1 Manuskript radioWissen SENDUNG: 19.06.2015 9.05Uhr / B 2 AUFNAHME: STUDIO: BIOLOGIE Ab 8. Schuljahr TITEL: Wenn das Wetter aufs Gemüt schlägt - Das Phänomen der Wetterfühligkeit AUTOR/IN: Claudia Bultje-Herterich REDAKTION: Schreglmann / Ruchlak PRODUKTION: PERSONEN: Besondere Anmerkungen: ED 18.01.2008 LW 09.09.2011 ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 2 ZITATOR FÜR WETTER- und BIOWETTERMELDUNGEN (Nachrichtensprecher?2,3 übereinander/ineinander blenden? Die Wettervorhersage: Heute verlagern sich die starken Regenfälle von der Mitte in den Süden …Im Tagesverlauf gibt es einen raschen Wechsel von Sonne und Wolken und immer wieder zum Teil kräftige Schauer. Das Biowetter: Zurzeit treten vielfach wetterbedingte Beschwerden auf. Personen mit hohen Blutdruckwerten sollten vorsichtig sein. Auch rheumatische Erkrankungen und Arthrose machen sich durch eine Verschlimmerungen der Schmerzen in den Gelenken bemerkbar. Außerdem kommt es vermehrt zu Kopfschmerzen. Wettervorhersage: Örtliche Nebelfelder lösen sich auf, gebietsweise kommt die Sonne hervor. Sonst ziehen meistens dichte Wolkenfelder vorüber, aus denen stellenweise einige Regentropfen fallen. Später ist es überwiegend trocken und die Sonne findet immer öfter Wolkenlücken. Biowetter: Die Wetterlage schlägt auf die Stimmung. Neben einer erhöhten Reizbarkeit und Nervosität muss man heute auch mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit aufgrund herabgesetzter Konzentration rechnen. Bei Personen mit niedrigem Blutdruck kommt es vermehrt zu Kopfschmerzen und Schwindel. (hier irgendwie überlappen lassen?) ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 3 1. ZUSPIELUNG Ich habs einfach mal irgendwann angefangen zu beobachten. Wieso bin ich heute so in dieser Stimmung, so launisch, so agressiv und dann hab ich das beobachtet, dann ändert sich immer dieses Wetter. Dieser Druck, in der Früh bist du dann so komisch drauf, da bin ich froh, wenn ich niemand seh, und nix zu tun hab und keiner Fragen stellt (…), wenn mich da alle in Ruhe lassen, ist am besten. Und dann bin ich froh, wenn sich das dann geändert hat, das ganze …Wetter. Dann bin ich wieder ganz normal. SPRECHERIN Sabine ist 45 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als „ziemlich wetterfühlig“. Mit ihren Beschwerden ist sie nicht allein. Dennoch ist es nicht besonders populär, dem Wetter die Schuld zu geben, dass man nicht voll einsatzfähig ist oder sich nicht fit fühlt. Häufig ernten Betroffene dann auch noch zweifelnde Blicke. Ausrede? Einbildung? SPRECHER Im Auftrag der Ludwig-Maximilians-Universität München führte das Institut für Demoskopie Allensbach 2001 zum ersten Mal eine wissenschaftlich fundierte repräsentative Umfrage zum Thema Wetterfühligkeit durch. Damals kam heraus: Mehr als die Hälfte aller Deutschen – genau 54,5% - waren davon überzeugt, dass das Wetter ihre Wohlbefinden beeinflusst. Jeder fünfte gab sogar „starke Auswirkungen“ des Wetters auf seine Gesundheit an. Besonders auffällig: Frauen sind wesentlich wetterfühliger als Männer. Und Menschen über 60 leiden stärker unter Wettereinflüssen als in jüngeren Jahren. SPRECHERIN Berufstätige berichteten von durchschnittlich 10 Tagen im Jahr, in denen sie aufgrund von Beschwerden, die sie mit dem Wetter in Verbindung brachten, nicht zur ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 4 Arbeit konnten. Hier waren vor allem die 30 bis 41jährigen stark betroffen. Insgesamt gab immerhin ein Drittel der Menschen, die sich selbst als wetterfühlig bezeichneten, an, dass sie mindestens an einem Tag im Jahr deshalb ihrer gewohnten Arbeit nicht nachgehen konnten. Eine kanadische Studie aus dem Jahr 1994 konnte diese Ergebnisse weitgehend bestätigen. SPRECHER Wetterfühligkeit beeinträchtigt aber nicht nur die Betroffenen in ihrer Gesundheit und Lebensqualität, sondern belastet