Vorsprung Bayern – Die Stärke der Gesundheitswirtschaft in Bayern Dienstag, 13.10.2015 um 14:30 Uhr Hotel Bayerischer Hof, Königssaal Promenadeplatz 2 – 6, 80333 München Gesundheitswirtschaft – Wirtschaftskraft für den Freistaat Bertram Brossardt Hauptgeschäftsführer vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort. 1 Sehr geehrte Frau Staatsministerin Huml, sehr geehrter Frau Unseld, sehr geehrter Herr Quodt, sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem heutigen Kongress in der Reihe „Vorsprung Bayern“. Gründe für das gesundheitspolitische Engagement der vbw Das Thema „Gesundheit“ beschäftigt die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. schon seit vielen Jahren – und das hat mehrere Gründe: Erstens. Gesundheit ist ein wichtiger Standortund Wettbewerbsfaktor. Eine hochwertige Gesundheitsversorgung vor Ort steigert die Arbeitgeberattraktivität jedes Unternehmens. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels wird das immer wichtiger. Fachkräftesicherung ist das Gebot der Stunde. Gesundheitsprävention leistet einen wichtigen VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 2 Beitrag dazu. Sie ist ein wichtiger Hebel, um Mitarbeiter von jung bis alt fit und leistungsfähig zu halten. Darum unterstützen wir die Gesundheitsprävention in den Unternehmen mit einer Fülle von Projekten. Zweiter Grund für unser Engagement – das ist die „politische“ Seite: Gesundheit kostet. Das ist klar. Aber die Kosten müssen sich in einem Rahmen bewegen, der für die Beitragszahler verkraftbar ist. Das gilt gerade für unsere Unternehmen. Beitragszahlungen in die gesetzliche Krankenversicherung werden als Teil der betrieblichen Arbeitskosten verbucht. Und diese Arbeitskosten müssen von unseren Betrieben mit spitzer Feder gerechnet werden. Denn wer zu teuer ist, wird im internationalen Wettbewerb abgehängt. Wir legen, wie Sie wissen, bei den Arbeitskosten international ohnehin schon in der Spitzengruppe. VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 3 Vor diesem Hintergrund sehen wir auch viele aktuelle Entwicklungen sehr kritisch: Die Gesundheitspolitik in Berlin versteht das Gesundheitswesen in erster Linie als Umverteilungsmaschine, um vermeintliche Wohltaten finanzieren zu können. Ich zähle nur einige der von Rot-Schwarz beschlossenen Griffe in die Geldbeutel von Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf: • Das Präventionsgesetz wird komplett von den Beitragszahlern finanziert – das macht eine Mehrbelastung von rund 300 Millionen Euro pro Jahr. Und was das Ganze noch verschlimmert: Allein die Beitragszahler sollen Mittel in zweistelliger Millionenhöhe für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berappen! Der Staat drückt sich! Hinzu kommen • die Mehrkosten durch das Krankenhausstrukturgesetz, die sich allein VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 4 im Jahr 2019 auf rund zwei Milliarden Euro belaufen; • Kosten durch die Streichung des Bundeszuschusses: Um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, hat der Finanzminister wieder in die Geldtopf der Gesetzlichen Krankenkassen gegriffen. Das macht jährlich bis zu 3,5 Milliarden Euro, die weniger zur Verfügung stehen – bzw. die der Beitragszahler jetzt auch noch mitübernehmen muss! • Die beiden Pflegestrukturgesetze kosten die Beitragszahler rund 6 Milliarden Euro pro Jahr. All diese Vorhaben treiben die Arbeitskosten weiter nach oben. Das muss aufhören. Ein Gesundheitswesen, das überwiegend über den Faktor Lohn finanziert wird, ist so auf Dauer nicht zu halten! Dritter und vielleicht wichtigster Grund für unser Engagement: Gesundheit ist ein Wachstumsfaktor. VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 5 Die Gesundheitswirtschaft boomt. Eine immer älter werdende Gesellschaft, der medizinische Fortschritt und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung verstärken diesen Trend. Schon heute ist die Gesundheitswirtschaft ein Schlüsselsektor unser Wirtschaftsstandortes Bayern. Zwei Zahlen unterstreichen, von welchem Potenzial wir reden: Über zehn Prozent der gesamten Wertschöpfung der bayerischen Wirtschaft hängt an der Gesundheitswirtschaft und etwa jeder achte bayerische Arbeitnehmer ist hier beschäftigt! Und die Prognosen weisen weiter nach oben. Das zeigt auch unsere vbw Studie „Bayerns Zukunftstechnologien“, die Gesundheits- und Medizintechnik als wichtige Schlüssel für den weiteren Erfolg des Standorts Bayern identifiziert. VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 6 Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft, den