Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 1 von 7 Meine sehr geehrten Damen und Herren, zunächst möchte ich mich für die Einladung bedanken, heute bei Ihnen eine Fastenpredigt halten zu dürfen. Es ist das erste Mal, dass ich eine Predigt halte, und ich gebe gerne zu, dass mir die Vorbereitung darauf nicht ganz so leicht gefallen ist. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was Sie, liebe Gäste, von meiner Rede erwarten. Erwarten Sie ein klares Bekenntnis zur Bedeutung von Religion im Allgemeinen? Erwarten Sie eine Reflexion darüber, wie meine christlichen Überzeugungen mein politisches Handeln lenken und bestimmen? Oder erwarten Sie einen allgemeinen Einblick in meine Arbeit in einer Stadt, in der mehr als 90 Nationen, unterschiedliche Religionen und Kulturen, ganz im Sinne einer toleranten, christlichen Religion der Nächstenliebe, friedlich zusammenleben? Nach langem Überlegen habe ich mich dafür entschieden, Ihnen anhand eines Zitats aus Jeremia die Herausforderungen der Kommunalpolitik nachzuzeichnen. Ich möchte dabei versuchen aufzuzeigen, wie viele Überschneidungen zwischen christlicher Religion und Politik bestehen. Bevor ich auf das Zitat näher eingehe, möchte ich mich Ihnen aber zunächst kurz vorstellen. Mein Name ist Julian Osswald und ich bin seit 2008 Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Freudenstadt im Schwarzwald. Zudem bin ich seit 2010 Mitglied des Kreistages des Landkreis Freudenstadt und seit 2014 Vorsitzender der CDU-Fraktion. Doch diese Veranstaltung hier und heute führt mich gewissermaßen zurück in meine langjährige alte Heimat. Von 2002 bis 2008 war ich als Verbandsdirektor des Regionalverbands Donau/Iller und zuvor als Projektleiter der „Landsiedlung BadenWürttemberg“ in Ulm tätig. 20 Jahre habe ich in Erolzheim im Landkreis Biberach gewohnt. Deshalb ist es heute eine Rückkehr in eine mir vertraute Region, und ich freue mich, hier zu sein. In meinen nun mehr als 20 Berufsjahren stand für mich die Arbeit mit und für Menschen immer im Vordergrund. Aus dieser inneren Motivation heraus, gemeinsam mit Menschen etwas zu bewegen, habe ich die Bibelstelle aus Jeremia 29 gewählt. Sie wird den roten Faden meiner Predigt bilden. Ich werde versuchen, meine Interpretation der dort beschriebenen Verse meinen eigenen Erfahrungen aus der kommunalpolitischen Arbeit gegenüberzustellen. Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 2 von 7 Beginnen möchte ich mit der für mich aussagekräftigsten Stelle. In Jeremia 29 Vers 7 heißt es: „Suchet der Stadt Bestes, (…), denn wenn’s ihr wohl geht, geht’s auch euch gut.“ Nicht nur für einen Kommunalpolitiker, sondern für jeden Einzelnen sollte dieser Satz einen hohen Stellenwert haben. Der Satz selbst scheint auf den ersten Blick einfach und offensichtlich zu sein. Es ist, so scheint es, die Aufforderung, nach dem Wohlergehen einer Stadt zu streben, an deren Ende eine zufriedene Bürgerschaft steht. Doch wenn man sich näher mit dem Satz beschäftigt, erkennt man, dass er sehr viel komplexer ist. Ich habe diesen Satz gewählt, weil er für mich sehr viel ausdrückt. Auf der einen Seite beinhaltet er einen zunächst klaren Auftrag. Es ist die Rede von „Suchen“. Suchen heißt immer auch, den genauen Weg nicht zu kennen. Kein Patentrezept für jede Frage zu haben. Suchen heißt auch, nicht alles zu wissen. Wir sind bei der Suche immer auch auf Rat, Beistand und Unterstützung angewiesen. Diese Unterstützung kann durch Freunde, Familie aber auch durch den Glauben gewährt werden. Und letztlich ist „Suchen“ immer auch