auch das Gesundheitssystem. Wiederholte Arztbesuche, Medikamente, physikalische Anwendungen bis hin zu Kuraufenthalten sind die Folge. SPRECHERIN Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen beweisen: Es gibt tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen bestimmten Wetterlagen und körperlichen Beschwerden. Zu den häufigsten gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwäche und innere Unruhe. Außerdem Herz-Kreislaufprobleme und Gliederschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen. SPRECHER Trotzdem: Das Wetter macht nicht krank - betont Angela Schuh, Professorin für medizinische Klimatologie in München immer wieder - es sind eher unsere Lebensumstände: 2. ZUSPIELUNG Wetterfühligkeit ist eine Art Zivilisationskrankheit, was das Ganze nicht herabstufen soll, (…) die Leute haben einen Leidensdruck, (…) aber (…) es gibt Studien darüber, dass z.B. in Kriegszeiten nicht über Wetterfühligkeit (WF) geklagt wird. Sehr alte Menschen klagen nicht mehr über WF, da sind andere Probleme im Vordergrund. Zivilisationskrankheit insofern, wenn es uns gut geht, wenn wir Zeit haben, dann können wir uns auch mit den relativ geringen Beschwerden, Funktionsstörungen, die ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 5 wir haben aufgrund von Wetterfühligkeit, auseinandersetzen. (..) Außerdem ist es so, (…) dass durch den Aufenthalt in klimatisierten Gebäuden durch ein Einheitsklima, das wir oft künstlich haben,(…) der Körper die Auseinandersetzung mit dem akuten Wetter verlernt und deshalb, wenn er dann rauskommt, überfordert ist.“ SPRECHERIN Hinzu komme, so Angela Schuh, dass sich die meisten Menschen zu wenig bewegten, was zu einem Trainingsmangel des Körpers und der Gefäße führe. Aber auch wenn das Wetter uns nicht direkt krank macht, können Wetterreize Schwachstellen des Körpers angreifen und Krankheitssymptome verstärken. Deshalb unterscheiden einige Experten auch zwischen „wetterfühligen“ Menschen und „wetterempfindlichen“. Angela Schuh: 3. ZUSPIELUNG „Wetterfühlige Menschen haben subjektive Beschwerden. Es ist objektiv nichts an Krankheitsparametern nachzuweisen. Wetterempfindliche Menschen sind bereits vorgeschädigt, die haben Krankheiten (…) und die Symptome ihrer Krankheiten verschlechtern sich. (…) Ganz konkret als Beispiel der Rheumatiker: Die wirklichen Krankheitsparameter verändern sich durch das Wetter nicht, keine Blutparameter, (…), Rheumafaktoren, wenn man die misst, die sind nicht beeinflusst, durchs Wetter, aber die Schmerzen verstärken sich. Das ist diese spitzfindige Unterscheidung, dass Wetter macht keine Krankheit, es verschlechtert auch keine Krankheit. Aber es verschlechtert die Symptome der Krankheit. Und die wetterfühligen Menschen, die mit den Befindlichkeitsstörungen, sind eigentlich gesunde Menschen, die dann einfach nicht regulieren, die vegetative Funktionsstörungen haben, und deren Körper sich nicht entsprechend an schnelle Wetterveränderungen anpassen kann.“ SPRECHER Herzpatienten müssen sich vor allem vor Kälte schützen, Asthmatiker dagegen vor Sommergewittern. Die großen Tropfen eines starken Regenschauers aktivieren allergisch wirkende Eiweiße in großen Gräserpollen, die bei trockenem Wetter nicht ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 6 in die Lunge gelangen. Menschen, deren vegetatives Nervensystem ohnehin schon durch Krankheiten oder ungesunden Lebenswandel vorbelastet sind, können also zusätzlichen Wetterstress nicht mehr wegstecken. Aber auf welche Weise beeinflusst das Wetter denn überhaupt unseren Köper? Hier evtl. Sturmgeräusche SPRECHERIN Wenn es stürmt, schneit, die Temperatur fällt oder der Luftdruck steigt, dann werden diese Wetterreize genau wie andere Sinnesreize durch Rezeptoren des Körpers und der Haut registriert und dem Gehirn mithilfe einer so genannten Reizweiterleitung gemeldet. Im