- Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

WORTMELDUNG
Juni 2015
Sonntagsschutz
à la Jeremia
Die Allianzen für den (arbeits)freien Sonntag, Bündnisse aus Kirchen und Gewerkschaften, haben auf
rechtlichem Weg inzwischen viel erreicht, um den
Sonntag vor der scheibchenweisen Vereinnahmung
durch Wirtschaft und Handel zu schützen. In der Logik
der Sache gilt er dort eher als eine ungenutzte Ressource, als dass seine Besonderheit, als Tag der Freiheit, als
Tag der Ruhe, das Gegenteil von Alltag zu sein, im Fokus stünde. Alle lebensdienlichen Argumente müssen
sich gegenüber den wirtschaftlichen behaupten. Das
hat ein bisschen vom Kampf gegen Windmühlenflügel,
wenn immerwährend neue Ausnahmen und der Abbau
von Hürden zur Sonntagsarbeit gefordert werden.
Das Ringen des Propheten Jeremia um den Schutz des
Sabbat erscheint da doch seltsam vertraut und geradezu modern.
Jeremia for you
Der Prophet Jeremia (17, 19-27) berichtet, Gott habe
ihm befohlen, dass er sich an Jerusalems Stadttor
stellen solle. Allen, die zum Handeln dort ein- und
ausgehen, solle er Gottes Botschaft überbringen:
„Wenn euch euer Leben lieb ist, dann hütet euch, am
Sabbat irgendeine Ware aufzuladen und mit ihr durch
irgendeines dieser Tore zu kommen! (…) Am Sabbat
muss jede Arbeit ruhen. Ihr sollt ihn als einen heiligen
Tag begehen, der ausschließlich mir gehört. So habe
ich es schon euren Vorfahren befohlen, aber sie haben
nicht auf mich gehört und sich nicht darum gekümmert. Hartnäckig haben sie sich geweigert, mein Gebot
zu beachten. Folgt nicht ihrem schlechten Beispiel!“
Er prophezeit ihnen eine prosperierende Wirtschaft
und eine gesunde Gesellschaft, wenn sie den 7. Tag
V.i.S.d.P.: Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
Haus kirchlicher Dienste
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
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Autorin: Martina Spohr
Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales
Evangelische Kirche
von Kurhessen-Waldeck
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heiligen, verkündet aber bei Verstoß dagegen Gottes
Drohung, ein Feuer zu legen, dass niemand löschen
könne.
Wofür wollen wir „brennen“?
Eine gesunde, prosperierende Gesellschaft obwohl der
7. Tag ein Ruhetag ist? Das hört sich so ganz anders
an, als die Begründungen, die pro Sonntagsarbeit und
sonntäglicher Ladenöffnung vorgebracht werden. Die
Befürworter des Sonntagschutzes sind überzeugt, dass
es einer Gesellschaft gut geht, gerade weil es einen
solchen Tag kollektiver Freizeit gibt:
Der Sonntag ist der Pflock im Räderwerk von Wirtschaft und Handel, er sorgt für den Lebensrhythmus
von Anspannung und Entspannung, er ist ein Tag für
Muße und Ruhe, ein Tag für Familie und Freunde, ein
Tag zum Lieben und Lesen, ein Tag für Selbstbesinnung
und Gebet; er ermöglicht uns zu erfahren, was unser
Leben noch ausmacht – außer den Alltagstätigkeiten
wie Arbeit, Konsum, Haushalt,…
Diesen Tag freiwillig aufzugeben, kommt der Ausschlagung eines wunderbaren Geschenkes gleich – und muss
zudem noch mit einem hohen Preis bezahlt werden,
nimmt man die Symbolik in Jeremias Prophezeiung
ernst.
Erscheint es da nicht viel klüger, jetzt für den Erhalt
des freien Sonntag zu „brennen“, als in der Rastlosigkeit einer Non-Stopp-Gesellschaft irgendwann
„auszubrennen“?
Weitere Infos: www.allianz-fuer-den-freien-sonntag.de
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