischen Pflanzenheilkunde sollte auf die Qualität der Produkte geachtet werden – außerdem muss auch hier eine Einnahme von Wirkstoffen mit dem Onkologen abgesprochen werden. Von der Reinigung des Magen-Darm-Trakts durch Einläufe und Brechmittel wird abgeraten. Kreativtherapien Kunst-, Gestaltungs-, Musik- oder Tanztherapien unterstützen den Patienten bei der Auseinandersetzung mit den seelischen und körperlichen Beschwerden der Krankheit. Sie geben die Möglichkeit, sich da auszudrücken, wo man sprachlos ist, und bieten Entspannung durch Ablenkung und Ruhe. Entspannungsmethoden Krebspatienten sind psychisch gestresst. Ein gutes Repertoire an Entspannungsmethoden ist da sehr hilfreich. Verschiedene BewegungsAngebote wie Tai Chi, Qi Gong oder Yoga dienen der Entspannung, aber Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 auch Meditation, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Atemübungen bringen Ruhe und Entspannung. Psychoonkologie Etwa seit den 1970er Jahren gibt es das interdisziplinäre Arbeitsgebiet der Psychoonkologie. Es befasst sich wissenschaftlich mit psychischen und sozialen Einflüssen bei der Entstehung und dem Verlauf von Krebserkrankungen, genauso mit den psychischen und sozialen Auswirkungen der Tumortherapie und entsprechenden therapeutischen Hilfestellungen. Psychoonkologie ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil einer kompetenten onkologischen Behandlung. Die Komplementärmedizin bietet verschiedene psychoonkologische Unterstützungsmethoden für die Bewältigung einer Krebserkrankung an von Kunsttherapie, Tanztherapie, Yoga, Visualisierung bis Meditation und Heilgebete. Seriositäts-Check - Woran man erkennt, ob ein Angebot seriös ist Besonders wenn die Heilungschancen schlecht stehen, wenn die onkologische Therapie nur noch helfen kann, das Leben des Patienten zu verlängern und die Lebensqualität zu erhöhen, dann wird die Verzweiflung über die eigene Ohnmacht immer größer. Und diese Verzweiflung motiviert Patienten und ihre Angehörigen, fieberhaft nach weiteren Heilungsmöglichkeiten zu suchen, nach dem Motto: „Es muss doch noch eine Chance geben!“ Wenn es also um Leben oder Tod geht, ist jedes Mittel recht – koste es, was es wolle. Und diese Haltung kommt denen entgegen, die ein Geschäft wittern, die aus der Verzweiflung Gewinn schlagen wollen. Folgende Überprüfung hilft dabei herauszufinden, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt. Wird der Patient ernstgenommen? Ein Therapeut muss seinen Patienten kennen lernen, um herauszufinden, wie er ihm helfen kann. Ferndiagnosen, und sei es über die Zusendung einer Blutprobe, sind unseriös. Im Gespräch mit dem Therapeuten sollte spürbar sein, dass dieser ein Interesse am Patienten zeigt, dass er zuhört, eine Beziehung aufbaut. Vorsicht ist geboten, wenn der Therapeut kein Interesse hat, sich mit Berichten zu bisherigen Therapien zu beschäftigen, es ablehnt, Kontakt zu den behandelnden Ärzten aufzunehmen. Ebenfalls muss es für den Patienten möglich sein, sich mit seinem behandelnden Arzt zu beraten. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 „Es gibt Patienten, die mir erzählen, dass gesagt wurde: „Nehmen Sie das und das ein, sagen Sie es aber ja nicht Ihrem Onkologen, weil der ist wahrscheinlich nicht einverstanden.“ Da bringt man den Patienten in einen Loyalitätskonflikt, und das ist ungut, gerade wenn man sich eh schon hilflos fühlt.