Perspektiven M+E Gesundheitskongress: Sucht im Betrieb

Perspektiven M+E Gesundheitskongress:
Sucht im Betrieb – vorbeugen, erkennen,
helfen
Donnerstag, 10.12.2015 um 10:00 Uhr
hbw I Haus der Bayerischen Wirtschaft, Europasaal
Max-Joseph-Straße 5, 80333 München
Begrüßung
Bertram Brossardt
Hauptgeschäftsführer
bayme – Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V.
vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V.
Es gilt das gesprochene Wort.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserem heutigen Kongress
„Gesundheit im Betrieb“, der bei den bayerischen
Metall- und Elektroarbeitgebern bayme vbm schon
eine feste Einrichtung ist.
Heute geht es um das Thema „Sucht im Betrieb“.
Das ist ohne Frage ein heißes Eisen.
Und es ist ein relevantes Thema: Laut Schätzungen
von Experten betreiben ca. 10 bis 20 Prozent aller
Beschäftigten einen riskanten Umgang mit
Suchtmitteln.
Suchterkrankungen ruinieren die Gesundheit der
Betroffenen und verursachen ein hohes Maß an Leid
– sowohl bei den Abhängigen selber als auch in
deren Umfeld.
Fehlzeiten infolge von Suchterkrankungen
Alkoholsucht, Medikamentenmissbrauch oder die
Abhängigkeit von illegalen Substanzen haben aber
zudem auch direkte negative Auswirkungen auf die
Unternehmen und damit auf die Wirtschaft.
So ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage durch die
Einnahme von Nikotin, Alkohol und anderen
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Suchtmitteln von 2002 bis 2012 laut AOK FehlzeitenReport um rund 17 Prozent angestiegen1.
Während 2002 noch 2,07 Millionen Fehltage in dem
Zusammenhang registriert wurden, waren es im Jahr
2012 bereits 2,42 Millionen.
44 Prozent aller suchtbedingten Ausfälle entfielen
dabei auf Alkohol.
Im Vergleich zu Rauchen und Alkohol verursachen
andere Süchte bislang nur einen geringen Teil der
Ausfalltage und damit auch einen geringeren
Schaden für die Wirtschaft.
Aber ihre Relevanz nimmt kontinuierlich zu. Die
Fehltage wegen des Konsums von Stimulanzien wie
etwa Amphetaminen haben sich von 2002 bis 2012 –
ausgehend von einem geringen Niveau – fast
vervierfacht.
Sie sind von rund 8.100 Fehltagen im Jahr 2002 auf
knapp 30.000 im Jahr 2012 gestiegen. Hier spiegelt
sich in der Fehlzeiten-Statistik die gesellschaftliche
Realität: Die Zahl der Erstkonsumenten von
Stimulanzien hat sich nach Erhebungen der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen von 2002 bis
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AOK-Bundesverband „Fehlzeiten-Report 2013“ – neuere Zahlen gibt es nicht
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2012 mehr als verdoppelt. Das Suchtpotenzial sowie
die körperlichen und psychischen Folgeschäden
dieser Drogen werden gerade in jüngeren
Altersgruppen noch viel zu oft unterschätzt und
verharmlost.
Der Fehlzeiten-Report weist außerdem auf ein
weiteres Problem hin: Laut Studien nehmen
regelmäßig etwa 1,5 Prozent der Beschäftigen zur
Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit so genannte
Neuroenhancer – also Medikamente, die die
Aufmerksamkeit erhöhen, das Gedächtnis stärken
oder die Stimmung verbessern sollen. Die Zahl derer,
die das heute schon tun, ist damit offiziellen
Statistiken zufolge nicht allzu groß.
Allerdings dürfte es eine erhebliche Dunkelziffer
geben. Und Experten sehen einen Trend zu einer
verstärken Einnahme von leistungssteigernden
Mitteln. Studien zeigen, dass viele Arbeitnehmer
bereit sind, in Spitzenzeiten der Arbeitsbelastung
leistungssteigernde Mittel einzunehmen.
Das ist ein Alarmsignal! Durch rechtzeitige Aufklärung
gerade bei jungen Menschen müssen wir dafür
sorgen, dass die vorhandene Bereitschaft zum
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„Gehirndoping am Arbeitsplatz“ nicht zum regulären
Verhalten wird.
Aufgrund dieses Trends haben wir heute Vormittag
den Suchtmediziner Herrn Dr. Härtel-Petri
eingeladen, der uns später etwas zum Thema
„Chrystal Meth, Speed & Co.“ erzählen wird.