unser Präsident Alfred Gaffal ins Leben gerufen hat, gibt darauf aufbauend konkrete Handlungsempfehlungen, die sich gleichermaßen an Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft richten. Denn Gesundheitstechnologie geht alle Bereiche an. Der Trend ist eindeutig: Es kommt zu einer immer stärkeren Verschränkung von erstem Gesundheitsmarkt, der weitgehend die klassische Gesundheitsversorgung abdeckt und zweitem Gesundheitsmarkt, der alle privat finanzierten Gesundheitsprodukte und –dienstleistungen umfasst. Diese Entwicklungen werden folgende Entwicklungen in der Gesundheitswirtschaft verstärken: Mehr privatwirtschaftlich organisierte Gesundheitseinrichtungen und Therapiezentren werden den Gesundheitsmarkt beleben. VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 7 Tele-Diagnosen und Tele-Therapien werden deutlich zunehmen. Der Gesundheitstourismus wird differenzierter, indikationsorientierter und vernetzter. Wellness oder Gesundheitsmanagement werden auf der Basis neuester Analysetechnik praktiziert. Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird boomen. Und schließlich wird die Digitalisierung auch auf diesem Markt Spuren hinterlassen. Die hier schlummernden Möglichkeiten gilt es deshalb zu nutzen! Wir müssen dafür wachsam und schnell sein! Und wir reden hier nicht nur von Marktchancen für Medizin im engeren Sinn. Wachstumsimpulse entstehen auch für die Vorleistungs- und Zulieferindustrien wie der Pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 8 und die Nachbar-Branchen, die Gesundheitswirtschaft mit Angeboten aus dem Dienstleistungssektor und dem Produzierenden Gewerbe verknüpfen. Gesundheitswirtschaft ist ein Markt mit vielen Playern! Dazu kommt der wirtschaftliche Aufholprozess der Schwellenländer, der wachsenden Wohlstand und eine größer werdende Mittelschicht mit sich bringt. Und diese kann sich „mehr Gesundheit“ leisten. Hier will ich nur auf Länder wie den Iran hinweisen, die eine ungeheure Dynamik entfalten und unter anderem ein großes Interesse an unserer Gesundheitswirtschaft haben. Diese und viele weitere Möglichkeiten für unsere Unternehmen müssen wir nutzen! Darum werden wir Anfang November eine „Repräsentanz der Bayerischen Wirtschaft“ in Teheran eröffnen. Also: Die Wachstumspotenziale in der Gesundheitswirtschaft sind vielfältig – und VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 9 Gesundheit wird mehr und mehr zum Exportprodukt. Diese Entwicklung wollen wir fördern und die Innovationsfähigkeit der Gesundheitswirtschaft unterstützen. Starker Gesundheitsstandort Bayern Meine Damen und Herren, Medizintechnologie und Gesundheitswirtschaft sind ein wesentlicher Mosaikstein für eine erfolgreiche Zukunftsentwicklung. Damit Bayern als Gesundheitsstandort seine Spitzenstellung wahrt, müssen wir die Weichen jetzt richtig stellen. In einem Zehn-Punkte-Programm haben wir, die vbw, Anregungen formuliert, was zu tun ist: Gemeinsam müssen alle Beteiligten – Politik, Gesundheitsindustrie und Gesamtwirtschaft – • Kompetenzen bündeln, • die Chancen der Gesundheitsprävention noch stärker nutzen – im Interesse der VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 10 Betriebe, die mit alternden Belegschaften wettbewerbsfähig bleiben müssen, und im Interesse der Gesundheitswirtschaft als Anbieter von Lösungen, • ein Qualitätssiegel „Gesundes Bayern“ schaffen, unter dem Marketingmaßnahmen für den starken Gesundheitsstandort Bayern entwickelt werden, • Investitionen im Bereich Gesundheit fördern, • Bayern als Standort für Gesundheitsdienstleistungen im internationalen Wettbewerb besser positionieren, • Innovationen im Gesundheitswesen fördern, • Fachkräfte für die Gesundheitswirtschaft in Bayern sichern, • die Chancen der Gesundheitsregionen in Bayern nutzen, • demografiegerechte Angebote ausbauen • sowie die gesundheits-wirtschaftlichen Potentiale des Pflegesektors in einer alternden Gesellschaft heben. Das ist eine ganze Menge. VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung 11 Aber die Gesundheit sollte es uns wert sein – und das gilt nicht nur im Blick auf die Potenziale der Gesundheitswirtschaft. Die einzelnen Punkte werden wir im Laufe unserer Veranstaltung und in der Podiumsdiskussion sicher noch weiter vertiefen. Ich freue mich, dass wir eine so hochrangige besetze Runde sind. So bleibt mir abschließend, uns allen eine informative und erfolgreiche Veranstaltung zu wünschen! VB –Gesundheitswirtschaft, 13.10.2015 Bertram Brossardt, Begrüßung
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