mit Mühen und Anstrengungen verbunden, weil man vielleicht Altbekanntes aufgibt und sich zu neuen „Ufern“ aufmacht. Ich möchte hier die Brücke zwischen meiner gewählten Bibelstelle und meiner politischen Arbeit schlagen. Aus dem „Suchen nach der Stadt Bestem“ ergibt sich für mich auch die Aufforderung, zuzuhören. Ich kann das Beste nicht finden, ohne zu wissen, was für die Stadt das Beste ist. Deshalb stelle ich mir oftmals Fragen. Zum Beispiel, wie denn die „Suche“ nach dem Wohlergehen einer Stadt aussieht? Handele ich im Sinne Freudenstadts und seiner Bürger? Ist meine Entscheidung gut durchdacht und begründet? Gibt es andere, vielleicht bessere Alternativen? Ist die Entscheidung auch morgen noch richtig? Bei all diesen Fragen hilft mir das Gespräch mit den Menschen vor Ort. Sie wissen aus ihrer persönlichen Einschätzung, was die Stadt braucht, was gut läuft und was zu verbessern ist. Aus diesen vielen Einzelmeinungen ergibt sich am Ende – hoffentlich – eine für die gesamte Stadt gute Politik. Deshalb auch die Suche nach „DER Stadt Bestem“. Die Gesamtheit der Stadt, das Wohl aller Bürger ist das Ziel. Ob lange einheimisch oder Neubürger, ob alt ob jung, ob arm oder reich. Jeder Bürger, jede Meinung muss Gewicht haben. Nicht Einzelinteressen oder persönliche Vorteile, sondern das Gemeinwohl muss an erster Stelle stehen. Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 3 von 7 Neben dieser persönlichen Perspektive ist der historische, gesellschaftliche und auch politische Hintergrund, vor dem Jeremia diese Worte niedergeschrieben hat, so wichtig. Sie sind in ein größeres Umfeld eingebettet. Aus dem gesamten Kontext, in dem Jeremias Auftrag entstand, lassen sich viele aktuelle kommunalpolitische Herausforderungen ableiten. In seinem klaren Leitmotiv, verbunden mit der dahinterliegenden Komplexität, kann dieser Satz als Kompass für politisches Handeln verstanden werden. Weshalb der Satz für mich auch tagtäglich Bedeutung hat, lege ich Ihnen gerne dar: Zunächst möchte ich den historischen Hintergrund kurz betrachten. Jeremia schrieb diese Worte aus der Erfahrung des babylonischen Exils des Volkes Juda. 600 Jahre vor Christus führte die Eroberung Jerusalems durch die Babylonier zur Vertreibung der Bürger Judäas nach Babylon. Flucht und Vertreibung sind also die grundlegenden Motive, auf denen diese Bibelstelle beruht. Beim Studium der historischen Umstände fiel mir gleich die Gemeinsamkeit mit „meiner“ Stadt auf. Denn Freudenstadts Gründung ist eng mit Exil und Flucht verbunden. 1599 wurde sie durch den württembergischen Herzog Friedrich I. gegründet. Freudenstadt ist ebenfalls von Exilanten geprägt, da zu ihrer Gründungszeit vor allem Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark, aus Kärnten und Krain in Freudenstadt eine neue Heimat fanden. Doch trotz der Vertreibung aus der Heimat fordert Jeremia zu nichts weniger auf, als sich für die feindliche Stadt und deren „Bestes“ einzusetzen. Um in dieser schweren Stunde nicht die Hoffnung und das Vertrauen zu verlieren, bedarf es eines ganz besonderen Glaubens. Es zeigt die Größe, die in der Botschaft Gottes liegt. Friede, Toleranz und – im wahrsten Sinne des Wortes – „Gottvertrauen“ in eine bessere Zukunft liegen den Worten Jeremias zugrunde. Diese Werte bilden das Fundament dieser Bibelstelle und sie sind auch für mich persönlich ganz wichtig. Leider ist es so, dass der Wert des Friedens erst so richtig erkannt wird, wenn dieser schon brüchig oder bereits zerstört ist. Die schrecklichen Bilder aus der Ukraine, aus Teilen Afrikas und