A8, Klemperer: 20 Jahre EbM - wie viel Evidenz steckt in unserem

20 Jahre EbM –
wie viel Evidenz
steckt in unserem
Gesundheitssystem?
Wissenswerte
Bremen 16.11.2015
David Klemperer
Interessen / Aktivitäten
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin past president
Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention Vorstand
Unabhängige Patientenberatung Deutschland § 65 b SGB V Wiss. Beirat
AQUA-Institut - Sektorübergreifende Qualitätssicherung § 137a SGB V Wiss. Beirat
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Außerordentliches Mitglied / Fachausschuss Unabhängigkeit und Transparenz in der Medizin
AWMF: Delegierter DGSMP / Leitlinienkommission / ad-hoc Ag GKE
Nationaler Krebsplan Ziel 11a Verbesserung der Information Sprecher
Preventing Overdiagnosis Conference Scientific committee conference 2015/2016
International Choosing Wisely Cooperative
Lown Institute Right Alliance Kooperation
Lancet Writing Group Right Care Series
Honorar Forschung: Bertelsmann Stiftung,
KVB/Techniker Krankenkasse
Berufstätigkeit: Hochschullehrer, Arzt
Welche Probleme gibt es beim Transfer evidenzbasierten
Wissens in die medizinische Praxis?
Analyse der strukturellen Hindernisse, mit denen der EbMGedanke im deutschen Gesundheitssystem konfrontiert ist
1. Was ist EBM?
2. Wie viel EBM ist im System?
3. Wo fehlt EBM und warum?
1 Was ist EBM?
Evidenzbasierte Medizin 1990
Medizinische Praxis / kritisch bewertete Studien /
“aufgeklärter Skeptizismus”
Schulungsprogramm für Assistenzärzte:
scientific medicine
“Those already hostile were incensed and disturbed at the
implication that they had previously been ‘unscientific’“.
My second try at a name for our philosophy of medical practice,
evidence-based medicine, turned out to be a catchy one.”
Gordon Guyatt 2008. User’s Guide. S. XIX
in: Beiträge zur
Sozialpolitikforschung
Band 10. 1995 (1993)
EBM
Definition EBM
Evidence-based medicine is the integration of best research evidence with
expertise and patient values.
EBM ist die Integration der besten Evidenz aus
Forschung mit Expertise und Patientenwerten.
Sacket et al. How to practice and teach EBM it. 2nd ed. 2000
Qualitätsdefinition
Gesundheitsversorgung, Krankheitsprävention und
Gesundheitsförderung
Gesundheitsleistungen für Individuen und Populationen
 erwünschte gesundheitliche Ergebnisse (=SDM)

Leistungen entsprechend gegenwärtigem
professionellen Wissensstand (=EBM)
SVRG, Gutachten 2000/2001 Band II Ziffer 127; Institute of Medicine 1990
Evidenz / Expertise / Patientenpräferenz
Klemperer nach Mulley et al. 2012, S.17 und Elwyn et al. 2012
2 Wie viel EBM
ist im System?
3 Wo fehlt EBM und
warum?
EBM im Gesundheitssystem angekommen?
Gesetzliche Krankenversicherung SGB V

Wirtschaftlichkeits- / Nützlichkeitsgebot § 12 / § 34 (3)
GBA / IQWiG / UPD / Patientenbeauftragter
Satzungsleistungen
Private Krankenversicherung

PKV-Musterbedingungen § 4
„von der Schulmedizin überwiegend anerkannt“ / „in der Praxis
als ebenso erfolgversprechend bewährt“
Medizinische Fachgesellschaften
evidenzbasierte Leitlinien / Interessenkonflikte /
Evidence into practice / Gemeinsam Klug Entscheiden /
Arzneimittelzulassung / Medizingeräte
Sachverständigenrat Gesundheit GUTACHTEN 2014
• zentrales Problem: der nicht indikations- und
situationsbezogene Einsatz medizinischer Leistungen Ziffer 4
• medizinisch unangemessene Mengenausweitungen Ziffer 506
Grote Westrick M, Zich K, Klemperer
et al. 2015
15,8 Mio
chirurgische
Eingriffe 2013
+ 30% zu 2005
Statistisches
Bundesamt
23.10.2014
16.10.2008
Heft 42/2008
Christoph Koch
Jörg Blech
Markus Grill
15.8.2011
20.04.2009
Jan bis März 2006
Heike Jahberg
DIE ZEIT
28.5.2015
SZ 30. Juli 2012
Martina Keller
Wer entscheidet was gemacht wird?
alte Welt  Jahrtausende
Paternalismus / Ärzte entscheiden / Autonomie /
Grundlagen
• Pathophysiologie Plausibilität eines Konzeptes
• Erfahrung des klinisch tätigen Arztes
Fallbeispiele, anekdotische Evidenz, „Eminenzbasierte Medizin“
neue Welt  20 Jahre alt
Partner / ärztlicher Entscheidungsspielraum  / Autonomie 
Grundlagen
Empirie / Expertise / Patientenpräferenzen Shared Decision Making

Evidenzbasierte berufliche Praxis
314 Mrd.
Euro
Arzneimittelzulassung
Patient
1. Zulassung: Sicherheit
2. erwünschte / unerwünschte
Wirkungen
3. Endpunkte patientenrelevant
Lebenszeit
Lebensqualität
Belästigung durch Behandlung
1. niedriger Preis
Industrie
1. Zulassung: Schnelligkeit
2. erwünschte Wirkungen
Wirksamkeit ≠ Nutzen
3. Endpunkte: Surrogat
z.B. Senkung Blutdruck /
Blutzucker / Blutfette /
„Ansprechen“ des Tumors /
progressionsfreies Überleben
4. hoher Preis
Herausforderung: Denkweisen in der Medizin
Mehr ist besser / Neu ist besser / Früher ist
besser / Teurer ist besser / Behandeln ist besser
als nicht behandeln / Technologie ist gut /
Biologie vor Person
...

intuitive Annahmen über den Nutzen
medizinischer Interventionen

kognitiver Bias
Schnelles und langsames Denken Kahnemann
Affekt-Heuristik Slovic
§ 34 Abs. SGB V / § 25 Abs. 7 AMG
Noch mehr
EBM ins System!
§ 25 SGB V Organisierte Früherkennungsprogramme
 umfassend und verständliche Information über Nutzen und Risiken
Kritische Gesundheitskompetenz erhöhen
(Bildungs-)BürgerInnen / JournalistInnen / PolitikerInnen
z.B.
Gesundheits- und Krankheitstheorien Allen Frances: Normal
Epidemiologie/Studienformen Evans et al. Wo ist der Beweis?
Systemkompetenz Knieps/Reiners: Gesundheitseformen
...
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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