Hypothalamus und in der Hirnanhangdrüse werden Hormone ausgeschüttet. Hormon- und Nervensystem werden beauftragt, Körpertemperatur, Blutdruck und alle Stoffwechselfunktionen so zu regulieren, dass alle Körperfunktionen konstant bleiben. Solange der Körper bei veränderten Wetterbedingungen mit Frieren oder Schwitzen reagiert, sprechen MedizinMeteorologen von einer „normalen Wetterreaktion“ – die Körpertemperatur wird durch Verdunstungskälte oder Zittern leicht korrigiert. SPRECHER Wenn aber die Reize zu stark für den Organismus sind, werden Stresshormone ausgeschüttet. Dann kommt das Thermoregulations-system aus dem Gleichgewicht. Die Reizschwellen hierfür sind allerdings von Mensch zu Mensch verschieden. Deshalb wird angenommen, dass wetterfühlige Menschen eine niedrige Reizschwelle haben und der Körper deswegen schon auf geringe Wetterreize heftig reagiert, während weniger empfindliche Menschen bei gleichen Gegebenheiten überhaupt nichts spüren. Dass Frauen häufiger und stärker auf das Wetter reagieren, hat wohl mit ihrem wesentlich komplizierteren Hormonhaushalt zu tun. ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Im gleichen Zeitraum wurden alle Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes registriert. Zusätzlich wurden mit einem extrem hoch auflösenden Barometer noch feinste Luftdruckschwankungen gemessen. 4. ZUSPIELUNG (…) Wir haben das in den Computer eingegeben und verglichen mit Wetterdaten unterschiedlichster Art, Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeiten und haben dann geguckt: gibt es Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Schmerzen und verschiedenen Wettersituationen? SPRECHER Die gab es ohne Zweifel: Die Übereinstimmung der meteorologischen Daten des Deutschen Wetterdienstes mit den Angaben der Studienteilnehmer war sogar weit größer als erwartet. Nach einem Wetterfühligkeitsindex, den die Forscher zuvor entwickelt hatten, reagierten mehr als zwei Drittel der Testpersonen nachweislich auf bestimmte Wetterveränderungen und Luftdruckwechsel - sie waren also eindeutig wetterfühlig. Mehr noch – zur Überraschung der Wissenschaftler - konnte sich auch eine so genannte „Vorfühligkeit“ bestätigen. Manche Menschen waren tatsächlich in ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 8 der Lage, Wetterumschwünge so frühzeitig und so zuverlässig vorauszusagen wie Hightech-Barometer oder die guten alten Wetterfrösche. Meteorologin Dr. Eva Wanka: 5. ZUSPIELUNG (…) Also wir haben ganz ganz feine Luftdruckschwankungen untersucht, nicht nur die (..) von Hoch/Tiefdruckgebieten, sondern auch die feinen Luftdruckveränderungen, (…) und haben feststellen können, dass diese (…) der wirklich sichtbaren Wetteränderung voraus gehen. (…) Es ist möglich, dass diese Patienten, die so genannten Vorfühligen, einfach empfindsamer für diese Luftdruckschwankungen sind und dadurch die Beschwerden ausgelöst werden, eben ein, zwei Tage vorher (…) je nach dem wie empfindlich der Mensch ist. (…) Man geht davon aus, dass diese niederfrequenten Luftdruckschwankungen auf die Barorezeptoren gehen und die befinden sich in der Hauptschlagader am Hals und im Aortenbogen, der direkt aus dem Herzen entspringt und normalerweise sind die Barorezeptoren dafür verantwortlich unseren Blutdruck und unsere Herzfrequenz zu regeln: Und wenn von außen eine Störung kommt,(…) dann kann es sein, dass der Körper einfach nicht mehr genau weiß, wie er regulieren soll und dadurch die Missempfindungen z.B. Kopfschmerzen oder Schlappheit, Müdigkeit auftreten.