Suchterkrankungen sind besonders langwierig
Arbeitnehmer, die mindestens eine Krankschreibung
aufgrund einer Suchterkrankung aufweisen, haben im
Schnitt drei Mal so lange Arbeitsunfähigkeitszeiten
wie Beschäftigte, die aus anderen Gründen
krankgeschrieben werden.
So fehlten Suchtkranke im Jahr 2012 durchschnittlich
92 Tage, bei allen anderen Diagnosen lag die
durchschnittliche Fehlzeit bei 31 Tagen.
Der Verlust an Arbeitsproduktivität ist beachtlich:
Suchterkrankungen haben – hochgerechnet auf alle
gesetzlich versicherten Arbeitnehmer – dazu geführt,
dass der deutschen Wirtschaft im Jahr 2012 ein
Verlust von Arbeitsproduktivität in Höhe von
schätzungsweise knapp 1,3 Milliarden Euro
entstanden ist.
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Diese Summe beruht allerdings lediglich auf der Zahl
der dokumentierten Arbeitsunfähigkeitstage wegen
Sucht.
Die Dunkelziffer und damit auch der tatsächliche
Schaden dürften also größer sein.
Der Fehlzeiten-Report 2012 hat berechnet, dass die
Kosten von Alkohol- und Tabaksucht die deutsche
Volkswirtschaft jedes Jahr sogar mit etwa 60
Milliarden Euro belasten. Dabei ist der Anteil der
indirekten Kosten, zum Beispiel durch
Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung, besonders
hoch.
Umgang mit Suchterkrankungen im Betrieb
Meine Damen und Herren,
alle Experten sind sich einig, dass die Relevanz von
Suchterkrankungen in den nächsten Jahren weiter
zunehmen wird.
Für Sie als Unternehmer, Führungskraft oder
Personaler stellt sich vor allem die Frage, wie Sie mit
dem Thema Sucht im Betrieb konkret umgehen
können.
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Dazu wollen wir Ihnen heute praktische
Informationen vermitteln.
So werden wir darüber sprechen, wie Sie im Betrieb
Suchterkrankungen vorbeugen können. Dazu wird
Prof. Ludwig Kraus, Leiter des Instituts für
Therapieforschung in München etwas sagen.
Die Erfahrung zeigt, dass Suchterkrankte ihren
eingespielten Arbeitsalltag häufig noch relativ lange
gut bewältigen können. Herr Thomas Rausch,
Leitender Psychologe der Simsee-Klinik wird Ihnen
Tipps geben, wie Sie dennoch frühzeitig Anzeichen
von Suchterkrankungen bei Mitarbeitern erkennen
können.
Auch wird es darum gehen, wie Sie suchtgefährdeten
Mitarbeitern möglichst effektiv helfen können.
Welche Haltung sollte ich als Führungskraft oder
Kollege gegenüber dem Erkrankten einnehmen?
Wo muss ich mich abgrenzen?
Wo kann ich begleiten?
Wo können die suchtgefährdeten Mitarbeiter extern
Hilfe erhalten?
Welche Netzwerke und Anlaufstellen gibt es?
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Zu diesen Fragen werden Frau Dr. Elisabeth Rauh,
Chefärztin für Psychosomatik der Schön Klinik in Bad
Staffelstein und Franz Miehle, Projektleiter des
Arbeitskreises „Betriebliche Suchtprävention“ des
Caritasverbandes München etwas sagen.
Darüber dürfen wir Herrn Jürgen Glatting von der
condrobs-Tagesklinik in München begrüßen. Er wird
nach der Kaffeepause heute Nachmittag einen
Vortrag halten zu den speziellen Herausforderungen,
die die Berufsintegration Menschen mit sich bringt,
die mit illegalen Drogen in Berührung waren.
Warum befassen wir uns mit dem Thema „gesunde Mitarbeiter“
Meine Damen und Herren,
wir als bayerische Metall-Arbeitgeberverbände bayme
vbm werden immer wieder gefragt, warum wir uns
überhaupt mit dem Thema „Gesunde Mitarbeiter“
befassen.
Ist das denn wirklich so wichtig?
Ja, das ist es. Und dafür gibt es zwei wesentliche
Gründe:
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 Zum einen den demografischen Wandel. Er führt
dazu, dass die Belegschaften in den Betrieben im
Schnitt immer älter werden.
