Genuss in feinen Scheiben

TROUVAILLE
Christoph Lehmann, Wirt des Restaurants Viertel-Kreis, züchtet seit Kurzem Simmentaler Fleckvieh.
Genuss in feinen Scheiben
Ein grosses scharfes Messer und ein bisschen Übung in der Kunst
des hauchdünnen Schneidens sind die Voraussetzungen für die
Zubereitung des venezianischen Vorspeisenklassikers Carpaccio.
Ansonsten lebt das schlichte Gericht von der Qualität und der
Frische seiner Zutaten.
Text: Güvengül Köz Brown; Bilder: Claudia Link
Wenn die Begeisterung für ehrliches
und schnörkelloses Essen ein Zuhause hätte, sie würde bei Christoph
Lehmann wohnen. Der Wirt des Restaurants Viertel-Kreis zieht die Menschen in seinen Bann, wenn er von
optimaler Fleischreifung, von frischen Kräutern oder vom würzigen
Aroma einer Belpe Knolle spricht.
«Mich interessieren weder die gehobene Sterneküche noch weisse Tischdecken», sagt der gebürtige Bieler
selbstbewusst. «Ich will gemeinsam
mit meinen experimentierfreudigen
Köchen lieber Gerichte kreieren, die
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den Eigengeschmack von hochwertigen Produkten hervorheben und
nicht verschleiern.»
In Saucen ertränkte Speisen sucht
man bei Lehmann vergebens. Ja,
bodenständig ist dieser kleine, redefreudige Mann, der vor 13 Jahren
nach Basel zog und als Quereinsteiger seit 2010 die Basler Gastroszene
mit seinem eigenwilligen Stil entscheidend mitprägt. Und spätestens
mit dem Auftritt in der SRF-Sendung
«Mini Beiz, dini Beiz» ist der quirlige
Mittvierziger bis weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Aussergewöhnlich gut
Ein Blick auf die täglich wechselnde
Speisekarte verrät: Hier setzt man
nicht nur auf Edelstücke wie Kalbsfilet oder auf Klassiker wie hauchdünn geschnittenes Carpaccio vom
Jungrind – das übrigens schlichtweg
traumhaft schmeckt! –, sondern auch
auf Aussergewöhnliches wie Kalbsbacken, Lammhoden oder längs geschnittene Markknochen vom BioAngus-Rind. Es sei ein bewusster
Entscheid, ganze Tiere zu verwerten,
betont Lehmann, «einerseits, weil
viele Teilstücke unterschätzte Köst-
Handgeschnittenes Carpaccio
mit selbst gebackenem Toastbrot
(Zutaten für vier Personen)
Carpaccio
– ca. 800 g Rindshuft
– 1 Belper Knolle (oder vergleichbarer Hartkäse)
– 1 Bund Rucola
– Zitronenöl und Gewürze
– Cherrytomaten und Zitronenviertel zum Garnieren
Die gekühlte, aber nicht gefrorene
Rindshuft mit einem langen, scharfen Messer in feine Scheiben von
etwa 2 Milimetern schneiden und auf
einem Teller flach verteilen. Anschliessend mit dem Zitronenöl beträufeln
und mit frischem, grob gemahlenem
Pfeffer und etwas Meersalz würzen.
Den Rucola und die gehobelte
Belper Knolle darüber verteilen.
Teller mit Cherrytomaten und einem
Viertel Zitrone garnieren.
Toastbrot
– 500 g Mehl
– 1 dl lauwarme Milch
– 1 Würfel Hefe
– 1 EL Zucker
Alle vier Zutaten gut vermischen und
zu einem Vorteig anrühren. Abgedeckt 20 Minuten ruhen lassen.
– 35 g Zucker
– 2 Prisen Salz
– 4 Eier
– 200 g Butter
Zucker, Salz und drei Eier zum ausgeruhten Vorteig geben und zusammen zu einem glatten Teig kneten.
Nach und nach die weiche Butter
beifügen und die Menge nochmals
zu einem glatten Teig kneten. Eine
Stunde ruhen lassen. Danach den
Teig portionieren, kleine Kugeln formen und nochmals 15 Minuten ruhen lassen. Am Schluss den Teig mit
einem Eigelb bestreichen und rund
18 Minuten bei 190 °C backen. Nachdem die Brötchen etwas abgekühlt
sind, in Scheiben schneiden und lauwarm mit dem Carpaccio servieren.
Restaurant Viertel-Kreis
Gundeldingerstrasse 505
4053 Basel
Tel. 061 331 17 01
viertel-kreis.ch
Die Kunst des Röstens
Ob tiefschwarz oder mit einer feinen
Milchschaumhaube, ob zum Aufwachen oder als Krönung nach einer
üppigen Mahlzeit: Kaffee verzaubert
weltweit die Sinne. Neben dem Anbau und dem Erntejahrgang beeinflusst vor allem seine Röstung die
Qualität und das Aroma. Das weiss
niemand besser als Reto Haener und
seine Geschäftspartner, die seit drei
Jahren die Rösterei Hænowitz & Page
führen. Zu kaufen gibt es ihre edlen
Bohnen, welche die Basler direkt und
zu fairen Preisen bei den Kaffeebauern
beziehen, nicht nur über die Website,
sondern samstags auch in der Rösterei. Seit einigen Wochen betreibt das
Quartett auch eine Kaffeebar am Vogesenplatz. (GK) haenowitzpage.ch
Bild: Fotolia.com
lichkeiten sind, andererseits, weil wir
es uns aus ökologischen und moralischen Gründen nicht leisten sollten,
Fleisch wegzuwerfen». Dass er seit
Kurzem Simmentaler Fleckvieh züchtet, ist nur ein weiterer konsequenter
Schritt im Wirken des Vollblutwirts.
Glück bringende schwarze Katze
Inmitten der bunten Kleinbasler Beizenszene befindet sich seit drei Jahren das Lokal Gatto Nero. Hier, an der
Ecke Klybeck-/Oetlingerstrasse, wird
seither traditionelle italienische Alltagsküche in ihrer Urform zelebriert.
Auf Schnickschnack verzichten die
Gastgeber Matthias Tedesco und
Serge Laissue bewusst. Viel lieber
servieren die beiden Vollblutgastronomen eine kleine, aber feine Auswahl an frisch zubereiteten Pastaund Risottogerichten. Den perfekten
Einstieg in einen mediterranen
Abend bieten die Antipasti aus der
Vitrine. (GK) Oetlingerstrasse 63,
4057 Basel, Tel. 061 681 50 56
Carpaccio vom Jungrind mit hausgemachtem Toastbrot.
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