dem Nahen Osten vergegenwärtigen uns nahezu täglich aufs Neue, dass sich der Einsatz für Frieden lohnt. Gerade jetzt, zu Beginn der Kar- und Osterwoche werden wieder viele tausend Menschen zu den traditionellen Friedensmärschen auf die Straße gehen. Der Segen Urbi et orbi spendet für viele Menschen, die von Krieg und Zerstörung betroffen sind, Trost. An dieser Stelle findet sich bereits die erste Überschneidung zwischen Jeremia 29 und den heutigen Herausforderungen, denen ich in meiner täglichen Arbeit begegne. Flucht und Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 4 von 7 Vertreibung, insbesondere aus dem Nahen Osten und dem Balkangebiet, stellen die Kommunen hierzulande vor erhebliche Anstrengungen. Ich sehe die Bilder in den Abendnachrichten, wie tausende Menschen auf der Flucht sind. Sie haben nicht mehr bei sich, als sie tragen können. Ich sehe die Menschen, die jeden Monat unseren Landkreis und unsere Stadt erreichen. Sie haben schwere Schicksale zu meistern, benötigen unseren Schutz und unsere Hilfe. Und aus dem gerade erwähnten Gründungserbe meiner Freudenstadt als Zufluchtsort vor religiöser Verfolgung, fühle ich mich diesem Erbe verbunden. Für mich steht außer Frage, dass wir diesen Menschen helfen müssen, denn christliche Politik ist Politik für die Solidarität mit den Schwächeren und Hilfsbedürftigen. Die Politik und die Kirchen arbeiten dabei Hand in Hand. Gerade vor 4 Wochen war ich an einem von der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ organisierten Themenabend in Freudenstadt zum Thema Asyl. Die Bereitschaft, sich für Menschen in Not einzusetzen, hat mich sehr beeindruckt. Ich habe Jeremia ausgewählt, weil ich finde, dass seine Worte sich sehr gut ins „Heute“ einfügen. Was vor 2.500 Jahren niedergeschrieben wurde, ist auf unsere moderne Zeit sehr gut übertragba. Denn Jeremia spricht den Judäern im Exil nicht nur Mut zu. Er fordert sie gleichzeitig auf, sich für die Stadt einzubringen, sich zu engagieren. „Bürgerschaftliches Engagement“, heute unverzichtbar, liegt diesen Worten zu Grunde. Jeremia fordert nicht zur Resignation, nicht zum Rückzug ins Private, nicht zu einer „Ellenbogengesellschaft“ auf. Nein! Er möchte, dass sich Bürger einbringen und Engagement zeigen, die Politik mit zu gestalten. Damit ist eine ganze wichtige Voraussetzung für das Wohl einer Stadt getroffen: Bürger, die das Beste für ihre Stadt erreichen wollen und dafür etwas tun. Wenn Kommunalpolitik auf einen solch fruchtbaren Boden fällt, kann sich jede Stadt glücklich schätzen. Mit dieser Grundeinstellung der Bürger ausgestattet, nennt Jeremia in 29 Vers 5 konkrete Dinge, um das Wohlergehen einer Stadt noch zu steigern. An dieser Stelle kann Kommunalpolitik ihren wichtigen Beitrag leisten. „Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte“. Wenn ich diese Aufforderung reflektiere, erkenne ich darin einige der wichtigsten Aufgaben von Politik und politischen Amtsträgern: Verlässlichkeit und Sicherheit zu garantieren. Ein Haus zu bauen bedeutet metaphorisch, sesshaft zu werden. Sich für eine Stadt zu entscheiden und das Leben aus dieser gesicherten Basis heraus zu bestreiten. Doch um ein Haus bauen zu können, bedarf es der notwendigen Rahmenbedingungen. Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 5 von 7 Verlässlichkeit ist dabei besonders wichtig. Ich muss mich darauf verlassen können, dass der Ort, an dem ich mein Haus baue, auch morgen noch attraktiv ist. Dass der Ort auch morgen noch Raum für Freunde und Familie zulässt. Die Politik kann dahingehend einwirken, als dass sie die Infrastruktur vorhält, um eben jene Bedürfnisse zu befriedigen. Der zweite Punkt ist Sicherheit. Herr Polizeivizepräsident Högerle hat vor vier Wochen in seiner Predigt darauf hingewiesen. Auch dabei kann die Politik entscheidend mitwirken. Beispielsweise, indem sie die ausreichende Ausstattung unserer Polizei gewährleistet oder soziale Spannungen erkennt und löst. Der zweite Halbsatz in Jeremia 29 Vers 5 lautet „Pflanzt Gärten und esst ihre Früchte“. Um einen Garten anlegen zu können, muss das Umfeld sprichwörtlich gedeihlich und fruchtbar sein. In der heutigen Zeit würde ich diese Passage so interpretieren, dass der Garten der Ort ist, an dem Arbeit verrichtet wird. Sprich, gute Arbeitsbedingungen und ein angemessener Lohn sind Voraussetzungen dafür, die Früchte des Gartens auch ernten zu können. Nun sind die Früchte des Gartens vielfältig. Es kann der nächste Urlaub sein, ein Auto oder andere materielle Werte. Es kann aber auch einfach die Motivation sein, sich nach getaner Arbeit zufrieden in Vereinen zu engagieren oder gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Das sind sehr persönliche, individuelle Entscheidungen. Wir als Kommune können mit unserer Politik dafür sorgen, dass andere Rahmenbedingungen vorhanden sind. Diese machen einen im übertragenen Sinne fruchtbaren Garten, sprich einen zukunftsfähigen, guten Wirtschaftsstandort aus. Ich denke hier beispielsweise daran, dass eine intakte Verkehrsinfrastruktur oder moderne Informationstechnologien zur Verfügung stehen. Die Ausweisung von Gewerbegebieten ist ebenfalls eine klassische kommunale Aufgabe. Wenn diese gerade von mir genannten Voraussetzungen erfüllt sind, können wir uns Jeremia 29 Vers 6 zuwenden. Dort heißt es: „Nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter. (…). Mehrt euch dort (…). Damit kommen wir zu einer der zentralen Herausforderungen der kommunalen Politik: das Klima für Familien und Kinder so günstig wie möglich zu gestalten. Ob Jeremia die Problematik des demografischen Wandels in weiser Voraussicht erkannt hat, vermag ich nicht zu beantworten. Dennoch spricht er davon, wie wichtig Kinder für die Zukunft sind. Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 6 von 7 Besonders der ländliche Raum – das gilt für Oberschwaben genauso wie für Freudenstadt und viele weitere Kommunen in ganz Deutschland – steht hier vor großen Herausforderungen. Immer mehr, vor allem junge Menschen, ziehen zum Studium oder aus anderen Gründen in die Städte. Sie danach wieder für ihre Heimat zu begeistern, ist oftmals schwer. Aber gerade deshalb müssen unsere Bemühungen umso intensiver sein. Wir leben in einer Zeit, in der immer weniger Kinder geboren werden und die Gesellschaft gleichzeitig immer älter wird. Somit steht die Alterspyramide von beiden Enden aus gesehen vor Veränderungen. Auf der einen Seite muss Kommunalpolitik die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Der Bau neuer Kinderkrippen, flexible Arbeitszeitgestaltung oder andere unterstützende Angebote stehen bei mir und vielen meiner Kollegen ganz oben. Auf der anderen Seite müssen wir uns auch überlegen, wie wir seniorengerechte Kommunen verwirklichen können. Wir wollen Seniorinnen und Senioren ein eigenständiges und in der Mitte der Gesellschaft stattfindendes Altern ermöglichen. Dabei ist Jung und Alt kein Gegensatz. Vielmehr ist es eine wunderbare Ergänzung, wenn sich junge Menschen auf die Lebenserfahrung und das Urteil ihrer Eltern und Großeltern verlassen können. Es vermittelt Vertrauen und Geborgenheit. Und wenn ältere