“ Dr. Herbert W. Kappauf Wird der Patient aufgeklärt? Ein Therapeut sollte das, was er macht, plausibel erklären können – und wollen. Wird stattdessen ein Geheimnis um das Medikament oder die Behandlungsmethode gemacht, ist Skepsis angesagt. Fragen nach der Zielsetzung, der Dauer und einer Erfolgskontrolle sollten beantwortet werden. „Wenn ein Geheimnis um die Methode gemacht wird, erhöht das nur die Hilflosigkeit des Patienten. Vielleicht gibt es kurzfristig das Gefühl der Hoffnung: „Da kann jemand Wunder wirken“, aber die Enttäuschung folgt nur wenig später.“ Dr. Herbert W. Kappauf Vorsicht bei großen Heilsversprechen Andere Therapien abzuwerten und selbst vollmundig die Heilung auch in aussichtslosen Fällen zu versprechen, ist unseriös. Auch, wenn dem Patienten Angst gemacht wird, dass seine onkologische Therapie ohne diese ergänzende Behandlung erfolglos sei, spricht das nicht für den Anbieter. „Da gibt es Angebote nach dem Motto: „Wenn Sie früher gekommen wären, dann hätte ich Ihnen helfen können, aber jetzt wird’s schwierig.“ Oder wenn die Therapie nicht anschlägt, heißt es dann: „Das kommt daher, weil Sie ja vorher schon schulmedizinisch behandelt wurden. Deswegen konnten unsere Medikamente nicht wirken.“ Da wird der schwarze Peter dem Patienten zugewiesen.“ Dr. Herbert W. Kappauf Krebs ist nicht gleich Krebs Wer Krebs behandelt, der weiß: Es gibt nicht „die eine Krebserkrankung“, sondern nach derzeitigem Wissensstand an die zweihundert verschiedene Arten. Dementsprechend muss ein Brustkrebs anders therapiert werden als ein Hirntumor oder ein Lymphknotenkrebs. „Die verschiedenen Krebserkrankungen sind so unterschiedlich wie Herzinfarkt und Krampfadern. Und niemand käme auf die Idee, Herzinfarkt und Krampfadern gleich zu behandeln, obwohl es beide Gefäßkrankheiten sind.“ Dr. Herbert W. Kappauf Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 Warnsignal: hohe Kosten Ist die infrage kommende Therapie mit extrem hohen Kosten verbunden, und werden diese nicht von der Krankenkasse übernommen, sollte man sich genau überlegen, ob es einem wirklich wert ist und das Angebot gut auf die oben stehenden Kriterien hin prüfen. „Da heißt es dann: ‚Die Onkologen, bei denen Sie bisher waren, sagen, Sie haben eine Chance auf Heilung von zehn Prozent. Wenn Sie zu mir kommen, haben Sie eine Chance von 80 Prozent, aber es kostet halt 100.000 Euro‘, und die verbohrte Krankenkasse zahlt das nicht. Immer wieder werden die Patienten regelrecht danach taxiert, was sie bezahlen können. Da kommt dann das Argument: ‚Wenn Sie sterben, haben Sie von dem Geld doch auch nichts!‘.“ Dr. Herbert W. Kappauf Schlüsselrolle: der Onkologe - Besonders wichtig: Eine gute ArztPatienten-Beziehung Gerade bei einer Krankheit wie Krebs, die den Patienten so vielfältig belastet, ist eine gute Beziehung zum behandelnden Onkologen der Schlüssel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Wenn der Patient seinem Arzt vertraut, wenn der Arzt seinem Patienten vermittelt, dass er ihm zuhört, können beide gemeinsam nach Methoden suchen, die die Beschwerden des Patienten lindern. Ein guter Onkologe behandelt nicht den Tumor, er behandelt den Menschen. Er verordnet nicht nur Chemotherapie und Bestrahlung, sondern hat auch die körperlichen und seelischen Nebenwirkungen im Blick. „Wenn ich zu Patienten, die unter Übelkeit durch die Chemo leiden, sage, ein guter zusätzlicher Ansatz zu den bisherigen Medikamenten ist Ingwertee, dann ist das für die meisten was Komplementärmedizinisches. Auf der anderen Seite gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass das sehr wirksam ist. Das Nebenwirkungsmanagement ist die Grundlage für eine gute Onkologie.