 Und zum anderen den Fachkräftemangel, der in
einigen Branchen und Regionen schon heute
deutlich spürbar ist. Besonders gravierend zeigt
sich das bei den Ausbildungszahlen: Zum Start des
Ausbildungsjahres im September 2015 kamen in
Bayern auf 97.00 gemeldete Ausbildungsstellen
nur 82.000 Bewerber.
Unsere Unternehmen sind daher mehr denn je darauf
angewiesen, dass ihre Mitarbeiter bis ins Alter fit und
leistungsfähig bleiben.
Firmen, die das schaffen, werden langfristig auch im
Wettbewerb die Nase vorn haben.
Denn: Geht es den Mitarbeitern gut, werden sie
seltener krank und sind produktiver.
Und je länger Mitarbeiter fit und leistungsfähig
bleiben, je länger können die Unternehmen von deren
Kompetenz, Erfahrung und Fähigkeiten profitieren.
Das zahlt sich aus!
Jedes Unternehmen hat folglich ein Eigeninteresse
an einer gesunden Belegschaft.
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Services von bayme vbm
Deshalb bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen in
diesem Bereich Unterstützung an.
So haben wir das Projekt gesund(me) ins Leben
gerufen. In regelmäßigen, exklusiven
Veranstaltungen und Workshops unterstützen wir
unsere Mitgliedsunternehmen bei ihren Maßnahmen
zur Gesundheitsförderung. Sehr gut angenommen
werden etwa unsere bayernweiten Workshops zu
praktischen Fragen des Betrieblichen
Eingliederungsmanagements (kurz BEM).
Im Rahmen dieses Projekts haben wir einen
Praxisleitfaden „Betriebliches
Gesundheitsmanagement“ veröffentlicht, der die
bayerischen Metall- und Elektrobetriebe bei den
ersten Gehversuchen hin zu einer effektiven
betrieblichen Gesundheitsförderung unterstützt und
begleitet.
Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf das
Thema „Psychische Gesundheit“.
Bereits im 2013 haben wir uns des Themas mit einem
umfangreichen Servicepaket angenommen. Es
besteht aus drei Säulen:
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1. Wissenschaft
2. Beratung und
3. Weiterbildung
Zu erstens - Wissenschaft.
Mittelpunkt der Säule „wissenschaftliche Forschung“
ist die von uns beim Max-Planck-Instituts in Auftrag
gegebene Studie zum Thema „Psychische
Gesundheit und Arbeitswelt“, die wir vor einem Monat
vorgestellt haben.
Knapp zusammengefasst lauten die wichtigsten
Kernergebnisse der Studie:
- Arbeit ist kein besonderer Risikofaktor für
psychische Erkrankungen.
- Psychische Erkrankungen haben überwiegend
personenbezogene, biografische Ursachen – etwa
traumatische Erfahrungen in Kindheit und Jugend
oder Temperamentfaktoren.
Zu zweitens - Beratung.
Der anonyme telefonische Beratungsservice für die
Beschäftigten der Mitgliedsunternehmen ist ein
Kernbestandteil des Projekts. Das Angebot richtet
sich sowohl an Mitarbeiter als auch an
Führungskräfte. Ein Expertenteam aus
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Arbeitspsychologen berät präventiv und hilft in AkutSituationen. Seit September 2013 wurden über 400
Beratungsgespräche geführt.
Zu drittens - Weiterbildung.
Zur Steigerung der arbeitspsychologischen
Kompetenz in Unternehmen bieten bayme vbm
Workshops und Inhouse Trainings für
Geschäftsführer, Führungskräfte,
Personalverantwortliche und Betriebsärzte an.
Ein weiteres bayme vbm Serviceprojekt stellt die
Herausforderungen der Unternehmen durch alternde
Belegschaften in den Mittelpunkt. Es heißt:
„Demografie(me)“ Dabei unterstützen wir die
Unternehmen bei der Entwicklung einer
demografiefesten Personalpolitik mit Tools,
Weiterbildungsangeboten sowie persönlicher
Beratung und Trainings
Schluss
Meine Damen und Herren,
Sie sehen: Mit allem, was bayme vbm tun, wollen wir
unseren Mitgliedsbetrieben einen Mehrwert bieten.
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Dieses Ziel verfolgen wir auch mit dem heutigen
Gesundheitskongress zum Thema „Sucht im Betrieb“.
Bei der Konzeption haben wir stark darauf geachtet,
die Praxisnähe so weit wie möglich in den
Vordergrund zu stellen.
Ich wünsche Ihnen einen interessanten und
gewinnbringenden Tag!
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