Menschen sich der Hilfsbereitschaft der Jüngeren sicher sein können, ist das ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Dieser soziale Zusammenhalt ist für mich besonders wichtig. Und für mich drückt sich darin auch der Kern des christlichen Glaubens aus. Der respektvolle, würdige Umgang mit Menschen ist nicht nur eine politische, sondern auch eine soziale und religiöse Maxime. Jeremia schließt seine Worte mit einer Mahnung. In 29 Vers 8 spricht er davon, sich nicht von Wahrsagern betrügen zu lassen und nicht auf deren Träume zu hören. Gerade in der heutigen Zeit gibt es viel Raum und Möglichkeiten für Fehlinformation und falsche Versprechungen. Im Internet hat beispielsweise jeder die Möglichkeit, sich zu jedem Thema - gerade anonym - zu äußern. Informationen sind allzeit erhältlich, und jeder kann seine Sicht der Dinge nahezu ungefiltert in die Welt streuen. Deshalb ist Jeremias Warnung so aktuell. Erst vor drei Wochen mussten wir in Sachsen-Anhalt traurigerweise Zeuge dieser falschen Wahrsager werden. Dort ist ein Bürgermeister zurückgetreten, weil er über lange Zeit von Rechtsextremen bedroht worden war. Für mich sind Extremisten, Ideologen und Radikale genau die Wahrsager, auf die wir nicht hören dürfen. Einfache Lösungen gibt es in der Politik nicht. Die, die sie versprechen, erfordern unsere Wachsamkeit, damit wir uns am Ende nicht in einem Alptraum wiederfinden. Wir stehen alle in der Verantwortung, dieser Intoleranz entgegenzutreten. Fastenpredigt Oberbürgermeister Julian Osswald, 29.03.2015 Seite 7 von 7 Ich habe in den vergangenen Minuten versucht, einen Bogen zu spannen. Einen Bogen zwischen dem Auftrag, der vor mehr als 2.500 Jahren an das Volk Judäas erging, und zwischen der heutigen Politik. Ich habe versucht, meine täglichen Erfahrungen, verknüpft mit meinem christlichen Glauben, in dieser Predigt zusammenzubringen. Ich habe dabei versucht, Jeremia bewusst offen und modern zu interpretieren. Bei der Vorbereitung ist mir wieder einmal klar geworden, welche Strahlkraft, aber auch welche Aktualität die Bibel heute noch hat. Denn die angesprochenen Themen beschäftigen mich tagtäglich. Vielleicht nehme ich in meiner täglichen Arbeit gar nicht so wahr, wie sehr sich christliche Überzeugungen und Kommunalpolitik überschneiden. Und vielleicht geht es vielen von Ihnen so: Sie sind fest im christlichen Glauben und dessen Werten verankert. Im Alltag kommen diese Überzeugungen und die Besinnung darauf aber manchmal zu kurz. Dann erinnern uns kurze Sätze wie die von Jeremia wieder daran, welche Rolle unser Christentum doch für uns spielt, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Ich glaube, dass uns die Bibel oder unser Glaube allgemein heute trotz – oder vielleicht gerade wegen – unserer hektischen, auch unübersichtlichen Zeit die Ruhe und Einsicht geben können, nach der wir suchen. Mit dem Gründonnerstag endet nun die 40-tägige Fastenzeit, in der wir Christen uns auf das Wesentliche besinnen sollten. Es ist die Zeit für Selbstreflexion, Einkehr und der Bewusstmachung unseres Glaubens. Die Suche nach Gott und uns selbst steht in dieser Zeit im Vordergrund. Somit schließt sich der Kreis zwischen der Suche nach Gott, sich selbst und der Suche nach der „Stadt Bestem“. Aus einem gefestigten Glauben heraus, unter Beachtung christlicher Werte, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ist die „Suche nach der Stadt Bestem“ zu erreichen. Möge Gott uns bei unserer Suche und auf all unseren Wegen begleiten. Amen.
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