“ Dr. Herbert W. Kappauf Psychoonkologie gehört dazu Gerade weil eine Krebserkrankung und die Krebstherapie nicht nur den Körper betreffen, sondern auch das Selbstbild, das psychisches Erleben und die soziale Existenz, hat sich das interdisziplinäre Fach der Psychoonkologie entwickelt. Psychoonkolgen geben wertvolle Hilfestellung in der Auseinandersetzung und bei der Bewältigung einer Krebserkrankung. In Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 Krebszentren gibt es inzwischen immer auch qualifizierte psychoonkologische Unterstützungsangebote. Aber auch niedergelassene Onkologen und Strahlentherapeuten müssen, um ihr Therapieziel zu erreichen, die seelische Befindlichkeit ihrer Patienten ernst nehmen und psychoonkologische Unterstützungsangebote koordinieren oder an diese verweisen. „Das Bestreben eines Arztes oder Therapeuten muss doch sein, dem Patienten in einer bestimmten Situation zu helfen und seine Beschwerden zu lindern. Und die Beschwerden sind nicht nur Tumorknoten, sondern sind Nebenwirkungen, sind die psychische Auseinandersetzungen. Und das muss der Onkologe nicht selbst machen, aber er muss sagen, da kenne ich einen Spezialisten, der kann Ihnen in der Situation helfen.“ Dr. Herbert W. Kappauf Vertrauen als Basis Auch Patienten sollten sich klar machen, dass der Onkologe sie nur dann umfassend behandeln kann, wenn sie sich ihm gegenüber öffnen. Wenn neben den Schmerzen auch zum Beispiel der Frust über den Krankheitsverlauf oder die Ängste vor einer Verschlechterung zur Sprache kommen. Nur so werden Arzt und Patient gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan erstellen können. „Das ist für mich eine Grundbedingung der Herangehensweise an Patienten, dass ich sage: Da kommt ein Mensch nicht mit einer besonderen Krankheit, sondern mit einer besonderen Sichtweise dieser Erkrankung. Und diese Sichtweise beeinflusst sein Krankheitsverhalten. Ich muss eine gemeinsame Ebene, eine gemeinsame Wirklichkeit herstellen, sonst wird, wenn Nebenwirkungen auftreten, die selbst wieder ein Krankheitsgefühl machen, der Patient sagen: Die Therapie macht mich ja kränker als vorher. Und dann kommt es zumindest zu einer Störung, wenn nicht zu einem Abbruch der Behandlung.“ Dr. Herbert W. Kappauf Soziale Kompetenz statt Fachidiotie In der Ausbildung von Ärzten, besonders von Onkologen gibt es inzwischen Kommunikations-Kurse, die den Medizinern vermitteln, wie sie abseits von Diagnosen und Rezepten mit den Patienten umgehen sollten: einfühlsam, empathisch, offen. Ziel ist es, dass der Patient nach dem Gespräch mit seinem Arzt besser mit der Situation umgehen kann als vorher – das war nicht immer so, ist aber inzwischen Standard. Gleichzeitig wirkt die Gesundheitspolitik diesem Wunsch entgegen: „Zwar wurde die psychische Betreuung von Patienten verbessert: Ein Hausarzt oder Facharzt kann jetzt zum Psychotherapeuten überweisen. Gleichzeitig sind Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 9 die Gesprächsleistungen für die Fachärzte gestrichen worden. Nach dem Motto: ‚Jetzt haben die Eltern einen KiTa-Platz, jetzt müssen sie nicht mehr mit den Kindern spielen!‘.“ Dr. Herbert W. Kappauf Wenn also das Zusammenspiel von Arzt und Patient gut funktioniert – mit regem, ehrlichen Austausch, dann sind komplementäre Therapien nicht mehr von außen hinzukommende Methoden, sondern integrativer Bestandteil der klassischen onkologischen Behandlung. „Das ist grotesk, wenn ich manchmal sehe, dass ein Patient für jedes Teilproblem einen anderen Therapeuten hat, die so unkoordiniert an ihm rumdoktorn. Das ist für mich dann das Gegenteil von einer ganzheitliche Behandlung.