“ SPRECHER Dass das Wetter an den „Barorezeptoren“, also an speziellen Sensoren auf der Haut, greift, gilt momentan als plausibelste These, ist aber nicht unumstritten. Und auch für die „niederfrequenten Luftdruck-schwankungen“ - Schwingungen des Luftdrucks, die so minimal und schnell vor sich gehen, dass man sie auf einem herkömmlichen Barometer nicht sieht - fehlen noch eindeutige wissenschaftliche Beweise. Dazu müssten diese Luftdruckschwankungen in einer speziell dafür gebauten Druckkammer künstlich erzeugt werden. Erst wenn es dort unter objektiven Versuchsbedingungen gelänge, Symptome wie Kopf – oder Narbenschmerzen bei wetterfühligen Patienten auszulösen, erst dann wäre der Einfluss niederfrequenter Luftdruckschwankungen auf die besagten Barorezeptoren wirklich bewiesen. ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Wenn Wetterfühlige also glauben, der Druck im Kopf habe allein etwas mit dem Luftdruck zu tun, dann stimmt das so nicht unbedingt: 6. ZUSPIELUNG Auch der Luftdruck wurde sehr häufig verdächtigt, da eine Rolle zu spielen bei der WF, aber man konnte auch da nichts feststellen. Die Luftdruckveränderungen, die Sie haben zwischen einem Hoch und Tiefdruckgebiet, also bei einem sehr starken Wetterwechsel, entsprechen den Veränderungen, die Sie erleben, wenn Sie mit einem Lift in ein Hochhaus in den 10. Stock hinauffahren und zumindest ist noch nicht untersucht, dass es da Symptome der WF gibt. Also muss man auch da sagen, Luftdruck kommt auch nicht in Frage, die thermischen Bedingungen sind ganz im Vordergrund! SPRECHER Trotzdem gibt es Forschungsansätze, die sich weiter mit rein atmosphärischen Phänomenen auseinandersetzen. Immer wieder in der wissenschaftlichen Diskussion: SFERICS – schwache elektromagnetische Wellen, die durch Blitze entstehen, aber auch bei kleineren elektrischen Entladungen zwischen unterschiedlichen Wolkenschichten. Sie erreichen Lichtgeschwindigkeiten und haben Reichweiten von über 100 Kilometern. Meteorologin Dr. Eva Wanka: ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 10 7. ZUSPIELUNG (…) Auch diese Sferics breiten sich schneller aus als eine sichtbare Wetteränderung, also wenn ein Gewitter noch ganz weit weg ist und wir das noch nicht sehen können oder nicht hören – können diese Sferics in der Atmosphäre schon gehäuft auftreten in bestimmten Frequenzbereichen und die Hypothese geht dahin, dass es elektromagnetische Wellen sind und dass die von Nerven, bzw. Nervenendigungen wahrgenommen und weiter verarbeitet werden.“ SPRECHER Einem Forscherteam der Universität Gießen gelang es in einer Untersuchung mit künstlich erzeugten Sferics zwar bei Patienten Veränderungen der Hirnströme hervorzurufen, aber keine Symptome. SPRECHERIN Auch der Deutsche Wetterdienst in Freiburg beschäftigt sich mit den Einflüssen des Wetters auf die Gesundheit des Menschen. Medizinmeteorologe Dr. Klaus Bucher ist dort verantwortlich für die Biowettervorhersage. Er kennt die Diskussionen um Sferics und niederfrequente Luftdruckschwingungen, hat aber noch eine andere Erklärung, warum manche Menschen Wetterwechsel quasi „erspüren“ können: 8. ZUSPIELUNG Ich denke an die Annäherung einer Warmfront an der Vorderseite eines Tiefs. (…) Es kommt zu einer gewissen Änderung der Strahlungsbilanz (…) der Laie erkennt das aber noch nicht, (…) er spürt aber eben schon die Zunahme der Luftfeuchtigkeit und denkt er ist „wettervorfühlig“, aber im Grunde ist er nicht „wettervorfühlig“, sondern reagiert bereits auf Wetteränderungen, die sich am Boden bemerkbar machen, aber am Boden nicht erkannt werden.“ ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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SPRECHERIN Die Biowettervorhersagen, die mittlerweile in jeder Zeitung zu finden sind, werden allerdings meist von privaten, nicht immer unumstrittenen Anbietern erstellt und deshalb von Experten wie Klaus Bucher, skeptisch beäugt. Denn, so sagt er: verallgemeinern kann gefährlich sein. Seriöse, vorsichtige Formulierungen sind wichtig, um niemanden unnötig zu beunruhigen. Denn nicht jeder Wetterfühlige oder durch Krankheiten vorbelastete Mensch reagiert auf die gleiche Wettersituation. Hier evtl. Atmo