Claus Zembitzki Unzufriedene Christen gesucht Auszug aus einer Predigt von Claus Zembitzki am 09.08.2015. Jeremia 1,7 © 2015 Christengemeinde „Wort des Lebens“ e.V. Maintal. Titelfoto: Uta Herbert, pixelio Gesamtherstellung: ACG Maintal 2 Sage nicht: „Ich bin zu jung, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende und predigen, was ich dich heiße.“ Jeremia 1,7 Unzufriedene Christen gesucht Ja, Sie haben richtig gelesen. Und Ihr nächster Gedanke könnte nun sein: Unzufriedene Christen gibt es nicht. Ich glaube, es gibt sie doch. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich allerdings nicht die Leute im Sinn, die von Kirche zu Kirche wandern, weil sie mit dem einen oder anderen nicht glücklich sind, was sie in ihrer Gemeinde vorfinden. Auch meine ich nicht diejenigen, die Gemeindeleben als Freizeitbeschäftigung einkassiert haben. Natürlich wäre es sehr töricht, Angebote der Kirche und Gemeinde – wie Hauskreise, Frauen-, Männer-, Kinder- und Jugendtreffs – nicht zu nutzen und sich dort einzubringen. Ohne diese und andere Angebote wäre das bunte Treiben einer Gemeinde nicht möglich und die Institution Kirche wäre in sich selbst ein totes Gebilde. Also, was soll das Gerede von Unzufriedenheit? Man muss doch 3 irgendwann zufrieden sein und sollte nicht ständig an allem und jedem herummeckern. Nun, jeder vernünftig denkende Mensch kann dieser Sichtweise etwas abgewinnen. Und wir haben auch gelernt: Gott ist ein gütiger Gott. Er verlangt nichts unmenschliches von uns. Und wenn wir Bedenken haben, uns hier und da etwas intensiver in Kirche und Gemeinde einzubringen, dann geht er liebevoll darauf ein und zerstreut sie. Eins ist unbestritten, und da ist man sich wohl konfessionsübergreifend in allen Kirchen einig. Es bleibt nur noch wenig Zeit für Gott zu wirken. Die Frage ist nur, arbeite ich als Gestalter oder sehe ich mich passiv als Konsument. So dergleichen „die Anderen machen das schon ganz gut.“ Jeder von uns weiß doch: Das Reich Gottes braucht aber Männer und Frauen mit Gewissheit ihrer Sendung von Gott. An solch eine Gewissheit, von IHM befugt zu sein, erinnert uns ja auch der oben genannte Vers aus Jeremia. Er macht doch uns allen deutlich, dass hier keine Entschuldigungen zulässig sind. Sage nicht – also suche nicht nach Ausflüchten, sondern „GEHE“. Das Gehen setzt eine Aktion voraus, erst durch Handeln entsteht eine Vorwärtsbewegung. Allein die Absicht, also das Bekunden, das Aussagen „ich werde gehen“, verändert rein gar nichts. 4 Was hat das Ganze jetzt mit Unzufriedenheit zu tun? Ich denke, das Bibelwort fordert hier diejenigen Christen heraus, die in all dem vermeintlichen Gemeinde-Aktionismus nicht mehr scharf sehen können. Oder es wendet sich an Diejenigen, die träge, müde und matt vom Nichtstun geworden sind. Diejenigen, die sich beim Gehen unsicher sind in ihrer Gewissheit, von Gott gesandt und beauftragt zu sein. An dieser Stelle möchte ich eine kleine Anekdote aus meiner Familie anbringen. Ich hatte die Aufgabe, ein Regal oder einen Schrank zusammen zu bauen. Mein Sohn Maik, damals wohl fünf Jahre alt, wollte mir unbedingt dabei helfen. Also gab ich ihm auch eine leichte Aufgabe. Er sollte mir aus dem beiliegenden Plastikbeutel, mit den Schrauben und Beschlägen, alle Holzdübel heraussuchen und anreichen, die ich dann mit etwas Leim bestrich und in die vorgesehen Bohrlöcher steckte. Normalerweise lassen sich die Dübel problemlos mit der Hand eindrücken, doch an diesem Werkstück gab es Probleme. Die Löcher waren zu klein und ich musste einen Hammer zu Hilfe nehmen. Eine Weile schaute Maik mir zu und erfüllte treu seine 5 Aufgabe. Doch dann meinte er: „Papa, ich will auch mal. Lass mich das auch mal machen!“ Ich antwortete ihm: „Nein, das muss dein Vater selbst tun. Du siehst doch, dass ich einen Hammer brauche. Nachher schlägst du dir mit dem Hammer noch auf die Finger oder tust dir weh.“ Das ging noch eine Weile hin und her und er quengelte beständig: „ Ich will auch, ich will auch, aber ich will das auch machen!