“ Dr. Herbert W. Kappauf Komplementärmedizin allgemein: Naturheilkunde und Wissenschaft Experte: Prof. Dieter Melchart, Leiter des Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde, Klinikum rechts der Isar, der TU München Naturheilkunde und Wissenschaft - das klang früher nach einem Widerspruch in sich. Doch heute kann man wissenschaftlich beweisen, dass die Methoden und Therapien der Naturheilkunde und der ergänzenden Medizin wirken – dauerhaft, vorbeugend und heilend. Lebensstil, Bewegung, Ernährung, Wasseranwendungen und Pflanzenheilkunde – mit ihnen kann man den häufigsten Zivilisationserkrankungen zu Leibe rücken – oder sie gar nicht erst entstehen lassen. Allgemeines zu Komplementärmedizin Komplementärmedizin ist ein Begriff, den man bis vor einigen Jahren im internationalen Bereich noch mit Naturheilkunde gleichgesetzt hat. Doch inzwischen hat er sich weiterentwickelt und meint alle Methoden, die die Schulmedizin ergänzen, unter anderem Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda, Homöopathie. Spektrum der Krankheiten in der Komplementärmedizin Sie hilft unter anderem bei: • Herz-Kreislauferkrankungen • Stoffwechselerkrankungen Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 10 • • • • Erkrankungen des Bewegungsapparates immer wiederkehrenden Erkältungen Übergewicht chronischen Entzündungen Zentrum für Komplementärmedizin Das Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) ist eines der weltweit führenden Zentren für Qualitätssicherung, klinische Forschung und Versorgungsforschung im Bereich Naturheilverfahren und Komplementärmedizin. Es gehört zum Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und besteht aus verschiedenen Abteilungen: • der Forschungsstelle • der Ambulanz und • der Tagesklinik für Naturheilkunde und Gesundheitsförderung. Die Einrichtung wird zu gleichen Teilen von der Erich-Rothenfußer-Stiftung München und dem Klinikum rechts der Isar finanziert. Experte Prof. Dieter Melchart Prof. Melchart ist der erste Professor für Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Bayern und Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat), hat außerdem eine Titularprofessur an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und ist Gastprofessor für Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität Peking. Wie KoKoNat entstand Das KoKoNat wurde als sogenanntes "Münchener Modell" 1982 von einer Studenten-Initiative gegründet. Mit Hilfe des aus erfahrenen Praktikern, Professoren, Assistenten und Studenten bestehenden "Arbeitskreises zur Förderung der Erfahrungsmedizin e.V." (AfE) wurden in den Jahren 1982 bis 1989 ein umfangreiches Lehrangebot für Studenten aufgebaut, erste Forschungsvorhaben durchgeführt und wissenschaftliche Tagungen veranstaltet. Von 1997 bis 2009 war die Initiative als Zentrum für naturheilkundliche Forschung (ZnF) an der Technischen Universität München tätig. Stiftungsprofessur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin Die Naturheilkunde ist ein fester Bestandteil des Medizinstudiums geworden. Für die Medizinstudenten der Technischen Universität München werden seit 1997 Vorlesungen in Naturheilkunde und Komplementärmedizin im Rahmen der medizinischen Ausbildung angeboten. "Naturheilverfahren und Homöopathie" wurden in den Gegenstandskatalog der ärztlichen Prüfung aufgenommen. Die zum KoKoNat gehörige Akademie für Naturheilverfahren der Erich Rothenfußer Stiftung hat bis 2012 Weiterbildungskurse im Bereich der Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 11 Gesundheitsbildung angeboten, allerdings wurden die Akademieaktivitäten aufgrund von Projektüberlastungen im Extraordinariat eingestellt. Ambulanz Das KoKoNat ist eine offizielle Einrichtung des Klinikums rechts der Isar und betreibt auch eine allgemein zugängliche Poliklinik mit Ambulanz und Tagesklinik in der Kaiserstraße 9 in München-Schwabing. Jeder