zum Wetterwechsel oder Musikakzent? SPRECHER Es sind besonders die Wetterwechsel, die vom menschlichen Organismus eine hohe Anpassung fordern. Und alles rund um herannahende- und abziehende Tiefdruckgebiete macht Wetterfühligen besonders zu schaffen. Beispielsweise, wenn ein herannahendes Tief mit Warmluft das herrschende Hoch ablöst, der Luftdruck fällt und die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Meteorologen sprechen hier von der „Tiefvorderseite“, der problematischsten Wetterlage für Migränepatienten. Diese Wetterlage belastet vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck. Sie können sich schlechter konzentrieren, sind unruhig und nervös. Naht dagegen eine Kaltfront, bei der die Temperaturen sinken, der Luftdruck steigt und Regen fällt, bekommen das ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunkpreise abweichend) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 12 eher Menschen mit hohem Blutdruck zu spüren. Die Gefäße verengen sich, der Bluthochdruck steigt und Herz-Kreislauf-beschwerden nehmen zu. Atmo beschwertes Atmen? Herzgeräusche? SPRECHER Am erfreulichsten für alle wettersensiblen Gemüter ist die stabile Hochdrucklage, die sogar nachweislich einen positiven und stabilisierenden Einfluss auf das Wohlbefinden hat. Aber wenn besonders schönes Wetter ist und der Himmel tiefblau, lauert vor allem im Voralpenland ein für viele Menschen höchst problematisches Phänomen – der Föhn. Ein südlicher, oft stürmischer Fallwind – warm und mit geringer Luftfeuchte. Wellenartige Strömungen entstehen, wenn der Föhn sein Hindernis - die Berge überwindet. Dabei kommen auch hier, wie bei Wetterwechsel, wieder niederfrequente Luftdruckschwankungen ins Spiel, die die Atmosphäre bis in Bodennähe zum Schwingen bringen. Kopfschmerzen, Migräne und vor allem psychische Beschwerden, wie Aggression, große Ungeduld und Depressionen sind die Folge. Dr. Eva Wanka vom Institut für Arbeits- und Umweltmedizin in München: 10. ZUSPIELUNG Wir haben festgestellt das dabei Föhn ganz speziell, wenn der Luftdruck rasch angestiegen ist, dass dann mehr Personen versucht haben sich umzubringen oder in psychiatrische Kliniken eingewiesen wurden und zwar um bis zu 20% mehr. SPRECHER Die Diplom-Meteorologin erforschte parallel zu ihrer Studie an wetterfühligen Patienten ein Jahr lang die Auswirkungen des Wetters auf Verkehrs-, Arbeits- und Haushaltsunfälle, Selbstmorde und Gewalttaten in München und Umgebung. Die Ergebnisse waren verblüffend: ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Fakt ist: Die Auswertung der täglichen Einsatzdaten von Polizei und Rettungsdiensten ergab tatsächlich: bei Föhn krachte es auf Münchens Straßen nur 120 Mal, wo es sonst durchschnittlich zu 130 Unfällen kam. Und sogar die Zahl der Rettungseinsätze, bei denen Drogen und Alkohol im Spiel waren, sank um ein Drittel. Dass bei Föhn viele Menschen ungeduldig werden, Hupen und Streiten, muss also nicht bedeuten, dass sie schlechter Autofahren und riskanter leben. SPRECHER Wirklich in Acht nehmen muss sich der Mensch hingegen bei Hitze: Die Reaktionszeit verlängert sich, Sehschärfe und Kontrastwahrnehmung nehmen ab. Dementsprechend steigt auch die Zahl der Unfälle im Straßenverkehr um 17 Prozent. Vor allem Haushalts- und Arbeitsunfälle nehmen zu, an heißen Nachmittagen sogar fast um die Hälfte. Besorgniserregend sind auch die Zahlen zu Gewaltdelikten. Eine Steigerung von bis zu 75% stellte Eva Wanka nach ihren Auswertungen fest: 12, ZUSPIELUNG (…) es kam wirklich in einem Jahr zu mehr Gewalttaten, und da spielten verschiedene Faktoren mit rein, einfache Schlägereien im Biergarten, aber auch Schussverletzungen zählten dazu oder Messerstechereien, die Verletzungen verursacht haben. ___________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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