“ Das lenkte mich dermaßen ab, dass ich, leicht genervt, die Konzentration verlor. Der nächste Schlag mit dem Hammer traf mit voller Wucht auf den Daumen. Für einen Augenblick sah ich die Welt um mich herum in Rosa. Das tat so weh, dass ich laut aufschrie und anschließend wohl hüpfte wie ein Känguru, um den Schmerz in irgendeiner Form zu kompensieren. Nach einer Schrecksekunde fing Maik an zu lachen wie nie zuvor. Er freute sich so intensiv, dass ihm die Tränen ins Gesicht schossen. Nie zuvor hatte ich eines meiner Kinder so derartig lachen sehen, dass es kurz davor stand sich zu übergeben. Als er sich nach einer ganzen Weile ein wenig beruhigt hatte und auch bei mir der Schmerz so langsam nachließ, sah er mich mit tränenfeuchten Augen an und sagte: „Mach’ noch mal!“ Natürlich habe ich das damals nicht noch mal gemacht und erneut auf meinen Daumen geschlagen, nur damit mein Sohn seinen Spaß 6 daran haben konnte. Wenn ich aber, trotz meiner Verletzung, nicht auch noch die letzten Holzdübel eingeschlagen hätte, wäre ganz sicher der Schank irgendwann an dieser Stelle zusammengekracht. Auch wenn noch niemand einfach so direkt Gottes Stimme gehört hat, wenn es um Aufträge geht und wir uns auch eingestehen müssen, dass die Meisten auch nicht berufen sind, Gottes Abgesandte zu werden, denn die Gaben Gottes an uns Menschen sind vielfältig. Dennoch kennt Gott jede Biographie von uns. Und was noch viel wichtiger ist: Er kennt sie nicht nur, sondern er will unseren Werdegang auch gestalten, wenn wir das zulassen. Oft tut er es nicht durch so klare Vorgaben wie bei Jeremia. Trotzdem hat Gott immer bestimmte Vorstellungen davon, wenn es darum geht, den Himmel mit unerretteten Seelen zu füllen. Das ist die erste Aufgabe eines jeden gläubig gewordenen Menschen. Nun sind wir an der Reihe es auch wirklich zu tun. Und wenn wir etwas davon aus seinem Wort erkennen, es spüren oder wenn wir klar Gottes Stimme hören, dann sollte auch niemand von uns klagen: „Ich hab schon so viel gemacht, mir dabei hier und da eine „blutige Nase“ geholt.“ Oder: „Das kann ich nicht!“ Oder gar: „Das will ich nicht!“ 7 Ich habe mich vor einiger Zeit mit einem Pastor unterhalten, der darüber klagte, dass seine Möglichkeiten für Gott zu wirken doch so begrenzt seien. Ihm fehlt Personal, wirklich direkt zu den Menschen zu gehen und ihnen die gute Nachricht von Gott zu verkündigen. Er selbst sei ja gehorsam losgegangen, ließ alles furchtlos zurück – und nun das! Allein sei das alles nicht zu schaffen. Predigtdienst, Gemeindearbeit … usw.. Während wir so redeten und wir gemeinsam auf der Suche waren, den Problemen mutig zu begegnen, kam mir ein Blitzgedanke. Ein Impuls, den ich vorher so nie hatte. Ich sagte zu ihm: „Ruf doch die Pastoren aus den großen Gemeinden deiner Umgebung an und bitte sie um „Leasing-Evangelisten“. Bitte sie darum, dir aus ihren Überkapazitäten Personal für eine gewisse Zeit zu leihen.“ Ich konnte diesen Gedanken erst gar nicht zu Ende bringen. „Um Himmels Willen! Abwerbung! Davon lass ich mal lieber die Finger. Diese Institutionen werden mich in der Luft zerreißen.“ Das waren seine Gedanken, seine Ausflüchte. Hier fehlte dann doch das „Fürchte dich nicht“ aus dem 8 Vers. Um im Bild der Anekdote zu bleiben. Hier fehlte der Mut, die letzten Dübel einzuschlagen. Und genau an dieser Stelle krachte alles Weitere dann auch zusammen. 8 Wenn eine große (Kirchen-)Gemeinde von 100-300 Mitglieder nicht einen „Jeremia“ hervorbringen kann, dafür aber fünf Propheten und zehn Heiler, dann müssen sich alle Beteiligten schon die Frage gefallen lassen, ob hier noch alles stimmt. Wie wir lesen können, mutete Gott Jeremia auch im Privatleben sehr viele Leiden und Entbehrungen zu. Jeremia hatte es stellenweise so schwer, dass er fast zerbrochen wäre. Aber immer wieder richtete Gott ihn auf und tröstete ihn. Gott weiß immer was er tut. Aus diesem Grunde hat jeder aufrichtige Christ seinen Platz in Gottes Personalpolitik. Hier macht Gott ganz bestimmt keine Fehler. Wir tun gut daran, uns hier seinem Willen zu fügen. Deshalb könnte es auch für uns jeder Zeit heißen: „Mach’ noch mal!“ Viele große Geschäfte werben ihre Kunden mit einer Zufriedenheitsgarantie. Diese oder eine ähnliche Garantie gibt es für Christen nicht. Aber es gibt eine Ermutigung, die da lautet: „Fürchte dich nicht.“ Für uns Christen könnte in Gottes Konzept ein Sage nicht …, Du sollst gehen …, Tue …, Mach noch mal … enthalten sein. 9 Werden wir (wieder) Gestalter! „Gehe, wohin ich dich sende und predige, was ich dich heiße.“ Oder sind wir etwa zufrieden? 10
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