kann sich dorthin überweisen lassen oder gleich direkt dorthin kommen. Seminare und Vorlesungen für Patienten Zur Stärkung der inneren Ressourcen des Menschen bietet das Kompetenzzentrum für Patienten - aber auch für Personen, die allgemein ihre Gesundheit stärken möchten - sowohl praxisorientierte Seminare wie auch Vorlesungen an. Themenschwerpunkte sind die Bereiche Selbstwahrnehmung, Ernährung, Bewegung, Stress-Management und Selbsthilfetechniken, wie beispielsweise Akupressur, Leberauflagen oder Wasseranwendungen. Individuelles Gesundheits-Management (IGM)Das KoKoNat koordiniert ein Netzwerk verschiedener bayerischer Kurorte, das die Umsetzung und Evaluation eines naturheilkundlichen Individuellen Gesundheits-Managements (IGM) zum Ziele hat. Es wurden in den letzten zwei Jahren ein FortbildungsZertifikat zu einem IGM-Gesundheits-Coach und eine kontrollierte, randomisierte klinische Studie zur Adipositasbehandlung mit Erfolg durchgeführt. http://www.igm-campus.de Philosophie der Komplementärmedizin Ärzte und Patienten sind in der Regel krankheitsorientiert: Sie reagieren auf Krankheiten und versorgen deren Folgen – das ist das Prinzip des reaktiven Gesundheitssystems. Die Komplementärmedizin kritisiert, dass damit den eigentlichen Ursachen kaum auf den Grund gegangen wird. Prof. Melchart: „Doch nur eine Beseitigung der Ursachen macht dauerhaft gesund und beugt chronischen Erkrankungen vor. Dazu aber müssen die Patienten von den Ärzten angeleitet werden, ihre individuelle Lebenssituation zu verändern.“ Salutogenese Das Gesundmachende – die Salutogenese – steht bei der Komplementärmedizin im Vordergrund. Salutogenese bedeutet ein Umdenken des gesamten Gesundheitssystems. Denn sie fokussiert auf die Stärken und Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 12 Schutzfaktoren des Menschen, anstelle dessen Schwachpunkte zu therapieren. Ziele der Salutogenese sind - Gesundheitserhaltung Vorbeugung Selbstbehandlung Selbstkompetenz Kompetenter Mensch und Patient Für den Einzelnen bedeutet das, für die eigene Gesunderhaltung mehr Verantwortung zu übernehmen und sich selbst aktiv um die eigene Gesunderhaltung zu kümmern. „Dazu gehören Mut, Verantwortungsbewusstsein und Aktivität. Nicht das passive Hinnehmen kurativer Medizin und Medikamente. Das fällt deutlich leichter, wenn Medizinern und Therapeuten pädagogisch arbeiten können und ihren Patienten dabei helfen, kompetent und stark zu werden.“ Prof. Melchart Vor allem bei chronischen Erkrankungen Ein Großteil der chronischen Erkrankungen ist mit herkömmlichen Medikamenten und Therapien oft nicht ausreichend behandelbar. Die Beschwerden kommen immer wieder. Beispiele dafür sind: - Rückenbeschwerden, - Herz-Kreislauf-Erkrankungen und - Stoffwechselstörungen. „Sie entstehen meist durch einen gesundheitsschädlichen Lebensstil. Durch eine Veränderung der individuellen Lebenssituation und des Lebensstils, bei der naturheilkundliche Therapien angewendet werden, können diese chronischen Erkrankungen nachhaltig verbessert, oft sogar beseitigt werden.“ Prof. Melchart Vorbeugen mit Komplementärmedizin Ein gesunder Lebensstil beugt einer Vielfalt von Erkrankungen vor: Das bedeutet, dass es kein günstigeres und effektiveres „Medikament“ gibt als z.B. mehr Bewegung. Mit Einschränkung gilt dies auch für die Ernährung. In Kombination mit Wasseranwendungen und Pflanzenheilkunde kann man den meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen vorbeugen und sie häufig sogar heilen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Gesundheitsmanagement – Jeder Einzelne kann viel erreichen Die Patienten der Komplementärmedizin sollen lernen, - sich selbst und ihre Lebenssituation kritisch zu beobachten - ihren Lebensstil sanft zu ändern und gesunderhaltende Rituale einzuführen - sich in Gesundheits- und Krankheitsfragen besser auszukennen. Der Fachbegriff hierfür lautet individuelles Gesundheits-Management (IGM). Gesundheit durch Veränderung Bei einem gesunden Lebensstil sind folgende Faktoren zu berücksichtigen und gegebenenfalls zu ändern: - Bewegung - Ernährung - vegetative Ausgewogenheit - Immunabwehr - Wärmehaushalt - Schlaf - soziale Kompetenz Diese Faktoren sollen stabilisiert und gestärkt und so die Gesundheit nachhaltig gesteigert, bewahrt oder wiederhergestellt werden. Die wichtigsten naturheilkundliche Therapieformen - Bewegungssteigerung - Ernährungsumstellung - Stressmanagement - Pflanzentherapie - Wassertherapie Bewegungstraining Ausdauer, Kraft und Koordination müssen ihren Einzug ins Leben finden und Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 14 allmählich zu einem alltäglichen Ritual werden. Tipp: - Etwa 10.000 Schritte am Tag machen - davon 3.000 bis 4.000 in 30 bzw. 40 Minuten. Empfehlenswert ist hierfür ein Schrittzähler. - Zusätzlich täglich zehn Minuten Krafttraining - das kann problemlos zuhause absolviert werden. Ernährungsumstellung Ein Großteil der chronischen Erkrankungen unserer Zeit wird durch Risikofaktoren wie etwa Übergewicht, Rauchen, Bewegungslosigkeit, Muskelabbau wesentlich ausgelöst. Durch eine Ernährungsumstellung, die individuell an den Lebensrhythmus angepasst ist, kann deutliche Besserung erfolgen oder diesen Krankheiten vorgebeugt werden. Dabei helfen unter anderem: - Fastentage - Verzichtstage - Gesunde Fette - Wenig Fleisch Achtung: Bauchumfang! Neben der Gewichtsmessung ist auch die regelmäßige Erfassung des Bauchumfangs sinnvoll. Aus stoffwechselphysiologischer Sicht ist ein „zu viel“ an Bauchfett besonders schädlich. Hier gelten bereits für Frauen die Messwerte von 80 cm, für Männer von 94 cm Bauchumfang als Gefährdungsgrenzen. Der Bauchumfang wird im Stehen an der Taille gemessen. Stressmanagement Entspannungsverfahren wie Atementspannung oder Audiotherapien (Beruhigung mit Musik) helfen, mit dem Risikofaktor Stress besser umzugehen. Prof. Melchart: „Unangenehme Gefühle können dann besser ausgehalten werden, Zeitdruck, Ängste, Überforderung, Ärger werden kleiner und verbessern so die Lebenssituation verbessern. Das macht gesund und beugt vor.“ Bei stärker ausgeprägten Stresssymptomen wie beim Burn-out müssen jedoch umfassendere Stress-Management Maßnahmen zur Erkennung, Vermeidung bzw. besseren Anpassungsfähigkeit eingeleitet werden (sogenanntes multimodales Stress-Management). Pflanzentherapie Nahrungsergänzungsstoffe sowie Heilkräuter aus der europäischen, westlichen und östlichen Medizin werden von der Naturheilkunde und Komplementärmedizin zur Therapie eingesetzt. Sie werden individuell dosiert. Hier sind insbesondere die Pflanzenstoffe interessant, die antioxidativen Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 15 Wirkungen haben (z.B. Cumarine, Naturfarbstoffe). Wasser- und Thermotherapie Die Komplementärmedizin vermittelt dem Patienten auch Techniken der Wasser- und Thermotherapie, die er selbst anwenden kann – Beispiele: - Einfache Wechselgüsse, Teilbäder und verschiedene Formen von Wickeln, die oft mit aromatherapeutischen Stoffen kombiniert werden. - Die Moxibustion, d.h. das Abbrennen von "Moxakrautzigarren" über bestimmten Körperpunkten, die besonders günstige Auswirkungen auf die Durchblutung innerer Organe (z.B. bei Blasenentzündung) haben. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 16
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